Gemischte Logen in Österreich: Unterschied zwischen den Versionen
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Gründung 1960, zuerst als gemeinsame Obödienz mit den Logen der 'Humanitas', später Spaltung und Umbenennung, um die prononciert esoterische Ausrichtung zu betonen. | Gründung 1960, zuerst als gemeinsame Obödienz mit den Logen der 'Humanitas', später Spaltung und Umbenennung, um die prononciert esoterische Ausrichtung zu betonen. | ||
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Version vom 25. September 2014, 12:44 Uhr
Neben der englisch orientierten ('regulären') 'Großloge von Österreich' mit ihren 3.300 Mitgliedern (2013; nur Männer) arbeiten in Österreich noch fünf gemischte Obödienzen für Männer und Frauen (Co-Freimaurerei). Zusammen haben diese ungefähr 800 Mitglieder (2014). Davon entfällt die Hälfte auf den französisch orientierten 'Droit Humain', dessen Mitglieder größtenteils weiblich sind. Eine feminine Großloge gibt es in Österreich nicht. Von Rudi Rabe aus Wien
Inhaltsverzeichnis
Le Droit Humain Austria
In Österreich arbeitet diese aus Frankreich stammende, traditionsreiche masonische Richtung seit 1922: Droit Humain. Bei der Gründung in Wien standen die Niederländer Pate. Freimaurerinnen! Das war damals so ungewöhnlich, dass die 'Wiener Freimaurerzeitung' ein Jahr brauchte, bis sie es zur Kenntnis nahm: „Eine Loge mixte in Wien: Wie wir erfahren, arbeitet in Wien eine Bauhütte des Freimaurerordens ‚Droit Humain‘, dem bekanntlich auch zahlreiche F r a u e n angehören.“ (gesperrt im Original)
Beim Hitlereinmarsch 1938 waren es dann schon zwei Logen: Sie wurden von den eigenen Mitgliedern sofort stillgelegt. Noch bevor die Gestapo ihre Dokumente und Einrichtungsgegenstände beschlagnahmen konnte, hatten die Schwestern und Brüder des Wiener 'Droit Humain' alles verschwinden lassen. Aber leider ging dadurch auch für die Nachwelt alles verloren.
Nach der Nazi-Herrschaft Wiedererrichtung Mitte der fünfziger Jahre mit einer Loge: zuerst wieder als Teil der niederländischen Föderation. Ab den Achtzigern wurden dann weitere Logen und 1991 schließlich eine österreichische Jurisdiktion gegründet.
Derzeit (2014): 22 Logen, davon 15 in Wien und 7 in den Landeshauptstädten Graz, Klagenfurt, Linz, Salzburg und Innsbruck. Schottischer Ritus. Neben diesen dreigradigen Logen gibt es auch mehrere höhergradige Kapitel, in der weiteren Folge bis zum 33 Grad. Mitglieder: über 400, die große Mehrheit weiblich. Mehr als die Hälfte der 22 Logen besteht nur aus Frauen.
Im internationalen 'Droit Humain' spielen die Österreicherinnen eine durchaus erhebliche Rolle: Zwar zählen die Franzosen und auch die Belgier viel mehr Mitglieder, doch ist Österreich dann schon die Nummer Drei. Und auch unter den österreichischen Obödienzen ist der 'Droit Humain' nach der 'Großloge von Österreich' die Nummer Zwei: zwar mit großem Abstand aber dann wieder mit einem größeren Abstand zu den anderen Lehrarten.
Droit Humain Österreich
Großloge Humanitas Austria
1959 trennten sich einige Mitlieder vom ‚Droit Humain‘ und gründeten ein Jahr später mit Hilfe des deutschen (gemischten) Ordens Humanitas eine unabhängige Loge. Weitere Logengründungen folgten, und schon 1961 bildeten sie die Obödienz 'Humanitas Austria'. Die weitere Entwicklung ist gekennzeichnet von Spaltungen und Vereinigungen bis sich Ende der achtziger Jahre die heutige 'Großloge Humanitas Austria' stabilisierte.
Derzeit (2014): 3 Logen, alle in Wien; 50 Mitglieder, zwei Drittel weiblich. Schottischer Ritus.
Großloge Humanitas Österreich
Universaler Freimaurerorden ‚Hermetica‘
Gründung 1960, zuerst als gemeinsame Obödienz mit den Logen der 'Humanitas', später Spaltung und Umbenennung, um die prononciert esoterische Ausrichtung zu betonen.
Derzeit (2014): 2 Logen, ungefähr 50 Mitglieder, davon ein Drittel weiblich. Ritual: drei blaue Grade im schottischen Ritus.
Freimaurerorden Hermetica Österreich
Großorient von Österreich
Der Ursprung dieser Großloge liegt in einer Abspaltung von der ‚Großloge von Österreich‘ (GLvÖ) zu Beginn der 1950iger Jahre. Damals warb die GLvÖ um die Anerkennung durch die englische ‚United Grandlodge‘ (UGLE), was diese jedoch an die bekannten Bedingungen knüpfte, zum Beispiel keine Frauen aufzunehmen: Basic Principles. Damit war in der GLvÖ eine Minderheit nicht einverstanden. Diese stieg aus und wählte einen anderen masonischen Weg, der sich nach einigem Auf und Ab in den achtziger Jahren zur Bildung des 'Großorients von Österreich' (GOÖ) stabilisierte.
Derzeit (2014): acht Logen, davon sieben in Wien und eine in Sofia; 170 Mitglieder. Obwohl von den acht Logen laut deren Statut zwei reine Männerlogen (mit Besuchsrecht für Frauen) sind, ist die Geschlechterproportion insgesamt ausgeglichen und stabil. Der österreichische Großorient ist in Sachen Ritual pluralistisch: Schröder+Schottisch+Französisch. Eine Loge arbeitet in französischer Sprache.
Großorient Österreich
Liberale Großloge von Österreich
Diese entstand 2007 als Gründung von drei Logen, die aus dem Großorient von Österreich ausgetreten waren.
Derzeit (2014): 5 Logen, 110 Mitglieder, ein Drittel sind Frauen. Ritual: Schröder.
Liberale Großloge Österreich
Nur der 'Droit Humain' arbeitet auch in den Bundesländern, die anderen vier Großlogen ausschließlich in Wien (abgesehen von dem Sonderfall der GOÖ-Loge in Sofia).
Bei der 'Humanitas' und der 'Hermetica' ist der Mitgliederstand im letzten Jahrzehnt (vor 2014) ziemlich gleich geblieben. Kontinuierlich gestiegen ist er hingegen bei der 'Liberalen Großloge' (von 80 auf 110) und noch stärker beim 'Großorient' (von 100 auf 170).
Unter den Bewerbern (Freimaurersprache: Suchende) sind mehr Frauen als Männer, was logisch erscheint, weil die dominierende 'Großloge von Österreich' keine Frauen aufnimmt. Obwohl der 'Droit Humain' nach seiner Konstitution eine gemischte Obödienz ist, wird er in der "masonischen Öffentlichkeit" wegen seiner sehr niedrigen Männerquote als Frauengroßloge wahrgenommen. Die anderen vier Großlogen werden auch von außen als Co-Freimaurerei gesehen.
Frauenlogen, Gemischte Logen und 'Regularität':
England relativiert
Gemischte Logen und reine Frauenlogen entsprechen nicht den Regularitätsvorschriften der 'Großloge von Österreich' (GLvÖ), die diese Anfang der fünfziger Jahre durch die Akzeptanz der Basic Principles der 'United Grandlodge of England' (UGLE) als Preis für ihre Anerkennung übernommen hat. Dort wird klar gestellt, dass reguläre Freimaurerlogen nur Männer aufnehmen können.
Allerdings gab die UGLE 1999 eine Erklärung heraus, in der die Basic Principles, soweit es die Frauenlogen betrifft, im außerrituellen Bereich relativiert werden.
Hier eine Übersetzung der wichtigsten Passage: "In England und in Wales gibt es zumindest zwei Frauengroßlogen. Außer daß diese Frauen aufnehmen, sind sie, so weit das festgestellt werden kann, in ihrer Ausübung regulär. Es gibt auch eine Großloge, die Männer und Frauen aufnimmt. Diese Großlogen werden von der ‚United Grandlodge‘ (UGLE) nicht anerkannt; es finden keine gegenseitigen Besuche statt. Jedoch gibt es mit den Frauengroßlogen gelegentlich informelle Gespräch über Angelegenheiten von beiderseitigem Interesse. Wenn Brüder von Nichtmaurern darauf angesprochen werden, können sie also klarstellen, daß sich die Freimaurerei nicht auf Männer beschränkt, und das obwohl die UGLE selbst keine Frauen aufnimmt."
Originaltext hier auf der Website einer der beiden im UGLE-Text erwähnten Frauen-Großlogen:
The Honourable Fraternity of Ancient Freemasons: A Women's Masonic Fraternity)
Um ganz sicher zu gehen, habe ich im Mai 2012 die Pressechefin der UGLE, Susan Henderson, um eine authentische Interpretation ersucht. Ihre Antwort ist noch klarer als der zitierte UGLE-Text:
"Die Vereinigte Großloge von England ist … für Männer. Es gibt (in England) aber auch zwei wichtige Freimaurerorganisationen für Frauen: ‚The Honorable Fraternity of Ancient Freemasons‘ http://www.hfaf.org/ und ‚The Order of Women Freemasons‘ http://www.owf.org.uk/. Diese Organisationen praktizieren reguläre Freimaurerei. Sie verwenden dieselben Ritualbücher und praktizieren die Freimaurerei in der gleichen Weise wie die Mitgliedslogen der Vereinigten Großloge von England."
Und dann: "Um anerkannt zu werden, muss eine Loge reguläre Freimaurerei praktizieren, aber das ist nicht die einzige Voraussetzung. Anerkennung bedeutet auch, daß gegenseitige Logenbesuche möglich sein müssen. Aber weder die UGLE noch die beiden Frauengroßlogen wollen gemischte Logenarbeiten. Es gibt Aktivitäten, die manche Menschen lieber in einer ‚Single-sex‘-Umgebung praktizieren, ohne den Druck und die Ablenkungen, die in gemischten Gruppen auftreten können. Das gilt für viele sportliche Tätigkeiten: Männer und Frauen spielen Hockey, aber nicht zusammen. Und es gilt für spirituelle Räume: siehe die Nonnen und die Mönche."
Interessant: gar keine "Frauenklausel" mehr. Aber was ist mit den gemischten Logen? Wenn diese so wie die Frauenlogen alle Bedingungen der Regulärität erfüllen? Hier Susan Hendersons ebenso knappe wie klare Antwort:
“Es tut mir leid, nicht weiter ins Detail gehen zu können. Es gab für die UGLE keinen Grund, sich damit zu beschäftigen, daher kann ich ihnen keinen UGLE-Standpunkt mitteilen.”
Fazit der UGLE-Position: Reine Frauenlogen können regulär sein; es gibt aber keine wechselseitige Anerkennung. Für gemischte Logen hat die UGLE nur einen Nicht-Standpunkt (2012).
Sehr zeitgemäß auch die Haltung der Schweizerischen Großloge Alpina: Die 'Alpina' zur Frauenfreimaurerei
Dazu weitere Details in den Kapiteln Gemischte Logen und Frauen.