Goethe - Logengedichte: Unterschied zwischen den Versionen

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==Logengedichte==
 
==Logengedichte==
Johann Wolfgan von Goethe
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Johann Wolfgang von Goethe
  
 
===Symbolum===
 
===Symbolum===
  
<poem>Des Maurers Wandeln,
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Des Maurers Wandeln,<br>
Es gleicht dem Leben,
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Es gleicht dem Leben,<br>
Und sein Bestreben,
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Und sein Bestreben,<br>
Es gleicht dem Handeln
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Es gleicht dem Handeln<br>
 
Der Menschen auf Erden.
 
Der Menschen auf Erden.
  
Die Zukunft decket
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Die Zukunft decket<br>
Schmerzen und Glücke
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Schmerzen und Glücke<br>
Schrittweis dem Blicke;
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Schrittweis dem Blicke;<br>
Doch ungeschrecket
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Doch ungeschrecket<br>
 
Dringen wir vorwärts.
 
Dringen wir vorwärts.
  
Und schwer und ferne
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Und schwer und ferne<br>
Hängt eine Hülle,
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Hängt eine Hülle,<br>
Mit Ehrfurcht, stille
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Mit Ehrfurcht, stille<br>
Ruhn oben die Sterne
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Ruhn oben die Sterne<br>
 
Und unten die Gräber.
 
Und unten die Gräber.
  
Betracht' sie genauer
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Betracht' sie genauer<br>
Und siehe, so melden
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Und siehe, so melden<br>
Im Busen der Helden
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Im Busen der Helden<br>
Sich wandelnde Schauer
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Sich wandelnde Schauer<br>
 
Und ernste Gefühle.
 
Und ernste Gefühle.
  
Doch rufen von drüben
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Doch rufen von drüben<br>
Die Stimmen der Geister,
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Die Stimmen der Geister,<br>
Die Stimmen der Meister:
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Die Stimmen der Meister:<br>
Versäumt nicht zu üben
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Versäumt nicht zu üben<br>
 
Die Kräfte des Guten!
 
Die Kräfte des Guten!
  
Hier winden sich Kronen
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Hier winden sich Kronen<br>
In ewiger Stille,
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In ewiger Stille,<br>
Die sollen mit Fülle
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Die sollen mit Fülle<br>
Die Tätigen lohnen!
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Die Tätigen lohnen!<br>
Wir heißen euch hoffen.</poem>
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Wir heißen euch hoffen.
 
 
  
 
===Verschwiegenheit===
 
===Verschwiegenheit===
  
<poem>Wenn die Liebste zum Erwidern
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Wenn die Liebste zum Erwidern<br>
Blick auf Liebesblicke beut,
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Blick auf Liebesblicke beut,<br>
Singt ein Dichter gern in Liedern,
+
Singt ein Dichter gern in Liedern,<br>
Wie ein solches Glück erfreut!
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Wie ein solches Glück erfreut!<br>
Aber Schweigen bringet Fülle
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Aber Schweigen bringet Fülle<br>
Reicheren Vertauens zurück;
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Reicheren Vertauens zurück;<br>
Leise, leise! Stille, stille!
+
Leise, leise! Stille, stille!<br>
 
Das ist erst das wahre Glück.
 
Das ist erst das wahre Glück.
  
Wenn den Krieger wild Getöse,
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Wenn den Krieger wild Getöse,<br>
Tromm'l und Pauken aufgeregt,
+
Tromm'l und Pauken aufgeregt,<br>
Er den Feind in aller Blöße
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Er den Feind in aller Blöße<br>
Schmetternd über Länder schlägt,
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Schmetternd über Länder schlägt,<br>
Nimmt er wegen Siegsverheerung
+
Nimmt er wegen Siegsverheerung<br>
Gern den Ruhm, den lauten, an,
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Gern den Ruhm, den lauten, an,<br>
Wenn verheimlichte Verehrung
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Wenn verheimlichte Verehrung<br>
 
Seiner Wohltat wohlgetan.
 
Seiner Wohltat wohlgetan.
  
Heil uns! Wir verbundne Brüder
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Heil uns! Wir verbundne Brüder<br>
Wissen doch, was keiner weiß;
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Wissen doch, was keiner weiß;<br>
Ja, sogar bekannte Lieder
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Ja, sogar bekannte Lieder<br>
Hüllen sich in unsern Kreis.
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Hüllen sich in unsern Kreis.<br>
Niemand soll und wird es schauen,
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Niemand soll und wird es schauen,<br>
Was einander wir vertraut;
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Was einander wir vertraut;<br>
Denn auf Schweigen und Vertrauen
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Denn auf Schweigen und Vertrauen<br>
Ist der Tempel aufgebaut.</poem>
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Ist der Tempel aufgebaut.
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===Gegentoast der Schwestern===
 
===Gegentoast der Schwestern===
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dem Stiftungs- und Amalienfeste.
 
dem Stiftungs- und Amalienfeste.
  
<poem>Unser Dank, und wenn auch trutzig,
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Unser Dank, und wenn auch trutzig,<br/>
Grüßend alle lieben Gäste,
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Grüßend alle lieben Gäste,<br/>
Mache keinen Frohen stutzig;
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Mache keinen Frohen stutzig;<br/>
 
Denn wir feiern eure Feste.
 
Denn wir feiern eure Feste.
  
Sollten aber wir, die Frauen,
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Sollten aber wir, die Frauen,<br/>
Dankbar solche Brüder preisen,
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Dankbar solche Brüder preisen,<br/>
Die, ins Innere zu schauen,
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Die, ins Innere zu schauen,<br/>
 
Immer uns zur Seite weisen?
 
Immer uns zur Seite weisen?
  
Doch Amalien, der hehren,
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Doch Amalien, der hehren,<br/>
Die auch euch verklärt erscheinet,
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Die auch euch verklärt erscheinet,<br/>
Sprechend, singend ihr zu Ehren
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Sprechend, singend ihr zu Ehren<br/>
 
Sind wir doch mit euch vereinet.
 
Sind wir doch mit euch vereinet.
  
Und indem wir eure Lieder
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Und indem wir eure Lieder<br/>
Denken keineswegs zu stören,
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Denken keineswegs zu stören,<br/>
Fragen alle sich die Brüder,
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Fragen alle sich die Brüder,<br/>
Was sie ohne Schwestern wären.</poem>
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Was sie ohne Schwestern wären.
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===Trauerloge===
 
===Trauerloge===
  
<poem>An dem öden Strand des Lebens,
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An dem öden Strand des Lebens,<br/>
Wo sich Dün' auf Düne häuft,
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Wo sich Dün' auf Düne häuft,<br/>
Wo der Sturm im Finstern träuft,
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Wo der Sturm im Finstern träuft,<br/>
Setze dir ein Ziel des Strebens!
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Setze dir ein Ziel des Strebens!<br/>
Unter schon verloschnen Siegeln
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Unter schon verloschnen Siegeln<br/>
Tausend Väter hingestreckt,
+
Tausend Väter hingestreckt,<br/>
Ach! Von neuen, frischen Hügeln
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Ach! Von neuen, frischen Hügeln<br/>
 
Freund an Freunden überdeckt.
 
Freund an Freunden überdeckt.
  
Hast du so dich abgefunden,
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Hast du so dich abgefunden,<br/>
Werde Nacht und Äther klar,
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Werde Nacht und Äther klar,<br/>
Und der ew'gen Sterne Schar
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Und der ew'gen Sterne Schar<br/>
Deute dir belebte Stunden,
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Deute dir belebte Stunden,<br/>
Wo du hier mit Ungetrübten,
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Wo du hier mit Ungetrübten,<br/>
Treulich wirkend, gern verweilst
+
Treulich wirkend, gern verweilst<br/>
Und auch treulich den geliebten
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Und auch treulich den geliebten<br/>
Ewigen entgegen eilst.</poem>
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Ewigen entgegen eilst.
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===Dank des Sängers===
 
===Dank des Sängers===
  
<poem>Von Sängern hat man viel erzählt,
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Von Sängern hat man viel erzählt,<br/>
Die in ein Schloss gekommen,
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Die in ein Schloss gekommen,<br/>
Wo nichts ermangelt, nichts gefehlt,
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Wo nichts ermangelt, nichts gefehlt,<br/>
Sie haben Platz genommen.
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Sie haben Platz genommen.<br/>
Doch war wo, irgendwo ein Platz,
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Doch war wo, irgendwo ein Platz,<br/>
Vergleichbar diesem Brüderschatz,
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Vergleichbar diesem Brüderschatz,<br/>
 
Wo auch ich Platz genommen?
 
Wo auch ich Platz genommen?
  
Ihr fraget nicht, woher ich sei,
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Ihr fraget nicht, woher ich sei,<br/>
Wir alle sind von oben;
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Wir alle sind von oben;<br/>
Doch singend wird der Freie frei
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Doch singend wird der Freie frei<br/>
Und darf die Brüder loben.
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Und darf die Brüder loben.<br/>
Die Brust entlöse der Gesang!
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Die Brust entlöse der Gesang!<br/>
Was außen eng, was außen bang,
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Was außen eng, was außen bang,<br/>
 
Uns macht es nicht beklommen.
 
Uns macht es nicht beklommen.
  
So hab' ich euch denn schon den Dank,
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So hab' ich euch denn schon den Dank,<br/>
Den ich gedacht, erwiesen
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Den ich gedacht, erwiesen<br/>
Und euch mit Tönen rein und schlank
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Und euch mit Tönen rein und schlank<br/>
Als Würdige gepriesen.
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Als Würdige gepriesen.<br/>
Was bleibet übrig als der Schall,
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Was bleibet übrig als der Schall,<br/>
Den wir so gerne hören,
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Den wir so gerne hören,<br/>
Wenn überall, allüberall
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Wenn überall, allüberall<br/>
Im stillen wir uns vermehren.</poem>
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Im stillen wir uns vermehren.
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===Zur Logenfeier des 3. Septembers 1825===
 
===Zur Logenfeier des 3. Septembers 1825===
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====Einleitung====
 
====Einleitung====
  
<poem>Einmal nur in unserm Leben,
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Einmal nur in unserm Leben,<br/>
Was auch sonst begegnen mag,
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Was auch sonst begegnen mag,<br/>
Ist das höchste Glück gegeben,
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Ist das höchste Glück gegeben,<br/>
 
Einmal feiert solchen Tag!
 
Einmal feiert solchen Tag!
  
Einen Tag, der froh erglänzend,
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Einen Tag, der froh erglänzend,<br/>
Bunten Schmucks der Nacht entsteigt,
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Bunten Schmucks der Nacht entsteigt,<br/>
Sich gesellig nun bekränzend
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Sich gesellig nun bekränzend<br/>
 
Segenvoll zum Berge neigt.
 
Segenvoll zum Berge neigt.
  
Darum öffnet eure Pforten,
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Darum öffnet eure Pforten,<br/>
Lasst Vertrauteste herein;
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Lasst Vertrauteste herein;<br/>
Heute soll an allen Orten
+
Heute soll an allen Orten<br/>
Liebe nah der Liebe sein!</poem>
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Liebe nah der Liebe sein!
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====Zwischengesang====
 
====Zwischengesang====
  
<poem>Lasst fahren hin das Allzuflüchtige!
+
Lasst fahren hin das Allzuflüchtige!<br/>
Ihr sucht bei ihm vergebens Rat;
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Ihr sucht bei ihm vergebens Rat;<br/>
In dem Vergangnen lebt das Tüchtige,
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In dem Vergangnen lebt das Tüchtige,<br/>
 
Verewigt sich in schöner Tat.
 
Verewigt sich in schöner Tat.
  
Und so gewinnt sich das Lebendige
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Und so gewinnt sich das Lebendige<br/>
Durch Folg' aus Folge neue Kraft;
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Durch Folg' aus Folge neue Kraft;<br/>
Denn die Gesinnung, die beständige,
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Denn die Gesinnung, die beständige,<br/>
 
Sie macht allein den Menschen dauerhaft.
 
Sie macht allein den Menschen dauerhaft.
  
So löst sich jene große Frage
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So löst sich jene große Frage<br/>
Nach unserm zweiten Vaterland;
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Nach unserm zweiten Vaterland;<br/>
Denn das Beständige der ird'schen Tage
+
Denn das Beständige der ird'schen Tage<br/>
Verbürgt uns ewigen Bestand.</poem>
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Verbürgt uns ewigen Bestand.
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====Schlussgesang====
 
====Schlussgesang====
  
<poem>Nun auf und lasst verlauten,
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Nun auf und lasst verlauten,<br/>
Ihr brüderlich Vertrauten,
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Ihr brüderlich Vertrauten,<br/>
Wie ihr geheim verehret,
+
Wie ihr geheim verehret,<br/>
Nach außen sei's gekehret!
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Nach außen sei's gekehret!<br/>
Nicht mehr in Sälen
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Nicht mehr in Sälen<br/>
 
Verhalle der Sang.
 
Verhalle der Sang.
  
Und jubelnd übermaßen
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Und jubelnd übermaßen<br/>
Durchziehet neue Straßen!
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Durchziehet neue Straßen!<br/>
Wo wir ins Leere schauten,
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Wo wir ins Leere schauten,<br/>
Erscheinen edle Bauten,
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Erscheinen edle Bauten,<br/>
Und Kranz an Kränzen
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Und Kranz an Kränzen<br/>
 
Die Reihen entlang.
 
Die Reihen entlang.
  
So äußeres Gebäude
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So äußeres Gebäude<br/>
Verkündet innre Freude;
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Verkündet innre Freude;<br/>
Der Schule Raum erheitert,
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Der Schule Raum erheitert,<br/>
Zu lichtem Saal erweitert;
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Zu lichtem Saal erweitert;<br/>
Die Kinder scheuen
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Die Kinder scheuen<br/>
 
Nicht Moder noch Zwang.
 
Nicht Moder noch Zwang.
  
Nun in die lust'gen Räume!
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Wer pflanzte diese Bäume,
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Wer pflanzte diese Bäume,<br/>
Ihr kinderfrohen Gatten?
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Ihr kinderfrohen Gatten?<br/>
Er pflegte diese Schatten,
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Er pflegte diese Schatten,<br/>
Und Wälder umgrünen
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Und Wälder umgrünen<br/>
 
Die Hügel entlang.
 
Die Hügel entlang.
  
Die Plage zu vergessen,
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Die Plage zu vergessen,<br/>
Das Gute zu ermessen,
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Das Gute zu ermessen,<br/>
So aufgeregt als treulich,
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So aufgeregt als treulich,<br/>
So treusam wie erfreulich,
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So treusam wie erfreulich,<br/>
Stimmet zusammen
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Stimmet zusammen<br/>
 
In herzlichem Sang!
 
In herzlichem Sang!
  
Wie viel Er ausgespendet,
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Wie viel Er ausgespendet,<br/>
Auch weit und breit vollendet,
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Auch weit und breit vollendet,<br/>
Die Unzahl sich verbündet,
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Die Unzahl sich verbündet,<br/>
Unsäglich Glück gegründet,
+
Unsäglich Glück gegründet,<br/>
Das wiederholet
+
Das wiederholet<br/>
Das Leben entlang!</poem>
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Das Leben entlang!
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 +
 
 +
==Siehe auch==
 +
 
 +
*[[Goethes Hochzeitsgedicht]]
  
 
==Links==
 
==Links==

Aktuelle Version vom 11. Mai 2015, 14:07 Uhr

Logengedichte

Johann Wolfgang von Goethe

Symbolum

Des Maurers Wandeln,
Es gleicht dem Leben,
Und sein Bestreben,
Es gleicht dem Handeln
Der Menschen auf Erden.

Die Zukunft decket
Schmerzen und Glücke
Schrittweis dem Blicke;
Doch ungeschrecket
Dringen wir vorwärts.

Und schwer und ferne
Hängt eine Hülle,
Mit Ehrfurcht, stille
Ruhn oben die Sterne
Und unten die Gräber.

Betracht' sie genauer
Und siehe, so melden
Im Busen der Helden
Sich wandelnde Schauer
Und ernste Gefühle.

Doch rufen von drüben
Die Stimmen der Geister,
Die Stimmen der Meister:
Versäumt nicht zu üben
Die Kräfte des Guten!

Hier winden sich Kronen
In ewiger Stille,
Die sollen mit Fülle
Die Tätigen lohnen!
Wir heißen euch hoffen.

Verschwiegenheit

Wenn die Liebste zum Erwidern
Blick auf Liebesblicke beut,
Singt ein Dichter gern in Liedern,
Wie ein solches Glück erfreut!
Aber Schweigen bringet Fülle
Reicheren Vertauens zurück;
Leise, leise! Stille, stille!
Das ist erst das wahre Glück.

Wenn den Krieger wild Getöse,
Tromm'l und Pauken aufgeregt,
Er den Feind in aller Blöße
Schmetternd über Länder schlägt,
Nimmt er wegen Siegsverheerung
Gern den Ruhm, den lauten, an,
Wenn verheimlichte Verehrung
Seiner Wohltat wohlgetan.

Heil uns! Wir verbundne Brüder
Wissen doch, was keiner weiß;
Ja, sogar bekannte Lieder
Hüllen sich in unsern Kreis.
Niemand soll und wird es schauen,
Was einander wir vertraut;
Denn auf Schweigen und Vertrauen
Ist der Tempel aufgebaut.


Gegentoast der Schwestern

Zum 24. Oktober 1820

dem Stiftungs- und Amalienfeste.

Unser Dank, und wenn auch trutzig,
Grüßend alle lieben Gäste,
Mache keinen Frohen stutzig;
Denn wir feiern eure Feste.

Sollten aber wir, die Frauen,
Dankbar solche Brüder preisen,
Die, ins Innere zu schauen,
Immer uns zur Seite weisen?

Doch Amalien, der hehren,
Die auch euch verklärt erscheinet,
Sprechend, singend ihr zu Ehren
Sind wir doch mit euch vereinet.

Und indem wir eure Lieder
Denken keineswegs zu stören,
Fragen alle sich die Brüder,
Was sie ohne Schwestern wären.


Trauerloge

An dem öden Strand des Lebens,
Wo sich Dün' auf Düne häuft,
Wo der Sturm im Finstern träuft,
Setze dir ein Ziel des Strebens!
Unter schon verloschnen Siegeln
Tausend Väter hingestreckt,
Ach! Von neuen, frischen Hügeln
Freund an Freunden überdeckt.

Hast du so dich abgefunden,
Werde Nacht und Äther klar,
Und der ew'gen Sterne Schar
Deute dir belebte Stunden,
Wo du hier mit Ungetrübten,
Treulich wirkend, gern verweilst
Und auch treulich den geliebten
Ewigen entgegen eilst.


Dank des Sängers

Von Sängern hat man viel erzählt,
Die in ein Schloss gekommen,
Wo nichts ermangelt, nichts gefehlt,
Sie haben Platz genommen.
Doch war wo, irgendwo ein Platz,
Vergleichbar diesem Brüderschatz,
Wo auch ich Platz genommen?

Ihr fraget nicht, woher ich sei,
Wir alle sind von oben;
Doch singend wird der Freie frei
Und darf die Brüder loben.
Die Brust entlöse der Gesang!
Was außen eng, was außen bang,
Uns macht es nicht beklommen.

So hab' ich euch denn schon den Dank,
Den ich gedacht, erwiesen
Und euch mit Tönen rein und schlank
Als Würdige gepriesen.
Was bleibet übrig als der Schall,
Den wir so gerne hören,
Wenn überall, allüberall
Im stillen wir uns vermehren.


Zur Logenfeier des 3. Septembers 1825

Einleitung

Einmal nur in unserm Leben,
Was auch sonst begegnen mag,
Ist das höchste Glück gegeben,
Einmal feiert solchen Tag!

Einen Tag, der froh erglänzend,
Bunten Schmucks der Nacht entsteigt,
Sich gesellig nun bekränzend
Segenvoll zum Berge neigt.

Darum öffnet eure Pforten,
Lasst Vertrauteste herein;
Heute soll an allen Orten
Liebe nah der Liebe sein!


Zwischengesang

Lasst fahren hin das Allzuflüchtige!
Ihr sucht bei ihm vergebens Rat;
In dem Vergangnen lebt das Tüchtige,
Verewigt sich in schöner Tat.

Und so gewinnt sich das Lebendige
Durch Folg' aus Folge neue Kraft;
Denn die Gesinnung, die beständige,
Sie macht allein den Menschen dauerhaft.

So löst sich jene große Frage
Nach unserm zweiten Vaterland;
Denn das Beständige der ird'schen Tage
Verbürgt uns ewigen Bestand.


Schlussgesang

Nun auf und lasst verlauten,
Ihr brüderlich Vertrauten,
Wie ihr geheim verehret,
Nach außen sei's gekehret!
Nicht mehr in Sälen
Verhalle der Sang.

Und jubelnd übermaßen
Durchziehet neue Straßen!
Wo wir ins Leere schauten,
Erscheinen edle Bauten,
Und Kranz an Kränzen
Die Reihen entlang.

So äußeres Gebäude
Verkündet innre Freude;
Der Schule Raum erheitert,
Zu lichtem Saal erweitert;
Die Kinder scheuen
Nicht Moder noch Zwang.

Nun in die lust'gen Räume!
Wer pflanzte diese Bäume,
Ihr kinderfrohen Gatten?
Er pflegte diese Schatten,
Und Wälder umgrünen
Die Hügel entlang.

Die Plage zu vergessen,
Das Gute zu ermessen,
So aufgeregt als treulich,
So treusam wie erfreulich,
Stimmet zusammen
In herzlichem Sang!

Wie viel Er ausgespendet,
Auch weit und breit vollendet,
Die Unzahl sich verbündet,
Unsäglich Glück gegründet,
Das wiederholet
Das Leben entlang!


Siehe auch

Links