Torgauer Steinmetzordnung: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Kategorie:Geschichte]]

Version vom 5. März 2010, 12:27 Uhr

Ein wandernder Geselle kommt auf eine Hütte

Bearbeitung: Roland Müller


Aus der Torgauer Steinmetzordnung von 1462

Nach einer Abschrift von 1486 in der Hüttenlade zu Rochlitz:



„Art. 105. Wenn ein geselle wandert, so sol er von dem meister in freundschaft und nicht im feindschafft von Im schiede wo er kumpt auff ein ander Hütten.


Art. 106. Kompt ein wander gesell Ee man ruhe anschlecht, der verdinet das tag lon. Ein Itzlich wander gesell, wen man Ime das geschenke auff saget, so sol er umbher gehen von einem zu dem andern und sol In der verdanken.


Art. 107. Das ist ein Gruss, wie ein Itzlicher geselle grüssen soll, wenn er von ersten zu der Hütte eingehet, so soll er also sprechen

Gott grüsse euch, Gott weyse euch, gott lone euch, euch Oebermeister erwiderung, Pallirer und euch hübschen gesellen, so sol In der meister oder pallirer danken, das er sieht, welcher der oberst ist in der Hütten.

Do soll der geselle an denselbigen anheben und sol sprechen, der Meister, und nennt In bey namen, der enpeut euch seinen werden gruss, so sol der geselle umbhergehn von einem zu dem andern, Itzlichen freuntlich zu grüssen alss er den obersten gegrüsset hat.

So sint Ime alle meister und pallirer und gesellen erberglichen schencken, wie die vorgeschriebene stücke von des grusses und geschenke wegen, nicht den sol man nicht vor gut halten, er sey den gebust umb ein pfundt wachs, XXIV dl.


Art. 108. Ein Itzlicher Geselle, wen er gedanket wil er förderung haben, so sol er den meister darumb bethen so sol In der meister fördern auff das nechste lohn und nit vertagen, auff das der geselle Zerunge verdinet, hette der meister nicht mehr den das er alein stunde, der meister erledig gan und anfordern.


Art. 109. Ein Itzlicher wandergesell soll bithen umb eine bücke, darnach umb ein stück steins, darauf darnach umb gezeugk, das sol man In williglichen leihen.


Art. 110. Ein Itzlicher Gesell soll die andern Gesellen alle bithen und kein sol es verhören, sie sollen alle helffen, Helffet mir auff oder In das euch Gott helffe, wen sie geholfen haben so soll er seinen Hut abethunn und soll In danken und sprechen, Gott danke dem meister und pallirer und den Erbarn gesellen.


Art. 111. Ob irgend einem gesellen was nott würde von Kranckheit wegen, das er nicht Zerunge hette, dieweyl er lage krank, so soll man Ime aus der Büchsen helfen, wirdt er gesundt, so soll er's wider legen.


Art. 112. Ob irgend ein geselle ausszüge von der Ordnung wegen das das Hantwerk antrete, dem soll man auch die Zerunge legen auss der Buchssen."


(aus Ferdinand Janner: Die Bauhütten des deutschen Mittelalters. 1876, S. 309-310;

ebenfalls in Otto Winkelmüller: Die deutschen Bauhütten. Ihre Ordnungen und die Freimaurerei. 1964, 67-68.)

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