Martinistenorden: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Etwa um die gleiche Zeit wurde auch ein parallellaufender Orden, der "Ordre cabalistique de la Rose Croix" gestiftet. Im Jahre 1890 verursachte der unter dem Pseudonym "Sar Meroda " wirkende bekannte Schriftsteller Josephin Peladan eine Spaltung im Lager der Martinisten, indem er mit einigen Freunden einen neuen Orden: "Ordre de la Rose Croix du Temple et du Graal, ou de la Rose Catholique" gründete. Dieser war stark von katholischen Schwärmereien durchsetzt. In einem seiner Bücher "Das nächste Konklave. Eine Belehrung für die Kardinäle" beschwor Peladan den Papst, in der Kirche das "erloschene Licht der Mysterien" wieder anzuzünden. | ||
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+ | Über den Ursprung des Martinistenorden (M:-:O:-) erzählte Papus, die Wiedererweckung des Ordens sei durch einen bescheidenen Okkultisten, Henri Delaage, erfolgt, der stets den Grundsätzen des Ordens: "Aufrechterhaltung der okkulten Tradition und Verteidigung der christlichen Ideen" treu geblieben war. Delaage habe wenigen treuen Freunden vom "Martinismus" erzählt, dessen Traditionen ihm von seinem von St. Martin selbst eingeweihten Großvater, de Chaptal, übermittelt worden seien. | ||
In den von Guaita verfaßten Ritualen spielt die Dreizahl eine große Rolle. Schon im ersten Martinistengrade kommen drei Säulen verschiedener Farbe vor, die durch ein großes Licht überragt werden. Diese Trias, in Verbindung mit der Vierzahl, wird in den weiteren Graden harmonisch weiterentwickelt. Dem Kandidaten wird in diesen die Geschichte des Falles und der Wiederaufrichtung des Menschen bekannt gegeben, während in dem höchsten Grade die Versöhnung der Schöpfung mit dem Schöpfer behandelt wird. Zu den Arbeiten werden stets auch Freimaurer, die mindestens den XVIII. Grad besitzen, als Besucher zugelassen. Der [[Profaner|Profane]], der Aufnahme in den Tempel begehrt, sieht sich dort maskierten Männern gegenüber, die stumm ihre Degen gegen seine Brust richten. Sie tragen altägyptischen Kopfschmuck. Der Kandidat wird hierauf in einen Stuhl gegenüber dem weißdrapierten Altar gesetzt. Auf diesem befinden sich brennende Kerzen, während auf drei Teppichen eine Sphinx, Masken, ein Dolch, ein mit einer Blume verzierter Totenschädel, magische Abbildungen gruppiert sind. Im Hintergrund des Saales der sechszackige flammende Stern und das "glänzende [[Pentagramm]] der Kabbalisten". Der Orden hat drei Grade: "Affiliierter", "Initiierter" und "Initiator" (auch Superieur Inconnu, S. I.). Jeder S. I. kann sich um die drei Grade des Rose-Croix-Ordens bewerben. | In den von Guaita verfaßten Ritualen spielt die Dreizahl eine große Rolle. Schon im ersten Martinistengrade kommen drei Säulen verschiedener Farbe vor, die durch ein großes Licht überragt werden. Diese Trias, in Verbindung mit der Vierzahl, wird in den weiteren Graden harmonisch weiterentwickelt. Dem Kandidaten wird in diesen die Geschichte des Falles und der Wiederaufrichtung des Menschen bekannt gegeben, während in dem höchsten Grade die Versöhnung der Schöpfung mit dem Schöpfer behandelt wird. Zu den Arbeiten werden stets auch Freimaurer, die mindestens den XVIII. Grad besitzen, als Besucher zugelassen. Der [[Profaner|Profane]], der Aufnahme in den Tempel begehrt, sieht sich dort maskierten Männern gegenüber, die stumm ihre Degen gegen seine Brust richten. Sie tragen altägyptischen Kopfschmuck. Der Kandidat wird hierauf in einen Stuhl gegenüber dem weißdrapierten Altar gesetzt. Auf diesem befinden sich brennende Kerzen, während auf drei Teppichen eine Sphinx, Masken, ein Dolch, ein mit einer Blume verzierter Totenschädel, magische Abbildungen gruppiert sind. Im Hintergrund des Saales der sechszackige flammende Stern und das "glänzende [[Pentagramm]] der Kabbalisten". Der Orden hat drei Grade: "Affiliierter", "Initiierter" und "Initiator" (auch Superieur Inconnu, S. I.). Jeder S. I. kann sich um die drei Grade des Rose-Croix-Ordens bewerben. | ||
− | Papus wünschte die Martinisten mit den | + | Papus wünschte die Martinisten mit den Freimaurern zu verquicken. Im Dezember 1906 verkündigte er, es bestünde im Martinistenorden eine Kommission, welche mit der Organisation einer Großloge des [[Emanuel Swedenborg|Swedenborg]]-Ritus "zwecks Bearbeitung der wahren Maurerei" betraut worden sei. Es wurde auch gesagt, die gewählte Kommission werde eine engere Verbindung zwischen der französischen (d. h. Papusschen) und der ausländischen Maurerei herstellen. Papus fand dann, daß mit der dreiköpfigen Cerneau-, Memphis- und Misraim Organisation ein noch besseres Geschäft gemacht werden kannte. Am 24. Juni 1908 fand unter dem Vorsitz des Scharlatans [[Theodor Reuß]] (s. d.) eine Sitzung des "Souveränen Sanctuariums" statt, in welchem Frankreich als unbesetztes Land erklärt und Papus und seinem Freund Teder (Detre) und drei weiteren Franzosen eine "Vollmacht" zur Gründung eines Großrates und Großorients der drei vereinigten Riten für Frankreich und seine Kolonien erteilt wurde. Nach dem Tode von Papus-Encausse ging die Führung des Martinistenordens in Frankreich auf J. Brieaud über. Dieser war der Nachfolger des "Patriarchen der Gnostischen Kirche", Valentinus II., im profanen Leben Julea Doinel, der, später reumütig in den Schoß der römischen Kirche zurückgekehrt, unter dem Pseudonym Jean Kostka sich gegen die gnostischen Systeme, den Martinismus und die Freimaurerei betätigte. |
− | Bricaud, früher katholischer Priester, kam seinerseits über die Freimaurerei zur gnostischen Kirche, die er unter dem Namen Johannes | + | Bricaud, früher katholischer Priester, kam seinerseits über die Freimaurerei zur gnostischen Kirche, die er unter dem Namen Johannes II. verwaltete. Nach der "Darstellung der modernen christlichen Religion" von Bricaud und L. S. Fugairon hatte die alte Kirche der Gnostiker 7 Grade: |
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Die ersten zwei Grade führen in den Vorhof, die nächsten zwei in den Tempel und der letzte Grad in das "Allerheiligste". Nach dem [I.] Weltkrieg erschienene Publikationen der gnostischen Kirche behaupten, diese stehe in engsten Beziehungen sowohl zum Orden der Martinisten wie auch zum Kabbalistischen Orden des Rosenkreuzes, einem "Spiritualistischen Freimaurerverband" und dem Cerneau-, Memphis- und Misraim-Orden. | Die ersten zwei Grade führen in den Vorhof, die nächsten zwei in den Tempel und der letzte Grad in das "Allerheiligste". Nach dem [I.] Weltkrieg erschienene Publikationen der gnostischen Kirche behaupten, diese stehe in engsten Beziehungen sowohl zum Orden der Martinisten wie auch zum Kabbalistischen Orden des Rosenkreuzes, einem "Spiritualistischen Freimaurerverband" und dem Cerneau-, Memphis- und Misraim-Orden. | ||
− | 1931 erschienen in Lyon "Constitution et Reglement General" des "Ordre Martiniste", herausgegeben vom Conseil de l'Ordre (Ordensrat). Diesen Satzungen zufolge ist der Martinistenorden der "unter den Auspizien unbekannter Oberer" wirkt, gnostischen Charakters. Seine drei Kampfziele sind: "Die Reintegration des menschlichen Wesens in seiner ursprünglichen Reinheit, die Annäherung des Menschen an Gott, die Vergeistigung der Menschheit." Der Orden erklärt, als Mitglieder nur Freimaurer des [[Meister]] | + | 1931 erschienen in Lyon "Constitution et Reglement General" des "Ordre Martiniste", herausgegeben vom Conseil de l'Ordre (Ordensrat). Diesen Satzungen zufolge ist der Martinistenorden der "unter den Auspizien unbekannter Oberer" wirkt, gnostischen Charakters. Seine drei Kampfziele sind: "Die Reintegration des menschlichen Wesens in seiner ursprünglichen Reinheit, die Annäherung des Menschen an Gott, die Vergeistigung der Menschheit." Der Orden erklärt, als Mitglieder nur Freimaurer des [[Meister|Meistergrades]] aufzunehmen. Beziehungen zu [[regulär|regulärenen]] freimaurerischen [[Obödienz|Obödienzen]] bestehen nicht. |
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Aktuelle Version vom 4. Januar 2018, 19:34 Uhr
Martinistenorden, Moderner
Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)
leitet sieh angeblich von dem Hochgradsystem des französischen Theosophen Marquis Louis Claude de St. Martin (s. d.) her. Die Abstammung von dem reformierten Martinismus des "Philosophe inconnu" des 18. Jahrhunderts ist aber nicht erweisbar. Der moderne Martinistenorden wurde vielmehr durch den okkultistischen Schriftsteller Marquis Stanislas de Guaita (Verfasser des Buches "Le Serpent de la Genese") etwa 1884 gegründet. Nach seinem 1887 erfolgten Tode ging die Leitung des Ordens auf Ch. Barlet über dessen Nachfolger bald darauf der Pariser Arzt Dr. Gérard Encausse wurde, der sich Papus (s. d.) nannte. 1891 erfolgte die Gründung des ersten Supreme Conseil des Martinistenordens in Paris. Der Orden bezeichnete sich als "Ordre des Silencieux Inconnus" (Ordre des S :-: I .:), wurde aber bekannter als "Ordre Martiniste" (in gegnerischen Schriften "Sechspunktebrüder").
Etwa um die gleiche Zeit wurde auch ein parallellaufender Orden, der "Ordre cabalistique de la Rose Croix" gestiftet. Im Jahre 1890 verursachte der unter dem Pseudonym "Sar Meroda " wirkende bekannte Schriftsteller Josephin Peladan eine Spaltung im Lager der Martinisten, indem er mit einigen Freunden einen neuen Orden: "Ordre de la Rose Croix du Temple et du Graal, ou de la Rose Catholique" gründete. Dieser war stark von katholischen Schwärmereien durchsetzt. In einem seiner Bücher "Das nächste Konklave. Eine Belehrung für die Kardinäle" beschwor Peladan den Papst, in der Kirche das "erloschene Licht der Mysterien" wieder anzuzünden.
Über den Ursprung des Martinistenorden (M:-:O:-) erzählte Papus, die Wiedererweckung des Ordens sei durch einen bescheidenen Okkultisten, Henri Delaage, erfolgt, der stets den Grundsätzen des Ordens: "Aufrechterhaltung der okkulten Tradition und Verteidigung der christlichen Ideen" treu geblieben war. Delaage habe wenigen treuen Freunden vom "Martinismus" erzählt, dessen Traditionen ihm von seinem von St. Martin selbst eingeweihten Großvater, de Chaptal, übermittelt worden seien.
In den von Guaita verfaßten Ritualen spielt die Dreizahl eine große Rolle. Schon im ersten Martinistengrade kommen drei Säulen verschiedener Farbe vor, die durch ein großes Licht überragt werden. Diese Trias, in Verbindung mit der Vierzahl, wird in den weiteren Graden harmonisch weiterentwickelt. Dem Kandidaten wird in diesen die Geschichte des Falles und der Wiederaufrichtung des Menschen bekannt gegeben, während in dem höchsten Grade die Versöhnung der Schöpfung mit dem Schöpfer behandelt wird. Zu den Arbeiten werden stets auch Freimaurer, die mindestens den XVIII. Grad besitzen, als Besucher zugelassen. Der Profane, der Aufnahme in den Tempel begehrt, sieht sich dort maskierten Männern gegenüber, die stumm ihre Degen gegen seine Brust richten. Sie tragen altägyptischen Kopfschmuck. Der Kandidat wird hierauf in einen Stuhl gegenüber dem weißdrapierten Altar gesetzt. Auf diesem befinden sich brennende Kerzen, während auf drei Teppichen eine Sphinx, Masken, ein Dolch, ein mit einer Blume verzierter Totenschädel, magische Abbildungen gruppiert sind. Im Hintergrund des Saales der sechszackige flammende Stern und das "glänzende Pentagramm der Kabbalisten". Der Orden hat drei Grade: "Affiliierter", "Initiierter" und "Initiator" (auch Superieur Inconnu, S. I.). Jeder S. I. kann sich um die drei Grade des Rose-Croix-Ordens bewerben.
Papus wünschte die Martinisten mit den Freimaurern zu verquicken. Im Dezember 1906 verkündigte er, es bestünde im Martinistenorden eine Kommission, welche mit der Organisation einer Großloge des Swedenborg-Ritus "zwecks Bearbeitung der wahren Maurerei" betraut worden sei. Es wurde auch gesagt, die gewählte Kommission werde eine engere Verbindung zwischen der französischen (d. h. Papusschen) und der ausländischen Maurerei herstellen. Papus fand dann, daß mit der dreiköpfigen Cerneau-, Memphis- und Misraim Organisation ein noch besseres Geschäft gemacht werden kannte. Am 24. Juni 1908 fand unter dem Vorsitz des Scharlatans Theodor Reuß (s. d.) eine Sitzung des "Souveränen Sanctuariums" statt, in welchem Frankreich als unbesetztes Land erklärt und Papus und seinem Freund Teder (Detre) und drei weiteren Franzosen eine "Vollmacht" zur Gründung eines Großrates und Großorients der drei vereinigten Riten für Frankreich und seine Kolonien erteilt wurde. Nach dem Tode von Papus-Encausse ging die Führung des Martinistenordens in Frankreich auf J. Brieaud über. Dieser war der Nachfolger des "Patriarchen der Gnostischen Kirche", Valentinus II., im profanen Leben Julea Doinel, der, später reumütig in den Schoß der römischen Kirche zurückgekehrt, unter dem Pseudonym Jean Kostka sich gegen die gnostischen Systeme, den Martinismus und die Freimaurerei betätigte.
Bricaud, früher katholischer Priester, kam seinerseits über die Freimaurerei zur gnostischen Kirche, die er unter dem Namen Johannes II. verwaltete. Nach der "Darstellung der modernen christlichen Religion" von Bricaud und L. S. Fugairon hatte die alte Kirche der Gnostiker 7 Grade:
- Borborianist,
- Codianist oder Bettler,
- Nymphiusit oder Bader,
- Stratiolit oder Soldat,
- Phobionit oder geistig Armer
- Zachait, der Jesum annimmt und
- Barbeüt, Sohn des Herrn.
Die neuzeitlichen Namen dieser Grade dagegen heißen:
- Geheimer Sehüler,
- Vollkommener Schüler,
- Erhabener Gnostischer Maurer,
- Ritter der Kelle und des Degens,
- Meister Adept,
- Meister des Königlichen Geheimnisses und
- Diener der ehernen Schlange und des Sterns.
Die ersten zwei Grade führen in den Vorhof, die nächsten zwei in den Tempel und der letzte Grad in das "Allerheiligste". Nach dem [I.] Weltkrieg erschienene Publikationen der gnostischen Kirche behaupten, diese stehe in engsten Beziehungen sowohl zum Orden der Martinisten wie auch zum Kabbalistischen Orden des Rosenkreuzes, einem "Spiritualistischen Freimaurerverband" und dem Cerneau-, Memphis- und Misraim-Orden.
1931 erschienen in Lyon "Constitution et Reglement General" des "Ordre Martiniste", herausgegeben vom Conseil de l'Ordre (Ordensrat). Diesen Satzungen zufolge ist der Martinistenorden der "unter den Auspizien unbekannter Oberer" wirkt, gnostischen Charakters. Seine drei Kampfziele sind: "Die Reintegration des menschlichen Wesens in seiner ursprünglichen Reinheit, die Annäherung des Menschen an Gott, die Vergeistigung der Menschheit." Der Orden erklärt, als Mitglieder nur Freimaurer des Meistergrades aufzunehmen. Beziehungen zu regulärenen freimaurerischen Obödienzen bestehen nicht.