Joseph Anton von Seeau: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | '''Quelle: Europäisches genealogisches Handbuch von Christian Friedrich Jacobi, Gottlob Friedrich Krebel verlegt von Gottlieb Schumann Leipzig in Joh. Friedr. Gleditschens Handlung 1756 S. 148''' | ||
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Der Graf wurde in Linz am 10. September 1713 geboren. | Der Graf wurde in Linz am 10. September 1713 geboren. | ||
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Er war Intendant der Musik und Komödie, aber auch Kämmerer und Kavalier von der deutschen Jagd in München. | Er war Intendant der Musik und Komödie, aber auch Kämmerer und Kavalier von der deutschen Jagd in München. | ||
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Intendant de la Musique et du Theatre: Joseph Anton, Graf von Seeau, Cämmerer, Gentilhomme der deutschen Jägerei, Pfleger zu Pfaffenhofen, und des adel. St. Michaelis-Ordens Großcreutz, | Intendant de la Musique et du Theatre: Joseph Anton, Graf von Seeau, Cämmerer, Gentilhomme der deutschen Jägerei, Pfleger zu Pfaffenhofen, und des adel. St. Michaelis-Ordens Großcreutz, | ||
+ | ==Ein Hoftheater-Intendant des vorigen Jahrhunderts== | ||
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+ | '''Quelle: Morgenblatt zur Bayerische Zeitung Nr. 90, S. 345, Dienstag 15. April 1862''' | ||
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Wer Mozart's Briefe, die er während seines Aufenthaltes in München im Jahre 1781 schrieb, kennt, erinnert sich gewiß des Namens des Intendanten Grafen Seeau, von welchem der jugendliche Meister u. A. einmal naiv bebemerkt: "mit dem Seeau habe ich müssen grob sein, sonst wäre ich nicht mit ihm ausgekommen." | Wer Mozart's Briefe, die er während seines Aufenthaltes in München im Jahre 1781 schrieb, kennt, erinnert sich gewiß des Namens des Intendanten Grafen Seeau, von welchem der jugendliche Meister u. A. einmal naiv bebemerkt: "mit dem Seeau habe ich müssen grob sein, sonst wäre ich nicht mit ihm ausgekommen." | ||
− | Bei Betrachtung des Lebens und Wirkens diese 46 Jahre lang mit der obersten Leitung der Theater und der Hofmusik betraut gewesenen Mannes begegnen wir so manchen anderen Zügen, welche, an sich nicht ohne kulturgeschichtliches Interesse, die Bühnenverhältnisse damaliger Zeit speciell in eigenthümlicher Weife illustriren. - Die im 17. Jahrhundert bei allen größeren Höfen eingeführte "maitres oder intendants des spectacles" zählten zu den hohen Hofchargen, zu denen nach damaliger Sitte nur ein Adeliger, gewöhnlich ein landesfürstlicher Kämmerer, gelangen konnte. Am Hofe zu München ward die Stelle eines "Intendanten der Musik und Spectakeln" unterm 13. April 1753 dem churfürstlichen Kämmerer und gentilhomme der deutsche Jägerei, Joseph Anton Grafen von Seeau, wie es im Decrete heißt: "in Anbetracht bisher zur gnädigsten Zufriedenheit geleisteten Dienste, dann sonstig besitzender besonderer Eigenschaft in gnädige Consideration gezogen", verliehen. Graf Seeau dankte seine Charge, der persönlichen Zuneigung des Churfürsten, denn von jenen Eigenschaften, welche man heutzutage von einem Hoftheater-Intendanten zu verlangen pflegt, welche man von dem obersten Leiter eines Kunstinstitutes zu erwarten berechtigt ist, besaß Graf Seeau, wie wir im Verlauf sehen werden, keine einzige, aber die hohe persönliche Vorliebe seines gnädigsten Herrn, verbunden mit der damals noch gangbaren Ansicht, "daß ein Theaterintendant keine großen Talente bedürfe, da ein Cavalier, der solche besitze und dem schon seine Geburt Ansprüche gebe, sich allezeit eine nützlichere und edlere Geschäftsart wählen werde", macht die Berufung des Grafen zu den erwähnten Chargen erklärlich. | + | Bei Betrachtung des Lebens und Wirkens diese 46 Jahre lang mit der obersten Leitung der Theater und der Hofmusik betraut gewesenen Mannes begegnen wir so manchen anderen Zügen, welche, an sich nicht ohne kulturgeschichtliches Interesse, die Bühnenverhältnisse damaliger Zeit speciell in eigenthümlicher Weife illustriren. - Die im 17. Jahrhundert bei allen größeren Höfen eingeführte "maitres oder intendants des spectacles" zählten zu den hohen Hofchargen, zu denen nach damaliger Sitte nur ein Adeliger, gewöhnlich ein landesfürstlicher Kämmerer, gelangen konnte. |
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+ | Am Hofe zu München ward die Stelle eines "Intendanten der Musik und Spectakeln" unterm 13. April 1753 dem churfürstlichen Kämmerer und gentilhomme der deutsche Jägerei, Joseph Anton Grafen von Seeau, wie es im Decrete heißt: "in Anbetracht bisher zur gnädigsten Zufriedenheit geleisteten Dienste, dann sonstig besitzender besonderer Eigenschaft in gnädige Consideration gezogen", verliehen. | ||
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+ | Graf Seeau dankte seine Charge, der persönlichen Zuneigung des Churfürsten, denn von jenen Eigenschaften, welche man heutzutage von einem Hoftheater-Intendanten zu verlangen pflegt, welche man von dem obersten Leiter eines Kunstinstitutes zu erwarten berechtigt ist, besaß Graf Seeau, wie wir im Verlauf sehen werden, keine einzige, aber die hohe persönliche Vorliebe seines gnädigsten Herrn, verbunden mit der damals noch gangbaren Ansicht, "daß ein Theaterintendant keine großen Talente bedürfe, da ein Cavalier, der solche besitze und dem schon seine Geburt Ansprüche gebe, sich allezeit eine nützlichere und edlere Geschäftsart wählen werde", macht die Berufung des Grafen zu den erwähnten Chargen erklärlich. | ||
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+ | ==Freimaurerisches Leben== | ||
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+ | Graf Seeau war seit dem Jahre 1775 im [[Illuminaten]]-Orden aktiv. | ||
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+ | Im Jahre 1781 ist er in die Freimaurerloge »[[Theodor zum guten Rat]]« i. Or. München als Lehrling aufgenommen. | ||
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+ | ==Verbot der Freimaurerer und Illuminaten und Audienz beim Kurfürsten== | ||
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+ | '''Geschichte des Illuminatenordens von Leopold Engel, 1906 S. 282/283''' | ||
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+ | Den Mitgliedern war das drohende Unheil bereits vorher bekannt geworden, sie hatten daher versucht demselben vorzubeugen und beorderten den Theaterintendanten Grafen Seeau, eine Audienz beim Kurfürsten nachzusuchen, und ihm ein Memorial der Loge zu überreichen. | ||
− | + | Diese Audienz ward am 4. März 1785 gewährt, jedoch mit negativem Erfolg, denn der Kurfürst liess den Grafen, sobald er merkte, dass derselbe über freimaurerische Angelegenheiten sprechen wollte, gar nicht zu Worte kommen und liess ihn stehen. Er nahm das Schriftstück nicht entgegen, nichtsdestoweniger findet es sich im Münchner Politischem Archiv aufbewahrt. | |
[[Kategorie:Persönlichkeiten|Seeau]] | [[Kategorie:Persönlichkeiten|Seeau]] |
Aktuelle Version vom 21. März 2019, 08:36 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Graf Joseph Anton von Seeau
Quelle: Europäisches genealogisches Handbuch von Christian Friedrich Jacobi, Gottlob Friedrich Krebel verlegt von Gottlieb Schumann Leipzig in Joh. Friedr. Gleditschens Handlung 1756 S. 148
Der Graf wurde in Linz am 10. September 1713 geboren.
Er war Intendant der Musik und Komödie, aber auch Kämmerer und Kavalier von der deutschen Jagd in München.
Originaltext
Intendant de la Musique et du Theatre: Joseph Anton, Graf von Seeau, Cämmerer, Gentilhomme der deutschen Jägerei, Pfleger zu Pfaffenhofen, und des adel. St. Michaelis-Ordens Großcreutz,
Ein Hoftheater-Intendant des vorigen Jahrhunderts
Quelle: Morgenblatt zur Bayerische Zeitung Nr. 90, S. 345, Dienstag 15. April 1862
Wer Mozart's Briefe, die er während seines Aufenthaltes in München im Jahre 1781 schrieb, kennt, erinnert sich gewiß des Namens des Intendanten Grafen Seeau, von welchem der jugendliche Meister u. A. einmal naiv bebemerkt: "mit dem Seeau habe ich müssen grob sein, sonst wäre ich nicht mit ihm ausgekommen."
Bei Betrachtung des Lebens und Wirkens diese 46 Jahre lang mit der obersten Leitung der Theater und der Hofmusik betraut gewesenen Mannes begegnen wir so manchen anderen Zügen, welche, an sich nicht ohne kulturgeschichtliches Interesse, die Bühnenverhältnisse damaliger Zeit speciell in eigenthümlicher Weife illustriren. - Die im 17. Jahrhundert bei allen größeren Höfen eingeführte "maitres oder intendants des spectacles" zählten zu den hohen Hofchargen, zu denen nach damaliger Sitte nur ein Adeliger, gewöhnlich ein landesfürstlicher Kämmerer, gelangen konnte.
Am Hofe zu München ward die Stelle eines "Intendanten der Musik und Spectakeln" unterm 13. April 1753 dem churfürstlichen Kämmerer und gentilhomme der deutsche Jägerei, Joseph Anton Grafen von Seeau, wie es im Decrete heißt: "in Anbetracht bisher zur gnädigsten Zufriedenheit geleisteten Dienste, dann sonstig besitzender besonderer Eigenschaft in gnädige Consideration gezogen", verliehen.
Graf Seeau dankte seine Charge, der persönlichen Zuneigung des Churfürsten, denn von jenen Eigenschaften, welche man heutzutage von einem Hoftheater-Intendanten zu verlangen pflegt, welche man von dem obersten Leiter eines Kunstinstitutes zu erwarten berechtigt ist, besaß Graf Seeau, wie wir im Verlauf sehen werden, keine einzige, aber die hohe persönliche Vorliebe seines gnädigsten Herrn, verbunden mit der damals noch gangbaren Ansicht, "daß ein Theaterintendant keine großen Talente bedürfe, da ein Cavalier, der solche besitze und dem schon seine Geburt Ansprüche gebe, sich allezeit eine nützlichere und edlere Geschäftsart wählen werde", macht die Berufung des Grafen zu den erwähnten Chargen erklärlich.
Freimaurerisches Leben
Graf Seeau war seit dem Jahre 1775 im Illuminaten-Orden aktiv.
Im Jahre 1781 ist er in die Freimaurerloge »Theodor zum guten Rat« i. Or. München als Lehrling aufgenommen.
Verbot der Freimaurerer und Illuminaten und Audienz beim Kurfürsten
Geschichte des Illuminatenordens von Leopold Engel, 1906 S. 282/283
Den Mitgliedern war das drohende Unheil bereits vorher bekannt geworden, sie hatten daher versucht demselben vorzubeugen und beorderten den Theaterintendanten Grafen Seeau, eine Audienz beim Kurfürsten nachzusuchen, und ihm ein Memorial der Loge zu überreichen.
Diese Audienz ward am 4. März 1785 gewährt, jedoch mit negativem Erfolg, denn der Kurfürst liess den Grafen, sobald er merkte, dass derselbe über freimaurerische Angelegenheiten sprechen wollte, gar nicht zu Worte kommen und liess ihn stehen. Er nahm das Schriftstück nicht entgegen, nichtsdestoweniger findet es sich im Münchner Politischem Archiv aufbewahrt.