Rezension: John Dee Monas Hieroglyphica: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 15. Januar 2022, 11:02 Uhr
Rezension: Monas Hieroglyphica von John Dee (1564)
von Giovanni Grippo
Im Symbol der »Monas Hieroglyphica« hat John Dee (1527-1608) durch Punkt, Linie und Kreis Verbindungen zwischen Universum, Schöpfung und Mensch aufgezeigt. Dieses Buch ist die neueste Übersetzung ins Deutsche (14.02.2018) mit weiterführenden Literaturhinweisen. Bei der vorliegenden Übersetzung handelt es sich um eine freie Übersetzung, die für den heutigen Leser vereinfacht und knapp kommentiert worden ist. John Dee war ein Alchemist, Astronom, Astrologe, Mathematiker und Mystiker aus England. Wie heutige Gelehrte stand er zwar zwischen der Welt der Wissenschaft und der Welt der Metaphysik und Esoterik, aber er nahm beide nur nicht getrennt wahr, wie es heutige Gelehrte tun.
Der lateinische Name des universellen Symbols lasst sich mit »hieroglyphische Monade« oder »verborgene Einheit« übersetzen. Eine Monade ist die kleinste zahlenmäßige Größe. Eine Hieroglyphe kann ein heiliges Symbol, Sinnbild oder Zeichen sein. In der Antike gab es zwischen Wissenschaft, Kunst und Esoterik keine Grenze. Die Abhandlung enthält nicht nur interessante alchemistische, hermetische und mystische Ansätze sondern verknüpft Kulturen (besonders die altgriechische, israelitische und die römische Kultur). John Dee verfügte über ein enormes Wissen. Mit 37 Jahren veröffentlichte er sie auf Latein 1564 in Antwerpen. Neben seinen Kenntnissen der Sprachen (Griechisch, Latein und Hebräisch) erwähnt er u.a. Pythagoras, Aesop, Ostanes, Anaxagoras und Demokrit. Durch Aesop, einem berühmten Dichter von Fabeln, erhalt die Monade einen weiteren Aspekt, nämlich den der Gleichnisse, der Moral und der Allegorien.
John Dee erläutert seine das Symbol in 24 Lehrsätzen, wobei alles von einem mehrfachen Sinn unterlegt ist. Selbst die Zahl 24 hat einen physischen (24 Karat für reines Gold), zeitlichen (24 Stunden des Tages) und biblischen (24 Älteste in der Offenbarung) Sinn. In der symbolischen Darstellung der Hieroglyphe finden sich die sieben damals bekannten Planeten der Astrologie, die vier Elemente der Alchemie und u.a. römische Zahlen und griechische Buchstaben wieder, wie John Dee im Verlauf seiner Ausführungen aufzeigen wird. Die sieben damals bekannten Planeten sind im Gesamtsymbol der »Monas Hieroglyphica« enthalten. Somit finden sich auch die sieben Metalle darin integriert. Das Symbol umfasst eine Fülle von Assoziationen, Verhältnismäßigkeiten und Querverweisen. Insbesondere stimmen einige Aussagen mit dem Sepher Jesirah (2.-6. Jhdt. n. Chr.), dem ersten eigenständigen Meisterwerk der Kabbala, überein.
Besonders interessant ist, dass diese Abhandlung u.a. für die freimaurerischen Zeichen (Lehrlingszeichen, Gesellenzeichen usw.) Pate gestanden haben wird. Denn darin wird erklärt woher sie stammen, was sie bedeuten und schließlich wie sie zu einer der Hauptaufgaben der Freimaurerei führen, nämlich von Tugend zum Licht.
John Dee erwähnt in diesen Zusammenhang nicht nur die Kabbala sondern verweist auch auf kabbalistische Prinzipien und erwähnt die Mecubales. Sie waren antike Kabbalisten, deren Art zu Zahlen besagte, dass Gott als »Nichts« (das Ain-Soph) zugleich die erste und einzige Daseinsform ist. Damit unterstreicht er, dass er sich mit der mystischen Ausrichtung des Judentums auskannte, die in den meisten freimaurerischen Ritualen der Gründerzeit enthalten war. Das »Ahiman Rezon« (1756) von Laurence Dermott (1720-1791) ist der beste Beweis dafür, dass dies kein Zufall war sondern sie wichtig für die Gestalter der freimaurerischen Rituale war.
Das Symbol der »Monas Hieroglyphica« wird bei den damals unbekannten Rosenkreuzern in Deutschland verwendet. Es wird in einer deren Manifeste von 1616 abgedruckt, nämlich im Werk von Johann Valentin Andreae (1586-1654) namens »Chymische Hochzeit des Christiani Rosencreutz Anno 1459«. Robert Fludd (1574-1637) erkennt dieses Symbol seines Landsmanns wieder. Er sieht in ihm eine kosmische Einheit mystischer Aspekte aus Astrologie und Alchemie versinnbildlicht. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) gelangten die rosenkreuzerischen Ideen aus den Manifesten nach England. Robert Fludd brachte sie u.a. dorthin. Er war ein begeisterter Verteidiger der Rosenkreuzer, obwohl er ihnen nie angehörte.
Die »Monas Hieroglyphica« ist zugleich ein Symbol, Sinnbild und Zeichen. Während in der jüdischen Kabbala die Einheit mit dem Transzendenten – »Jechida« genannt wird – spiegelt sich in der »Monas Hieroglyphica« auch die Sehnsucht nach der christlichen »unio mystica« wieder. Der Sehnsucht nach der Einheit mit dem Transzendenten oder anders gesagt mit dem Ganzen.