Emanuel Schikaneder: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Schauspieler, Schriftsteller, Theaterdirektor, Gründer des Theaters an der Wien in Wien, * 1751 in Regensburg, † 1812, wurde in Regensburg Freimaurer. Sein [[Aufnahme]]gesuch, datiert vom 14. Juli 1788, befindet sich im [[Deutsches Freimaurer-Museum Bayreuth|Bayreuther Freimaurermuseum]]. Er schrieb, wahrscheinlich unter Mitarbeit von Diesecke (ebenfalls Freimaurer), das Libretto zur "[[Zauberflöte]]". | ||
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+ | Emanuel Schikaneder war lange Zeit Schmierendarsteller, der sein Publikum auf Dorfbühnen unterhielt, ehe er als Textdichter der „Zauberflöte“ unsterblich wurde. Als er 1780 mit seiner Wandertruppe in Salzburg gastierte, saß der 24-jährige Mozart im Publikum. Die beiden wurden Freunde, lachten viel miteinander, gingen Kegelschieben. Der in Bayern als zwölftes Kind eines Dieners geborene Schikaneder erkannte sofort Mozarts Genie. Noch in Salzburg entstand die Idee zur „Zauberflöte“, doch es verging mehr als ein Jahrzehnt, ehe es zum gemeinsamen Werk kam. | ||
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+ | Inzwischen war Schikaneders Frau mit einem Dichter der Kompanie durchgegangen. Selbst eine Stütze des Ensembles, hatte Eleonore Schikaneder in ihrer turbulenten Ehe viele Affären ihres Mannes mit jungen Künstlerinnen erduldet, bis sie ihn verließ. Um später wieder zurückzukehren. | ||
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+ | Als Schikaneder 1789 Direktor des Freihaustheaters in Wien wurde, bot sich die Gelegenheit, mit Mozart jenes Werk zu schaffen, mit dem auch er Geschichte schrieb: „Die Zauberflöte“. Wahrend Schikaneder am Textbuch arbeitete, entschloss er sich – wie Mozart Mitglied der Loge „Zur gekrönten Hoffnung“ – die Oper mit freimaurerischen Elementen anzureichern. Der Textdichter war auch am Zustandekommen einer der populärsten Melodien maßgeblich beteiligt: Schikaneder sang Mozart den in Schwaben üblichen Lockruf der Vogelfänger vor, der zum Grundmotiv für „Ein Mädchen oder Weibchen wünscht Papageno sich“ wurde. Schließlich kreierte Schikaneder als Sänger die Figur des Papageno. | ||
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+ | Humor hatte Schikaneder auch. Als man ihm zum Erfolg der „Zauberflöte“ gratulierte, wehrte er ab: „Ja, die Oper hat gefallen. Aber sie wär ein noch größerer Erfolg, wenn mir dieser Mozart nicht mit seiner Musik hineingepfuscht hätte.“ | ||
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+ | Der Librettist überlebte Mozart um mehr als zwei Jahrzehnte und starb 61-jährig, verarmt und geistig umnachtet, in Wien. Sein Leichnam wurde – wie der Mozarts – in einem Massengrab beigesetzt. | ||
+ | Mit dem Musical „Schikaneder“ tritt der Librettist mehr als 200 Jahre nach seinem Tod aus Mozarts Schatten und wird zum Star. Die Musik stammt vom Oscar-Preisträger Stephen Schwartz. | ||
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+ | [[Datei:Logenbild-Totale3.jpg|800px|thumb|center|Das berühmte [[Wien, ein altes Logenbild, und Bruder Mozart|Logenbild]] aus dem späten 18. Jahrhundert im Wien-Museum. Freimaurern ist es sehr vertraut und zugleich rätselhaft weil nicht wirklich klar ist, welches Ritual es abbildet. In der ganzen Freimaurerwelt berühmt ist es auch deswegen, weil viele davon ausgehen, dass die beiden Herren ganz rechts [[Mozart|Wolfgang Amadeus Mozart]] und vielleicht '''Emanuel Schikaneder''' sind, die beiden "Erfinder" der Oper [[Zauberflöte|'Die Zauberflöte]]. Was Mozart betrifft, ist sich die Forschung ziemlich einig. Aber Schikaneder? Da gibt’s auch ganz andere Meinungen: [[Wien, ein altes Logenbild, und Bruder Mozart#Wer sitzt neben Mozart?|etwa hier]].]] | ||
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Aktuelle Version vom 16. Juli 2023, 18:51 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Schikaneder, Emanuel
Eigentlich Johann Joseph Schickeneder
„Der Mann, der stets in Mozarts Schatten stand“, so charakterisierte der österreichische Journalist Georg Markus in der Wiener Tageszeitung KURIER Emanuel Schikaneder, den Texter und wohl auch Produzent der Oper Zauberflöte; damals 1791 in Wien. Beide waren Freimaurer: Wolfgang Amadeus Mozart, der Komponist, und Emanuel Schikaneder. Wie mächtig dieser Schatten ist und war, zeigt sich auch daran, dass Schikaneder im berühmten Lennhoff-Posner-Freimaurer-Lexikon nur mit vergleichsweise drei dürren Zeilen vorkommt. Aber Überraschung: 2016 kam plötzlich ein ganzes Schikaneder-Musical auf die Wiener Bühne. Das animierte Georg Markus in der Wiener Tageszeitung 'Kurier' zu einer bunten Beschreibung des außerhalb der Opernfreunde praktisch Vergessenen.
Zuerst also der Lexikon-Eintrag und dann Georg Markus. Für die Freimaurer-Wiki-Redaktion dankt Rudi Rabe dem bekannten Wiener Journalisten für die Erlaubnis, seinen Artikel hier wiedergeben zu dürfen.
Emanuel Schikaneder bei Lennhoff-Posner
Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)
Schauspieler, Schriftsteller, Theaterdirektor, Gründer des Theaters an der Wien in Wien, * 1751 in Regensburg, † 1812, wurde in Regensburg Freimaurer. Sein Aufnahmegesuch, datiert vom 14. Juli 1788, befindet sich im Bayreuther Freimaurermuseum. Er schrieb, wahrscheinlich unter Mitarbeit von Diesecke (ebenfalls Freimaurer), das Libretto zur "Zauberflöte".
Emanuel Schikaneder im KURIER
Der Mann, der stets in Mozarts Schatten stand
Emanuel Schikaneder. Ein Musical über Papageno
Von Georg Markus, KURIER 29. 9. 2016
Das hätte er sich wohl nicht träumen lassen, dass einmal ein Theaterabend seinen Namen tragen würde. Der Titel des Musicals, das am Freitag im Wiener Raimund Theater seine Weltpremiere feiert, lautet schlicht „Schikaneder“. Und es handelt von jenem Mann, der stets in Mozarts Schatten stand.
Emanuel Schikaneder war lange Zeit Schmierendarsteller, der sein Publikum auf Dorfbühnen unterhielt, ehe er als Textdichter der „Zauberflöte“ unsterblich wurde. Als er 1780 mit seiner Wandertruppe in Salzburg gastierte, saß der 24-jährige Mozart im Publikum. Die beiden wurden Freunde, lachten viel miteinander, gingen Kegelschieben. Der in Bayern als zwölftes Kind eines Dieners geborene Schikaneder erkannte sofort Mozarts Genie. Noch in Salzburg entstand die Idee zur „Zauberflöte“, doch es verging mehr als ein Jahrzehnt, ehe es zum gemeinsamen Werk kam.
Inzwischen war Schikaneders Frau mit einem Dichter der Kompanie durchgegangen. Selbst eine Stütze des Ensembles, hatte Eleonore Schikaneder in ihrer turbulenten Ehe viele Affären ihres Mannes mit jungen Künstlerinnen erduldet, bis sie ihn verließ. Um später wieder zurückzukehren.
Als Schikaneder 1789 Direktor des Freihaustheaters in Wien wurde, bot sich die Gelegenheit, mit Mozart jenes Werk zu schaffen, mit dem auch er Geschichte schrieb: „Die Zauberflöte“. Wahrend Schikaneder am Textbuch arbeitete, entschloss er sich – wie Mozart Mitglied der Loge „Zur gekrönten Hoffnung“ – die Oper mit freimaurerischen Elementen anzureichern. Der Textdichter war auch am Zustandekommen einer der populärsten Melodien maßgeblich beteiligt: Schikaneder sang Mozart den in Schwaben üblichen Lockruf der Vogelfänger vor, der zum Grundmotiv für „Ein Mädchen oder Weibchen wünscht Papageno sich“ wurde. Schließlich kreierte Schikaneder als Sänger die Figur des Papageno.
Mozart überlebte die Premiere am 30. September 1791 um nur neun Wochen und hat vom Welterfolg seiner Oper nicht erfahren. Schikaneder gründete mit dem durch die „Zauberflöte“ erworbenen Vermögen das Theater an der Wien, ging damit aber nach wenigen Jahren pleite.
Humor hatte Schikaneder auch. Als man ihm zum Erfolg der „Zauberflöte“ gratulierte, wehrte er ab: „Ja, die Oper hat gefallen. Aber sie wär ein noch größerer Erfolg, wenn mir dieser Mozart nicht mit seiner Musik hineingepfuscht hätte.“
Der Librettist überlebte Mozart um mehr als zwei Jahrzehnte und starb 61-jährig, verarmt und geistig umnachtet, in Wien. Sein Leichnam wurde – wie der Mozarts – in einem Massengrab beigesetzt. Mit dem Musical „Schikaneder“ tritt der Librettist mehr als 200 Jahre nach seinem Tod aus Mozarts Schatten und wird zum Star. Die Musik stammt vom Oscar-Preisträger Stephen Schwartz.