Sigurd Kulikowsky: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Biografie Sigurd KULIKOWSkY: | ||
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+ | 1927-1939 Geboren als Wunschkind, Einzelkind und Glückskind in Libau, Kurland/Lettland. Wohlbehütet, unbeschwert- frei- aufgewachsen. Muttersprache Deutsch; Staatssprache Lettisch. Libau hatte drei deutsche Schulen, aber auch zwei russische Schulen und eine Judenschule. Alle Volksgruppen lebten harmonisch (multikulti) miteinander. Mein Zahnarzt, Dr. Garfinkelstein, mein Kinderarzt, Dr. Katzenellenbogen, aber auch der Schneidermeister und selbst ein Schuster waren Juden. Erst als der lettische Staat mit einer Lettifizierungskampagne begann, gab es Spannungen. Die Umsiedlungsaktion der Baltendeutschen-1939 „Heim ins Reich“- war für uns Kinder ein großes Abenteuer, für alle Erwachsenen eine sehr schwere Entscheidung. | ||
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+ | 1940-1944 in Posen, Warthegau, angesiedelt, war vieles ganz anders: Juden galten hier als Untermenschen und Polen als Feinde. Meine Erziehung ging mit der Hitlerjugend auf Vater Staat über. Bei der Motor-HJ Führerschein gemacht, aber auch Reiten gelernt- 1944 Großes Reitsportabzeichen in Bronze. Uniformzwang u. ständige Grußpflicht waren sehr lästig. Bereits mit 15, als Schulklasse kaserniert / Luftwaffenhelfer. Nach Stalingrad war öffentliches Tanzen verboten. In Privatwohnungen organisierten wir Tanzunterricht. Unser Klassenlehrer avisierte uns den Besuch eines Generalstaboffiziers (anwerben von Kriegsfreiwilligen) mit dem Hinweis „Ihr braucht vor den roten Biesen seiner Uniformhose nicht in Ehrfurcht zu erstarren, denkt daran, auch dieser Offizier trägt lange Unterhosen.“ Fast die ganze Klasse meldete sich freiwillig, man durfte dann die Waffengattung wählen. Reiten war meine große Leidenschaft und ich meldete mich zur Kavallerie. Sept, Okt, Nov 1944 Reichsarbeitsdienst. Bau von Schützengräben/ Auffang-stellungen im Generalgouvernement. Hier erste und einmalige Begegnung mit KZ-Häftlingen. Schlaftrunken, im Morgengrauen auf dem Marsch zu unserem Arbeitsplatz, begegnete uns eine zerlumpte Kolonne mit gelbem Stern gekennzeichneter Menschen, begleitet von einem Wachkommando mit aufgepflanzten Bajonetten. Auf unsere Frage: „Wer sind denn die?“ kam die lakonische Antwort: „Das sind Volksschädlinge, sie machen die Nachtschicht!“ d.h. an den Schützengräben wurde Tag und Nacht gearbeitet. | ||
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+ | 4. Dez 1944, Eingerückt. Kav.-Reg. 5 in Stolp/Pommern. Noch mitten in der Ausbildung Anfang Feb. ausgerückt und erster Fronteinsatz. Ich habe großes Glück gehabt, ich wurde als Meldereiter zum Stab abkommandiert, brauchte daher nicht im Schlamm oder Schützenloch zu hocken, um auf die nächsten Panzer zu warten. Bei einem nächtlichen Flugzeugangriff erlitt meine Einheit durch Splitterbomben schwere Verluste. Mein Pferd wurde verwundet, ich bekam einen Schlag ins Kreuz, mein Karabiner, von einem Splitter getroffen war Schrott, aber ich blieb bis auf einen blauen Fleck heil. Etwas später wiederholte sich mein unwahrscheinliches Glück: Allein auf einem Meldegang von einem Tiefflieger unter Beschuss genommen, hab ich mich in den Graben geworfen (Kadavergehorsam), verspürte einen kräftigen Schlag am Kopf. Mein Stahlhelm hatte, von einem Splitter getroffen, einen Riss. | ||
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+ | 29. April 1945: Mecklenburg / Panzerdurchbruch. Auf der Suche nach dem Anschluss an die kämpfende Truppe wurde ich auf freiem Feld - allein - gefangen genommen. Drei Rotarmisten, Kalaschnikow im Anschlag, wollten als erstes meine Uhr, dann meine Stiefel (Reitstiefel), sie passten dem Iwan. Seine abgetragenen Stoffschuhe ließ er stehen und notgedrungen habe ich sie widerwillig angezogen. Erst als ich mich erhob entdeckten die Russen meine Waffe, eine P8. Die drei freuten sich über ihre Beute und ich begriff die Welt nicht mehr. Erste Nacht in Gefangenschaft verbrachte ich mit etwa einem Dutzend Kameraden im Straßengraben. Die zweite Nacht in einem, von seinen Einwohnern verlassenen Dorf. Dort habe ich eine kurze Hose und Sommerhemd „gestohlen“ und auf dem Dachboden unter meiner Uniform angezogen. Am 1.Mai, fast alle Russen waren betrunken, setzte ich alles auf eine Karte - lieber tot als Sklave- und flüchtete von der Latrine / Donnerbalken eines provisorischen Gefangenenlagers. Großes Glück gehabt, von jetzt an war ich frei, aber auch vogelfrei, wie ich bald merkte! | ||
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+ | In den Straßengräben lagen auf der Flucht weggeworfene Gepäckstücke und kaputte Fahrräder. Mit jedem reparierten Fahrrad kam ich leider immer nur bis zum nächsten Kontrollposten und war froh, dass man nur mein Fahrrad wollte und mich laufen ließ. Mein Weg führte dann überwiegend an Bahndämmen entlang, immer nach Westen. Am 9.Mai hatte ich die Silhouette von Schwerin bereits vor mir. Auf den Eisenbahnschienen stand ein Güterzug, ein Behelfslazarettzug verlassen von allen die laufen konnten, zurückgeblieben waren Schwerverwundete, sie hatten Durst. Eimerweise holte ich den verwundeten Kameraden Wasser, bis mich eine Streife einkassierte. In Schwerin war der Ami und ich begriff, dass ich die Demarkationslinie wohl nicht würde überwinden können. Weil ich nach der letzten Feldpost meine Eltern in Cottbus oder Dresden vermutete, änderte ich jetzt meine Richtung nach Osten. Als Landstreicher, ja als Vagabund wanderte ich oder fuhr in leeren Güterwagen, Bremserhäuschen oder auf Eisenbahnpuffern quer durch ein verwüstetes Land. In sehr unangenehmer Erinnerung habe ich meinen Fußmarsch durch Berlin, es war warm (Juni 45), ich hatte Durst, aber bekam nichts zu trinken. Die Wasserleitungen waren kaputt, die Berliner saßen selbst auf dem Trockenen. | ||
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+ | Anfg. August fand ich meine Eltern wieder, bei Freunden auf einem Landgut in Schlesien. Unsere Wiedersehensfreude war grenzenlos. Meine Tante und meine Großmutter hatten die Festungszeit in Breslau überlebt und auch wir zogen Ende August nach Breslau. Erstes Quartier war eine Gartenlaube. Fast jede Nacht wurden wir von Plünderern gestört. Zum Glück gelang es meinem Vater- der fließend Russisch sprach- bei der sowjetischen Kommandantur eine Anstellung als Dolmetscher zu finden. Ein Gehalt konnte nicht gezahlt werden, aber es gab Lebensmittel/Produkte und ein Quartier in einem ausgebombten Haus ohne Wasser, ohne Strom, zum Teil ohne Fensterscheiben. Direkt gegenüber der Kommandantur, also vor Plünderern relativ sicher. | ||
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+ | Zur Kriegsbeute der Russen gehörten Nähmaschinen, Schreibmaschinen, Fahrräder, auch Radios und vieles andere. Die Radios lagerten in einer Turnhalle bis zur Decke hochgestapelt , zum Teil kaputt. Mein Vater bekam den Auftrag uns jeweils drei kaputte Radios auszuhändigen, von denen wir eines heil zurückgeben mussten, um dann die nächsten drei zu erhalten. Sehr bald beschäftigten wir einen Tischler, der für uns Radiogehäuse, kleine und große Musiktruhen baute. Oft befand sich nur das Chassis eines Volksempfängers in einem großen Gehäuse. Der starke Sender Wrotzlaw sorgte für guten Empfang und so trieben wir einen schwungvollen Handel mit Radios. Wir hatten keine finanziellen Sorgen, ja wir lebten „in Saus und Braus“, aber auch auf einem Pulverfass bzw. immer noch im Krieg. Als Deutscher war man rechtlos. Raubüberfälle und Plünderungen an der Tagesordnung. Mein Freund kam abends zurück, barfuß und in Unterhosen und berichtete, dass er noch großes Glück gehabt hat, weil bei ihm keine Goldkronen im Mund zu finden waren. Das kaputte Stromnetz wurde nach und nach durch provisorische Oberleitungen ersetzt. Im Dunkeln konnte man die Drähte durch Überlastung rötlich leuchten sehen, danach wurden sie weiß glühend, rissen ab und wieder lag ein Straßenzug im Dunkeln. | ||
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+ | In Breslau gab es 4 Währungen: Zloty, Reichsmark, sowjetisches Militärgeld (nur in der sowjetischen Zone gern genommen) aber selbst Rubel und $. | ||
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+ | Als Soldat habe ich den Krieg heil/ unverwundet überstanden, aber in Breslau wurde ich im Sommer 46 auf offener Straße angeschossen. Die Schießerei galt nicht mir, aber ich geriet mit meinem Fahrrad zwischen die Fronten und mich erwischte ein Oberschenkeldurchschuss. Zum großen Glück ca. 10 cm oberhalb des Kniegelenks, diese späte Verwundung blieb daher folgenlos. | ||
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+ | Schon 1945 begannen die Polen mit der Vertreibung/ Aussiedelung der Deutschen. Obwohl wir wussten, dass in den vier Besatzungszonen von Restdeutschland Hunger herrschte, wollten wir raus. Als mein Vater zuverlässig erfuhr, dass der nächste Transport in die britische Zone gehen würde, haben wir uns einem Aussiedlungstransport / Güterzug angeschlossen. Zu meinem Gepäck gehörte ein großer Weidenkorb, die untere Hälfte voller Speckseiten, darüber Bücher (Gewichtskontrolle) und oben ein paar Kleidungsstücke. | ||
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+ | 1946 Oktober: In Lübeck eingetroffen. Im Durchgangslager Pöppendorf erhielten wir zur Begrüßung/Entlausung (ganz unnötig) eine DDT-Spritze. Am Halskragen hinein, bis weißes Pulver an den Hosenbeinen/Knöcheln herausstaubte. Wir erhielten auch den Flüchtlingsausweis „A“ und damit das Anrecht auf eine Unterkunft, üblicherweise nur ein Platz im Schlafsaal eines Flüchtlingslagers/Kaserne. Mit dem Flüchtlingsausweis „A“ in einer Hand und einer Speckseite in der anderen, erhielt ich drei Quartierscheine für ein möbliertes Zimmer zur Auswahl. Ich wählte nach dem Erscheinungsbild der Wirtin, eine alte schwerhörige Frau mit dicker Brille. Die Möblierung bestand aus einer Matratze, einem Tisch, einem Stuhl und einem Kanonenofen. Einen Wehrmachts-Spind und einen Hocker kaufte ich in einem Flüchtlingslager. Ich war ganz zufrieden, denn ich hatte jetzt mit 19 Jahren eine sturmfreie Bude. Meine Eltern bekamen ein paar Straßen weiter ein Zimmer mit einem Balkon zur Nordseite. Anstatt Kohle für den Kanonenofen gab es einen Holzsammelschein, d.h. mit einm Handwagen in den Wald ziehen und Brennholz holen. Die offenen Güterwagen, die das E-werk mit Kohle belieferten, hielten lange genug auf dem Güterbahnhof Lübeck um hinauf zu klettern und so viel Kohle „zu organisieren“ wie man tragen konnte. Fast immer geriet ich anschließen in eine Polizeikontrolle. Der Wachtmeister fragte: „Woher haben Sie die Kohlen?“ „Die hab ich aufgesammelt, gefunden!“ „So viel brauchen Sie nicht!“. Das organisierte Stehlgut wurde dann geteilt, denn auch auf dem Polizeirevier stand sicherlich ein Kanonenofen. Hätte der Wachtmeister mir alles abgenommen, dann hätte er in Zukunft vergeblich auf mich warten müssen. | ||
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+ | Memelländer Fischer waren mit ihren Kuttern nach Niendorf/Ostsee geflüchtet. Dort konnte ich Heringe kaufen soviel ich tragen konnte, nur nicht gegen Geld, sondern gegen Lebensmittel und Schnaps. Vom Kolonialwarenhändler holte ich leere Marmeladeneimer (ca. 10 l) , auch nur gegen Heringe. Salz konnte man frei kaufen. Per Fahrrad mit jeweils acht Eimern voller Salzheringe fuhr ich dann von Niendorf nach Lübeck (ca. 20 km) zu meinen Eltern, um auf deren Balkon (Nordseite) die Eimer zwischenzulagern. Auf meinen Überlandtouren tauschte ich dann mit den Bäuerinnen Heringe gegen Eier und andere Lebensmittel. In Schwerin (sowjetische Zone) hatten wir Freunde und ich lieferte (per Fahrrad ca. 60 km) im monatlichen Rhythmus immer vier Eimer gegen Aquavit und Wodka für meine Fischer. Bei einer Straßenkontrolle in Schwerin beschlagnahmten zwei Rotarmisten alle Schnapsflaschen und nahmen mir auch mein Fahrrad weg, mich selbst ließen sie zum Glück laufen. Ich war fest entschlossen, gleich in Schwerin ein anderes Fahrrad zu organisieren. Einen deutschen Landsmann bestehlen wollte ich nicht, also schlenderte ich durch die von Russen beschlagnahmten Wohnviertel, auf der Suche nach einem greifbaren Fahrrad. Als ein angetrunkener Iwan austreten ging, schwang ich mich auf sein, an einen Zaun gelehntes Fahrrad und strampelte so schnell wie noch nie um die nächste Ecke und weg war ich. | ||
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+ | 1948: Nach der Währungsreform brach mein Heringshandel zusammen. Wir aßen Salzheringe monatelang, bis die Fische fast zu einem Brei zerfallen waren. | ||
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+ | Von den ersten vierzig DM kaufte ich sofort für neunzehn DM einen Motorradreifen, denn mein Hinterrad war bis auf die Leinwand abgefahren. Mit dem Reifen als Gepäck gönnte ich mir eine Straßenbahnfahrt. Ich war der einzige Fahrgast und machte die Schaffnerin richtig glücklich, denn sie hatte echt Sorge demnächst entlassen zu werden, weil sie schon den ganzen Tag ohne Fahrgäste unterwegs war und fürchtete, die Menschen würden sich in Zukunft keine Straßenbahnfahrt leisten können. | ||
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+ | Notgedrungen musste ich mich arbeitslos melden und auf die Frage des Schalterbeamten (auf die ich schon vorbereitet war), was ich denn gelernt habe, antwortete ich patzig „Ich bin ausgebildet: an der Flak 8,8, Maschinengewehr 42, leichtem Granatwerfer und bin Meldereiter gewesen.“ Jetzt der Beamte: „Das wird nicht mehr gebraucht! Also, (Stempel) ungelernter Arbeiter!“- eine schwere Kränkung. | ||
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+ | 1950 geheiratet und 1951 Vater einer Tochter. Drei Monate vor der Geburt meiner Tochter verstarb mein Vater plötzlich und unerwartet. Bei dem ersten Blick auf meine neugeborene Tochter glaubte ich eine große Ähnlichkeit mit meinem verstorbenen Vater zu erkennen. Bin sehr nachdenklich geworden! Bis heute! | ||
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+ | Ab jetzt war ich der einzige Mann in der Familie mit drei Frauen: Mutter, Ehefrau, Tochter. Was tun? Meine Klassenkameraden haben auf Drängen der Arbeitsämter zum großen Teil eine Maurerlehre begonnen und es später zum Architekten oder auch Maurermeister gebracht. Ich wollte nicht auf den Bau! Mit verschieden Nebenbeschäftigungen; Zeitschriftenwerber, Klinkenputzer, Vertreter für Blindenware lebte ich von der Hand in den Mund. | ||
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+ | 1951: Student, Fachhochschule/PTL und abends als Partyfotograf gutes Geld verdient. | ||
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+ | 1952: Geschieden.1953: Examen geschmissen, aber Abendlehrgang zum Croupier bestanden und bis zu meiner Auswanderung Oktober 1956 im Spielcasino Travemünde als Croupier gearbeitet und erstmals am Wirtschaftswunder teilgenommen. Trotzdem unzufrieden und unfrei. | ||
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+ | Bereits 1946 versuchte ich erfolglos illegal nach Schweden einzureisen. Der dritte Versuch endete in einer Arrestzelle. Mein Antrag auf Auswanderung in die USA wurde abgelehnt, weil es in Amerika nicht nach Staatsangehörigkeit sondern nach place of birth geht. Durch die displaced persons/DP war die Quote für in Latvia Geborene auf Jahre im Voraus vergeben. Im Frühjahr 1956 erhielt ich vom „Lutherischen Weltbund“ eine Postkarte: „Sie stehen seit 1947 in unserer Kartei als Auswanderungsinteressent. Wenn Sie noch möchten, jetzt ist es möglich.“ Diese Postkarte war ein Glücksfall / wie das große Los. | ||
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+ | Oktober 1956: Wanderte ich aus. Bei der Einreise musste ich 100$ vorzeigen. Mein wertvollstes Gepäck war eine 16mm Filmkamera. Im Flugzeug nach San Francisco saßen drei junge Japanerinnen, sie waren auf der Rückreise von einem Europatrip. Möglicherweise wurde ich als „Reisemitbringsel“ betrachtet, ohne fragen zu müssen erhielt ich ihre Telefonnummern. Obwohl ich alles andere, als das Anbandeln mit jungen Mädchen im Kopf hatte, hab ich die Bekanntschaft gepflegt und mich nach einigen Monaten mit Yeko verlobt. Durch sie habe ich in der Neuen Welt / Amerika eine weitere für mich eine noch ganz andere Welt kennen gelernt. So begann ich mich auch für Buddhismus ernsthaft zu interessieren. | ||
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+ | 1956 - 1959 schon nach ca. 2 oder 3 Wochen fand ich in einer Rechenmaschinenfabrik einen Arbeitsplatz als Feinmechaniker/Facharbeiter. Mit dem Arbeitsvertrag in der Hand hätte ich von jeder Bank ein Darlehen bekommen, ein Haus anzahlen, und heiraten können. Das alles habe ich nicht gemacht. Als zweiten Job begann ich 1957/58 bei einem lokalen Fernsehsender als Kameramann Nachrichtensendungen / news zu machen. Vor allem aber habe ich meine Eindrücke von Amerika (Westküste) von Kanada bis Mexiko mit meiner 16mm Kamera festgehalten. So gut es mir in Kalifornien gefiel, spürte ich schon bald ein gewisses Unbehagen und dann fiel es mir (mit 29 Jahren) wie Schuppen von den Augen: „Ich bin ja ein Europäer!“ und von dem Moment an interessierte mich die Möglichkeit Amerikaner zu werden nicht mehr. | ||
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+ | Als ich genügend Filmmaterial für einen abendfüllenden Filmvortrag (90 min) beisammen zu haben glaubte, kündigte ich meinen Arbeitsplatz, holte mir ein „re-enter-permit“ und flog, mit Ersparnissen von 6.000 $= ca. 25.000 DM Startkapital, nach Deutschland zurück. Meinen Filmbericht nannte ich „Ein Europäer erlebt Amerika“. Die Uraufführung erfolgte 1959 in Lübeck, ich bekam eine gute Presse und bereiste mit meinem Filmvortrag ganz Deutschland. Die Amerikahäuser von München bis Hamburg waren meine Stützpunkte. Aber um mehr Geld zu verdienen, mietete ich auf eigenes Risiko große Säle, dann musste ich die gesamte Technik/16mm Projektor, Lautsprecher usw. mitbringen und vor allem auch die Werbung und Ankündigung organisieren. Das Fernsehen und das FWU wurde auf mich aufmerksam und nach kurzer Verhandlungszeit konnte ich den ersten Filmherstellungsvertrag schließen. Für nur 30.000 DM und das gegen Bankbürgschaft (wusste zunächst nicht was das ist), flog ich mit meinem re-enter-permit 1960 zurück nach Kalifornien um dort einen 20 Minuten Film: „Auf amerikanischen Straßen“ zu produzieren. | ||
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+ | 1960-1968 bereiste ich mit immer neuen Filmherstellungsverträgen Nordamerika. Die Serie „Stippvisiten im Wilden Westen“ und „Neues aus der Neuen Welt“ wurden von mir produziert , aber auch Unterrichtsfilme z.B. „Waldindustrie in Kanada“, „Der St. Lorenz Seeweg“, „Baumwolle aus Mississippi“, „ Obst und Gemüse aus Kalifornien“ werden vielleicht noch heute im Fach Wirtschaftsgeographie gezeigt. Ich war wirtschaftlich erfolgreich, selbständig und fast unabhängig (von einigem Ärger mit dem Finanzamt abgesehen). | ||
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+ | Dezember 1966 heiratete ich erneut. Diesmal eine Baltin aus Estland mit 3 schulpflichtigen Kindern aus ihrer ersten Ehe. Meine Stiefkinder besuchten alle eine Waldorfschule und sind längst erwachsen. | ||
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+ | Anfang der 60er Jahre ging es steil bergauf, ich kaufte unter anderem eine Segelyacht und belegte an der Seefahrtsschule Lübeck einen Navigationslehrgang und erwarb das Sporthochseeschifffahrtszeugnis. Ebenfalls Mitte der 60er nahm ich Flugunterricht, bestand die Prüfung: privat pilot license. Das Finanzamt verweigerte die steuerliche Anerkennung meiner SY. Amtlich wäre das ein „Lustboot“ und höchstens zu 50% absetzbar, wenn es mir gelingen sollte, meine SY in einem Film einzubauen. Es ist mir gelungen! | ||
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+ | Nach zähen Verhandlungen mit den Behörden in Moskau erhielt ich die Erlaubnis einen Städtefilm über Leningrad (Perle der Ostsee) zu drehen und mit meiner Segelyacht nach Leningrad einzureisen. Mit dem Zoll in Hamburg und Leningrad hatte ich erheblichen Ärger, aber der Film wurde ein voller Erfolg und meine Umsätze stiegen auf über 300.000 DM. Meine Erlebnisse bei den Dreharbeiten in der Sowjetunion könnten ein Buch füllen. | ||
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+ | 1973-1974 ein Einfamilienhaus / Zarpen gebaut. 1974-1975 auf unserem 1.400qm Grundstück einen Garten angelegt. | ||
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+ | 1979-1980 weigerten sich meine sowjetischen Partner den nächsten Filmherstellungsvertrag abzuschließen (der Kalte Krieg eskalierte und die Russen stellten mir ein Bein). Ich verlor nicht nur einen Auftrag, sondern auch meinen Auftraggeber und damit meinen Existenz. Selbst meine Frau musste ich entlassen. Zum Glück fand meine Frau sehr schnell als Fremdsprachenkorrespondentin Arbeit, was uns vor dem Totalabsturz rettete. | ||
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+ | 1981-1992 erneut selbständig als technischer Kaufmann habe ich pneumatische Wagenheber: „Europneuhubkissen“ an Stadtwerke in Deutschland, Schweiz, Österreich, Schweden und Frankreich mit Erfolg verkauft. | ||
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+ | 1984 habe ich durch Feuer an Bord meine Segelyacht verloren. Ein DDR-Kümo rettetet mich aus Seenot. | ||
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+ | Mitte der 80er Jahre investierte ich meine Ersparnis zur Alterssicherung in Immobilien und Aktien. Die finanzielle Unabhängigkeit konnten wir uns bis heute erhalten, nur meine Gesundheit lässt schon seit 1996 / Herzinfarkt sehr zu wünschen. Trotzdem halte ich mich an die Definition: „Gesund ist, wer mit seinen Krankheiten glücklich leben kann.“. Schon die Chinesen wussten: „Es ist nicht wichtig, wie oft ein Mann zu Boden geht, es kommt nur darauf an, wie oft er wieder aufsteht.“. Und Erich Kästner brachte es auf die kurze Formel: „Liebe Leute, seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich“. Grundlage aller Selbsterkenntnis – die auch für mich gilt – „Der Mensch ist ein Mängelwesen!“. | ||
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+ | Und obwohl ich eher hochfahrend als demütig bin, gehört DEMUT – gegenüber dem Schicksal – doch zu allem. | ||
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+ | == WWW. Freimaurer im Gespräch == | ||
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Quelle: [[Internetloge]] | Quelle: [[Internetloge]] | ||
Eigentlich müsste er zum "Schutzpatron" aller masonischen Videotheken ernannt werden, unser Br. Sigurd Kulikowsky. Mit der Ausdauer eines Wiederholungstäters versäumt er keine Gelegenheit, mit beschwörenden Worten den - oft unfreiwilligen - Zuhörer von der Notwendigkeit der [http://www.internetloge.de/sk/sk-multimedia.pdf → Öffentlichkeitsarbeit mittels Video oder DVD (PDF)] zu überzeugen. "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" gehört zu einem seiner Lieblingsargumente, wenn er den ahnungslosen Bruder mit seiner Leidenschaft für alles Filmerische konfrontiert und ein glühendes Plädoyer für das visuelle Heranführen des Interessierten an die Freimaurerei ablegt. Bücher? Die liest ja doch keiner! | Eigentlich müsste er zum "Schutzpatron" aller masonischen Videotheken ernannt werden, unser Br. Sigurd Kulikowsky. Mit der Ausdauer eines Wiederholungstäters versäumt er keine Gelegenheit, mit beschwörenden Worten den - oft unfreiwilligen - Zuhörer von der Notwendigkeit der [http://www.internetloge.de/sk/sk-multimedia.pdf → Öffentlichkeitsarbeit mittels Video oder DVD (PDF)] zu überzeugen. "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" gehört zu einem seiner Lieblingsargumente, wenn er den ahnungslosen Bruder mit seiner Leidenschaft für alles Filmerische konfrontiert und ein glühendes Plädoyer für das visuelle Heranführen des Interessierten an die Freimaurerei ablegt. Bücher? Die liest ja doch keiner! | ||
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[[Datei:Skfig1.gif|left]] | [[Datei:Skfig1.gif|left]] | ||
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Der Rezensent will nicht verschweigen, dass er die einfachen technischen Mittel und auch das Konzept des Drehbuchs zwecks einer Präsentation in der Öffentlichkeit für problematisch hält, da der heutige DVD-Nutzer selbst bei Billigangeboten von einem Hightec-Standard verwöhnt ist, an das Br. Kulikowsky mit seinen Möglichkeiten einfach nicht heranreichen kann. Wem dieser Aspekt weniger wichtig ist, kann aber aus der DVD genug Honig für sich und andere saugen. Ein Beiheft zum kostenlosen Herunterladen gehört dazu.: http://www.internetloge.de/sk/beiheft.pdf | Der Rezensent will nicht verschweigen, dass er die einfachen technischen Mittel und auch das Konzept des Drehbuchs zwecks einer Präsentation in der Öffentlichkeit für problematisch hält, da der heutige DVD-Nutzer selbst bei Billigangeboten von einem Hightec-Standard verwöhnt ist, an das Br. Kulikowsky mit seinen Möglichkeiten einfach nicht heranreichen kann. Wem dieser Aspekt weniger wichtig ist, kann aber aus der DVD genug Honig für sich und andere saugen. Ein Beiheft zum kostenlosen Herunterladen gehört dazu.: http://www.internetloge.de/sk/beiheft.pdf | ||
− | ==== Beiheft „WWW. Freimaurer im Gespräch“==== | + | ==== Beiheft zum Film „WWW. Freimaurer im Gespräch“==== |
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BEIHEFT zum Dokumentarfilm: „WWW. Freimaurer im Gespräch“<br /> | BEIHEFT zum Dokumentarfilm: „WWW. Freimaurer im Gespräch“<br /> | ||
[[Willy Meyer]] und '''Sigurd Kulikowsky'''<br /> | [[Willy Meyer]] und '''Sigurd Kulikowsky'''<br /> | ||
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==Siehe auch== | ==Siehe auch== | ||
*[[Pie Enkurs]] Worte zur Lichteinbringung der Loge | *[[Pie Enkurs]] Worte zur Lichteinbringung der Loge | ||
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[[Kategorie:Persönlichkeiten|Kulikowsky]] | [[Kategorie:Persönlichkeiten|Kulikowsky]] |
Aktuelle Version vom 15. März 2016, 12:13 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Sigurd Kulikowsky
Lebensschilderung
in Br Sigurds eigenen Worten.
Biografie Sigurd KULIKOWSkY:
1927-1939 Geboren als Wunschkind, Einzelkind und Glückskind in Libau, Kurland/Lettland. Wohlbehütet, unbeschwert- frei- aufgewachsen. Muttersprache Deutsch; Staatssprache Lettisch. Libau hatte drei deutsche Schulen, aber auch zwei russische Schulen und eine Judenschule. Alle Volksgruppen lebten harmonisch (multikulti) miteinander. Mein Zahnarzt, Dr. Garfinkelstein, mein Kinderarzt, Dr. Katzenellenbogen, aber auch der Schneidermeister und selbst ein Schuster waren Juden. Erst als der lettische Staat mit einer Lettifizierungskampagne begann, gab es Spannungen. Die Umsiedlungsaktion der Baltendeutschen-1939 „Heim ins Reich“- war für uns Kinder ein großes Abenteuer, für alle Erwachsenen eine sehr schwere Entscheidung.
1940-1944 in Posen, Warthegau, angesiedelt, war vieles ganz anders: Juden galten hier als Untermenschen und Polen als Feinde. Meine Erziehung ging mit der Hitlerjugend auf Vater Staat über. Bei der Motor-HJ Führerschein gemacht, aber auch Reiten gelernt- 1944 Großes Reitsportabzeichen in Bronze. Uniformzwang u. ständige Grußpflicht waren sehr lästig. Bereits mit 15, als Schulklasse kaserniert / Luftwaffenhelfer. Nach Stalingrad war öffentliches Tanzen verboten. In Privatwohnungen organisierten wir Tanzunterricht. Unser Klassenlehrer avisierte uns den Besuch eines Generalstaboffiziers (anwerben von Kriegsfreiwilligen) mit dem Hinweis „Ihr braucht vor den roten Biesen seiner Uniformhose nicht in Ehrfurcht zu erstarren, denkt daran, auch dieser Offizier trägt lange Unterhosen.“ Fast die ganze Klasse meldete sich freiwillig, man durfte dann die Waffengattung wählen. Reiten war meine große Leidenschaft und ich meldete mich zur Kavallerie. Sept, Okt, Nov 1944 Reichsarbeitsdienst. Bau von Schützengräben/ Auffang-stellungen im Generalgouvernement. Hier erste und einmalige Begegnung mit KZ-Häftlingen. Schlaftrunken, im Morgengrauen auf dem Marsch zu unserem Arbeitsplatz, begegnete uns eine zerlumpte Kolonne mit gelbem Stern gekennzeichneter Menschen, begleitet von einem Wachkommando mit aufgepflanzten Bajonetten. Auf unsere Frage: „Wer sind denn die?“ kam die lakonische Antwort: „Das sind Volksschädlinge, sie machen die Nachtschicht!“ d.h. an den Schützengräben wurde Tag und Nacht gearbeitet.
4. Dez 1944, Eingerückt. Kav.-Reg. 5 in Stolp/Pommern. Noch mitten in der Ausbildung Anfang Feb. ausgerückt und erster Fronteinsatz. Ich habe großes Glück gehabt, ich wurde als Meldereiter zum Stab abkommandiert, brauchte daher nicht im Schlamm oder Schützenloch zu hocken, um auf die nächsten Panzer zu warten. Bei einem nächtlichen Flugzeugangriff erlitt meine Einheit durch Splitterbomben schwere Verluste. Mein Pferd wurde verwundet, ich bekam einen Schlag ins Kreuz, mein Karabiner, von einem Splitter getroffen war Schrott, aber ich blieb bis auf einen blauen Fleck heil. Etwas später wiederholte sich mein unwahrscheinliches Glück: Allein auf einem Meldegang von einem Tiefflieger unter Beschuss genommen, hab ich mich in den Graben geworfen (Kadavergehorsam), verspürte einen kräftigen Schlag am Kopf. Mein Stahlhelm hatte, von einem Splitter getroffen, einen Riss.
29. April 1945: Mecklenburg / Panzerdurchbruch. Auf der Suche nach dem Anschluss an die kämpfende Truppe wurde ich auf freiem Feld - allein - gefangen genommen. Drei Rotarmisten, Kalaschnikow im Anschlag, wollten als erstes meine Uhr, dann meine Stiefel (Reitstiefel), sie passten dem Iwan. Seine abgetragenen Stoffschuhe ließ er stehen und notgedrungen habe ich sie widerwillig angezogen. Erst als ich mich erhob entdeckten die Russen meine Waffe, eine P8. Die drei freuten sich über ihre Beute und ich begriff die Welt nicht mehr. Erste Nacht in Gefangenschaft verbrachte ich mit etwa einem Dutzend Kameraden im Straßengraben. Die zweite Nacht in einem, von seinen Einwohnern verlassenen Dorf. Dort habe ich eine kurze Hose und Sommerhemd „gestohlen“ und auf dem Dachboden unter meiner Uniform angezogen. Am 1.Mai, fast alle Russen waren betrunken, setzte ich alles auf eine Karte - lieber tot als Sklave- und flüchtete von der Latrine / Donnerbalken eines provisorischen Gefangenenlagers. Großes Glück gehabt, von jetzt an war ich frei, aber auch vogelfrei, wie ich bald merkte!
In den Straßengräben lagen auf der Flucht weggeworfene Gepäckstücke und kaputte Fahrräder. Mit jedem reparierten Fahrrad kam ich leider immer nur bis zum nächsten Kontrollposten und war froh, dass man nur mein Fahrrad wollte und mich laufen ließ. Mein Weg führte dann überwiegend an Bahndämmen entlang, immer nach Westen. Am 9.Mai hatte ich die Silhouette von Schwerin bereits vor mir. Auf den Eisenbahnschienen stand ein Güterzug, ein Behelfslazarettzug verlassen von allen die laufen konnten, zurückgeblieben waren Schwerverwundete, sie hatten Durst. Eimerweise holte ich den verwundeten Kameraden Wasser, bis mich eine Streife einkassierte. In Schwerin war der Ami und ich begriff, dass ich die Demarkationslinie wohl nicht würde überwinden können. Weil ich nach der letzten Feldpost meine Eltern in Cottbus oder Dresden vermutete, änderte ich jetzt meine Richtung nach Osten. Als Landstreicher, ja als Vagabund wanderte ich oder fuhr in leeren Güterwagen, Bremserhäuschen oder auf Eisenbahnpuffern quer durch ein verwüstetes Land. In sehr unangenehmer Erinnerung habe ich meinen Fußmarsch durch Berlin, es war warm (Juni 45), ich hatte Durst, aber bekam nichts zu trinken. Die Wasserleitungen waren kaputt, die Berliner saßen selbst auf dem Trockenen.
Anfg. August fand ich meine Eltern wieder, bei Freunden auf einem Landgut in Schlesien. Unsere Wiedersehensfreude war grenzenlos. Meine Tante und meine Großmutter hatten die Festungszeit in Breslau überlebt und auch wir zogen Ende August nach Breslau. Erstes Quartier war eine Gartenlaube. Fast jede Nacht wurden wir von Plünderern gestört. Zum Glück gelang es meinem Vater- der fließend Russisch sprach- bei der sowjetischen Kommandantur eine Anstellung als Dolmetscher zu finden. Ein Gehalt konnte nicht gezahlt werden, aber es gab Lebensmittel/Produkte und ein Quartier in einem ausgebombten Haus ohne Wasser, ohne Strom, zum Teil ohne Fensterscheiben. Direkt gegenüber der Kommandantur, also vor Plünderern relativ sicher.
Zur Kriegsbeute der Russen gehörten Nähmaschinen, Schreibmaschinen, Fahrräder, auch Radios und vieles andere. Die Radios lagerten in einer Turnhalle bis zur Decke hochgestapelt , zum Teil kaputt. Mein Vater bekam den Auftrag uns jeweils drei kaputte Radios auszuhändigen, von denen wir eines heil zurückgeben mussten, um dann die nächsten drei zu erhalten. Sehr bald beschäftigten wir einen Tischler, der für uns Radiogehäuse, kleine und große Musiktruhen baute. Oft befand sich nur das Chassis eines Volksempfängers in einem großen Gehäuse. Der starke Sender Wrotzlaw sorgte für guten Empfang und so trieben wir einen schwungvollen Handel mit Radios. Wir hatten keine finanziellen Sorgen, ja wir lebten „in Saus und Braus“, aber auch auf einem Pulverfass bzw. immer noch im Krieg. Als Deutscher war man rechtlos. Raubüberfälle und Plünderungen an der Tagesordnung. Mein Freund kam abends zurück, barfuß und in Unterhosen und berichtete, dass er noch großes Glück gehabt hat, weil bei ihm keine Goldkronen im Mund zu finden waren. Das kaputte Stromnetz wurde nach und nach durch provisorische Oberleitungen ersetzt. Im Dunkeln konnte man die Drähte durch Überlastung rötlich leuchten sehen, danach wurden sie weiß glühend, rissen ab und wieder lag ein Straßenzug im Dunkeln.
In Breslau gab es 4 Währungen: Zloty, Reichsmark, sowjetisches Militärgeld (nur in der sowjetischen Zone gern genommen) aber selbst Rubel und $.
Als Soldat habe ich den Krieg heil/ unverwundet überstanden, aber in Breslau wurde ich im Sommer 46 auf offener Straße angeschossen. Die Schießerei galt nicht mir, aber ich geriet mit meinem Fahrrad zwischen die Fronten und mich erwischte ein Oberschenkeldurchschuss. Zum großen Glück ca. 10 cm oberhalb des Kniegelenks, diese späte Verwundung blieb daher folgenlos.
Schon 1945 begannen die Polen mit der Vertreibung/ Aussiedelung der Deutschen. Obwohl wir wussten, dass in den vier Besatzungszonen von Restdeutschland Hunger herrschte, wollten wir raus. Als mein Vater zuverlässig erfuhr, dass der nächste Transport in die britische Zone gehen würde, haben wir uns einem Aussiedlungstransport / Güterzug angeschlossen. Zu meinem Gepäck gehörte ein großer Weidenkorb, die untere Hälfte voller Speckseiten, darüber Bücher (Gewichtskontrolle) und oben ein paar Kleidungsstücke.
1946 Oktober: In Lübeck eingetroffen. Im Durchgangslager Pöppendorf erhielten wir zur Begrüßung/Entlausung (ganz unnötig) eine DDT-Spritze. Am Halskragen hinein, bis weißes Pulver an den Hosenbeinen/Knöcheln herausstaubte. Wir erhielten auch den Flüchtlingsausweis „A“ und damit das Anrecht auf eine Unterkunft, üblicherweise nur ein Platz im Schlafsaal eines Flüchtlingslagers/Kaserne. Mit dem Flüchtlingsausweis „A“ in einer Hand und einer Speckseite in der anderen, erhielt ich drei Quartierscheine für ein möbliertes Zimmer zur Auswahl. Ich wählte nach dem Erscheinungsbild der Wirtin, eine alte schwerhörige Frau mit dicker Brille. Die Möblierung bestand aus einer Matratze, einem Tisch, einem Stuhl und einem Kanonenofen. Einen Wehrmachts-Spind und einen Hocker kaufte ich in einem Flüchtlingslager. Ich war ganz zufrieden, denn ich hatte jetzt mit 19 Jahren eine sturmfreie Bude. Meine Eltern bekamen ein paar Straßen weiter ein Zimmer mit einem Balkon zur Nordseite. Anstatt Kohle für den Kanonenofen gab es einen Holzsammelschein, d.h. mit einm Handwagen in den Wald ziehen und Brennholz holen. Die offenen Güterwagen, die das E-werk mit Kohle belieferten, hielten lange genug auf dem Güterbahnhof Lübeck um hinauf zu klettern und so viel Kohle „zu organisieren“ wie man tragen konnte. Fast immer geriet ich anschließen in eine Polizeikontrolle. Der Wachtmeister fragte: „Woher haben Sie die Kohlen?“ „Die hab ich aufgesammelt, gefunden!“ „So viel brauchen Sie nicht!“. Das organisierte Stehlgut wurde dann geteilt, denn auch auf dem Polizeirevier stand sicherlich ein Kanonenofen. Hätte der Wachtmeister mir alles abgenommen, dann hätte er in Zukunft vergeblich auf mich warten müssen.
Memelländer Fischer waren mit ihren Kuttern nach Niendorf/Ostsee geflüchtet. Dort konnte ich Heringe kaufen soviel ich tragen konnte, nur nicht gegen Geld, sondern gegen Lebensmittel und Schnaps. Vom Kolonialwarenhändler holte ich leere Marmeladeneimer (ca. 10 l) , auch nur gegen Heringe. Salz konnte man frei kaufen. Per Fahrrad mit jeweils acht Eimern voller Salzheringe fuhr ich dann von Niendorf nach Lübeck (ca. 20 km) zu meinen Eltern, um auf deren Balkon (Nordseite) die Eimer zwischenzulagern. Auf meinen Überlandtouren tauschte ich dann mit den Bäuerinnen Heringe gegen Eier und andere Lebensmittel. In Schwerin (sowjetische Zone) hatten wir Freunde und ich lieferte (per Fahrrad ca. 60 km) im monatlichen Rhythmus immer vier Eimer gegen Aquavit und Wodka für meine Fischer. Bei einer Straßenkontrolle in Schwerin beschlagnahmten zwei Rotarmisten alle Schnapsflaschen und nahmen mir auch mein Fahrrad weg, mich selbst ließen sie zum Glück laufen. Ich war fest entschlossen, gleich in Schwerin ein anderes Fahrrad zu organisieren. Einen deutschen Landsmann bestehlen wollte ich nicht, also schlenderte ich durch die von Russen beschlagnahmten Wohnviertel, auf der Suche nach einem greifbaren Fahrrad. Als ein angetrunkener Iwan austreten ging, schwang ich mich auf sein, an einen Zaun gelehntes Fahrrad und strampelte so schnell wie noch nie um die nächste Ecke und weg war ich.
1948: Nach der Währungsreform brach mein Heringshandel zusammen. Wir aßen Salzheringe monatelang, bis die Fische fast zu einem Brei zerfallen waren.
Von den ersten vierzig DM kaufte ich sofort für neunzehn DM einen Motorradreifen, denn mein Hinterrad war bis auf die Leinwand abgefahren. Mit dem Reifen als Gepäck gönnte ich mir eine Straßenbahnfahrt. Ich war der einzige Fahrgast und machte die Schaffnerin richtig glücklich, denn sie hatte echt Sorge demnächst entlassen zu werden, weil sie schon den ganzen Tag ohne Fahrgäste unterwegs war und fürchtete, die Menschen würden sich in Zukunft keine Straßenbahnfahrt leisten können.
Notgedrungen musste ich mich arbeitslos melden und auf die Frage des Schalterbeamten (auf die ich schon vorbereitet war), was ich denn gelernt habe, antwortete ich patzig „Ich bin ausgebildet: an der Flak 8,8, Maschinengewehr 42, leichtem Granatwerfer und bin Meldereiter gewesen.“ Jetzt der Beamte: „Das wird nicht mehr gebraucht! Also, (Stempel) ungelernter Arbeiter!“- eine schwere Kränkung.
1950 geheiratet und 1951 Vater einer Tochter. Drei Monate vor der Geburt meiner Tochter verstarb mein Vater plötzlich und unerwartet. Bei dem ersten Blick auf meine neugeborene Tochter glaubte ich eine große Ähnlichkeit mit meinem verstorbenen Vater zu erkennen. Bin sehr nachdenklich geworden! Bis heute!
Ab jetzt war ich der einzige Mann in der Familie mit drei Frauen: Mutter, Ehefrau, Tochter. Was tun? Meine Klassenkameraden haben auf Drängen der Arbeitsämter zum großen Teil eine Maurerlehre begonnen und es später zum Architekten oder auch Maurermeister gebracht. Ich wollte nicht auf den Bau! Mit verschieden Nebenbeschäftigungen; Zeitschriftenwerber, Klinkenputzer, Vertreter für Blindenware lebte ich von der Hand in den Mund.
1951: Student, Fachhochschule/PTL und abends als Partyfotograf gutes Geld verdient.
1952: Geschieden.1953: Examen geschmissen, aber Abendlehrgang zum Croupier bestanden und bis zu meiner Auswanderung Oktober 1956 im Spielcasino Travemünde als Croupier gearbeitet und erstmals am Wirtschaftswunder teilgenommen. Trotzdem unzufrieden und unfrei.
Bereits 1946 versuchte ich erfolglos illegal nach Schweden einzureisen. Der dritte Versuch endete in einer Arrestzelle. Mein Antrag auf Auswanderung in die USA wurde abgelehnt, weil es in Amerika nicht nach Staatsangehörigkeit sondern nach place of birth geht. Durch die displaced persons/DP war die Quote für in Latvia Geborene auf Jahre im Voraus vergeben. Im Frühjahr 1956 erhielt ich vom „Lutherischen Weltbund“ eine Postkarte: „Sie stehen seit 1947 in unserer Kartei als Auswanderungsinteressent. Wenn Sie noch möchten, jetzt ist es möglich.“ Diese Postkarte war ein Glücksfall / wie das große Los.
Oktober 1956: Wanderte ich aus. Bei der Einreise musste ich 100$ vorzeigen. Mein wertvollstes Gepäck war eine 16mm Filmkamera. Im Flugzeug nach San Francisco saßen drei junge Japanerinnen, sie waren auf der Rückreise von einem Europatrip. Möglicherweise wurde ich als „Reisemitbringsel“ betrachtet, ohne fragen zu müssen erhielt ich ihre Telefonnummern. Obwohl ich alles andere, als das Anbandeln mit jungen Mädchen im Kopf hatte, hab ich die Bekanntschaft gepflegt und mich nach einigen Monaten mit Yeko verlobt. Durch sie habe ich in der Neuen Welt / Amerika eine weitere für mich eine noch ganz andere Welt kennen gelernt. So begann ich mich auch für Buddhismus ernsthaft zu interessieren.
1956 - 1959 schon nach ca. 2 oder 3 Wochen fand ich in einer Rechenmaschinenfabrik einen Arbeitsplatz als Feinmechaniker/Facharbeiter. Mit dem Arbeitsvertrag in der Hand hätte ich von jeder Bank ein Darlehen bekommen, ein Haus anzahlen, und heiraten können. Das alles habe ich nicht gemacht. Als zweiten Job begann ich 1957/58 bei einem lokalen Fernsehsender als Kameramann Nachrichtensendungen / news zu machen. Vor allem aber habe ich meine Eindrücke von Amerika (Westküste) von Kanada bis Mexiko mit meiner 16mm Kamera festgehalten. So gut es mir in Kalifornien gefiel, spürte ich schon bald ein gewisses Unbehagen und dann fiel es mir (mit 29 Jahren) wie Schuppen von den Augen: „Ich bin ja ein Europäer!“ und von dem Moment an interessierte mich die Möglichkeit Amerikaner zu werden nicht mehr.
Als ich genügend Filmmaterial für einen abendfüllenden Filmvortrag (90 min) beisammen zu haben glaubte, kündigte ich meinen Arbeitsplatz, holte mir ein „re-enter-permit“ und flog, mit Ersparnissen von 6.000 $= ca. 25.000 DM Startkapital, nach Deutschland zurück. Meinen Filmbericht nannte ich „Ein Europäer erlebt Amerika“. Die Uraufführung erfolgte 1959 in Lübeck, ich bekam eine gute Presse und bereiste mit meinem Filmvortrag ganz Deutschland. Die Amerikahäuser von München bis Hamburg waren meine Stützpunkte. Aber um mehr Geld zu verdienen, mietete ich auf eigenes Risiko große Säle, dann musste ich die gesamte Technik/16mm Projektor, Lautsprecher usw. mitbringen und vor allem auch die Werbung und Ankündigung organisieren. Das Fernsehen und das FWU wurde auf mich aufmerksam und nach kurzer Verhandlungszeit konnte ich den ersten Filmherstellungsvertrag schließen. Für nur 30.000 DM und das gegen Bankbürgschaft (wusste zunächst nicht was das ist), flog ich mit meinem re-enter-permit 1960 zurück nach Kalifornien um dort einen 20 Minuten Film: „Auf amerikanischen Straßen“ zu produzieren.
1960-1968 bereiste ich mit immer neuen Filmherstellungsverträgen Nordamerika. Die Serie „Stippvisiten im Wilden Westen“ und „Neues aus der Neuen Welt“ wurden von mir produziert , aber auch Unterrichtsfilme z.B. „Waldindustrie in Kanada“, „Der St. Lorenz Seeweg“, „Baumwolle aus Mississippi“, „ Obst und Gemüse aus Kalifornien“ werden vielleicht noch heute im Fach Wirtschaftsgeographie gezeigt. Ich war wirtschaftlich erfolgreich, selbständig und fast unabhängig (von einigem Ärger mit dem Finanzamt abgesehen).
Dezember 1966 heiratete ich erneut. Diesmal eine Baltin aus Estland mit 3 schulpflichtigen Kindern aus ihrer ersten Ehe. Meine Stiefkinder besuchten alle eine Waldorfschule und sind längst erwachsen.
Anfang der 60er Jahre ging es steil bergauf, ich kaufte unter anderem eine Segelyacht und belegte an der Seefahrtsschule Lübeck einen Navigationslehrgang und erwarb das Sporthochseeschifffahrtszeugnis. Ebenfalls Mitte der 60er nahm ich Flugunterricht, bestand die Prüfung: privat pilot license. Das Finanzamt verweigerte die steuerliche Anerkennung meiner SY. Amtlich wäre das ein „Lustboot“ und höchstens zu 50% absetzbar, wenn es mir gelingen sollte, meine SY in einem Film einzubauen. Es ist mir gelungen!
Nach zähen Verhandlungen mit den Behörden in Moskau erhielt ich die Erlaubnis einen Städtefilm über Leningrad (Perle der Ostsee) zu drehen und mit meiner Segelyacht nach Leningrad einzureisen. Mit dem Zoll in Hamburg und Leningrad hatte ich erheblichen Ärger, aber der Film wurde ein voller Erfolg und meine Umsätze stiegen auf über 300.000 DM. Meine Erlebnisse bei den Dreharbeiten in der Sowjetunion könnten ein Buch füllen.
1973-1974 ein Einfamilienhaus / Zarpen gebaut. 1974-1975 auf unserem 1.400qm Grundstück einen Garten angelegt.
1979-1980 weigerten sich meine sowjetischen Partner den nächsten Filmherstellungsvertrag abzuschließen (der Kalte Krieg eskalierte und die Russen stellten mir ein Bein). Ich verlor nicht nur einen Auftrag, sondern auch meinen Auftraggeber und damit meinen Existenz. Selbst meine Frau musste ich entlassen. Zum Glück fand meine Frau sehr schnell als Fremdsprachenkorrespondentin Arbeit, was uns vor dem Totalabsturz rettete.
1981-1992 erneut selbständig als technischer Kaufmann habe ich pneumatische Wagenheber: „Europneuhubkissen“ an Stadtwerke in Deutschland, Schweiz, Österreich, Schweden und Frankreich mit Erfolg verkauft.
1984 habe ich durch Feuer an Bord meine Segelyacht verloren. Ein DDR-Kümo rettetet mich aus Seenot.
Mitte der 80er Jahre investierte ich meine Ersparnis zur Alterssicherung in Immobilien und Aktien. Die finanzielle Unabhängigkeit konnten wir uns bis heute erhalten, nur meine Gesundheit lässt schon seit 1996 / Herzinfarkt sehr zu wünschen. Trotzdem halte ich mich an die Definition: „Gesund ist, wer mit seinen Krankheiten glücklich leben kann.“. Schon die Chinesen wussten: „Es ist nicht wichtig, wie oft ein Mann zu Boden geht, es kommt nur darauf an, wie oft er wieder aufsteht.“. Und Erich Kästner brachte es auf die kurze Formel: „Liebe Leute, seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich“. Grundlage aller Selbsterkenntnis – die auch für mich gilt – „Der Mensch ist ein Mängelwesen!“.
Und obwohl ich eher hochfahrend als demütig bin, gehört DEMUT – gegenüber dem Schicksal – doch zu allem.
WWW. Freimaurer im Gespräch
Quelle: Internetloge
Eigentlich müsste er zum "Schutzpatron" aller masonischen Videotheken ernannt werden, unser Br. Sigurd Kulikowsky. Mit der Ausdauer eines Wiederholungstäters versäumt er keine Gelegenheit, mit beschwörenden Worten den - oft unfreiwilligen - Zuhörer von der Notwendigkeit der → Öffentlichkeitsarbeit mittels Video oder DVD (PDF) zu überzeugen. "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" gehört zu einem seiner Lieblingsargumente, wenn er den ahnungslosen Bruder mit seiner Leidenschaft für alles Filmerische konfrontiert und ein glühendes Plädoyer für das visuelle Heranführen des Interessierten an die Freimaurerei ablegt. Bücher? Die liest ja doch keiner!
So nimmt es denn nicht Wunder, dass Br. Sigurd Kulikowsky nun mit einer neuen Produktion aufwarten kann: "www.Freimaurer im Gespräch". Unter der Beteiligung von einer stattlichen Reihe gestandener Brüder Freimaurer hat Produzent Sigurd einen Themenkatalog zusammengestellt, der als Einstieg in die Diskussion bzw. Erläuterung dessen dienen kann, was sich der Uneingeweihte unter Freimaurerei vorstellen könnte. Anknüpfungspunkte zu Fragen oder gar Gesprächen gibt es genug, wenn man die 55 Minuten der DVD in der Loge oder im privaten Kreis gesehen hat.
Der Rezensent will nicht verschweigen, dass er die einfachen technischen Mittel und auch das Konzept des Drehbuchs zwecks einer Präsentation in der Öffentlichkeit für problematisch hält, da der heutige DVD-Nutzer selbst bei Billigangeboten von einem Hightec-Standard verwöhnt ist, an das Br. Kulikowsky mit seinen Möglichkeiten einfach nicht heranreichen kann. Wem dieser Aspekt weniger wichtig ist, kann aber aus der DVD genug Honig für sich und andere saugen. Ein Beiheft zum kostenlosen Herunterladen gehört dazu.: http://www.internetloge.de/sk/beiheft.pdf
Beiheft zum Film „WWW. Freimaurer im Gespräch“
BEIHEFT zum Dokumentarfilm: „WWW. Freimaurer im Gespräch“
Willy Meyer und Sigurd Kulikowsky
Nov 2006
Dieser Film wendet sich an unsere suchenden Gäste und die zahlreichen Brüder ohne eigene Interneterfahrung.
Dieser Film zeigt auch, dass jedem Bruder außer der Mitgliedschaft in seiner Loge der Weg zu weiteren freimaurerischen Gruppierungen offensteht. Die Idee zur Entstehung dieses Films geht auf Franz-Ludwig Bruhns (Altstuhlmeister der Loge „Am rauhen Stein“) zurück, der mit seiner freimaurerischen Webseite „Internetloge“, http://www.internetloge.de im Internet präsent ist.
Angeregt von seiner beruflichen und maurerischen Erfahrung war er einer der ersten Brüder mit einer freimaurerischen Webseite.
Der Plan und die Idee zu diesem Film reiften in vielen langen Gesprächen nach dem Motto von Lessing: „Laut denken mit einem Freund“. Neben der Webseite der V.G.L.v.D. mit zahlreichen Links zu unseren 5 Großlogen findet man im Internet auch die Webseiten weiterer freimaurerischer Vereinigungen, z.B.: Quatuor Coronati, Pegasus, UFL sowie Masonica Versandhandlungen. Auch eine Webseite: „Freimaurerinnen von Deutschland“ (gegründet 1949) ist im „Zeitalter der Gleichberechtigung“ hier zu finden. Wer die Adressen nicht zur Hand hat, nutzt die Suchmaschine GOOGLE .
Das Internet kann nicht nur Segen, sondern auch Fluch sein, weil es oft im Schutz der Anonymität missbraucht wird. Mit dem Internet ist es wie mit allen technischen Neuerungen: Man muss den Umgang lernen und üben; das gilt auch für die Multimedien: Film, Video, DVD. Es ist an der Zeit, dass sich die Brüder Freimaurer vermehrt mit den Möglichkeiten beschäftigen, welche uns die Multimedien für unsere Öffentlichkeitsarbeit bieten.
Vielfach haben unsere Bibliothekare noch nicht bedacht, dass heutzutage außer Büchern und Zeitschriften auch Videos und DVDs in den Bestand gehören, wodurch dann die Bibliothek als Mediathek genutzt werden kann. Uns fehlen darüber hinaus Medienbeauftragte in jeder Großloge und in jedem Distrikt! Schon die alten Chinesen wussten: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. Aus diesem Grunde benötigen wir dringlichst mehr Bildmaterial: Fotos und Filme. Wenn ein neu aufgenommener Bruder sich der Neugier seines Freundeskreises ausgesetzt fühlt (Erzähl! Erzähl! Was macht ihr da bei den Freimaurern?) fällt ihm vor Verlegenheit nur ein: „Darf ich nicht! Alles geheim!“. Für ihn wäre es eine große Hilfe, wenn er von seiner Loge einen Film ausleihen könnte, um dann seinen Nachbarn einzuladen und diesem bei sich zu Hause mit Hilfe eines solchen Films einen kleinen atmosphärischen Einblick in die Freimaurerei zu verschaffen.
Das gemeinsame Erlebnis bei der rituellen Tempelarbeit zeigt immer eine starke, die Brüder verbindende Wirkung. Diese Wirkung kann aber nur erlebt werden und ist einem Außenstehenden ebenso unmöglich zu erklären, wie einem Blinden die Farben. Also haben wir demnach doch ein Geheimnis? – Ja, unser Erlebnis! Geheimnisse werden mit diesem Film nicht verraten. Die Freimaurer sind ja auch kein Geheimbund. Nein, sie sind eine Vereinigung, die im Stillen arbeitet. Wir Freimaurer sind Suchende in einer Welt, die dazu neigt, alles plakativ vor sich herzutragen. Mit diesem Film wird der Vorhang etwas gelüftet.
Sehr schädlich für wirkungsvolle Öffentlichkeitsarbeit ist jedoch eine übertriebene Geheimniskrämerei.
Schon Lessing sagte „Das Geheimnis der Freimaurerei ist, dass sie keines hat“. Unser Bemühen um Toleranz und Bruderliebe und die gemeinsame Arbeit am Tempelbau der Humanität brauchen wir wirklich nicht geheimzuhalten. Nur wenn alle von uns, auch unsere jungen Brüder, bereit sind, „Flagge“ zu zeigen, kann unser Bund wachsen und an Bedeutung gewinnen. Bei unserem Versuch, für die Mitarbeit an diesem Film möglichst viele junge Brüder für die Mitarbeit an diesen Film zu gewinnen, mussten wir leider erfahren, dass die meisten jungen Menschen - ob Lehrling oder Meister - an einer schwer verständlichen Ängstlichkeit leiden und Sorge um ihre berufliche Karriere haben, falls ihre Mitgliedschaft in einer Loge (durch diesen Film) bekannt werden sollte.
Nach unserer Auffassung hat ein junger Mann jeden Grund sich zu freuen, wenn er bereits früh zur Freimaurerei gefunden hat. In anglosächsischen Ländern ist die Situation umgekehrt: Wer dort in frühen Jahren Mitglied einer Freimaurerloge wird, dessen berufliche Karriere ist gesichert. Nach unserer Überzeugung muss die Öffentlichkeitsarbeit nicht nur nach außen, sondern auch nach innen wirken, um einem jungen Bruder zu der nötigen Selbstsicherheit zu verhelfen, stolz auf seine Mitgliedschaft in einer Loge zu sein.
Der Film ist ein reiner Dokumentarfilm, d.h.: keine Schauspieler, kein Drehbuch (mit vorgeschriebenen Dialogen ) und auch keine Regie. Vor allem aber gab es kein Budget. Es ist also kein „Low-Budget“, sondern ein „NO-BUDGET“-Film. Alle mitwirkenden Brüder kamen ehrenamtlich vor die Kamera, um einen Beitrag für die Öffentlichkeitsarbeit der Freimaurer zu leisten.
Die gängigsten Vorurteile über die Freimaurerei lauten: Geheimbund, Weltverschwörung, Sektenähnlichkeit (Scientology), gefährliche gesetzlose Machenschaften usw.
Bedauerlicherweise gibt es unter unseren Mitgliedern Menschen, die mit einer Art von Verschämtheit ihre Mitgliedschaft in einer Freimaurerloge geheim zu halten versuchen. Als markantes Beispiel seien Väter genannt, denen es peinlich ist ihrem Sohn erklären zu sollen, warum der Vater auf einem Foto freimaurerisch gekleidet ist und was das zu bedeuten hat. Aus dieser Hilflosigkeit heraus flüchten viele in eine unsinnige Geheimniskrämerei.
Der Film ist in zehn Abschnitte unterteilt. Der längste Abschnitt umfasst 13 Minuten, der kürzeste 24 Sekunden. Der Film orientiert sich (lose) an Webseiten, die im Internet über Freimaurerei zu finden sind. Eine umfassende und erschöpfende Auflistung ist nicht möglich. Für Freimaurer mit längerer Logenzugehörigkeit wird der Film wenig Neues enthalten, er ist aber ohnehin nicht zur Erbauung der Brüder gedacht.
Die Zielgruppe dieses Films sind unsere Gäste, also interessierte Nichtfreimaurer. Für unsere Brüder, soweit sie bereit sind – in ihrem privaten Umfeld – Öffentlichkeitsarbeit zu machen, soll dieser Film, aber auch zahlreiche andere Filme – zum großen Teil Fernsehproduktionen – ein Hilfsmittel sein, um einem Nichtfreimaurer, einem Suchenden einen anschaulichen, atmosphärischen Eindruck von der Freimaurerei zu vermitteln.
Es würde unsere Öffentlichkeitsarbeit sehr erleichtern, wenn unsere Logen ihre Bibliotheken durch Videos und DVDs bereichern und sich allmählich zu Mediatheken wandeln würden. Insbesondere für unsere Lehrlinge wäre es eine Hilfe, wenn sie bei ihrer Aufnahme nicht nur Printmedien – die sie zu Hause niemandem zeigen können/dürfen – sondern auch eine DVD bzw. ein Video gern leihweise (!) überreicht bekämen. Mit einem Film als Hilfsmittel hätten es unsere jungen Brüder sehr viel leichter, die Fragen ihrer Familie und Freunde zu beantworten. „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“, dass wussten bereits die alten Chinesen. Wir Freimaurer wissen: „Ein Symbol sagt mehr als tausend Gedanken.“ Um sich der Gedankenwelt der Freimaurer anzunähern und ein wenig die Atmosphäre zu atmen, die unter Freimaurern besteht, dafür ist dieser Film entstanden.
Inhaltsangaben zu den 10 Abschnitten des Films
- Schon in der Einleitung wird die zwiespältige Auffassung der Brüder zur Öffentlichkeitsarbeit deutlich. Dieser Film soll die Bedeutung und den Stellenwert der Öffentlichkeitsarbeit hervorheben.
- Unsere älteren Brüder (70-, 80-, 90-Jährige) haben zum großen Teil keine Interneterfahrung. Über die Problematik („Licht und Schattenseiten des Internet“) unterhalten sich zwei Brüder: Dr. phil. Werner Güttler und Bruder Claas Engelke. Sie liegen zwei Generationen auseinander und ergänzen sich dementsprechend gut.
- Im dritten Abschnitt dieses Films wird unser Medienangebot vom „Rauhen Stein“ bis zum Tattoo (USA) dargestellt. Hier werden auch verschiedene Internetadressen im WWW wie Masonica Versandhandlungen, Verlagsanstalten, Buchvertriebe oder Alten- und Pflegeheime genannt.
- Prof. Dr. Wolfgang Weber und Dr. Oylar Saguner (ein aus der Türkei stammender Bruder) besprechen eine Themensammlung für zukünftige Gästeabende. Sie zeigen exemplarisch auf, wie ein Logenarbeitsplan – also ein Programm für das kommende Vierteljahr – entsteht, indem sie aktuelle Probleme als Themenbereiche formulieren.
- Die Webseite der Universellen Freimaurerliga – UFL – wird erläutert.
- Obwohl Freimaurer ein internationaler Männerbund sind, finden wir im Internet auch Webseiten der Großloge der Frauen von Deutschland.
- Zwei erfahrene Freimaurer zeigen einem jungen Bruder die Möglichkeiten und Aufgabenbereiche der Forschungsloge „Quator Coronati“ auf. Diese Loge ist jedem Bruder nach Erlangung des Meistergrades zugänglich. Sie ist eine Kombination von Forschung, Wissensvermittlung und Kommunikation und ist für jeden Bruder interessant, der sich für die freimaurerischen „Hintergründe“ interessiert.
- Der freimaurerische Verein für Kunst, Kultur und Kommunikation „PEGASUS“ wird von zwei künstlerisch engagierten Brüdern erläutert. Darüber hinaus beschreiben sie sehr anschaulich ihren Weg in die Freimaurerei. Dabei wird deutlich, welche zum Teil abwegigen Vorstellungen sie auf diesem Wege überwinden mussten und wie zögerlich sie daher ihre ersten Schritte in die Freimaurerei wagten.
- Unter dem Motto: „Laut denken mit einem Freund“ begründen zwei Brüder aus den alten und neuen Bundesländern (West/Ost) den Sinn und die Bedeutung, Freimaurer geworden zu sein. Dieses Gespräch macht deutlich, wie unterschiedlich der Weg in die Freimaurerei sein kann.
- Der Film schließt mit einer Danksagung an alle, die „Flagge“ gezeigt und dadurch diesen Film erst möglich gemacht haben.
Wer den Film sieht, wird erahnen, dass alles, was die Brüder besprechen, nur einem Ziel dient. Unser Ziel ist, durch die Arbeit am „Rauen Stein“ in der Bruderschaft einen Beitrag zu leisten, die Welt etwas humaner werden zu lassen. Dafür stand und dafür steht die Freimaurerei. Möge dieser Film ein Baustein sein, der sich einfügt in die Gedanken eines Gastes, eines Gästebetreuers und eines Bruders, der sich durch seinen Einsatz in der Öffentlichkeitsarbeit verdient gemacht hat.
Zitate
- "Es liegt an jedem Einzelnen, wie erfolgreich und bemüht er bei dieser Arbeit am rauen Stein sein wird. Die Mitgliedschaft in einer Freimaurerloge ist nur der erste Schritt auf einem langen Wege. Und um dabei nicht enttäuscht zu werden, sollte jeder Bruder Erwartungen nur an sich selbst richten."
- aus den Worten zur Lichteinbringung der Loge Pie Enkurs
Siehe auch
- Pie Enkurs Worte zur Lichteinbringung der Loge