Charles Magnette: Unterschied zwischen den Versionen

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Präsident des belgischen Senats, * 1868, gew. Staatsminister, Ehren-Großmeister der Großorients von Belgien, liberaler Politiker, 1921 Erster Präsident des Comite Consultatif der A. M. L (s. d.) Großmeister 1914—1921, 1925—1927, Mitglied der Lütticher Loge. Er war zur Zeit des Weltkriegsausbruches 1914 Großmeister.
 
  
Die von den einmarschierenden deutschen Truppen gegen die Zivilbevölkerüng ergriffenen Repressalien veranlaßten ihn, sich in einem Schreiben an sämtliche deutschen Großlogen zu wenden in welchem er die Bildung einer Kommission verlangte, die gemeinsam mit den belgischen Freimaurern die vorgekommenen blutigen Ereignisse in Dinant, Löwen und anderen Orten untersuchen sollte.
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Präsident des belgischen Senats, * 1868, gew. Staatsminister, Ehren-Großmeister der Großorients von Belgien, liberaler Politiker, 1921 Erster Präsident des Comite Consultatif der [[A. M. I.]] (s. d.) Großmeister 1914—1921, 1925—1927, Mitglied der Lütticher Loge. Er war zur Zeit des Weltkriegsausbruches 1914 Großmeister.
  
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Die von den einmarschierenden deutschen Truppen gegen die Zivilbevölkerung ergriffenen Repressalien veranlaßten ihn, sich in einem Schreiben an sämtliche deutschen [[Großloge]]n zu wenden in welchem er die Bildung einer Kommission verlangte, die gemeinsam mit den belgischen Freimaurern die vorgekommenen blutigen Ereignisse in Dinant, Löwen und anderen Orten untersuchen sollte.
 
   
 
   
Dieser Brief wurde nur von zwei deutschen Großlogen beantwortet. Die eine protestierte entschieden gegen den Vorwurf der Grausamkeit, der in Magnettes Brief gegen die deutschen Truppen erhoben wurde, die andere Großloge schickte eine Abschrift eines Bundesratsprotokolles, in dem gleichfalls die Anschuldigung gegen die deutschen Soldaten entschieden zurückgewiesen wurden. Die belgischen Logen wurden geschlossen. Magnette versammelte die Brr. in Privathäusern und näherte ebenso wie der Kardinal Mercier, als belgischer Patriot den Widerstand gegen die deutsche Besatzung.
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Dieser Brief wurde nur von zwei deutschen Großlogen beantwortet. Die eine protestierte entschieden gegen den Vorwurf der Grausamkeit, der in Magnettes Brief gegen die deutschen Truppen erhoben wurde, die andere Großloge schickte eine Abschrift eines Bundesratsprotokolles, in dem gleichfalls die Anschuldigung gegen die deutschen Soldaten entschieden zurückgewiesen wurden. Die belgischen Logen wurden geschlossen. Magnette versammelte die Brüder in Privathäusern und näherte ebenso wie der Kardinal Mercier, als belgischer Patriot den Widerstand gegen die deutsche Besatzung.
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Als die deutschen Besatzungsbehörden späterhin die wehrfähigen Belgier nach [[Deutschland]] abtransportieren lassen wollten, erhob Magnette als Patriot und Politiker dagegen Einspruch. Zugleich wendete er sich als [[Freimaurer]] neuerlich an die deutschen Großlogen, indem er in leidenschaftlichen Briefen gegen die Deportierung von 300.000 Belgiern protestierte und die Unterstützung der deutschen Freimaurer erbat.
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Diese Briefe gingen durch die deutsche Post und haben nachweislich die Mehrzahl der deutschen Großlogen überhaupt nicht erreicht, weil sie von der Briefzensur beschlagnahmt wurden. Wegen diesers Briefe erhob die deutsche Militärjustiz Anklage gegen Magnette der auch in kriegsgerichtlichem Verfahren zu einer Arreststrafe von vier Wochen und einer Geldbuße von 100 Mark verurteilt wurde.
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Über die patriotischen Motive, die Magnette beseelten ist hier ebensowenig ein Wort zu verlieren, wie über die Berechtigung der deutschen Militärbehörde, eine ihrer Anschauung nach gegen die Sicherheit der Besatzungstruppen gerichtete Handlung zu bestrafen.  
  
Als die deutschen Besatzungsbehörden späterhin die wehrfähigen Belgier nach Deutschland abtransportieren lassen wollten, erhob Magnette als Patriot und Politiker dagegen Einspruch. Zugleich wendete er sich als Freimaurer neuerlich an die deutschen Großlogen, indem er in leidenschaftlichen Brief gegen die Deportierung von 300.000 Belgiern protestierte und die Unterstützung der deutschen Freimaurer erbat.  
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An diesen Fall knüpfte sich jedoch eine von [[Ententemaurer]]n genährte Legendenbildung des Inhalts, die deutschen Freimaurer hätten die Briefe Magnette erhalten und sie den deutschen Behörden übergeben.  
  
Diese Briefe gingen durch die deutsche Post und haben nachweislich die Mehrzahl der deutschen Großlogen überhaupt nicht erreicht, weil sie von der Briefzensur beschlagnahmt wurden. Wegen dieses Briefes erhob die deutsche Militärjustiz Anklage gegen Magnette der auch in kriegsgerichtlichem Verfahren zu einer Arreststrafe von vier Wochen und einer Geldbuße von 100 Mark verurteilt wurde.
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Nach der Magnette-Legende, die auch heute noch nicht ganz ausgerottet ist, wären also die deutschen Freimaurer unmittelbar die Veranlasser der Einkerkerung und Bestrafung des belgischen Großmeisters gewesen.
  
Über die patriotischen Motive, die Magnette beseelten ist hier ebensowenig ein Wort zu verlieren, wie über die Berechtigung der deutschen Militärbehörde, eine ihrer Anschauung nach gegen die Sicherheit der Besatzungstruppen gerichtete Handlung zu bestrafen. An diesen Fall knüpfte sich jedoch eine von [[Ententemaurer]]n genährte Legendenbildung des Inhalts, die deutschen Freimaurer hätten die Briefe Magnette erhalten und sie den deutschen Behörden übergeben. Nach der Magnette-Legende, die auch heute noch nicht ganz ausgerottet ist, wären also die deutschen Freimaurer unmittelbar die Veranlasser der Einkerkerung und Bestrafung des belgischen Großmeisters gewesen.
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Magnette hat nun selbst zu wiederholten Malen, zuletzt in besonders feierlicher Form vor der "[[Association Maçonnique Internationale]]" in Lüttich 1930, erklärt, daß er gegen keinen deutschen Freimaurer den Vorwurf des Verrates erheben könne, und daß es ihm fernliege, die deutsche Freimaurerei des Verrates an einem Bruder zu bezichtigen.
  
Magnette hat nun selbst zu wiederholten Malen, zuletzt in besonders feierlicher Form vor der "'''Association Maçonnique Internallonale'''" in Lüttich 1930, erklärt, daß er gegen keinen deutschen Freimaurer den Vorwurf des Verrates erheben könne, und daß es ihm fernliege, die deutsche Freimaurerei des Verrates an einem Bruder zu bezichtigen.
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Magnette war nach dem Friedensschlusse Gegenstand hoher maurerischer und staatlicher Ehrungen, die seinem Verhalten während der Besetzung und seinem mutigen Auftreten für die Interressen seines Landes galten. Das ihm verliehene Großkreuz des belgischen Leopoldordens nahm Magnette nur unter der Bedingung an, daß es ihm um seiner Verdienste als Freimaurer willen gegeben werde. Auf Veranlassung des Königs wurde das Dekret entsprechend ausgstellt.
  
Magnette war nach dem Friedensschlusse Gegenstand hoher maurerischer und staatlicher Ehrungen, die seinem Verhalten während der Besetzung und seinem mutigen Auftreten für die Interressen seines Landes galten. Das ihm verliehene Großkreuz des belgischen Leopoldordens nahm Magnette nur unter der Bedingung an daßes ihm um seiner Verdienste als Freimaurer willen gegeben werde. Auf Veranlassung des Königs wurde das Dekret entsprechend ausgstellt.
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[[Kategorie:Persönlichkeiten|Magnette]]

Aktuelle Version vom 6. März 2019, 13:52 Uhr

Magnette, Charles

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)


Präsident des belgischen Senats, * 1868, gew. Staatsminister, Ehren-Großmeister der Großorients von Belgien, liberaler Politiker, 1921 Erster Präsident des Comite Consultatif der A. M. I. (s. d.) Großmeister 1914—1921, 1925—1927, Mitglied der Lütticher Loge. Er war zur Zeit des Weltkriegsausbruches 1914 Großmeister.

Die von den einmarschierenden deutschen Truppen gegen die Zivilbevölkerung ergriffenen Repressalien veranlaßten ihn, sich in einem Schreiben an sämtliche deutschen Großlogen zu wenden in welchem er die Bildung einer Kommission verlangte, die gemeinsam mit den belgischen Freimaurern die vorgekommenen blutigen Ereignisse in Dinant, Löwen und anderen Orten untersuchen sollte.

Dieser Brief wurde nur von zwei deutschen Großlogen beantwortet. Die eine protestierte entschieden gegen den Vorwurf der Grausamkeit, der in Magnettes Brief gegen die deutschen Truppen erhoben wurde, die andere Großloge schickte eine Abschrift eines Bundesratsprotokolles, in dem gleichfalls die Anschuldigung gegen die deutschen Soldaten entschieden zurückgewiesen wurden. Die belgischen Logen wurden geschlossen. Magnette versammelte die Brüder in Privathäusern und näherte ebenso wie der Kardinal Mercier, als belgischer Patriot den Widerstand gegen die deutsche Besatzung.

Als die deutschen Besatzungsbehörden späterhin die wehrfähigen Belgier nach Deutschland abtransportieren lassen wollten, erhob Magnette als Patriot und Politiker dagegen Einspruch. Zugleich wendete er sich als Freimaurer neuerlich an die deutschen Großlogen, indem er in leidenschaftlichen Briefen gegen die Deportierung von 300.000 Belgiern protestierte und die Unterstützung der deutschen Freimaurer erbat.

Diese Briefe gingen durch die deutsche Post und haben nachweislich die Mehrzahl der deutschen Großlogen überhaupt nicht erreicht, weil sie von der Briefzensur beschlagnahmt wurden. Wegen diesers Briefe erhob die deutsche Militärjustiz Anklage gegen Magnette der auch in kriegsgerichtlichem Verfahren zu einer Arreststrafe von vier Wochen und einer Geldbuße von 100 Mark verurteilt wurde.

Über die patriotischen Motive, die Magnette beseelten ist hier ebensowenig ein Wort zu verlieren, wie über die Berechtigung der deutschen Militärbehörde, eine ihrer Anschauung nach gegen die Sicherheit der Besatzungstruppen gerichtete Handlung zu bestrafen.

An diesen Fall knüpfte sich jedoch eine von Ententemaurern genährte Legendenbildung des Inhalts, die deutschen Freimaurer hätten die Briefe Magnette erhalten und sie den deutschen Behörden übergeben.

Nach der Magnette-Legende, die auch heute noch nicht ganz ausgerottet ist, wären also die deutschen Freimaurer unmittelbar die Veranlasser der Einkerkerung und Bestrafung des belgischen Großmeisters gewesen.

Magnette hat nun selbst zu wiederholten Malen, zuletzt in besonders feierlicher Form vor der "Association Maçonnique Internationale" in Lüttich 1930, erklärt, daß er gegen keinen deutschen Freimaurer den Vorwurf des Verrates erheben könne, und daß es ihm fernliege, die deutsche Freimaurerei des Verrates an einem Bruder zu bezichtigen.

Magnette war nach dem Friedensschlusse Gegenstand hoher maurerischer und staatlicher Ehrungen, die seinem Verhalten während der Besetzung und seinem mutigen Auftreten für die Interressen seines Landes galten. Das ihm verliehene Großkreuz des belgischen Leopoldordens nahm Magnette nur unter der Bedingung an, daß es ihm um seiner Verdienste als Freimaurer willen gegeben werde. Auf Veranlassung des Königs wurde das Dekret entsprechend ausgstellt.