Allgemeines Handbuch der Freimaurerei: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 8. Januar 2014, 20:31 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines Handbuch der Freimaurerei
umgearbeitete und mit den neuen wissenschaftlichen Forschungen in Einklang gebrachte Auflage
C. Lennings
Encyklopädie der Freimaurerei
Erster Band
A-L Herausgegeben vom Verein Deutscher Freimaurer.
Leipzig. Max Hesse's Verlag, 1900
Textbeispiele
Das Allgemeine Handbuch der Freimaurerei aus dem Jahr 1900 Lenning schreibt: „Juden und Mohammedaner sind von vornherein für fähig erklärt worden, zu der Verbindung zu gehören. […] Unbestritten aber ist wohl, dass schon 1723 »Juden, wie Christen« in einer Londoner Loge waren, die im Wirtshaus »Zur Rose« in Cheapside am 22. Sept. abgehalten wurde, und dass an diesem Tage ein Jude Aufnahme fand, dass schon 1725 jüdische Namen in den Mitgliedslisten vorkommen, die sich bald darauf (1730–32) immer mehr zeigen, dass die Aufnahme von Juden nie von der Grossloge von London als eine Unregelmässigkeit gerügt worden ist, dass es überhaupt bei ihr eine Judenfrage nie gegeben hat, weil eine Beschränkung der Glaubenszugehörigkeit nie bestanden hat. Ebenso sagt man, der Zweck sei gewesen, die innerhalb der Christenheit herrschenden Gegensätze zu mildern und den Gedanken des Comenius […] auszuführen.“
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Dritter Band
Qu-Z
Leipzig, F.A. Brockhaus, 1867
Online
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Siehe auch:
Auszüge
Die letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts haben die Aufmerksamkeit in hervorragender Weise auf die Freimaurerei gelenkt. Nicht nur, dass die Angriffe auf sie, namentlich von kirchlich-orthodoxer Seite und von dem ultra- montanen Klerus in geradezu unglaublicher Verkennung des eignen Interesses besonders scharf hervorgetreten sind, haben auch die ethischen Bestrebungen der Neuzeit und die Forschungen auf dem Gebiet der Reformationsgeschichte wesentlich auf die Freimaurerei hingewiesen. Die allgemeine Bildung steht dabei nicht in letzter Linie. Sie und die Freimaurerei haben einen innigen Zusammenhang.
Von aller äussern Thätigkeit hinweg übt die Freimaurerei in ihren stillen, abgeschlossnen Kreisen die edle Menschlichkeit, die über die Trennschaften und Zufälligkeiten der bürgerlichen Gesellschaft das Wohl der gesamten Menschheit als eines ungeteilten Ganzen im Auge hat und überallhin durch Bildung und Aufklärung versöhnend wirken will. Der lange Bestand und die grosse Verbreitung des Freimaurerbundes haben nicht wenig dazu beigetragen, jene Aufmerksamkeit zu steigern. Die auch hier im 18. Jahrhundert vorgekommenen Verirrungen und die bedauerliche Verquickung freimaurerischer Formen mit fremden Verbindungen dienen noch heute vielfach als Unterlage mannigfacher Anfeindungen, wozu leider auch einige ausländische Freimaurerlogen durch bedauerliche Abweichungen von den ursprünglichen Grundsätzen der Neutralität in politischer und kirchlicher Hinsicht das Ihre beitragen. Die deutsche Freimaurerei hat sich, abgesehen von einigen noch erhalten gebliebenen, nicht allgemein mehr gebilligten Formen, in theoretischer und ritueller Hinsicht zu ihrem Vorteil herausgebildet zu einer idealeren Richtung, wie sie von Anfang an in Übung war, und auf die Höhe der Zeit geschwungen, die reinigend und läuternd auf sie eingewirkt hat, so dass sie als Ganzes eine beachtenswerte Stellung in der Kulturentwicklung der Gegenwart einnimmt.
Es ist deshalb von hohem Interesse, an der Wende des 19. Jahrhunderts über Entstehung und Fortbildung, Wesen und Aufgabe, Einrichtung und Stand der Freimaurerei, namentlich in Deutschland, genaue und sachgemässe Kenntnis aus glaubwürdiger Quelle zu erhalten, und zwar um so mehr, als gerade die Neuzeit bemüht ist, aus unlautern Quellen durchaus irrige und falsche Nach- richten zu verbreiten, die geeignet sind und dazu dienen sollen, die Freimaurerei und ihre Anhänger zu verdächtigen und den Bestand des Bundes zu erschüttern.
Das vorliegende "Allgemeine Handbuch der Freimaurerei" soll jenen Zweck verfolgen und diese Bemühungen aus dem Felde schlagen. Es will mit voller Offenheit die geschichtliche Entwicklung der Freimaurerei darlegen und selbst deren Verirrungen nicht verschweigen, denen jedes Menschenwerk mehr oder weniger ausgesetzt ist. Zugleich wird sich aus der Behandlung der inneren Gestaltung des Bundes und seiner Einrichtungen klar ergeben, dass dieser kein geheimer Bund ist, als den man ihn vielfach noch heute hinzustellen sucht, und seine idealen Ziele und ethisch - religiösen, wahrhaft erzieherischen Gebräuche werden ins rechte Licht treten und darthun, dass der Freimaurerbund weder dem Staat, noch der Kirche feindlich gegenübertritt und noch gegenwärtig eine Einrichtung bildet, die, wie Fichte einst sagte, ebenso nützlich, als wünschenswert für die Menschheit im allgemeinen ist.
Das Handbuch ist für das Verständnis der nichtmaurerischen, wie der maurerischen Welt berechnet. Deshalb gilt es zunächst der Darstellung der Freimaurerei von dem Standpunkt aus, auf dem gegenwärtig die Kulturwissenschaft steht, somit der wissenschaftlichen Behandlung als eines Teils der letztern.
Dadurch kommt dem Werke ein eigentümlicher Zug zu statten, vielleicht einer der edelsten, des Geistes unsrer Zeit überhaupt: die Würdigung des Weltbürgertums, dessen Bedeutung immer deutlicher, wenn auch zunächst und in erster Linie von praktischer Seite, hervortritt. Es ist für die Allgemeinheit Teilnahme erweckend und wissenswert, zu erfahren, wie die Gesellschaft der Freimaurer entstanden und fortgebildet worden, wie weit sie verbreitet, wie sie thätig, wie sie geordnet und gegliedert ist. Ein Gesamtbild von dem Wesen und der Geschichte, der Verfassung, den Zuständen und der Wirksamkeit der Freimaurerei in allen Ländern der Erde ist für den Mann der Wissenschaft, wie für jeden Gebildeten ebenso belehrend, wie anziehend und erhebend, mindestens aufklärend.
Der Freimaurer wird eine reiche Fundgrube der Belehrung finden, wie sie ihm sonst kaum anderswo geboten werden kann. Der weite, so grossartig und weltumfassend gestaltete Bund hat eine solche Fülle des lehrreichsten Stoffs nicht bloss nach der Seite seiner geschichtlichen Entfaltung in den verschiedensten Staaten und Zeiten, sondern auch nach seiner gegenwärtigen, unendlich gegliederten und ausgebreiteten Erscheinung und nach den Summen von tiefen und mächtigen Gedanken aufzuweisen, die er in seinen Lehren und Symbolen birgt, dass hiervon nur der kleinste Teil auf jenen Wegen (durch die innerhalb des Bundes selbst vorhandenen Mittel) mitgeteilt werden kann.
Diese in der Lage der Sache selbst begründete Lücke auszufüllen, ist das Handbuch bestimmt. Es soll gründliche Belehrung, deutliche Nachweisung, anregende Erhebung jedem Maurer gewähren, der über die eine oder die andre Seite des so überaus mannigfaltigen Bundes-Ganzen sich näher unterrichten will, — es soll aber im einzelnen auf das Ganze wirken, und das thut es, indem es dazu führt, den einzelnen Bundesgliedern von der Stellung, der Entwicklung, den Mitteln und den Zwecken des Freimaurerbundes klare Einsicht zu gewähren. Diese Einsicht aber muss allgemein verbreitet werden unter den Maurern, wenn der Freimaurerbund seine wahre geistige Geltung und Wirksamkeit erhalten und immer erweitern soll.
Im allgemeinen ist bei der Bearbeitung des Handbuchs der Standpunkt der verbesserten Freimaurerei, wie sie in Deutschland bei weitem vorherrschend auf- gefasst und verfolgt wird, zu Grunde gelegt, jedoch sind ohne Eingenommenheit sachlich alle Verhältnisse geschildert, und selbst wesentlichen Meinungsverschiedenheiten ist genügend Rechnung getragen worden. Die fortgeschrittenen neuern Forschungen sind berücksichtigt, auch wenn sie manchen bisherigen Anschauungen entgegentreten, was namentlich von einzelnen englischen Zuständen gilt.
Das Handbuch erscheint als dritte völlig umgearbeitete Auflage von Lennigs „Encyklopädie der Freimaurerei" und als neue Auflage des »Allgemeinen Handbuchs der Freimaurerei*. Da seit des letztern Erscheinen 30 Jahre verflossen sind, hat sich mancherlei verändert, die geschichtliche Forschung ist weiter vorgeschritten, und vieles zeigt gegenwärtig ein andres Gepräge. Dadurch allein ist, abgesehen davon, dass die letzte Auflage vergriffen ist, eine neue notwendig geworden.
Der Umfang ist wesentlich eingeschränkt worden, um den Preis zu
ermässigen und die Anschaffung zu erleichtern. In der Hauptsache ist Rücksicht auf deutsche Verhältnisse genommen worden, ohne dass das Ausland, namentlich in der geschichtlichen Entwicklung, vernachlässigt worden wäre. Weggefallen sind als selbständige Artikel die ausländischen Orte mit nichtdeutschen
Logen, während um so mehr Aufmerksamkeit den deutschen Logen und ihren
Grosslogen gewidmet worden ist. Bei den Lebensbeschreibungen ist in der
Hauptsache der freimaurerischen Thätigkeit gedacht, die sonstigen Lebensbeziehungen sind nur kurz berührt und, wo sie sonst leicht zu erlangen sind, ganz weggelassen worden. Von den zahlreichen Geheimbünden die vielfach mit
der Freimaurerei verquickt erscheinen, sind nur die erwähnt und aus der vorigen
Auflage beibehalten worden, die in irgend welcher Beziehung zur Freimaurerei
wirklich gestanden haben oder zu bringen versucht wurden. Vorzügliche Beachtung haben die ethischen Beziehungen und die Einrichtungen der Freimaurerei
gefunden, so weit solche allgemeines Interesse haben. Bei der Knappheit der
Darstellung, die durch den Umfang geboten war, ist die einschlagende Literatur
um so eingehender beigefügt, um Gelegenheit zu weitern Belehrungen zu geben.
Die Abkürzungen der freimaurerischen Fachpresse sind nachstehend
aufgeführt und erläutert.
Fremdwörter sind, so weit nur immer thunlich, vermieden und auch für die sog. Logensprache die entsprechenden deutschen Ausdrücke verwendet, um so den deutschen Geist mehr und mehr einzubürgern und den Sinn von dem Fremdartigen, das oft verwirrt, abzulenken.
Die Einwohnerzahlen sind nach den letzten amtlichen Volkszählungen, wie in andern ähnlichen Werken, aufgeführt, um eine notwendige Gleichmässigkeit zu erlangen. Für das Deutsche Reich war das Jahr 1895 massgebend, das deshalb nicht mit beigefügt ist.
Wenn auch der Umfang des Ganzen wesentlich gekürzt erscheint, ist doch der geistige Inhalt eher erhöht und vermehrt, obgleich in kürzerer Form geboten. Nichts Wesentliches wird man gegenüber der vorigen Auflage ver- missen, wohl aber vieles Neue finden.
Das ausführliche Sachregister bringt alles das, was in besondern Artikeln nicht behandelt ist, sondern sich zerstreut im Werke selbst findet. Dort wird sich auch fast alles das zeigen, was bisher eigens behandelt wurde, einer solchen Darstellung aber nicht bedurfte. Man suche daher, was unter den besondern Artikeln nicht steht, zunächst in diesem Sachregister, und meistens wird es nicht vergeblich sein. Verweisungen sind nur für besondere Artikel angebracht.
Wir haben die Herausgabe dieser neuen Auflage nach Beschluss unsrer Jahresversammlung vom Jahre 1898 unter gleichzeitig finanzieller Unterstützung in die Hand genommen, um durch die That auch hierdurch zu beweisen, dass, wie bisher schon, unsre Aufgabe zugleich in der Förderung freimaurerischer Wissenschaft besteht. Wir sind dabei von einzelnen deutschen Grosslogen in dankenswerter Weise unterstützt worden, und eine Anzahl bewährter und anerkannter Männer der freimaurerischen Wissenschaft haben mitgewirkt, um das Handbuch in möglichst vollkommner Gestalt herzustellen. Die Hauptleitung liegt in der Hand unsres Vorsitzenden, des bekannten freimaurerischen Schriftstellers, Geh. Regierungsrats Robert Fischer, und dessen Sohnes, Landrichters Paul Fischer, beide in Gera, wobei der bekannte Bücherkundige Reinhold Taute in Stuttgart allenthalben hilfreiche Hand geleistet hat. Dem allseitigen bereiten Streben ist es zu danken, dass der gesamte bedeutende Stoff in kurzer Zeit bewältigt und schon jetzt, nach kaum zwei Jahren, der erste Band hinausgegeben werden kann, dem der zweite in kürzester Frist folgen wird. Immerhin schreitet die Zeit mit ihren Veränderungen unaufhaltsam vorwärts, so dass wir genötigt sind, dem zweiten abschliessenden Band Nachträge beizufügen, mit denen zugleich notwendige Berichtigungen und Bekanntgabe unterlaufener Druckfehler folgen wird.
Ebenso beabsichtigen wir, ein alphabetisches Verzeichnis der Namen sämtlicher deutscher Logen, sowohl der bestehenden, als der eingegangenen, anzuschliessen, um eine bisher fühlbare Lücke auszufüllen, der die mehrfach vorhandenen Verzeichnisse der Logenorte nicht abhelfen.
Gera, August 1900.