Franz Anton Kolowrat-Liebsteinsky: Unterschied zwischen den Versionen
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Mit Hilfe von Lockspitzeln, so des Polizeikommissars Preißler, der in eine Prager Loge eingeschmuggelt wurde, wusste er ausführliche Darstellungen über die sogenannte "Ramifikation" der Freimaurer in Europa zu geben. Seinen Berichten legte er auch aufgefangene Briefe von Dresdner Logenbrüdern bei, er errichtete auch in den böhmischen Badeorten, u. a. in Karlsbad, sogenannte Polizeilogen, in denen Briefe hervorragender Persönlichkeiten erbrochen und kopiert wurden. Auf diese Weise wurde z. B. der Briefwechsel Goethes und Karl Augusts von Weimar überwacht. K. legte auch für den Kaiser eine reichhaltige Sammlung von Freimaurerabzeichen usw. an, so daß Franz II. eine heute noch erhaltene freimaurerische Sammlung von großer Reichhaltigkeit besaß (Viktor Bibl, "Der Zerfall Österreichs", Band 1, 90). | Mit Hilfe von Lockspitzeln, so des Polizeikommissars Preißler, der in eine Prager Loge eingeschmuggelt wurde, wusste er ausführliche Darstellungen über die sogenannte "Ramifikation" der Freimaurer in Europa zu geben. Seinen Berichten legte er auch aufgefangene Briefe von Dresdner Logenbrüdern bei, er errichtete auch in den böhmischen Badeorten, u. a. in Karlsbad, sogenannte Polizeilogen, in denen Briefe hervorragender Persönlichkeiten erbrochen und kopiert wurden. Auf diese Weise wurde z. B. der Briefwechsel Goethes und Karl Augusts von Weimar überwacht. K. legte auch für den Kaiser eine reichhaltige Sammlung von Freimaurerabzeichen usw. an, so daß Franz II. eine heute noch erhaltene freimaurerische Sammlung von großer Reichhaltigkeit besaß (Viktor Bibl, "Der Zerfall Österreichs", Band 1, 90). | ||
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+ | Franz Anton Graf Kolowrat-Liebsteinsky entstammte einem Geschlecht des böhmischen Hochadels und wurde deshalb, da er österreichischer Beamter aus Böhmen war, zum Oberstburggrafen von Prag ernannt. Dieses Amt entsprach dem Titel eines österreichischen Statthalters von Böhmen. Er war zeitlebens ein großer Bewunderer und Förderer der böhmisch-tschechischen Kultur, deren Entfaltung er in den Jahren 1809–1826 stark förderte. Aber nicht nur die Kultur, auch das böhmische Nationalbestreben fand die Zustimmung des Grafen Kolowrat-Liebsteinsky. Franz Anton wurde aber nicht nur als Provinzbeamter benötigt, unter Kaiser Franz I. und Ferdinand I. war er der Finanz- und Verwaltungsexperte schlechthin. | ||
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+ | Als er 1826 von seinem Statthalterposten abkommandiert wurde, machte ihn Kaiser Franz I. zum Staatsminister. Graf Franz Anton hatte somit weitgehend die innenpolitischen Geschicke Österreichs zu leiten. Franz Anton war von 12. Dezember 1836 bis zur Märzrevolution am 13. März 1848 Mitglied der österreichischen Geheimen Staatskonferenz. Der als liberal geltende Politiker war für die Innenpolitik und für die Finanzen zuständig. | ||
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+ | Als Kaiser Franz I. im Jahre 1835 verstarb, bestieg dessen geistig zurückgebliebener Sohn als Ferdinand I. den österreichischen Thron. Die Regentschaft wurde von der Geheimen Staatskonferenz ausgeübt, in der die beiden Staatsmänner Metternich und Kolowrat-Liebsteinsky tonangebend waren. Doch die Differenzen, die zwischen Staatskanzler und Staatsminister bestanden, brachten die Innenpolitik Österreichs weitgehend zum Erliegen. Dieser Stillstand war charakteristisch für die Epoche des Vormärz. | ||
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+ | Als Folge der Märzrevolution 1848 musste der aufgrund seiner stoisch-konservativen Haltung verhasste Fürst Metternich zurücktreten und es wurde ein Ministerrat gebildet, an dessen Spitze Graf Kolowrat-Liebsteinsky berufen wurde. Er war damit der erste konstitutionelle Ministerpräsident der österreichischen Monarchie. Dieses Amt bekleidete er aber nur vom 20. März bis zum 19. April des Jahres 1848. Danach klang seine politische Karriere gemächlich aus, ohne nochmals großes Aufsehen zu erregen. | ||
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+ | Graf Kolowrat-Liebsteinsky war Präsident der königlich böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften und Gründer des Nationalmuseums, dem er seine mineralogische Sammlung und Bibliothek schenkte. | ||
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+ | Der heutige Schubertring, Teil der Wiener Ringstraße, war 1862–1928 nach dem (ab 1869 abgerissenen) Palais des Grafen an der Schwarzenbergstraße Kolowratring benannt. | ||
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+ | Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies | ||
+ | Großkreuz des ö.k. Leopold-Ordens | ||
+ | Ritter des Ordens des Heiligen Andreas | ||
+ | Hausorden der Rautenkrone | ||
+ | Ritter des Ordens der Heiligen Anna I. Klasse | ||
+ | Ritter des Ordens des Heiligen Wladimir | ||
+ | Ritter des Ordens vom Weißen Adlers | ||
+ | Ritter des Alexander-Newski-Ordens | ||
+ | Großkreuzträger Orden des heiligen Johann von Jerusalem | ||
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+ | [[Kategorie: Persönlichkeiten|Kolowratliebsteinsky]] | ||
+ | [[Kategorie:Österreich]] |
Aktuelle Version vom 23. Januar 2019, 14:42 Uhr
F. A. Kolowrat-Liebsteinsky
Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)
Graf von, * 1778, † 1861.
Seit 1825 im Staatsministerium des Kaisers Franz als Gegengewicht gegen Metternich tätig, wirkte er in Prag als Stadthauptmann und eifriger Gegner der Freimaurer, indem er alle ihm bekannten Freimaurernamen, darunter auch seinen eigenen Vater, der Wiener Behörde bekanntgab.
Mit Hilfe von Lockspitzeln, so des Polizeikommissars Preißler, der in eine Prager Loge eingeschmuggelt wurde, wusste er ausführliche Darstellungen über die sogenannte "Ramifikation" der Freimaurer in Europa zu geben. Seinen Berichten legte er auch aufgefangene Briefe von Dresdner Logenbrüdern bei, er errichtete auch in den böhmischen Badeorten, u. a. in Karlsbad, sogenannte Polizeilogen, in denen Briefe hervorragender Persönlichkeiten erbrochen und kopiert wurden. Auf diese Weise wurde z. B. der Briefwechsel Goethes und Karl Augusts von Weimar überwacht. K. legte auch für den Kaiser eine reichhaltige Sammlung von Freimaurerabzeichen usw. an, so daß Franz II. eine heute noch erhaltene freimaurerische Sammlung von großer Reichhaltigkeit besaß (Viktor Bibl, "Der Zerfall Österreichs", Band 1, 90).
Leben
Quelle: Wikipedia
Franz Anton Graf Kolowrat-Liebsteinsky entstammte einem Geschlecht des böhmischen Hochadels und wurde deshalb, da er österreichischer Beamter aus Böhmen war, zum Oberstburggrafen von Prag ernannt. Dieses Amt entsprach dem Titel eines österreichischen Statthalters von Böhmen. Er war zeitlebens ein großer Bewunderer und Förderer der böhmisch-tschechischen Kultur, deren Entfaltung er in den Jahren 1809–1826 stark förderte. Aber nicht nur die Kultur, auch das böhmische Nationalbestreben fand die Zustimmung des Grafen Kolowrat-Liebsteinsky. Franz Anton wurde aber nicht nur als Provinzbeamter benötigt, unter Kaiser Franz I. und Ferdinand I. war er der Finanz- und Verwaltungsexperte schlechthin.
Als er 1826 von seinem Statthalterposten abkommandiert wurde, machte ihn Kaiser Franz I. zum Staatsminister. Graf Franz Anton hatte somit weitgehend die innenpolitischen Geschicke Österreichs zu leiten. Franz Anton war von 12. Dezember 1836 bis zur Märzrevolution am 13. März 1848 Mitglied der österreichischen Geheimen Staatskonferenz. Der als liberal geltende Politiker war für die Innenpolitik und für die Finanzen zuständig.
Als Kaiser Franz I. im Jahre 1835 verstarb, bestieg dessen geistig zurückgebliebener Sohn als Ferdinand I. den österreichischen Thron. Die Regentschaft wurde von der Geheimen Staatskonferenz ausgeübt, in der die beiden Staatsmänner Metternich und Kolowrat-Liebsteinsky tonangebend waren. Doch die Differenzen, die zwischen Staatskanzler und Staatsminister bestanden, brachten die Innenpolitik Österreichs weitgehend zum Erliegen. Dieser Stillstand war charakteristisch für die Epoche des Vormärz.
Als Folge der Märzrevolution 1848 musste der aufgrund seiner stoisch-konservativen Haltung verhasste Fürst Metternich zurücktreten und es wurde ein Ministerrat gebildet, an dessen Spitze Graf Kolowrat-Liebsteinsky berufen wurde. Er war damit der erste konstitutionelle Ministerpräsident der österreichischen Monarchie. Dieses Amt bekleidete er aber nur vom 20. März bis zum 19. April des Jahres 1848. Danach klang seine politische Karriere gemächlich aus, ohne nochmals großes Aufsehen zu erregen.
Graf Kolowrat-Liebsteinsky war Präsident der königlich böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften und Gründer des Nationalmuseums, dem er seine mineralogische Sammlung und Bibliothek schenkte.
Der heutige Schubertring, Teil der Wiener Ringstraße, war 1862–1928 nach dem (ab 1869 abgerissenen) Palais des Grafen an der Schwarzenbergstraße Kolowratring benannt.
Träger der Orden
Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies
Großkreuz des ö.k. Leopold-Ordens
Ritter des Ordens des Heiligen Andreas
Hausorden der Rautenkrone
Ritter des Ordens der Heiligen Anna I. Klasse
Ritter des Ordens des Heiligen Wladimir
Ritter des Ordens vom Weißen Adlers
Ritter des Alexander-Newski-Ordens
Großkreuzträger Orden des heiligen Johann von Jerusalem