Philipp Friederich Steinheil: Unterschied zwischen den Versionen

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sächsischer Legationssekretär, kam, in [[England]] Freimaurer geworden, 1741 zur Wahl und Krönung Karls VII. nach Frankfurt am Main, trat dort auf Anregung des französischen Gesandten Marquis de Belleisle mit deutschen und französischen Freimaurern, gleich ihm Diplomaten, 1742 zur Gründung der Loge "L´Union" (später "Zur Einigkeit") zusammen, deren erster Stuhlmeister er wurde.
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sächsischer Legationssekretär, kam, in [[England]] Freimaurer geworden, 1741 zur Wahl und Krönung Karls VII. nach Frankfurt am Main, trat dort auf Anregung des französischen Gesandten Marquis de Belleisle mit deutschen und französischen Freimaurern, gleich ihm Diplomaten, 1742 zur Gründung der Loge "L´Union" (später "[[Zur Einigkeit]]") zusammen, deren erster Stuhlmeister er wurde.
  
 
Von ihm stammt eine berühmte — französisch niedergeschriebene — Rede "über die ersten Ideen und Kenntnisse von der erlauchten Kunst der Maurerey" deutsch veröffentlicht 1746 in "Die Quintessenz der echten Freimaurerey", oft in [[Loge]]n, auch in der Londoner Großloge, verlesen. Steinheil gilt auch als der Verfasser der anläßlich der Berner Freimaurerbedruckung 1746 erschienenen Abwehrschrift: "Le Franc-Maçon dans la République".
 
Von ihm stammt eine berühmte — französisch niedergeschriebene — Rede "über die ersten Ideen und Kenntnisse von der erlauchten Kunst der Maurerey" deutsch veröffentlicht 1746 in "Die Quintessenz der echten Freimaurerey", oft in [[Loge]]n, auch in der Londoner Großloge, verlesen. Steinheil gilt auch als der Verfasser der anläßlich der Berner Freimaurerbedruckung 1746 erschienenen Abwehrschrift: "Le Franc-Maçon dans la République".
  
In seiner Rede (auch wiedergegeben im "Eklektischen Bundesblatt", 1931, Nr. 27) nennt Steinheil die Freimaurerei "eine Verbindung von einsichtigen Männern, die, gefestigt durch das brüderliche Band und geführt durch die Vorschriften der sittlichen [[Tugend]] versuchen, eine vernunftgemäße Gesellschaft zu bilden, der ein jedes ihrer Glieder all das beisteuern muß, was sie nützlich und angenehm machen kann".  
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In seiner Rede (auch wiedergegeben im "Eklektischen Bundesblatt", 1931, Nr. 27) nennt Steinheil die Freimaurerei "eine Verbindung von einsichtigen Männern, die, gefestigt durch das brüderliche Band und geführt durch die Vorschriften der sittlichen [[Tugend]] versuchen, eine vernunftgemäße Gesellschaft zu bilden, der ein jedes ihrer Glieder all das beisteuern muß, was sie nützlich und angenehm machen kann".
 
 
  
 
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Winfried Dotzauer: Quellen zur Geschichte der deutschen Freimaurerei im 18. Jahrhundert. Frankfurt am Main: Peter Lang 1991, 99-103.
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Aktuelle Version vom 25. September 2015, 10:30 Uhr

Steinheil, Philipp Friederich

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

sächsischer Legationssekretär, kam, in England Freimaurer geworden, 1741 zur Wahl und Krönung Karls VII. nach Frankfurt am Main, trat dort auf Anregung des französischen Gesandten Marquis de Belleisle mit deutschen und französischen Freimaurern, gleich ihm Diplomaten, 1742 zur Gründung der Loge "L´Union" (später "Zur Einigkeit") zusammen, deren erster Stuhlmeister er wurde.

Von ihm stammt eine berühmte — französisch niedergeschriebene — Rede "über die ersten Ideen und Kenntnisse von der erlauchten Kunst der Maurerey" deutsch veröffentlicht 1746 in "Die Quintessenz der echten Freimaurerey", oft in Logen, auch in der Londoner Großloge, verlesen. Steinheil gilt auch als der Verfasser der anläßlich der Berner Freimaurerbedruckung 1746 erschienenen Abwehrschrift: "Le Franc-Maçon dans la République".

In seiner Rede (auch wiedergegeben im "Eklektischen Bundesblatt", 1931, Nr. 27) nennt Steinheil die Freimaurerei "eine Verbindung von einsichtigen Männern, die, gefestigt durch das brüderliche Band und geführt durch die Vorschriften der sittlichen Tugend versuchen, eine vernunftgemäße Gesellschaft zu bilden, der ein jedes ihrer Glieder all das beisteuern muß, was sie nützlich und angenehm machen kann".

„Die Maurerei ist eine Verbindung einsichtsvoller Männer“

Bearbeitung: Roland Müller

Quintessenz.jpg

Aus: Wilhelm Keller: Geschichte des eklektischen Freimaurerbundes.
Zweite Auflage, Giessen: Ricker 1857, 71-76 (1. Aufl. 1856).

Derselbe Text bereits in:
J. Georg B. F. Kloß: Annalen der Loge zur Einigkeit. Frankfurt am Main 1842, 373-376 unter dem Titel:

Eine Rede, welche die ersten Ideen von der erlauchten Kunst der Maurerey enthält. Niedergeschrieben zum Unterrichte der neuaufgenommenen Brüder von Bruder Philipp Friedrich Steinheil, S. d’A. d. S. M. I. R. d. P. E. d. S. 1742.

ferner in:
Ferdinand Runkel: Geschichte der Freimaurerei in Deutschland. Band 1, Berlin: Hobbing 1931, 154-158.
Winfried Dotzauer: Quellen zur Geschichte der deutschen Freimaurerei im 18. Jahrhundert. Frankfurt am Main: Peter Lang 1991, 99-103.


Umstände

Die Loge „Zur Einigkeit“ wurde 1742 in Frankfurt am Main gegründet. Der erste Meister vom Stuhl dieser Loge war Philipp Friedrich Steinheil (1703-1763); er hielt eine Rede, welche, „zum Unterricht neuaufgenommener Brüder niedergeschrieben“ wurde: Sie wurde, wie Keller schreibt, „nach Br. Kloß lange Jahre als solche benutzt“.

Laut Lennhoff/ Posner zuerst französisch niedergeschrieben und dann deutsch – als Rede „über die ersten Ideen und Kenntnisse von der erlauchten Kunst der Maurerey - veröffentlicht 1746 in "Die Quintessenz der echten Freimaurerey [besser: ächten Freymaurerey – Leipzig, 32 Seiten]"

In den vom Arzt J. Georg B. F. Kloß 1842 herausgegebenen „Annalen der Loge zur Einigkeit“, lesen wir, S. 2, für den 29. März 1742:

„Br. Steinheil schrieb die Gesetze gleich hinter der von ihm entworfenen Instructionsrede in das grüne Matrikelbuch, in welchem sie am 27. Juni von allen Anwesenden unzerzeichnet wurden. Da diese in französischer Sprache abgefassten Statuten …“

Auf S. 6 ist zu lesen, dass die Rede von Steinheil 1746 auf deutsch in der „Quintessenz“ und auf französisch „mit einigen Abweichungen, in dem Franc-Maçon dans la république. Francfort et Lips. 1746. 8. S. 43-66“ erschienen sei, „nebst der Bemerkung, sie sey in der grossen Loge zu London bey Gelegenheit der Wahl eines Großmeisters von Br. F. P. de S. (11. März 1741) vorgetragen worden“.]

Was Kloß hier erwähnt ist folgendes:

Im Franc-Maçon dans la république, 43-66 ist abgedruckt:

„Discours Prononcé dans la Grande Loge de Londres à l‘occasion de l’Election d’un Grand-Maitre Par le Freré P. F. de S.“.

Der Inhalt hat mit der auf Deutsch unten nachgedruckten Rede fast nichts gemeinsam.

In der Replik eines Freimaurer-Gegners („Franc mais jamais Maçon“):

Lettre à l'auteur d'un ouvrage, intitulé: Le franc-maçon dans la République, 1747, 5-48 und 99-120, sind sowohl Steinheils Verteidigung der Freimaurerei gegen die Republik Bern als auch der Vortrag in London nachgedruckt.


François Labbé berichtet in seinem Aufsatz:

Le rêve irénique du Marquis de la Tierce - Franc-maçonnerie, lumières et projets de paix perpétuelle dans le cadre du Saint-Empire sous le règne de Charles VII (1741-1745), in Francia - Forschungen zur westeuropäischen Geschichte 18/2 (1991, 56:

„Le vénérable J. P. Steinheil, prononce un discours qui insiste sur les qualités maçonniques de constance, la maçonnerie étant présentée comme une union d’hommes éclairés liés entre eux par l’amour de la fraternité, de la morale et de la raison.“


Philipp Friedrich Steinheil war – laut einer Logenliste von 1742-1890 - Stuhlmeister 1742, 1744, 1745, 1754 und 1758.

Er schloss – laut Kloß (17, 22, 24, 29) die Loge Im Herbst 1746 – ohne erneute Wiederwahl immer noch als Stuhlmeister -, da sie „unglücklicherweise in Verfall geraten“ war, und erweckte sie 1752 wieder zum Leben, worauf er sofort zum Stuhlmeister gewählt wurde. Auch 1755 amtete er als Stuhlmeister. Da sich ihm Schwierigkeiten in den Weg stellten, wollte er schon 1757 erstmals aus der Loge austreten, tat es aber erst 1761.


Grosse Unterschiede zwischen den zwei Versionen derselben Rede

Offenbar hat Kloß den 100 Jahre alten Text beträchtlich umformuliert und geglättet.
Daher ist eine Transkription von Fraktur in lateinische Schrift das Original unter dem Titel „Die Quintessenz der ächten Freymaurerey“ separat wiedergegeben.

Zwei kleine Beispiele:

Quintessenz:

Die zu unsern Zeiten so berühmte Frey-Maurerei, ist ihrem Wesen nach nichts anders, als eine Gesellschafft kluger Personen, welche durch das Band der brüderlichen Liebe unterhalten, und durch die Reguln der Moralischen Tugend geführet werden anbey sich bestreben, eine vernünfftige Geselligkeit zu beobachten …

Kloß, Keller:

Die Maurerei, mein Bruder, welche in unsern Tagen so berühmt ist, ist eine Verbindung einsichtsvoller Männer, die vereinigt durch das Band der Bruderliebe, geleitet durch die Grundsätze der Moral, sich bestreben eine vernünftige Gesellschaft zu bilden …

Quintessenz:

Der Mechanische Maurer führet das Winckel-Maaß und die Richt-Schnur in der Hand, und ist bemühet, sein unterhabendes Werck auf das genaueste gerade und wohl passend zu machen.

Kloß, Keller:

Der Werkmaurer mit der Wasserwaage und dem Winkelmaß in der Hand sucht sein Werk nach dem Zirkel und dem Quadrate einzurichten.


Die Rede

(nach Wilhelm Keller, 1857, 71-76)

Meine Brüder!

Unter allen erhabenen Grundsätzen, welche zur Glückseligkeit im menschlichen Leben beitragen, ist ohne Zweifel der am heilsamsten, ersprießlichsten, der nie unserm Gedächtnisse entfallen sollte, welcher uns lehrt nach einer dauerhaften Lebensansicht zu streben.

Bei dem Unbestande und der Gebrechlichkeit der Verhältnisse im menschlichen Leben verdient, was oberflächlich ist, keineswegs unsere Beachtung. Indem wir uns mit trügerischem Scheine begnügen, sehen wir uns in unsern weitstrebenden Erwartungen getäuscht, gerade in dem Augenblicke, in welchem wir mit der größten Zuversicht auf dieselben rechnen. Ein Gebäude, wie prachtvoll es errichtet sein mag, muß unfehlbar einstürzen, wenn es nur auf Sand gegründet ist. Je weiter der Bau vorrückt, um so mehr droht ihm sein Einsturz. — Wie verschieden davon ist ein festgegründetes Werk. Seine Stärke, so wie sein Werth, besteht in dem unerschütterlichen Fundament, und was auf diesem aufgeführt ist, trotzt der Zerstörung in allen Zeiten.


Dieser weise Grundsatz, der allgemein bewährt ist, ist unschätzbar in seiner Anwendung auf die menschliche Gesellschaft. Das menschliche Herz, von Natur unbeständig und flüchtig, ist nicht geneigt sich unverbrüchliche Gesetze aufzuerlegen; schnell entsagt es mit Widerwillen dem Gegenstande, den es jüngst mit so vielem Eifer nachstrebte. Damit also die Bande dieser Gesellschaft recht fest verknüpft seien, ist es noth, daß uns Weisheit zur Seite stehe, welche uns Grundsätze vorzeichnet, die wir nie aus dem Gesichte verlieren sollen. Sie setzt dadurch unserer Unbeständigkeit Schranken.

In dieser Ew. Gesellschaft, in welcher Sie, mein Bruder, so eben aufgenommen worden, sind diese Grundsätze mit dem größten Erfolg aufgenommen und angewendet worden. Indem wir alles entfernen, was störend sein könnte; indem wir alles empfehlen, was zu unserer Erhaltung und unserm Glück frommt, sehen wir noch heute unser Gebäude so fest gekittet, daß nichts seine Grundlagen zu untergraben vermag.
Um Ihnen demnach eine richtige Ansicht von der Trefflichkeit unserer Brüderschaft zu geben, will ich Sie einige Blicke hinein thun lassen, und ihnen erklären, worin sie bestehe, und welche Eigenschaften sie habe. Die Erhabenheit des Gegenstands bedarf keines weitern Rückhalts, keines erborgten Schmucks, daher werde ich sprechen schlicht, und so gedrängt wie möglich.


Die Maurerei, mein Bruder, welche in unsern Tagen so berühmt ist, ist eine Verbindung einsichtsvoller Männer, die vereinigt durch das Band der Bruderliebe, geleitet durch die Grundsätze der Moral, sich bestreben eine vernünftige Gesellschaft zu bilden, zu welcher jedes Mitglied alle Eigenschaften mitbringen soll, welche die Gesellschaft nützlich und angenehm machen.

Da der Mensch unter allen Geschöpfen, seiner Natur zufolge, das geselligste Wesen ist, und Einer nicht ohne den Andern bestehen kann, so folgt daraus, daß die Grundsätze der reinen Maurerei mit der Welt zugleich entstanden sind. Vor etlichen Jahrhunderten wurde sie in die Gestalt gebracht, unter welcher wir sie jetzt kennen.

Die, welche sich zuerst der Sorge unterzogen, unsere Brüderschaft in unsern erhabenen Orden umzugestalten, hielten es für zweckmäßig, vermittelst einer symbolischen Andeutung, als Freie oder Freimaurer aufzutreten. Der Werkmaurer mit der Wasserwaage und dem Winkelmaß in der Hand sucht sein Werk nach dem Zirkel und dem Quadrate einzurichten. So sollen auch wir alle unsere Handlungen mit der Wasserwaage und dem Winkelmaße der Tugend und der Klugheit bemessen, damit sie nach graden Winkeln und dem Zirkel, keine Unebenheit an sich tragen. —

Der Werkmaurer strebt durch die Gebäulichkeiten, die er aufführt, sich vor dem widrigen Einflusse der Witterung zu schützen. Wir aber müssen uns erforschen, um uns einen undurchdringlichen Schutz zu erbauen gegen die Untreue und das Mißgeschick, dadurch, daß wir die dauerhaftesten und unerschütterlichsten Grundsätze zur Grundlage unseres ganzen Lebens machen.


Nach dem, was ich Ihnen gesagt habe, sehen Sie leicht ein, daß man, um ein guter, ein vorzüglicher Maurer zu werden, keine geringe Talente, oder gemeine Gesinnungen haben dürfe. Darum zeichnet sich unsere wunderbare Kunst so überaus vor den anderen menschlichen Gesellschaften aus, weil sie auf so feste und ausdauernde Grundsätze gegründet ist, daß sie nur mit der Zernichtung dieser Welt sich auflösen kann. —
Um mich maurerischer Ausdrücke zu bedienen, so muß ich Ihnen sagen, daß das Geheimniß, das Sittengesetz und die gute Gesellschaft die drei Pfeiler und Schwibbogen sind, welche das prachtvolle Gebäude der Maurerei stützen. Nach jedem dieser drei Grundpfeiler sind uns besondere Pflichten vorgezeichnet, an welche wir durch heilige Bande geknüpft sind.

[vgl. dazu die vier Eigenschaften, welche Ramsay 1736/37 in seiner Rede herausgestellt hat:

„Menschenliebe, reine Sitten, unverbrüchliche Verschwiegenheit und Geschmack an den schönen Wissenschaften“

siehe: Andrew Michael Ramsay: Die gedruckte Rede 1737]


Betrachten wir das Geheimniß, so müssen wir nicht allein alles unverletzlich hehlen, was bei uns Geheimniß heißt, und von welchem ich Ihnen schon zum Theil die Erklärung gegeben. Wir müssen auch im Allgemeinen uns selbst studiren, um verschwiegen zu sein in allen unsern Worten und Handlungen. Sie kennen zu gut den großen Nutzen dieser Tugend der Verschwiegenheit, als daß ich mich jetzt länger dabei aufhalten müßte.

Das Sittengesetz, der zweite Grundpfeiler, welches unter sich alle sittliche Tugenden in ihrem ganzen Umfange begreift, verlangt von uns, daß wir nicht nur in unsern Sitten immer geordnet und anständig seien, es verlangt auch, daß wir nichts thuen, wodurch die Sittlichkeit verletzt werden könnte. Diese gerade könnte der Prüfstein eines wahren Maurers genannt werden. Wie groß auch unsere Rücksicht gegen Personen ist, welche durch ihre Geburt und den hohen Rang, in welchem sie in der Welt stehen, Auszeichnung vor der Welt verdienen, so beachten wir eigentlich unter uns den Menschen nur in so weit er gut ist von Natur, und indem wir in dieser Beziehung nur die Wasserwaage der Natur anlegen, schätzen wir uns alle, als Brüder.

Indem wir also den Lehren des Sittengesetzes, welches hauptsächlich die menschliche Gesellschaft vereinigt, folgen, fragen wir bei der Wahl unserer Brüder nicht nach ihrem Glaubensbekenntnisse. Wir sind zufrieden, daß sie mit dem Gepräge der Redlichkeit [Annalen: Rechtlichkeit] gezeichnet seien. Es ist selbst ausdrücklich verboten, daß in unsern Versammlungen über Gegenstände der Religion gesprochen werde, um unsern Mitbrüdern nicht lästig zu werden, und um alle Mißverständnisse zu vermeiden, welche bekanntlich aus derlei Art von Erörterungen entspringen. Zuchtlose Reden sind nicht minder unverträglich mit der Sittlichkeit; daraus folgt, daß wir uns jeglicher Art leichtfertiger und unsittsamer Gespräche enthalten, welche keusche Ohren verletzen und reinen Gemüthern nie dienen können.

Die gute Gesellschaft, als dritter Grundpfeiler, lehrt uns die Pflichten gegen die Verbindung kennen, derzufolge jeder nach seinen Kräften alles beitragen muß, um sie nützlich und angenehm zu machen. Wir sind daher verbunden alles fern zu halten, was Unordnung herbeiführen und die harmonische Einigkeit, welche immerdar unter uns herrscht, stören könnte. Darum ist uns unbedingt untersagt, über politische Gegenstände zu sprechen, was meistentheils nur Uneinigkeit und Zwietracht herbeiführt.


Nach dieser kurzen Erörterung über unsere Grundsätze und daher abgeleiteten Verpflichtungen, werden Sie leicht einsehen, daß unsere Brüderschaft nur einen eben so guten als löblichen Zweck haben kann. Dieser so wünschenswerthe Zweck besteht überhaupt darin, daß wir durch tugendhafte Nacheiferung nach allem streben, was gut ist und ehrbar, daß wir gemeinsam an unserer Glückseligkeit wirken, und daß wir insbesondere anmuthig und nützlich die Stunden der Ruhe und Erholung bei uns zubringen, welche der Erquickung beides, des Leibes und des Geistes, gewidmet sind.

Um zu einem so rühmlichen Ziele zu gelangen, ist das richtigste Mittel, seine Leidenschaften zu bemeistern. Wir machen es uns zur rühmlichsten ersten Pflicht, diese Meisterschaft und diese so edle Herrschaft über uns zu erlangen. Der Name Freier- und Freimaurer, den wir angenommen haben, drückt vollkommen die [Annalen: diese] erste Pflicht eines Maurers aus, denn Niemand kann frei genannt werden, wenn er nicht jene Wallungen, jene stürmischen Aufregungen besiegt hat, welche man Leidenschaften nennt.

Hieraus ist augenscheinlich, wie nützlich und hochwürdig unsere erhabene Kunst ist. Der ganze Umfang ihrer Größe faßt sich in dem Einen Satze, den Niemand ableugnen kann: daß bei uns alles Schöne und Tugendhafte gehegt und ausgeübt wird, und daß alles Schlechte und Lasterhafte auf immer von uns verbannt ist. Und in der Welt ist unsere Gesellschaft die einzige, welche sich dieser Eigenschaft rühmen könnte.

Die glänzende Wirkung dieser Grundsätze beschränkt sich nicht auf unsere Verbindung allein. Ein guter Maurer ist ein achtungswerthes Glied in jedem Verhältniß und Stande. Um hiervon vollkommen überzeugt zu sein, darf man nur seinen Character prüfen. Hiervon einige Grundzüge:

Der wahre Maurer ist ein beneidenswerther Mensch. Tugend, Mäßigung und Klugheit leiten alle seine Schritte. Voll Achtung gegen seine Vorgesetzten, gesellig und höflich gegen seines Gleichen, mitleidig und menschlich gegen Geringere, giebt er jedem die Achtung, welche er verlangen kann. Die Erfüllung seiner Obliegenheiten ist seine erste Beschäftigung. Im festen Streben nach Gründlichkeit stört nichts seine Gemüthsruhe. Er ist gemäßigt in seinen Wünschen, bescheiden in seinem Benehmen, zugänglich im Umgang, besonnen in seinen Reden, umsichtig in seinen Handlungen, gewissenhaft gegen sein Versprechen, liebevoll als Bruder, treu als Freund. Ach, welch eine große Zahl anderer trefflichen Eigenschaften besitzt er noch? [Annalen: Ausrufzeichen]

Dieses kann Ihnen für jetzt genügen, um Ihnen die ersten Ideen und Kenntnisse von der Größe unserer erhabenen Kunst zu gewähren. Sie sehen selbst, daß alles, was Sie so eben gehört haben, weit entfernt, Ihrer Aufmerksamkeit unwerth zu sein, sie Ihnen immer lieber, theurer und unschätzbarer [Annalen: unschätzbar] machen muß.

In dieser gerechten Erwartung haben wir mit Vergnügen Sie dieser würdigen Gesellschaft angereiht, und da Ihre guten anerkannten Eigenschaften uns willkommen sind, so erwarten wir, daß auch Sie sich bestreben werden, mit Eifer und Inbrunst sich den Character eines vollkommen würdigen Bruders anzueignen. Sie dürfen dagegen mit Zuversicht von unserer Seite alles erwarten, was Sie von unserer aufrichtigen Anhänglichkeit und Bruderliebe überzeugen könne.


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Ausgearbeitet von Dr. phil. Roland Müller, Switzerland / Copyright © by Mueller Science 2001-2015 / All rights reserved - ESOTERIK von Dr. phil. Roland Müller
Aus der Chronik der Loge "Zur Einigkeit"

Ergänzung

Geboren vielleicht im Jahre 1720

Vom 15.1.1746 (p.r.) – 25.2.1758 (u.i.) in Frankfurt am Main Johann Friedrich oder Philipp Friedrich Steinheil

Quelle: Gesandtschaftswesen und diplomatischer Dienst Sachsens 1694-1763 Dissertation von Judith Matzke

Siehe auch