Rezension: Happich "Anleitung zur Meditation": Unterschied zwischen den Versionen

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== Anleitung zur Meditation ==
 
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Die '''»Anleitung zur Meditation«''' von Carl Happich (liegt in vierter Auflage vor) entstand hauptsächlich aus seinem ordensfreimaurerischen Umfeld. Freimaurerei war vor und zu Carl Happichs Zeiten (1878-1947) als eine von wenigen viele Bereiche übergreifenden Brückeninstitutionen in der bürgerlichen, deutschen Gesellschaft als solche stark verankert. Sie hat heute ihre Funktion als Brückeninstitution verloren. Der Zweite Weltkrieg (1939-1945) hat nachhaltig in Deutschland dafür gesorgt.
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Eine Methode der Freimaurerei ist die ''Kontemplation'' aber auch die innere Versenkung im Freimaurertempel, deshalb werden rituelle Versammlungen ''Tempel-arbeiten'' genannt. Es kann gut sein, dass sich zu Zeiten von Carl Happich die Freimaurerei stark von ihrem mystischen und esoterischen aber auch meditativen Erbe entfernt hatte und schon im Begriff war, ihre Funktion als Brückeninstitution zu verlieren. Zum einen wurde die [[Kabbalah|Kabbalah]], die im Freimaurer-Orden den roten Faden der Ordenslehre ausmacht, durch den stärker werdenden Antisemitismus geächtet und zum anderen verlor die [[Alchemie|Alchemie]], die von ihren Anhängern noch vor der Freimaurerei ''Königliche Kunst'' genannt wurde, ihre vermittelnde Vorrangstellung zwischen der Natur und der industriellen Ausbeutung. Die Alchemie zählt u. a. ebenfalls zur Lehre des Freimaurer-Ordens. Alle diese zusammenwirkenden Kräfte verloren sich. Ein Lösungsansatz für Carl Happich könnte dabei die Hinwendung von der Kontemplation zur Meditation gewesen sein.
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Carl Happich versteht die Grundbedeutung der Meditation als »Gang in die Mitte«. In die Mitte gehen, bedeutet für ihn, dass sich-Bewusstsein des Verstandes (Ratio) zu verlassen und den Gang ins seelische Zentrum anzutreten, geführt durch das Gewissen (Emotio). Dabei wird sofort klar, dass es sich hier um eine Beschreibung einer bestimmten Handlung, die während der ersten sechs Grade des Freimaurer-Ordens in den Tempelarbeiten immer wieder vollführt wird. In der Mitte des Tempels befindet sich eine Arbeitstafel bzw. ein Arbeitsteppich. Im Freimaurer-Orden besitzt jeder Grad eine eigene Arbeitstafel und ab dem III. Grad werden sie sogar dreidimensional.(1)
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*''»Für Freimaurer sind die Arbeitstafeln der jeweiligen Grade eine Art Schlüssel. Die Symbole auf der Arbeitstafel sind einerseits ein Schlüssel für den entsprechenden Grad und andererseits ein Schlüssel zum Verständnis des eigenen freimaurerischen und profanen Lebens. Insbesondere treffen diese Aussagen bei der Arbeitstafel des I. Grades im Freimaurer-Orden zu. In der Arbeitstafel des I. Grades ist die gesamte Ordenslehre enthalten.«(2)''
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Dr. med. Carl Happich ist heute fast vergessen, obwohl er zu den Vorkämpfern moderner Meditationspraxis gehört. Innerhalb der evangelischen Kirche trat er als spiritueller Reformer auf, der eine Erneuerung u. a. durch Verinnerlichung von Bibeltexten mittels spezieller Übungen anstrebte; eine Rolle, die er auch in der Freimaurerei innehatte, wobei es dort hauptsächlich um die eigentümlichen Symbole und Rituale der Freimaurerei aber auch um Bibeltexte ging.
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Die Brüder werden vom Vorsitzenden Meister aufgefordert die Arbeitstafel zu decken, d.h. sich in die Mitte des Tempels zu begeben, sich um sie herum zu versammeln und sie dadurch zu ver-decken. Der Aspirant wird auf symbolische Reisen durch den Tempel geführt; keine der Reisen macht er alleine. Die Sicht auf die Arbeitstafel wird ihm genommen. Dies ändert sich erst im VI. Grad, im Grad des Andreas-Meisters, dort enden alle Reisen und er wird zum Teil, der um die Arbeitstafel gescharrten Brüder.  
  
Er Carl Happich wurde am 30.10.1921 als Vorsitzender Meister der Johannis-Loge »[[Zum flammenden Schwert]]« eingesetzt. Er war Dirigierender Arzt des Elisabethenstiftes in Darmstadt. Geboren wurde er am 19.04.1878 in Speckswinkel in Oberhessen und verstarb am 18.06.1947 in Darmstadt.
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Während im Tempel der Gang in die Mitte fassbar (Ratio) nachgestellt wird, um dem Freimaurer eine Art Initialzündung für den seelischen Gang in die Mitte (Emotio) zu geben, so soll der meditative Weg ins seelische Zentrum das Bewusstsein verändern. Der Bereich des rationalen Denkens sei laut Carl Happich eine Errungenschaft neuerer Zeit, die sich am stärksten in der Zeit der Aufklärung herauskristallisiert hat.
  
Er war Gründer und Vorsitzender Meister von 1921 an und führte den Hammer der Johannis-Loge »Zum flammenden Schwert« zu Darmstadt bis zum Stiftungsfest des Jahres 1930. Am 23.06.1918 erblickte er laut dem mir vorliegenden Matrikelbuch der Loge das freimaurerische Licht und wurde am 14.10.1920 in eine Andreas-Loge aufgenommen. Am 15.10.1921 wurde er in das Kapitel berufen und 1932 zum Ritterkommandeur mit dem Roten Kreuz geweiht.
 
  
Er wirkte mit Karl Bernhard Ritter und Wilhelm Stählin an der Gründung der Michaelsbruderschaft mit. Im Mittelpunkt dieser protestantischen Jugendbewegung stand die Sensibilisierung für Symbol und Gleichnis als Medien für die liturgische Arbeit. Die Michaelsbruderschaft kann als eine Art Verbindung von evangelischen und katholischen Elementen und Inhalten der Lehre des Freimaurer-Ordens verstanden werden. Diese Lehrart der Freimaurerei besteht aus zehn zusammenhängenden Graden. In seinen Schriften wird deutlich, dass sein meditativer Ansatz aus der Sicht eines [[Andreas-Meisters]] (VI. Grad) geschrieben ist.
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*''»Ihm zugrunde liege eine archaische Schicht des Bewusstseins, die [Carl] Happich »Bildbewußtein« nennt. Unter »Bildern« versteht er sinnenhaft anschauliche, überwiegend visuelle Phantasien und Erinnerungen. Das Bildbewusstsein fungiert bei ihm als Zwischenschicht zwischen dem Unbewussten bzw. dem in dessen Tiefe verborgenen bildlosen Seelengrund und dem Denkbewusstsein. […] Beim gesunden Menschen finde ein dauernder Ausgleich zwischen Denk- und Bildbewusstsein statt.«(3)''
  
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Der natürliche Ausgleich zwischen beiden Bewusstseinsarten ist laut ihm verloren gegangen und müsse durch Meditation wieder erlernt und antrainiert werden. Ein Teil davon vermag das freimaurerische Ritual mit auf den Weg zu geben aber einiges bleibt auf der Strecke; geschuldet dem starren Rahmen eines Rituals.
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*''»Deshalb wurde durch […] Rituale versucht, eins mit der Schöpfung zu werden. Rituale haben immer schon auf den Menschen eine ursprüngliche, paradiesische und reharmonisierende Wirkung gehabt. Mit dem Hilfsmittel des Rituals vermag sich der Mensch, auf eine nicht rationale Weise, dem Göttlichen zu nähern.«(4)''
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Carl Happich geht einen Schritt weiter und ergänzt das freimaurerische Ritual und bedient sich dabei der Meditation über verschiedene Arten von Kreuzen als Hilfsmittel; so wie sich die Freimaurerei der Rituale als Überträger ihrer moralischen Grundvorstellungen bedient.
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=== Quellen ===
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*(1) vgl. G. Grippo »Die Lehre des Freimaurer-Ordens im Vergleich - Teil I« 2014. S.4.
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*(2) vgl. G. Grippo »Der Baum des Lebens und die Menora im Freimaurer-Orden« 2008.
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*(3) vgl. Paragrana; Internationale Zeitschrift für Historische Anthropologie; Band 22; 2013; Heft 2; Hg. Almut-Barbara Renger und Christoph Wulf; Akademie Verlag. S.59.
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*(4) vgl. G. Grippo »Das Buch der Wächter – Der Henochische Orden« 2011, S.402.
  
 
== Links ==
 
== Links ==
*[http://www.grippo-verlag.de/shop/product_info.php?info=p121_anleitung-zur-meditation-von-carl-happich.html&XTCsid=2afrh6g1kens6pe6d7t0ugsqf5 Giovanni Grippo-Verlag]
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*Giovanni Grippo-Verlag http://www.grippo-verlag.de/shop/product_info.php?info=p121_anleitung-zur-meditation-von-carl-happich.html&XTCsid=2afrh6g1kens6pe6d7t0ugsqf5  
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Aktuelle Version vom 15. Januar 2022, 10:59 Uhr

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Giovanni.jpg

Anleitung zur Meditation

von Giovanni Grippo

Die »Anleitung zur Meditation« von Carl Happich (liegt in vierter Auflage vor) entstand hauptsächlich aus seinem ordensfreimaurerischen Umfeld. Freimaurerei war vor und zu Carl Happichs Zeiten (1878-1947) als eine von wenigen viele Bereiche übergreifenden Brückeninstitutionen in der bürgerlichen, deutschen Gesellschaft als solche stark verankert. Sie hat heute ihre Funktion als Brückeninstitution verloren. Der Zweite Weltkrieg (1939-1945) hat nachhaltig in Deutschland dafür gesorgt.

Eine Methode der Freimaurerei ist die Kontemplation aber auch die innere Versenkung im Freimaurertempel, deshalb werden rituelle Versammlungen Tempel-arbeiten genannt. Es kann gut sein, dass sich zu Zeiten von Carl Happich die Freimaurerei stark von ihrem mystischen und esoterischen aber auch meditativen Erbe entfernt hatte und schon im Begriff war, ihre Funktion als Brückeninstitution zu verlieren. Zum einen wurde die Kabbalah, die im Freimaurer-Orden den roten Faden der Ordenslehre ausmacht, durch den stärker werdenden Antisemitismus geächtet und zum anderen verlor die Alchemie, die von ihren Anhängern noch vor der Freimaurerei Königliche Kunst genannt wurde, ihre vermittelnde Vorrangstellung zwischen der Natur und der industriellen Ausbeutung. Die Alchemie zählt u. a. ebenfalls zur Lehre des Freimaurer-Ordens. Alle diese zusammenwirkenden Kräfte verloren sich. Ein Lösungsansatz für Carl Happich könnte dabei die Hinwendung von der Kontemplation zur Meditation gewesen sein.

Carl Happich versteht die Grundbedeutung der Meditation als »Gang in die Mitte«. In die Mitte gehen, bedeutet für ihn, dass sich-Bewusstsein des Verstandes (Ratio) zu verlassen und den Gang ins seelische Zentrum anzutreten, geführt durch das Gewissen (Emotio). Dabei wird sofort klar, dass es sich hier um eine Beschreibung einer bestimmten Handlung, die während der ersten sechs Grade des Freimaurer-Ordens in den Tempelarbeiten immer wieder vollführt wird. In der Mitte des Tempels befindet sich eine Arbeitstafel bzw. ein Arbeitsteppich. Im Freimaurer-Orden besitzt jeder Grad eine eigene Arbeitstafel und ab dem III. Grad werden sie sogar dreidimensional.(1)


  • »Für Freimaurer sind die Arbeitstafeln der jeweiligen Grade eine Art Schlüssel. Die Symbole auf der Arbeitstafel sind einerseits ein Schlüssel für den entsprechenden Grad und andererseits ein Schlüssel zum Verständnis des eigenen freimaurerischen und profanen Lebens. Insbesondere treffen diese Aussagen bei der Arbeitstafel des I. Grades im Freimaurer-Orden zu. In der Arbeitstafel des I. Grades ist die gesamte Ordenslehre enthalten.«(2)


Die Brüder werden vom Vorsitzenden Meister aufgefordert die Arbeitstafel zu decken, d.h. sich in die Mitte des Tempels zu begeben, sich um sie herum zu versammeln und sie dadurch zu ver-decken. Der Aspirant wird auf symbolische Reisen durch den Tempel geführt; keine der Reisen macht er alleine. Die Sicht auf die Arbeitstafel wird ihm genommen. Dies ändert sich erst im VI. Grad, im Grad des Andreas-Meisters, dort enden alle Reisen und er wird zum Teil, der um die Arbeitstafel gescharrten Brüder.

Während im Tempel der Gang in die Mitte fassbar (Ratio) nachgestellt wird, um dem Freimaurer eine Art Initialzündung für den seelischen Gang in die Mitte (Emotio) zu geben, so soll der meditative Weg ins seelische Zentrum das Bewusstsein verändern. Der Bereich des rationalen Denkens sei laut Carl Happich eine Errungenschaft neuerer Zeit, die sich am stärksten in der Zeit der Aufklärung herauskristallisiert hat.


  • »Ihm zugrunde liege eine archaische Schicht des Bewusstseins, die [Carl] Happich »Bildbewußtein« nennt. Unter »Bildern« versteht er sinnenhaft anschauliche, überwiegend visuelle Phantasien und Erinnerungen. Das Bildbewusstsein fungiert bei ihm als Zwischenschicht zwischen dem Unbewussten bzw. dem in dessen Tiefe verborgenen bildlosen Seelengrund und dem Denkbewusstsein. […] Beim gesunden Menschen finde ein dauernder Ausgleich zwischen Denk- und Bildbewusstsein statt.«(3)


Der natürliche Ausgleich zwischen beiden Bewusstseinsarten ist laut ihm verloren gegangen und müsse durch Meditation wieder erlernt und antrainiert werden. Ein Teil davon vermag das freimaurerische Ritual mit auf den Weg zu geben aber einiges bleibt auf der Strecke; geschuldet dem starren Rahmen eines Rituals.


  • »Deshalb wurde durch […] Rituale versucht, eins mit der Schöpfung zu werden. Rituale haben immer schon auf den Menschen eine ursprüngliche, paradiesische und reharmonisierende Wirkung gehabt. Mit dem Hilfsmittel des Rituals vermag sich der Mensch, auf eine nicht rationale Weise, dem Göttlichen zu nähern.«(4)


Carl Happich geht einen Schritt weiter und ergänzt das freimaurerische Ritual und bedient sich dabei der Meditation über verschiedene Arten von Kreuzen als Hilfsmittel; so wie sich die Freimaurerei der Rituale als Überträger ihrer moralischen Grundvorstellungen bedient.

Quellen

  • (1) vgl. G. Grippo »Die Lehre des Freimaurer-Ordens im Vergleich - Teil I« 2014. S.4.
  • (2) vgl. G. Grippo »Der Baum des Lebens und die Menora im Freimaurer-Orden« 2008.
  • (3) vgl. Paragrana; Internationale Zeitschrift für Historische Anthropologie; Band 22; 2013; Heft 2; Hg. Almut-Barbara Renger und Christoph Wulf; Akademie Verlag. S.59.
  • (4) vgl. G. Grippo »Das Buch der Wächter – Der Henochische Orden« 2011, S.402.

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