Kunath und Klötzer 1890: Unterschied zwischen den Versionen

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Auf Dr. phil. Roland Müllers Website findet sich unter "Esoterik - Texte der Freimaurerei" ein umfangreicher Abschnitt über die Freimaurerei, aus dem in diesem Wiki hier und dort zitiert wird.
 
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Aktuelle Version vom 24. Oktober 2016, 14:30 Uhr

Kunath und Klötzer 1890

Aus einem Bericht von Friedrich Adolph Peuckert über die Feier des 150jährigen Bestehens der Dresdener Freimaurerloge „Zu den drei Schwertern und Asträa zur grünenden Raute“ 1890.

Wiedergegeben in H. Müller: Quelle der Inspiration. Leipzig: Engelsdorfer Verlag 2009, 81-84.

Nunmehr feierte Br. Kunath I. die Schwestern. „… ich bitte die geliebten BBr. aller Oriente, jetzt durch das Füllen Ihrer Gläser sich auf den wirklichen ,Schwesterntrinkspruch' vorzubereiten. - Auch bei dem heutigen hohen Feste, ja an diesem erst recht, gedenken wir der Schwestern, und zwar in einem dreifachen Sinne.

Einmal gilt unser Trinkspruch der einen hohen, erhabenen Schwester, welcher alle BBr. auf dem weiten Erdenrunde gleichmässig huldigen, welcher bei jedem, auch dem einfachsten Brudermahle regelmässig gedacht wird, deren Gestalt zwar noch kein Auge gesehen, deren Stimme laut noch kein Ohr vernommen, aber deren Bild in aller BBr. Herzen lebt, es gilt dem Frauenideale, das des Maurers Lebensgang durchzieht, belebt, verschönt, erhebt, und zwar in den verschiedensten Lagen des Lebens und unter den verschiedensten Erscheinungen; hier als zarterblühte Jungfrau, die Rose ihres Geschlechts, verschönt, verklärt von bräutlicher Liebe; dort als unermüdliche Führerin unseres Hauswesens, als verständige Mutter unserer Kinder, dieselben erziehend mit Nachsicht und Takt, des Vaters Strenge mildernd, und das köstliche Pflänzchen, das Gemüt, in ihnen pflegend; und da als des Maurers Gefährtin seines Lebens, mit ihm teilend Freud' und Leid, auch dann noch, wenn auf unserm Lebensgange die Sonne sich neigt und die Stürme des Herbstes zu wehen beginnen, und endlich die mit Schnee beladenen Zweige tief herab sich neigen, und die Tage und die Beschwerden des Alters kommen, und der Kranz unserer Liebe sich mehr und mehr entblättert, und die Ideale in unserer Brust, einst - ach - so heiss flammend, nur noch matt glimmen, und mit der schwindenden Lebenskraft auch der Lebensmut abnehmen will, und wir uns so vereinsamt, so nichtig fühlen - da ist es der Druck der Hand der treuen Lebensgefährtin, die den entschwundenen Frühling zurückzaubert und uns ahnen, erkennen lässt den Wert, die hohe Bedeutung des Ewigweiblichen als des Leitsterns unseres Lebens.

Aber unser heutiger 'Schwesterntrinkspruch' hat nicht nur eine ideale, er hat auch seine vollberechtigte reale Seite. Die Frage: woher schöpfen wir die Farben, das Frauenideal in uns zu malen? führt uns auf den Kreis derjenigen werten Frauen, die wir im maurerischen Sinne ,Schwestern' nennen und deren Darlebung edler Züge und Tugenden erst das Frauenideal in uns schuf. Ich bezeichne unsere lieben Schwestern, obgleich sie heute noch räumlich von unserer Festfeier getrennt sind, als unsere Festgenossinnen. O, wie viel Opfer müssen die Schwestern der Loge bringen, wenn der Gatte das Logenleben liebt und pflegt, besonders aber, wenn er in das Beamtenkollegium eingereiht ist und das Vier- und Fünffache an Zeit und Kraft der Loge widmen muss, als wir, die mehr behaglich dreinschauenden, die mehr geniessenden BBr., und nun zumal vor einem solchen Feste mit seinen vielfachen Zurüstungen!

Und Opfer bringen nicht minder die lieben Schwestern draussen in der Ferne, deren Gatten das trauliche Heim verlassen mussten, die mitunter recht weite Reise bis Dresden zu unternehmen, um das Jubelfest bei uns zu feiern. Je inniger der Gattin Liebe, desto grösser das Opfer, die Entsagung; aber auch desto grösser die Mitfreude, wenn wir heimkehren aus der Loge; auch heute, wenn wir heimkehren und erklären - O nein, ehe wir noch es aussprechen können, hat der liebenden Gattin Blick schon aus unseren Mienen die Erklärung gelesen, dass wir reich befriedigt aus der Loge zurückkehren. Und solchen Schwestern unser dreifaches Feuer!

Es gilt der Schwester, gilt der holden Braut,
Aus derem Aug' das Glück der Liebe schaut.
 
Das zweite Feuer gilt an Kraft nicht minder
Der Schwester als der Mutter unsrer Kinder.
 
Der Schwester, die auf unserm Lebenspfad
Als edle Freundin uns entgegentrat,
Die als Gefährtin unsres Lebens gern bereit,
Mit uns zu tragen allzeit Freud' und Leid,
Die hoch erfreut, wenn uns die Loge lieb und wert,
Die stolz darauf, dass sie der Name „Schwester" ehrt."
 
Diesem Trinkspruch folgte der allgemeine Gesang:
 
Wo ein Herrliches gediehen,
Wo ein Köstliches erstand,
Hat auch ihre Kraft geliehen
Treuer Schwestern milde Hand!
Mitgestrebt und mitgerungen
Hat der Schwestern Lieb' und Treu',
Denn von ihrem Geist durchdrungen
Ist die echte Maurerei!
 
Rosen haben sie gewunden
In der Freude raschem Flug,
Milde heilten sie die Wunden,
Die das rauhe Leben schlug!
Schwesternliebe, Schwesterntreue,
Preis und Dank dir, Himmelspaar,
Das uns allezeit aufs neue
Führer und Geselle war.
 
Heil uns, wenn ihr mit uns schreitet
In die Zukunft froh hinaus,
Wenn ihr tapfer mit uns streitet
In des Lebens Sturm und Braus!
In der Zukunft Nebelferne
Grüsst uns dann die Hoffnung neu:
Gott mit uns und unsre Sterne
Schwesternliebe, Schwesterntreu'!
(Br. Chr. Klötzer.)
 

Quelle: Roland Müller Müller-Science

Auf Dr. phil. Roland Müllers Website findet sich unter "Esoterik - Texte der Freimaurerei" ein umfangreicher Abschnitt über die Freimaurerei, aus dem in diesem Wiki hier und dort zitiert wird.