Lehrlingfragstück nach Browne 3: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Freimaurer-Wiki
Zeile 1: Zeile 1:
 
+
== Dritter Abschnitt ==
==  
 
Dritter Abschnitt ==
 
  
  
Zeile 13: Zeile 11:
  
  
Bruder!<br>
+
 
 +
== Bruder! ==
 +
 
 
(Da Sie nun in die ersten Grundsätze unsers Ordens eingeleitet worden sind, so ist es meine Pflicht, Ihnen Glück zu der Annahme als Mitglied in eine alte und ehrenwerthe Gesellschaft zu wünschen; sie ist alt, indem sie seit undenklichen Zeiten bestanden hat; und ehrwürdig, indem sie in allen einzelnen Theilen (Einrichtungen) dahin abzweckt, alle Menschen ehrwürdig zu machen, welche ihren Vorschriften gemäss leben wollen. Keine Anstalt war jemals auf einen besseren Grundsatz, oder auf eine festere Grundlage, errichtet; noch wurden jemals vortrefflichere Regeln und nützlichere Lebengrundsätze an den Tag gelegt (aufgestellt), als die, welche einem Jeden eingeschärft werden, der in unsre Mysterien eingeweiht wird. Monarchen aller Zeiten sind Aufmunterer und Beförderer der Kunst gewesen, und haben nimmer geglaubt, dass ihren Würden dadurch Etwas entzogen werde, indem sie sich mit den Brüdern in gleiche Linie (auf gleichen Fuss) setzen, ihre Vorrechte ausdehnen, und ihre Versammlungen beschützen.)
 
(Da Sie nun in die ersten Grundsätze unsers Ordens eingeleitet worden sind, so ist es meine Pflicht, Ihnen Glück zu der Annahme als Mitglied in eine alte und ehrenwerthe Gesellschaft zu wünschen; sie ist alt, indem sie seit undenklichen Zeiten bestanden hat; und ehrwürdig, indem sie in allen einzelnen Theilen (Einrichtungen) dahin abzweckt, alle Menschen ehrwürdig zu machen, welche ihren Vorschriften gemäss leben wollen. Keine Anstalt war jemals auf einen besseren Grundsatz, oder auf eine festere Grundlage, errichtet; noch wurden jemals vortrefflichere Regeln und nützlichere Lebengrundsätze an den Tag gelegt (aufgestellt), als die, welche einem Jeden eingeschärft werden, der in unsre Mysterien eingeweiht wird. Monarchen aller Zeiten sind Aufmunterer und Beförderer der Kunst gewesen, und haben nimmer geglaubt, dass ihren Würden dadurch Etwas entzogen werde, indem sie sich mit den Brüdern in gleiche Linie (auf gleichen Fuss) setzen, ihre Vorrechte ausdehnen, und ihre Versammlungen beschützen.)
  

Version vom 22. Oktober 2010, 18:09 Uhr

Dritter Abschnitt

Der dritte Abschnitt ist, durch die wechselseitige Mittheilung unserer unterscheidenden Merkzeichen, ein Beweis von der Regelmässigkeit unserer Einweihung; und schärft jene notwendigen und lehrreichen Verpflichtungen ein, welche zugleich unserm Character Würde geben in der doppelten Eigenschaft als Menschen und als Maurer.

Wir können diesen Abschnitt nicht besser erläutern, ab indem wir einschalten die folgende

Anrede bei der Einweihung in den ersten Grad.*

  • Die Sätze, welche in Haken ( ) eingeschlossen sind, können nach Befinden weggelassen werden, wenn die Zeit den Vortrag der ganzen Anrede nicht gestatten will.


Bruder!

(Da Sie nun in die ersten Grundsätze unsers Ordens eingeleitet worden sind, so ist es meine Pflicht, Ihnen Glück zu der Annahme als Mitglied in eine alte und ehrenwerthe Gesellschaft zu wünschen; sie ist alt, indem sie seit undenklichen Zeiten bestanden hat; und ehrwürdig, indem sie in allen einzelnen Theilen (Einrichtungen) dahin abzweckt, alle Menschen ehrwürdig zu machen, welche ihren Vorschriften gemäss leben wollen. Keine Anstalt war jemals auf einen besseren Grundsatz, oder auf eine festere Grundlage, errichtet; noch wurden jemals vortrefflichere Regeln und nützlichere Lebengrundsätze an den Tag gelegt (aufgestellt), als die, welche einem Jeden eingeschärft werden, der in unsre Mysterien eingeweiht wird. Monarchen aller Zeiten sind Aufmunterer und Beförderer der Kunst gewesen, und haben nimmer geglaubt, dass ihren Würden dadurch Etwas entzogen werde, indem sie sich mit den Brüdern in gleiche Linie (auf gleichen Fuss) setzen, ihre Vorrechte ausdehnen, und ihre Versammlungen beschützen.)

Als ein Maurer haben Sie dem Sittengesetze nachzudenken, sowie es in der heiligen Schrift enthalten ist, dasselbe als die untrügliche Fahne der Wahrheit und Gerechtigkeit zu betrachten, und Ihr Leben nach dessen göttlichen Vorschriften zu regeln. — Die drei grossen sittlichen Pflichten gegen Gott, Ihren Nebenmenschen,. und Sie selbst, haben Sie streng zu beobachten: — gegen Gott; indem Sie seinen Namen in heiliger Scheu und Verehrung halten; indem Sie ihn als das höchste Gut betrachten, und seine Hülfe anrufen bei lobwürdigen Vorhaben, und seinen Schutz erflehen bei gutgemeinten Unternehmungen; — gegen Ihren Nächsten; indem Sie nach dem Winkelmaass handeln, und ihn mit Ihnen selbst für gleichberechtigt halten, die Segnungen der Vorsehung zu empfangen, und ihm dieselben Dienste (freiwilligen Liebedienste) erweisen, welche Sie in einer ähnlichen Lage von ihm zu erhalten erwarten würden: — Und gegen sich selbst; indem Sie die Güte (gütigen Gaben) der Vorsehung nicht misbrauchen, noch Ihre Fähigkeiten durch unordentliches Leben schwächen, oder Ihren Stand und Beruf durch Unmässigkeit herabsetzen.

Im Staate sollen Sie ein ruhiger und friedlicher Unterthan sein, getreu Ihrem Landesherrn, und gerecht gegen Ihr Vaterland; Sie sollen Gesetzwidrigkeit (ungesetzliche Gesinnung) oder Aufruhr nicht unterstützen, sondern sich geduldig der gesetzmassigen Staatbehörde unterwerfen, und mit Freuden sich nach der Regierung bequemen, unter welcher Sie leben; indem Sie den Gesetzen, welche Ihnen Schutz verleihen, Gehorsam leisten, und nimmer der Anhänglichkeit vergessen, welche Sie dem Orte Ihrer Geburt, noch der Pflichttreue, die Sie dem Herrn oder den Beschützern dieses Bodens (Landes) schuldig sind.

(In Ihrem äusseren Betragen haben Sie gegründetem Tadel oder Beschimpfungen (Vorwürfen, Strafen) auszuweichen, und sich vor allen Denen zu bewahren (hüten), welche sich künstlich in Ihre Achtung einzuschleichen suchen möchten, in der Absicht, Ihre tugendhaften Entschlüsse zu vereiteln (irrezuleiten), oder Sie von den Grundsätzen der Anstalt abwendig zu machen. Lassen Sie weder Gewinnsucht, Vorgunst, noch Vorurtheil, auf Ihre Rechtschaffenheit nachtheiligen Einfluss gewinnen, oder Sie bewegen; dass Sie sich einer entehrenden Handlung schuldig machen; sondern lassen Sie Ihre Aufführung gleichförmig, und Ihr Betragen der Würde Ihres (maurerischen) Bekenntnisses angemessen sein!)

Über Allem üben Sie Wohlwollen und allgemeine Liebe; denn diese Tugenden haben zu allen Zeiten und in allen Ländern die Maurer ausgezeichnet. (Das unnennbare Vergnügen, zu der Wohlfarth (zum Trost und zur Erleichterung) unserer Mitgeschöpfe beizutragen, wird von Menschen, welche Anlage zu menschlicher Gesinnung (menschheitliche Anlage) haben, in Wahrheit erfahren; welche, vermöge ihrer innern Stimmung, durch Mitgefühl erweckt werden, ihre Hülfe zu Erleichterung des Elendes Anderer anzuwenden. Dieses ermuntert den edelmüthigen Maurer, seine Güte (Wohlthaten) mit Liebfreudigkeit auszutheilen. Indem er sich selbst in die Lage des unglücklichen Dulders versetzt, lauschet er mit Aufmerksamkeit auf die Erzählung des Wehes, weihet dem Unglükke der Liebe Thräne, und lindert mit freudiger Eile den Kummer.)

Die Constitutionen (das Gesetzthum und die. Einrichtungen) des Ordens sollen zunächst Ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen. (Diese bestehen in zwei Punkten, zu mündlicher und schriftlicher Mittheilung. Die erstere umfasst die Mysterien der Kunst, welche nur durch werkthätige Ausübung und Erfahrung in der Loge erlangt werden können; die letztere begreift die Geschichte der ursprünglichen, echten Maurerei, die Lebenbeschreibung und Charakterschilderung ihrer Patrone (Schutzherren), und die alten Gesetze (Altgesetze) und allgemeinen Verordnungen der Zunft (der Genossenschaft).)

Eine pünktliche Merksamkeit (Obacht) auf die Pflichten des Ordens schärfen wir Ihnen ernstlich ein, und noch besonders hinsichts der Gesellschaft, bei welcher Sie als Mitglied eingeschrieben sind. (Daselbst, sowie in allen gesetzformigen Versammlungen der Brüderschaft, sollen Sie sich mit Ordnung und würdigem Anstand betragen, dass Einklang möge erhalten, und die Werkthätigkeit der Maurerei gehörig vollführt werden. Die Regeln der guten Sitten (Zucht und Ehrbarkeit) sollen Sie nimmer verletzen, indem Sie ungebührliche Reden führen zu Entweihung des Namen Gottes oder zum Verderbniss der guten Sitten; noch sollen Sie sich in irgend ein Streitgespräch über Religion oder Staatangelegenheiten einlassen; noch sich unehrerbietig betragen, während die Loge mit ernsten und wichtigen Dingen beschäftigt ist.) Bei jeder Gelegenheit sollen Sie dem Meister und den vorsitzenden. Beamten die gebührende Ergebenheit und Ehrerbietung erweisen, und sich mit Fleiss dem Werke der Maurerei ergeben, damit Sie recht bald darin weiter gedeihen (wohlerfahren werden), sowohl zu Ihrem eignen guten Ansehen (Ehre, Empfehlung), als auch zur Ehre des Vereines, mit dem Sie gesellschaftlich verbunden sind.

Obgleich Ihr fleissiges Besuchen unserer gesetzformigen Versammlungen ernstlich verlangt wird, so sollen doch dadurch Ihre nothwendigen Geschäfte nicht vernachlässigt werden: auch sollen Sie nicht dulden, dass Ihr Eifer für Maurerei die Grenzen kluger Beurtheilung überschreite, oder Sie in Wortwechsel und Streit mit Menschen verwikkele, welche unsere Bundlehre (System) verlachen (lächerlich machen) könnten; sondern Sie sollen Ihr Mitleid auch auf Die ausdehnen, welche fähig sind, aus Unwissenheit Das zu verachten, was sie nie Gelegenheit hatten zu erfassen (begreifen). — Alles aber, was Ihnen im Allgemeinen zu beobachten empfohlen wird, ist, dass Sie bei Musse die freien Künste mit Fleiss erforschen, der Wissenschaft in den Werken vorzüglicher Meister nachspüren, und in Untersuchung des (maurerischen) Systems (der Freimaurerei) fortschreiten durch den Umgang mit wohlbelehrten Brüdern, welche so bereitwillig sein werden, Ihnen Unterricht zu einheilen, als Sie es immer sein können, ihn zu empfangen.

Schlüsslich! Hangen Sie treu an den Constitutionen (dem Bundgesetzthume), und erhalten Sie aufrecht die Vorrechte, welche Sie als einen Maurer über den andern Mitgliedern des gemeinen Wesens (der menschlichen Gesellschaft) auszeichnen (vorkennzeichnen) und Ihren Rang (Belang, Einfluss) unter den Brüdern bestimmen sollen. Wenn Sie im Kreise Ihrer Bekanntschaft einen Mann finden, der in den Orden eingeweiht zu werden wünscht, so haben Sie ganz besondere Obacht, dass Sie ihn nicht empfehlen, es sei denn, dass Sie überzeugt sind, er werde sich nach unsern Gesetzen bequemen, damit der Werth der Maurerei erhöhet werde durch die Schwierigkeit der Erwerbung, und die Ehre und das Ansehen der Anstalt auf den festesten Grund gegründet, und die Welt allgemein (überhaupt) überführet werde von ihrem heilsamen (milden) Einflüsse.

(Aus der Aufmerksamkeit, welche Sie dem Vortrage der Pflichten des Ordens gewidmet haben, sind wir geneigt, die Hofnung herzuleiten, dass Sie sich ein richtig würdigendes Urtheil über den Werth der Maurerei bilden, und Ihrem Gemüthe die Vorschriften der Rechtschaffenheit (Treue und Wahrhaftigkeit), der Ehre und der Gerechtigkeit einprägen werden.)


Dieser Abschnitt schliesset gewöhnlich mit folgender Lobrede

Maurerei umfasst in ihrem Kreise jeden Zweig nützlicher Kenntniss und Gelehrsamkeit, und präget ihren echten Bekennern ein unaustilgliches Zeichen der Vorwesenheit (Überlegenheit) ein, welches weder Zufall, Gewalt, noch Glück verleihen kann. Wenn ihre Vorschriften genau (streng) befolgt werden, so ist sie eine sichere Grundlage der Seelenruhe mitten in den mancherlei Unfällen des Lebens, ein Freund, der nicht täuschen kann, sondern der uns stärken und uns beistehen wird in Glück und in Misgeschick (Widerwärtigkeit), eine Beseligung, welche bleibend ist zu allen Zeiten, unter allen Umständen, und an allen Orten, und wohin wir Zuflucht nehmen können, wenn andere irdische Stützen und Tröstungen in Unbedeutenheit (Vergessenheit) dahinsinken.

Maurerei giebt dem Menschen lebwirkliche und. innere Vollwesenheit (Vorwesenheit) (wirkliche und innere Vortrefflichkeit), und macht ihn geschickt für die Pflichten der Gesellschaft. Sie stärket (stählet) das Gemüth wider die Stürme des Lebens, ebnet (pflastert) dem Frieden den Weg, und befördert häusliches, (ehethumliches) Glück. Sie verbessert die Eigengemüthstimmung (Temperament), und bildet den Verstand (die Geistfähigkeit); sie leistet Gesellschaft in Einsamkeit, und.verleihet der geselligen Unterhaltung (dem Umgange) Lebendigkeit (Lebenfülle), Mannigfalt (Abwechselung) und Kräftigkeit (Urkraft). In der Jugend waltet sie leitend über den Leidenschaften, und wendet mit Nutzen unsere wirksamsten (thatkräftigsten) Vermögen an; und im Alter, wenn Siegheit, Schwäche, und Unbehagen die leibliche Hülle umfangen (entthätigen), und den Verein von Seele und Leib fast unerträglich machen, dann verleiht sie einen Schatz von Stärkung und Genügen (Beruhigung, Tröstung).

Dieses sind ihre allgemeinen Vortheile; sie alle einzeln zu erzählen, würde eine endlose Arbeit sein: es möge hinreichen, zu bemerken, dass, Wer diese Wissenschaft- ausbildet (erfleisset), und der Eigenwesenheit (dem Character) eines Maurers übereinstimmig lebt, in sich selbst den Quell und die Stützkraft jeder geselligen Tugend hat, und einen Gegenstand der Beschauung (Betrachtung, Forschung), welcher das Gemüth erweitert, und allen seinen Kräften mehr Umfang und Ausdehnung giebt; einen Hauptgedanken, der unerschöpflich ist, immer neu, und stets angeistend (interessant).

91) Bruder älterer Aufseher! Als die Binde von Ihren Augen genommen worden war, Was zog ganz vorzüglich Ihre Aufmerksamkeit auf sich?
Drei grosse Lichter.
92) Wie waren sie gelegen (gestellt)?
Genau Ost und West.
93) Zu was Ende?
Nicht allein um den regelmässigen Lauf der Sonne anzuzeigen, welche in Osten aufgeht, ihre Mittaghöhe in Süden hat, und ihren Untergang in Westen, sondern auch um den Männern zu, bei und von ihrer Arbeit zu leuchten
94) Warum war kein Licht in Norden?
Da die Sonne niedrig an unserm, dem Norden nahen, Gesichtkreise läuft; so erscheint uns diese Himmelgegend als der Sitz der Finsterniss; weil die Sonne vondaher auf unsere Halbkugel keine Stralen wirft.
95) Was und Wen sagt man, dass diese drei grossen Lichter vorstellen?
Die Sonne, den Mond und den Meister der Loge.
96) Warum die Sonne, den Mond, den Meister der Loge?
Sowie die Sonne den Tag regiert, und der Mond die Nacht, so soll der Meister seine Loge regieren und leiten.
97) Warum hat der Meister die Ehre, mit diesen zwei grossen leuchtenden Körpern in der Freimaurerei in Vergleichung gesetzt zu werden?
Sowie es uns durch den beseligenden, göttlichen Einfluss der Sonne und des Mondes möglich wird, als Menschen die Pflichten eines geselligen Lehens zu erfüllen, so werden wir durch die liebreiche Sorgfalt und Unterweisung des Meisters als Maurer geschickt, die Pflichten zu erfüllen, welche er und die Zunft von uns verlangen.
98) Da Sie zum Lichte gebracht worden waren, Was. befahl dann der Meister dem ältern. Aufseher zu thun?
Mich mit einem weissen Schurzfelle (Lederschurze) zu bekleiden; da es das unterscheidende Ehrenzeichen eines Maurers ist; und der ältere Aufseher war, auf des sehr ehrwürdigen Meisters Geheiss, so gefällig, mich zu belehren, es sei älter, als der römische Adler, oder das goldne Vliess, und ehrenvoller, als Stern und Hosenband, oder irgend ein anderer Orden unter der Sonne, es müsste denn ein höherer. Grad in der Maurerei selbst sein; auch empfahl er mir auf's Nachdrücklichste, es immer als das Zeichen der Unschuld und als das Band der Freundschaft zu tragen; ferner sagte er mir noch, dass, wenn ich nimmer diess Ehrenzeichen verunehrete (beschimpfte), es auch mich nimmer verunehren würde.
99) Nachdem Sie wieder angekleidet waren, Was vertraute Ihnen da der Meister an?
Drei Dinge; das Zeichen, das. Merkmal und das Wort eines angetretenen Lehrlinges.
100) Geben Sie mir das Zeichen in gehöriger Form! Geben Sie das Merkmal Ihrem nächsten Bruder!
Es ist richtig, Sehr Ehrwürdiger.
101) Was erfordert Diess? Ein Wort.
102) Was ist das für ein Wort?
Ich will es mit Ihnen halbiren, oder buchstabiren.
103) Wie Sie wollen; fangen Sie denn an!
. — — Von den sehr würdigen und ehrwürdigen Brüdern und Genossen der heiligen Loge des heiligen Johannes kam ich, Euer Ehrwürden wohl zu grüssen.
104) Bruder, ich grüsse Sie wohl.
Nachdem Sie das Licht empfangen, sich angekleidet hatten, und man Ihnen das Nöthige vertraut hatte (Sie feierlich angenommen hatte), wo wurde Ihnen dann Ihr Platz angewiesen?
In der Nord-Ost-Ekke der Loge, mit meinen Füssen einen rechten Winkel bildend, und meinen Leib aufrecht; da der sehr ehrwürdige Meister so gefällig war, mich zu belehren, dass ich so, allem äussern Anscheine nach, als ein gerechter und aufrichtiger Mann und Maurer da stände, und empfahl es mir auf's Nachdrücklichste, immer als ein Solcher zu leben und zu handeln.
105) Warum erhielten Sie Ihre Stelle in der Nord-Ost-Ekke der Loge?
Da es bei allen kostbaren und prachtvollen Gebäuden die Gewohnheit ist, den ersten Stein an der Nord-Ost-Ekke des Gebäudes zu legen, wenn es sich so schickt: so wurde mir in der Nord-Ost-Ekke der Loge meine Stelle angewiesen, um diesen Stein vorzustellen, und um anzuzeigen, dass ich im ersten Grade der Maurerei stehe, in dem eines angetretenen Lehrlinges.
106) Als Sie in der Nord-Ost-Ekke der Loge Ihre Stelle erhalten hatten, Was Waren Sie da in den Stand gesetzt zu entdekken?
Die Gestalt der Loge.
107) Von welcher Form (ist sie)?
Von der Form eines Rechtvierekkes (Рагallelogrammes).
108) Wie lang?
Von Osten nach Westen.
109) Wie breit?
Binnen Norden und Süden.
110) Wie tief?
Von der Oberfläche der Erde bis zum Mittelpunkte.
111) Wie hoch?
Gerade so hoch, als der Himmel.
112) Warum sagt man, dass eines Maurers Loge von dieser weiten Ausdehnung ist?
Nicht allein um die Allgemeinheit der Wissenschaft anzuzeigen, sondern dass eines Maurers allgemeine Liebe (Menschenliebe, Liebinnigkeit) keine Grenzen kennen soll, als die der Klugheit.

Lobrede auf die allgemeine Liebe

{Menschenliebe). (Von dem Herausgeber.)

Allgemeine Liebe (Urliebe, Milde, Mildherzigkeit) ist der Grund unsers Maurerordens; sie ist die holdseligste, beseligendste und erspriesslichste aller menschlichen Tugenden; sie kommt vom Himmel, und nimmt vollen Besitz von unseren Herzen, welchen die auserlesensten Segnungen als Belohnung vorbehalten bleiben, sodass sie unseren Gemüthern nicht nur die zärtlichste Neigung gegen unsere leidenden Brüder einflösset, sondern uns auch zum Mitgefühl gegen unsere Mitgeschöpfe, und zur Milderung ihres Elendes, erwekket, dass wir ihren Kummer versüssen, ihr Misgeschick erleichtern und ihre Gebrechen (mit dem Mantel der Liebe) zudekken, ebenso bereitwillig, ihre Beleidigungen zu vergessen, als wir Vergebung aus der Hand des Allmächtigen erwarten. Dann wird es offenbar an uns werden, dass wir leben und sterben im Wohlwollen und in der Liebe mit der ganzen Welt, und insbesondere untereinander als Brüder und Maurer.

(Der sehr ehrwürdige Meister mag Diess dem neuaufgenommenen Bruder erklären, indem er ihn zu einer kleinen Gabe (Beisteuer) auffordert.)

Bruder älterer Aufseher, belieben Sie, laden zu lassen! — Haben Sie Alle gefüllt? — Alle haben gefüllt im Westen, S. E. M. Brüder, belieben Sie, auf den Trinkspruch (das Feuer, das Abfeuern) zu merken! — Allen liebevollen (mildthätigen) und allen bekümmerten Maurern, wo auch immer zerstreuten!