Rezension: Marc Ermisch - Tot aber glücklich: Unterschied zwischen den Versionen

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Dass all dies keinesfalls an die Form der Freimaurerei gebunden ist und diese überleben wird, beweist „Tot aber glücklich“ im praktischen Feldversuch: Wo das Streben den Boden bereitet, entsteht die Königliche Kunst in den Herzen der Menschen – ganz ohne Schurz, Winkelmaß und Zirkel. „Folglich muß man auch durch eignes Nachdenken ebensowohll darauf verfallen können, als man durch Anleitung darauf geführet wird.“ – es verhält ganz wie Lessing es einst ausdrückte.
 
Dass all dies keinesfalls an die Form der Freimaurerei gebunden ist und diese überleben wird, beweist „Tot aber glücklich“ im praktischen Feldversuch: Wo das Streben den Boden bereitet, entsteht die Königliche Kunst in den Herzen der Menschen – ganz ohne Schurz, Winkelmaß und Zirkel. „Folglich muß man auch durch eignes Nachdenken ebensowohll darauf verfallen können, als man durch Anleitung darauf geführet wird.“ – es verhält ganz wie Lessing es einst ausdrückte.
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Version vom 11. Juni 2014, 19:55 Uhr

„Tot aber glücklich“ – oder wie Lessing endlich recht bekam

Besprechung von Benjamin Eckenfels


Dem zwischen 2010 und 2012 entstandenen und erstmals am 01.04.2012 in Hanau/Wilhelmsbad uraufgeführten Zwei-Personen-Stück „Tot aber glücklich“ von Marc Ermisch ist der Verdienst zuzuschreiben, einen seit mehr als 200 Jahren überfälligen Beweis zu erbringen: „Tot aber glücklich“ belegt – mehr durch seine Entstehungsgeschichte als durch seinen tatsächlichen Inhalt – Gotthold Ephraim Lessings wohl berühmteste und nicht selten missverstandene These hinsichtlich der Königlichen Kunst: „Die Freimaurerei war immer“.

Dass es sich bei „Tot aber glücklich“ wirklich um ein freimaurerisches Stück handelt, daran kommt zumindest der Eingeweihte nicht vorbei. Die ersten beiden Grade der blauen Johannismaurerei sind im klarsten Lichte offenbart, der dritte Grad allerdings bewahrt – so wie es sein muss – ein allerletztes Geheimnis für sich. Dem Anhänger der königlichen Kunst, der im Publikum sitzt, muss schon fast der Nacken schmerzen vor beifälligem Nicken, so oft gelangt das Stück an ihm wohlbekannte Wendungen in den Überlegungen zum rechten und erfüllten Leben, zu Sinn und Bedeutung unserer irdischen Existenz. Und an vielen Stellen lassen jenseits dieser thematischen Inhalte des Stücks auch verblüffende Analogien zur Symbol- und Legendenwelt der Freimaurer bilden.

Dies lässt sich erst dann ganz würdigen, weiß man um die Biografie des Autors, der ein solches Stück, in dem ausgerechnet „der Sohn einer Witwe“ die Hauptrolle spielt, ganz ohne Kenntnis der Freimaurerei begann und es noch als sogenannter Suchender beendete. Ermisch schrieb die letzte Zeile also, noch ehe er die dreischrittige initiatische Wissenvermittlung der Freimaurerei am eigenen Leibe erfahren hatte. Und doch spielen die beiden Unbekannten, die sich im Lichtkreis der sonst dunklen Bühne ein Wortgefecht um Leben und Tod liefern, das innere Ringen nicht nur des Suchenden nach, sondern auch die des Lehrlings, des Gesellen und sogar des angehenden Meisters . Die Bühne ist unmissverständlich jener innere „Orient“ des Menschen, den es mit dem Licht des Bewusstseins zu erhellen gilt.

Der Autor lässt genau dort den im Alltag steril gewordenen Geist seines Alter Egos an einen unnachgiebigen Gesprächspartner und personifizierten Sinnsucher geraten, einen Born des Kreativen, dem Ausreden nichts gelten und der sich dem eigenen Gewissen mehr verpflichtet sieht als einer bloßen Verlängerung seiner Existenz. Dieser Freund im Lessingschen Sinne von „Ernst und Falk“ gibt ein moralisches Widerlager ab, dass dem im Nichts gestrandeten Reisenden den Hebel bietet, seine gewohnte Welt aus den verrosteten Angeln zu heben. Aufs Neue beginnt er wesentlich zu werden, einen Weg zu beschreiten, den als kleiner Junge nach dem frühen und scheinbar sinnlosen Tot seines Vaters entschlossen antrat („Das wird mir nicht passieren!“).

Es ist sicher dieser allen Menschen gemeinsame Weg der Selbsterkenntnis durch die Konfrontation mit dem Tod und damit mit dem unverdrängbaren Bedürfnis zu Wissen und zu Leben – nicht nur zu Über-Leben – , den Lessing vorübergehend als Freimaurei beschreibt. Es ist diese Gemeinschaft aus solchen Suchenden, die er seit Urzeiten als existent erkannte. Und ganz sicher ist es, dieses Streben zum „Licht“, das immer da sein wird, solange es Menschen gibt.

Dass all dies keinesfalls an die Form der Freimaurerei gebunden ist und diese überleben wird, beweist „Tot aber glücklich“ im praktischen Feldversuch: Wo das Streben den Boden bereitet, entsteht die Königliche Kunst in den Herzen der Menschen – ganz ohne Schurz, Winkelmaß und Zirkel. „Folglich muß man auch durch eignes Nachdenken ebensowohll darauf verfallen können, als man durch Anleitung darauf geführet wird.“ – es verhält ganz wie Lessing es einst ausdrückte.

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