Freimaurerei in der Schweiz: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 19. Juni 2014, 12:57 Uhr

Freimaurerei in der Schweiz

Aus:
Alfred Messerli: Der Stempel des Geheimnisvollen.
Das Logengebäude auf dem Lindenhof in Zürich
Als Gesamtkunstwerk von Gustav Albert Wegmann (1812-1858).
Leipzig: Salier Verlag 2014, 127 Seiten, mit ca. 80 farbigen Abbildungen (alte Stiche, Architekturskizzen, Fotos des Gebäudes von Aussen, der Inneneinrichtung und zahlreicher Gegenstände)

Seiten 30-38
Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlegers, Bastian Salier (Leipzig) und des Autors, Alfred Messerli (Zürich), leicht ergänzt von Roland Müller


Ab 1732: Frühe Spuren vor allem im Welschland

In die Schweiz kam die Freimaurerei aus verschiedenen Richtungen: Schon im Jahre 1732 stellte der damalige Grossmeister der englischen Grossloge, Anton Brown, Lord Vicomte Montagu, einer in Lausanne zu gründenden Loge das Konstitutionspatent aus. Doch es verstrichen sieben Jahre, bis hier einige englische Adelige die Loge La Parfaite Union des Etrangers gründeten.

(Interessanterweise hat im Jahre 1733 der englische Großmeister, Jacob Lyon, Graf von Strathmore, „to eleven German Gentlemen, good Brothers“ ebenfalls ein Patent zu einer Logengründung in Hamburg gegeben. Es ging hier nur vier Jahre bis diese eine Loge - seit 1743 mit dem Namen „Absalom“ - gründeten.)

Die Maurerei breitete sich in der westlichen Schweiz rasch aus. Der Berner Rat verbot die Logen mehrmals, jedoch erfolglos. Aus dem Jahr 1744 ist bekannt, dass sich die Mitglieder einer sehr aktiven Waadtländer Loge «im Hause eines Herrn Bossi, Meister mit italienischer Muttersprache, versammelten».

Unterdessen hatte 1736 der ehemalige englische Bankier George Hamilton in Genf die erste Loge auf Schweizer Boden gegründet: Société des Maçons Libres du parfait Contentement. Auch hier verbreitete sich die Maurerei rasch. Und ebenso schnell untersagte die Genfer Regierung den Bürgern den Beitritt. George Hamilton, Esq., wurde 1737 vom englischen Grossmeister, Edward Blythe, Graf und Vicomte Darnley, zum Provinzial Grossmeister von Genf ernannt. Im selben Jahr entdeckten die Behörden, dass sich die die englischen Freimaurer in einem Billardsaal «chez Grenier à la rue des Belles-Filles» trafen und ungeniert mit ihrem Schurz bekleidet in den Strassen herumspazierten. Eine andere Loge, 1749 gegründet von Léonard Bourdillon, versammelte sich im Haus seiner Cousine.

1740 gründeten Zürcher Offiziere, die in französischen Diensten Freimaurer geworden waren, in Zürich die Loge La Concorde. Über diese Loge bestehen praktisch keine Urkunden oder sonstige Zeugnisse. 1743 errichtete die Berliner Loge Zu den drei Weltkugeln im damals zu Preussen gehörenden Neuenburg - unter Mithilfe des Bürgermeisters von La Chaux-de-Fonds - die Loge Aux Trois Etoiles Flamboyantes; sie löste sich aber bald wieder auf. Nur ein Jahr später nahm auch in Basel die Loge Zur Eintracht ihre Arbeit auf; schlief aber rasch wieder ein.

Die Freimaurerei fasste zuerst in der Westschweiz Fuss. Seit 1750 gibt es Berichte über Aufnahmen von Berner Bürgern oder Untertanen in Genfer Logen. Bereits 1750 soll eine Loge Prudence bestanden haben; die Brüder versammelten sich in einem Lokal an der Rue Barrières 143. Andere maurerische Zusammenkünfte fanden hier in einer «Villa Tourin» statt, in St. Gervais im «Cheval Blanc».

In Freiburg gab es zwei Logen (1756 und 1762); ihr Gründer wurde der Verschwörung bezichtigt und des Landes verwiesen, und die Logen wurden aufgelöst. In Bex wurde 1760 die Loge La Réunion gegründet, die Vorläuferin der Loge Progrès et Vérité (1877).

1762 erfolgte eine neue Logengründung durch Offiziere des Schweizerregiments Lochmann in Thionville (Lothringen). Aus dieser entstand die in Zürich noch heute bestehende Loge Modestia cum Libertate (1771). Die heutigen Genfer Logen Les Amis Fidèles und Fidélité et Prudence führen sich auf eine 1764 gegründete Loge La Fidélité zurück. 1768 gründete Andreas Buxtorf in Basel die Loge Zur Freiheit, von der seit 1783 keine Nachrichten mehr erhalten sind.

Ebenfalls 1768 oder 1769 wurde in Genf die Loge Union gegründet, die seit 1806 unter dem Namen Union des Coeurs bis heute aktiv ist. Ebenfalls 1769 bildet sich in Genf die Loge La Triple Union des Quatre Nations, eine weitere Vorläuferin der Fidélité et Prudence. 1769 vereinigte die Grande Loge de Genève in Genf bereits neun (nach andern Angaben: 10 resp. 20) Logen; bald waren es 17 (oder 16) Logen.

1772 wird in Aubonne die Loge L’Amitié à l’Epreuve gegründet, die 26 Jahre im Geheimen arbeitete. Sie verfügte über Räumlichkeiten in einer engen Gasse der Innenstadt. 1774 gründeten einige in Frankreich eingeweihte Brüder in Le Locle die Loge Les Vrais Frères Unis, die bis heute besteht. Sie arbeitete unter der Obödienz des Grand Orient de France, allerdings mit einem fünfjährigen Unterbruch unter derjenigen der Grossloge Zu den drei Weltkugeln im Orient Berlin. Weitere Logen entstanden in Vevey (1778), Nyon (1787), Clarens/ Montreux (1788), Morges (1790) und Neuenburg (1791).


1803-2008: Mehr Logen in der Deutschschweiz

In Bern selbst gab es seit 1741 zwar immer wieder geheime Zusammenkünfte von Freimaurern, doch erst im Jahre 1803 wurde hier eine Loge A l’Espérance ins Leben gerufen, die noch heute als die Loge Zur Hoffnung besteht. Nun kam es rasch zu zahlreichen Logengründungen in Lausanne (1805) und Basel (1808), Aarau (1811), Chur (1817), St. Gallen (1818), La Chaux-de-Fonds (1919), Vevey/ Aigle (1820) und Winterthur (1821).

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde ein weiteres Dutzend Logen im Welschland gegründet; ferner die erste im Tessin (1883). Zwar gab es schon seit 1850 in der Innerschweiz, in Luzern, eine «freimaurerische Konferenz», doch erst 1904 wurde daraus eine Loge.

Auch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden 10 weitere Logen in der Schweiz gegründet. In der zweiten Hälfte wurden – meistens infolge Abspaltungen - nicht weniger als 38 neue Logen gebildet.
Im 21. Jahrhundert sind bereits wieder vier neue Logen entstanden.

Zusammenfassend: Alle diese Logen arbeiteten nach unterschiedlichen freimaurerischen Systemen. Wohl gab es Zusammenschlüsse von Logen in der Romandie und seit 1822 sogar eine Grande Loge Nationale Suisse, der aber weder Zürcher noch Basler Logen angehörten.

Einzelne Kantonsregierungen verboten die Freimaurerlogen, doch ohne grossen Erfolg. Man löste die Loge zwar auf, traf sich aber trotzdem weiter. Vor allem in den protestantischen Kantonen der Westschweiz wurden zahlreiche Logen, bis in die Kleinstädte hinein, ins Leben gerufen. Das Bedürfnis nach einem Zusammenschluss war da. Es bedurfte aber jahrelanger Verhandlungen, bis 1844 die Schweizerische Grossloge Alpina in Zürich gegründet werden konnte.

Jahrzehntelang existierten in der Schweiz verschiedene Auffassungen über die Freimaurerei, und das erschwerte naturgemäss eine Einigung. Einerseits existierte in der Westschweiz das Directoire Helvetique Romand, das der franzosischen Richtung der Freimaurerei nahestand. Andererseits stand die Grande Loge Nationale Suisse, der zahlreiche Logen von Genf bis Bern angehörten, unter der englischen Obödienz. In Zürich und Basel tendierte man zum Schottisch Rektifizierten Ritus, der nach dem Abgang der Strikten Observanz entstanden ist. Dieses Durcheinander erschwerte eine Einigung.


1740 und 1771: Freimaurerei in Zürich

Die Freimaurerei in Zürich beginnt im Jahre 1740 mit der Gründung der mit einem Konstitutionspatent des Schweizer Regiments Schedorff in Maubeuge versehenen Loge La Concorde. Sie erlosch bereits gegen Ende des Jahres 1745. Siebzehn Jahre später, im Jahre 1762 eröffnete dann das Zürcher Standesregiment in französischen Diensten zu Thionville die Feldloge «De la Liberté Helvétique». In die Heimat zurückgekehrte Offiziere dieser Feldloge und andere auswärts aufgenommene Freimaurer, darunter in Zürich lebende Genfer, gründeten am 13. August 1771 die Loge La Discrétion. Sie arbeitete in französischer Sprache und war die Vorläuferin der heute noch bestehenden Loge Modestia cum Libertate.

Diethelm Lavater, Arzt und Ratsherr in Zürich und Bruder des berühmten Pfarrers und Physiognomikers Johann Caspar Lavater, war 1765 in Erlangen in die Freimaurerei aufgenommen worden. In Zürich war er die treibende Kraft für eine Freimaurerloge, die in deutscher Sprache arbeitete. Er schlug auch den Logennamen Zur Bescheidenheit vor.

Die Anhänger der Strikten Observanz erhoben den Anspruch, die wahren Regeln und das wahre «Geheimnis der Maurerei» treuer als andere bewahrt zu haben. Als Gründer dieser Lehrart wird Karl Gotthelf, Reichsfreiherr von Hund und Altengrotkau (1722 – 1776), betrachtet. Er war 1741 in Frankfurt aufgenommen, 1742 in Gent Meister und in Brüssel «Schotte» geworden. Er selber hätte dem allerdings widersprochen. Er bezeichnete sich selbst immer nur als Beauftragter «unbekannter Oberen». Einer von diesen sei dabei gewesen, als er 1743 in Paris in einen Rittergrad eingeweiht und mit besonderen Privilegien und Aufgaben ausgestattet worden sei. Unter anderem sei er damit betraut worden, neue Logen und Grosslogen zu gründen. Die entsprechenden Dokumente konnte er aber nicht vorlegen.

Die Zürcher Loge beschloss nach einem Vortrag von Diethelm Lavater am 24. Juni 1772 sich der Strikten Observanz anzuschliessen. An der Konferenz vom 17. Juli des gleichen Jahres wurde beschlossen, Bruder Lavater zu bitten, den ersten Hammer zu übernehmen. In der gleichen Versammlung wurde auch die vom 20. April datierende Konstitutionsurkunde, welche die Grundlage der Regularität der Loge La Discrétion bildete, entgegen genommen.
Diethelm Lavater übernahm die Leitung der Loge, welche nach dem Ritual der Strikten Observanz am 23. September 1772 rektifiziert wurde. Im selben Jahr ging die Bescheidenheit mit der vier Jahre zuvor in Basel der Strikten Observanz beigetretenen Loge Zur Freiheit eine enge Verbindung ein. Sie wurde bereits 1773 durch die Anfertigung von zwei silbernen Siegeln dokumentiert, deren eines die Inschrift Modestia cum Libertate (für Zürich), das andere den Namen Libertas cum Modestia (für Basel) trägt. Die beiden kostbaren Stempel befinden sich heute noch im Archiv der Modestia cum Libertate.

Die Zusammenkünfte der Bescheidenheit fanden indessen noch nicht auf dem Lindenhof statt, sondern in einem Zimmer des Hotels Schwert auf der Rathausbrücke. Dieses Hotel gehörte dem Logenbruder Anton Ott. In dieser Zeit wurden der Landvogt Salomon Landolt (1780) und Goethes Jugendfreund, der Musiker Philipp Christoph Kayser (1775), in die Loge eingeführt. Goethe, von dessen Hand die Loge einen Brief in ihrem Archiv aufbewahrt, der an Christoph Kayser adressiert ist, hat übrigens auf seiner zweiten Schweizerreise 1779 in Zürich den Entschluss gefasst, seinen längst gehegten Plan, sich einer Freimaurerloge anzuschliessen, in die Tat umzusetzen.

1779 erfolgte auch der Übertritt der Bescheidenheit zu dem ein Jahr zuvor auf dem Kongress von Lyon entstandenen «Rektifizierten Schottischen System». Zürich gehörte hernach mit der kriselnden Basler Loge als unabhängiges schweizerisches Priorat zur V. Provinz Burgund. Das Wappen und die Devise dieser Ordensprovinz, Mors omnia aequat, befinden sich noch immer über der mittleren Türe zum grossen Konferenzsaal auf dem Lindenhof.


1811: Neubeginn der Zürcher Loge

Nach nur 15 Jahren aktiver Tätigkeit wurden die Arbeiten der Loge Bescheidenheit für 25 Jahre, von 1786 bis 1811, gänzlich eingestellt. Der Berichterstatter von 1922, Heinrich Meier, schreibt in seinem Rückblick: «In Zeiten politischer und religiöser Gärung war für das ruhige, beschauliche Leben der Loge kein Platz mehr. Wenn auch nach den Zeugnis von Melchior Römer die Brüder nicht etwa unter Verfolgung von seiten der Regierung zu leiden hatten und der Loge nichts in den Weg gelegt wurde, so waren es doch andere Faktoren, die mächtig eingriffen.» Er meinte damit die Französische Revolution und die Machtergreifung von General Bonaparte Napoleon. Das Interesse an der Loge erlosch, und obgleich in den Jahren 1801 und 1802 einige maurerische Versammlungen stattfanden, einmal im Privathaus von Ratsherr Hans Caspar Ott am Zeltweg, nachher einige Male im Hotel Storchen, ruhten die Arbeiten, und die Loge sollte erst im Jahre 1811 zu neuem Leben erwachen.

Auf die Initiative von Hans Caspar Ott beschlossen am 4. März 1811 etliche Brüder, die während eines Vierteljahrhunderts unterbrochenen Arbeiten wieder aufzunehmen. Laut dem Protokollbuch aus dem Jahre 1811 versammelten sich die Brüder im Zunfthaus Zum Widder. Dort wurden die Beamtungen mit Hans Caspar Ott als Meister vom Stuhl provisorisch neu bestellt und ein dienender Bruder aufgenommen. Es wurde eine Kommission beauftragt, das Lokal Zum Wilden Mann am Rennweg, zu inspizieren, welches der Loge offeriert worden war. Dieses Haus zeigt sich heute noch in seiner ursprünglichen Gestalt. Wir sehen seine Rückseite, von einem Türmchen bewehrt, quer über den Lindenhof gegen den Rennweg. Hier vollzog sich das maurerische Leben der Modestia cum Libertate bis zur Übersiedlung ins eigene Heim im Jahre 1854. Die Loge nannte sich immer noch gerne Bescheidenheit, obwohl sie schon über ein Abzeichen mit der Bezeichnung Modestia cum Libertate im Dreieck verfügte.

Das erste Sommerjohannisfest am 26. Juni 1811 besuchten bereits 32 Brüder. Um die Einweihung des neuen Logenlokals vorzunehmen, vereinigten sich am 19. August desselben Jahres 40 Brüder der eigenen Loge und 26 besuchende Brüder aus Bern, Basel und Aarau.

Besonders glanzvoll war das Sommerjohannisfest, das am 24. Juni, also genau am Tage des Schutzpatrons Johannes des Täufers, im Jahre 1814 stattfand. Dieses Fest fand gleichzeitig mit der Tagsatzung zu Zürich statt. Kein Wunder, dass im Wilden Mann zahlreiche prominente Freimaurer aus der Schweiz und ganz Europa zu Gast waren. Aus der Schweiz waren der Basler Peter Burkhard, Alt-Schottischer Obermeister, Ludwig von Roll aus Solothurn und Augustin Gasser, Staatsschreiber der Tagsatzung, anwesend. Prominentester ausländischer Gast war der französische Diplomat und Minister Charles Maurice Talleyrand. Zu ihm gesellten sich Franz Anton von Olry, der bayrische Ministerresident in der Schweiz, und der spanische Minister Silvester Pinheiro Ferreiro.

Das maurerische Leben der Loge erschöpfte sich aber nicht etwa in glänzenden Festen und schonen Reden, sondern die Loge hat auch ihren Kräften entsprechend soziale Aufgaben erfüllt. Mit den gesammelten Almosengeldern wurden in aller Stille in vielen Fallen Not gelindert. So wurde der Wohltätigkeitsfonds geäufnet, aber auch die Wöchnerinnenfürsorge Lindenhof und der Konfirmandenfonds ins Leben gerufen.


1844: Die Gründung der Schweizerischen Grossloge Alpina

Ein wichtiges Ereignis für die Schweizerische Freimaurerei ist mit dem Wilden Mann verbunden. Hier fand die Gründung der Schweizerischen Grossloge Alpina im Jahre 1844 statt. Es brauchte viele Jahre, bis sich die Freimaurerlogen der Schweiz «unter einem Dach» vereinigen konnten. Die entscheidenden Impulse für die Schaffung einer nationalen Grossloge gingen von der Loge Zur Hoffnung in Bern aus. Diese Loge hatte schon 1822 die Grande Loge Nationale Suisse gegründet, welcher sich aber nur einige Logen der Westschweiz angeschlossen hatten.

Die Schweizerische Grossloge Alpina wurde nach langen Geburtswehen an einer grossen Feier, die vom 22. bis 24. Juni 1844 in Zürich stattfand, ins Leben gerufen. Vierzehn Schweizer Logen schlossen sich zum Schweizerischen Logenverein Alpina zusammen; später wurde der Name geändert in: Schweizerische Grossloge Alpina. Die vierzehn Gründerlogen, die zusammen 774 Mitglieder zählten, waren:

Zur Brudertreue in Aarau,
La Constance in Aubonne,
Zur Freundschaft und Beständigkeit in Basel,
Zur Hoffnung in Bern,
La Réunion in Bex (seit 1877 Progrès et Vérité),
L'Amitié in La Chaux-de-Fonds,
L'Amitié in Genf (1874 eingegangen),
La Prudence in Genf (seit 1871 Fidélité et Prudence),
Espérance et Cordialité in Lausanne,
Les Vrais Frères Unis in Le Locle,
Frédéric Guillaume La Bonne Harmonie in Neuenburg (seit 1848 nur noch La Bonne Harmonie),
La Constante in Vevey (seit 1882 Constante et Avenir),
Akazia in Winterthur und
Modestia cum Libertate in Zürich.

Nicht an der Gründungsfeier anwesend waren die Logen La Chrétienne des Alpes von Aigle und La Vraie Union Helvétique von Nyon (seit 1854 nur noch La Vraie Union); sie wurden nachträglich (1846 resp. 1856) aufgenommen. Heute zählt die Schweizerische Grossloge Alpina insgesamt 81 Logen mit rund 3600 Mitgliedern.


Grosse Persönlichkeiten

Von den Gründervätern sind vor allem vier Persönlichkeiten zu erwähnen, die im öffentlichen Leben eine wichtige Rolle spielten. Johann Jakob Hottinger (1783-1860) war Professor für vaterländische Geschichte an der Universität Zürich. Er war Erziehungsrat, dann Grossrat und schliesslich Regierungsrat des Standes Zürich. Bei der Gründung der Grossloge wurde er zum ersten Grossmeister gewählt.

Heinrich Gysi-Schinz (1803-1878) war Goldschmied. Als Stadtrat und Stadtschreiber von Zürich schuf er das zürcherische Armenwesen. Er entwarf die Verfassung der Schweizerischen Grossloge und wurde zum Zugeordneten Grossmeister gewählt.

Jonas Furrer (1805-1861) aus der Loge Akazia in Winterthur wurde der erste Grossredner der neuen Grossloge. Mit 42 Jahren wurde er zum Bürgermeister von Zürich gewählt. Als Tagsatzungspräsident war er zusammen mit General Guillaume-Henri Dufour massgeblich an der raschen Beendigung des Sonderbundskriegs beteiligt. Er nahm entscheidenden Einfluss auf die Ausarbeitung der neuen Bundesverfassung von 1848 und wurde zum ersten Bundespräsidenten der Eidgenossenschaft gewählt.

Johann Caspar Bluntschli (1808-1881) war Professor für Staatsrecht an der Universität Zürich. Nach der Schaffung des neuen Bundesstaates zog sich der konservative Gelehrte aus der Politik zurück und nahm einen Ruf als Professor in München und anschliessend in Heidelberg an. Auch in der deutschen Freimaurerei spielte er eine tragende Rolle. An der Gründungsfeier der Schweizerischen Grossloge Alpina in Zürich hielt er eine wegweisende Rede «Über das Verhältnis der Maurerei zu Kirche und Staat».

Jonas Furrer sprach über «Die Bedeutung dieses Festes für die vaterländische Maurerei und deren Zukunft». Als erster Grossmeister eröffnete am 24. Juni Johann Jakob Hottinger die erste Tempelarbeit der neuen Grossloge mit einer Rede, die von seiner tief religiösen Gesinnung und seiner hohen Menschenliebe lebhaft Zeugnis ablegte und in der er die Ideale, die ihm vorschwebten, seine Wünsche für das Wirken der Freimaurerei in Gegenwart und Zukunft im schweizerischen Vaterlande den Brüdern entwickelte. Nachher folgte noch die Vereidigung der Grossbeamten und des Deputierten Meisters.

Interessant ist die Geschichte, warum die Schweizerische Grossloge sich den Namen «Alpina» gab. Am 25. Juni 1842 hatte eine Versammlung von elf Logen aus der ganzen Schweiz in Le Locle die Loge Modestia cum Libertate mit der Ausarbeitung eines Verfassungsentwurfs beauftragt. Die Loge delegierte die komplizierte Aufgabe an Heinrich Gysi-Schinz, der sich der Mitarbeit von Johann Jakob Hottinger, Elie Keller, Johannes Hagenbuch, Conrad Meyer-Hofmeister und Johann Georg Baiter versicherte. Sie arbeiteten im Eiltempo. Schon im Sommer 1742 lag ihr Entwurf bereit, und es fehlte nur noch ein Name für die neue Vereinigung. An einem heissen Tag spazierten die Brüder hemdsärmelig durch die Alleen des Schulthess-Gutes in Erlenbach. Plötzlich blieb Baiter, überwältigt von der Pracht der Landschaft, stehen, hob seine Arme zum Himmel und rief: «Alpina! » Begeistert wiederholten die andern: «Alpina» – und der Name Alpina war geboren.
Deshalb ist vermutlich auch der Glärnisch mit dem Vrenelisgärtli auf dem linken Wappen über der mittleren Türe im grossen Konferenzsaal auf dem Lindenhof abgebildet.

Ein willkommener Anlass, die Brüder mit den Schwestern zu einem Fest zu vereinigen, bot sich 1845. Am 14. Juli teilte der Meister vom Stuhl Conrad Meyer-Hofmeister mit, dass Bruder Franz Liszt in Zürich weile, und selbst den Wunsch ausgedrückt habe, in die Bruderkette der Modestia cum Libertate zu treten. Er war damals bereits Freimaurer und Mitglied der Loge Zur Einigkeit in Frankfurt a. M. Er wurde am 15. Juli in einer Festloge begrüsst und zum Ehrenmitglied ernannt. Er hatte sich auch im Präsenzbuch eingetragen. Am Abend versammelten sich die Brüder mit den Schwestern im Casino (heutiges Obergericht am Hirschengraben), wo Liszt nach einer schwungvollen Rede von Johann Jakob Hottinger die Anwesenden mit einer seiner bezaubernden Phantasien auf dem Flügel entzückte.


… im Geist der Toleranz

In der politisch bewegten Zeit von 1844 bis 1850 gab es grosse Spannungen in der Loge Modestia cum Libertate. Die eher konservativen Brüder waren gegen die liberalen Bestrebungen jener Zeit, die einen neuen Bundesstaat gründen wollten. Der Sonderbund der katholischen Kantone verbündete sich mit dem Ausland. Jonas Furrer war der Führer der fortschrittlich liberalen Bewegung.
Es gab zum Teil heftige Auseinandersetzungen und Streitgespräche, die dazu führten, dass verdiente Brüder die Loge verliessen. Nach der Chronik von Heinrich Meier ging aber die brüderliche Eintracht in der Loge nicht in die Brüche.

In dieser kulturpolitisch so erregten Zeit trafen sich bedeutende Männer in der Loge. Das stellt dem Geist der Toleranz, dem in der Loge gehuldigt wurde, ein ehrendes Zeugnis aus, wenn man sich erinnert, dass in derselben Loge vereinigt waren: Johann Caspar Bluntschli, Heinrich Gysi-Schinz und Johann Jakob Treichler, der als Revoluzzer verschrien war.
Diese drei Männer standen im Rampenlicht und waren in der Öffentlichkeit keineswegs immer, ja selten gleicher Meinung. Sie bekämpften einander teilweise scharf. Es ehrt die Loge, dass diese drei Männer – jeder auf seine Weise eine markante Persönlichkeit – an der Schwelle des Tempels alles ablegten, was sie im bürgerlichen Leben trennte.


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