Alexander Pope: Gebet: Unterschied zwischen den Versionen

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Alexander Popes Versuch über den Menschen. Leipzig: Breitkopf 1791, 115-117
 
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Daß Du dir Güte selbst, und blöde mein Verstand.
 
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Das laß mich mehr als Hölle fliehn;
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Und das zu thun, was es gebietet,
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Sey, nicht um künftgen Lohn, meine ernstliches Bemühn.
  
 
Den Seegen Deiner freyen Hände
 
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Und aller Wesen Lied verkündge Deinen Ruhm.
 
Und aller Wesen Lied verkündge Deinen Ruhm.
 
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===Johann Gottfried Seume, 1796===
 
===Johann Gottfried Seume, 1796===

Version vom 12. November 2014, 10:31 Uhr

Alexander Pope: Tägliches Gebet eines wahren Freymaurers

12 deutsche Übersetzungen, 1742-1825 und 2000


Eine erste englische Version 1715

Das Gebet („Universal Prayer“) wurde 1738 publiziert und fortan den „Essays on Man“ angehängt, mit den Eingangszeilen:

Father of all! In every age,
In ev’ry clime ador’d.
By saint, by savage, and by sage,
Jehovah, Jove, or Lord!

Engl.
http://www.poetryfoundation.org/poem/180945
http://www.bartleby.com/360/4/7.html
http://www.kalliope.org/en/digt.pl?longdid=pope2001062401
http://www.standrew518.co.uk/Old%20Store/ENCYC/MacEncP2.htm
http://freemasonry.bcy.ca/biography/pope_a/prayer.html


Die erste Einzelausgabe (1738) ist in einem Antiquariatskatalog wie folgt beschrieben:
The universal prayer. By the author of the Essay on Man. London: printed for R. Dodsley, 1738 …. 7 pp. …. William Warburton described this hymn as a coda to Pope's Essay on Man, but it is now known that he had written a version of it as early as 1715, and that there were a number of revisions to follow. The text is often cited as giving a clear definition of Pope's view on free will, when he describes God as one who "gave me, in this dark estate, / To see the good from ill; / And binding nature fast in fate, / Left free the human will."

Ausführlicher Bericht:
Robert W. Rogers: Alexander Pope’s „Universal Prayer“. Journal of English and Germanic Philology. Vol. 54, No. 4, Oct. 1955, 612-624

Friedrich von Hagedorn, 1742

Aus:
Friedrich von Hagedorn: Moralische Gedichte. 1750, 1-6
(Im Inhaltsverzeichnis ist angegeben, dass die Übersetzung aus dem Jahr 1742 stammt)

Auch separat:
Tägliches Gebet eines Freymäurers, des Herrn von ***. Zuerst um 1750; erneut London / Wien 1784

In:
Lieder für Freymaurer. Hannover 1809, 4-7
unter dem Titel: Tägliches Gebet eines wahren Freymaurers


Allgemeines Gebeth
Nach dem Pope.

Herr und Vater aller Wesen, aller, Himmel, aller Welten,
Aller Zeiten, aller Völker! Ewiger! Herr Zebaoth!
Die Verehrung schwacher Menschen kann Dein Wohlthun nicht vergelten,
Gott, dem alle Götter weichen! Unaussprechlich grosser Gott!
[1809: Gott der Heere! Gott der Götter! Unaussprechlich großer Gott!]

Weise, Heilige, Barbaren, fühlen, denken und bekennen
Dich, Du Ursprung aller Dinge! unerforschter Geist der Kraft!
Mein Verständnis; ist begränzet: Nur Dich groß und gut zu nennen,
Und mich selber blind zu wissen; das ist meine Wissenschaft.

Doch in diesem dunkeln Stande meiner Sinnen und Gedanken,
Gabst Du mir zu unterscheiden, was hier gut und übel sey.
Stellte gleich der Arm der Allmacht der Natur gemeßne Schranken;
Ließ dennoch das freyste Wesen, Willen und Gewissen frey.

Lehre mich das Gute lieben. lehre mich das Böse hassen;
Aus dem allerreinsten Triebe [1809: Aus dem reinsten Trieb zur Tugend] dem Gewissen folgsam seyn;
Wenn [1809: Wann] es dieß zu thun befiehlet, oder das zu unterlassen,
Dieß, mehr als den Himmel, suchen, das mehr, als die Hölle scheun. [1809: meiden!]

Laß mich auf den Segen achten, den wir nur von Dir erlangen,
Auf die Milde Deines Reichtums, auf der Gaben Ueberfluß.
Ihm [1809: Dir], dem Geber, wird vergolten, wann [1809: wenn] wir Menschen recht empfangen:
Der Gehorsam, den Er heischet [1809: den Du heischest], ist ein fröhlicher Genuß.

Laß mich aber Deine Güte nicht an unsern Erdkreis binden:
Herr, sey mir ein Gott der Menschen, doch der Menschen nicht allein!
Andre Körper und Geschöpfe müssen Deine Huld empfinden,
Und, in mehr als tausend Welten, Spiegel Deiner Größe seyn.

Nimmer werden meine Hände bey der Schwäche, so verwegen
Mit den Waffen Deines Eifers, Deinen Keilen. Umzugehn,
Und mit donnerndem Verdammen [1809: Verlangen,] Land und Volk zu widerlegen,
Die, nach meiner blöden Einsicht, Deiner Wahrheit widerstehn!

Bin ich auf dem rechten Wege; so verleihe Deine Gnade,
Diesen Weg nicht zu verlassen, da mein Fortgang Dir gefällt;
Irr ich als ein Kind des Irrthums; ach! so bringe mich zum Pfade,
Wo die Füsse seltner straucheln, und Dein Licht die Bahn erhellt.

Schütze mich vor eitlem Stolze, der sich bey dem Gut erhebet,
Das dem sterblichen Besitzer Deine Milde nur geliehn:
Auch vor rohem Mißvergnügen, das umsonst nach Dingen strebet.
Die ihm Deine Macht und Weisheit theils versagen, theils entziehn.

Bilde Selbst mein Herz, o Vater! daß es sich zum Mitleid neige,
Und um andrer Wunden blute, Fehler decke, die es schaut;
Würdige mich des Erbarmens, das ich [1809: sich] fremder Noth erzeige,
Froh im Ausfluß des Vermögens, das mein Gott [1809; das Du Gott] mir anvertraut.

Zwar bin ich gering und nichtig: doch wird der gering erfunden,
Den Dein Odem [1809: Athem] selbst beseelet, Herr der Jahre, Tag‘ und Zeit?
Ordne Du, an diesem Tage, meine Wege, meine Stunden,
Wie Du willst, zu weiterm Leben, oder auch zur Ewigkeit.

Ich erbitte mir, auf heute, sonst kein Theil, als Brodt und Frieden,
Aus der andern Güter Menge wähle nie mein eigner Wahn!
Ob sie recht vertheilet worden, sey von Dir allein entschieden.
Nur Dein. Will‘, o Herr, geschehe! Was Du thust, ist wohl gethan.

Dich, dem aller Welten Kreise [1809: Dich, dem Wesen aller Kreise], aller Raum zum Tempel dienen,
Dich besingen alle Wesen, ewig mit vereintem Chor!
Und von Erde, Meer und Lüften, als von Deines Altars Bühnen,
Schwinge sich zu Dir der Weihrauch opfernder Natur empor!

Luise Gottsched, 1750

In:
Neuer Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste. Leipzig, IX. Band, 1750, 182-184

Alex. Popens philosophisches Gebeth,
deutsch übersetzt

Du, den seit aller Zeit der Völker Auge sah,
Verschiedentlich verehrt und in verschiednen Zonen,
Von Juden und von uns, von Türken und Hüronen,
Zeus, Allah, Jehovah!

Da zwischen mir und dir, die Klüfte dunkel sind,
O, Licht! so zeige mir die Bahn wie ich dich preise:
Dein Stral entdecke mir, du seyst, gut, mächtig, weise,
Ich aber, ich sey blind.

Erkläre, Vater! mir, was gut, was böse sey;
Ein Rathschluß, fest wie du, hat den Erfolg gegründet,
Der in der Dinge Reih, ein Glied ans andre bindet;
Uns blieb der Wille frey.

Tief in mein Blut schriebst du ein ewiges Geboth:
Laß den Gehorsam mich für meinen Himmel achten,
Und was sein innrer Ruf mir untersagt, betrachten,
Als Hölle, oder Tod.

Wenn deine freye Hand, mir reichlich gutes schenkt,
Will ich es nicht verschmähn. Du schuffst es zum Genießen.
Durch freudigen Gebrauch, wird, der es gab, gepriesen:
Der dankt, der wohl empfängt.

Die Stralen deiner Huld, die auf das Ganze gehen,
Laß mich nicht in den Raum des Erdenballs begränzen,
Da rings um deinen Thron uralte Sonnen glänzen,
Die tausend Welten drehn.

Du, die du gütig bist, o Gottheit! laß nicht mich,
Mit diesen schwächlichen und ungeschickten Händen,
Den dir entrißnen Blitz, auf dessen Scheitel senden,
Der anders glaubt, als ich.

Herr, schau herab auf mich! bin ich im rechten Pfad,
So leihe mir die Kraft wie Eifer fort zu schreiten:
Irr ich? Kein Sterblicher kann mich zu rechte leiten;
Drum gieb mir deinen Rath!

O mache meinen Sinn, an innrer Stille reich!
Er werde nie berauscht durch die empfangnen Gaben;
Er dürste nie nach dem, was er nicht sollte haben,
Zu beydem Glücke gleich.

Gieb, daß ich, ehe mich die späte Reu ereilt,
Durch fremden Fall belehrt, den eignen Fehl bestreite,
Und mit Beleidigern so zur Vergebung schreite,
Wie man sie mir ertheilt.

Ich, eine Hand voll Staub, dem die Verwesung droht,
Bin, da ich den aus dir entflammten Funken sauge,
Nicht ganz und gar gering. Drum leite mich dein Auge,
Durch Leben und durch Tod!

Der Friede und das Brod, sey heut mein täglich Looß!
Von Gütern andrer Art, die sich aus dir ergießen,
Erkennest du, nicht ich, ob sie auch mir ersprießen.
Stets sey dein Ruhm mir groß!

Dich preisen Erd und Meer; Gott, sie sind dein Altar!
Dein Tempel ist der Bau, vertiefter Sterngewölber;
Zum ächten Priesterthum, beriefest du dir selber,
Der Geister freye Schaar.

Dir, dessen Winke sich, zum Dienst die Tempel weihn,
Dir müsse die Natur, ihr Opfer darzubringen,
Entzückt durch deine Pracht, ein Lob entgegen singen,
Und jauchzend Weihrauch streun!

Der Redliche, 1751


Der Redliche, Eine Wochenschrift. Nürnberg 1751, im Rahmen des VIII. Stück, 123-126

Allgemeines Gebeth.
Genau nach dem Englischen übersetzt.

Vater Aller! den die Heilgen, den die Wilden, den die Weisen
Aller Orten, aller Zeiten, mit Gebeth und Opfern preisen:
HERR, Jehovah oder Jove! du o grosser erster Grund,
Der mein sinnen ganz umschränket und am wenigsten mir kund,
So daß ich nur das verstehe, du seyst gut ich blind zu nennen.

Doch in diesem finstern Zustand gabest du mir zu erkennen,
Das was gut ist und was böse. Und was du hast fest gesetzt,
Der Natur lies frey den Willen das Gewissen unverletzt.

Lehre mich, was das Gewissen mir gebeut zu unterlassen,
Und was es zu thun befiehlet: das, der Höllen gleich zu hassen,
Diesem mehr als wie dem Himmel, nachzujagen. Laß mich nicht

Was mir deine freye Güte Gutes schenket und verspricht,
Von mir stossen und verschleudern. Was den Menschen zugeflossen,
Siehst du an als dir bezahlet; der gehorsamt, wer genossen.

Laß mich aber deine Güte nicht an meine enge Welt
Binden, und da doch das Ganze tausend andre in sich hält,
Dich allein für einen Herren armer schwacher Menschen halten.

Laß die unverständgen Hände nie mit deinen Pfeilen schalten,
Sich zu wagen sie zu schiessen, wenn mein blödes Urtheil meynt
Ringsum alles zu verdammen, was mir vorkommt, als dein Feind.

Bin ich Herr vor dir rechtschaffen, so verleyhe deine Gnade,
Auf dem rechten Weg zu bleiben: Findst du mich auf bösem Pfade,
O so lehre selbst mein Herze, daß es nach dem bessern fragt.

Und so wol wann deine Weisheit etwas etwa mir versagt,
Als wann deine holde Güte etwas deinem Knecht verliehen,
Laß mich gleich den eitlen Ehrgeitz und gottloses Murren fliehen.

Lehre mich mit zu empfinden meiner Mitgeschöpfe Weh,
Und die Fehler zu verdecken, die ich an dem Nächsten seh.
Lehre mich mich über andre, und sie über mich erbarmen.

Führe doch wo ich auch heute tod und lebend bin, mich armen,
Wenn ich anders arm zu nennen, den dein Othem, Herr! beseelt.
Brod und Friede sey auch heute mir das Los so ich erwählt.

Du nur weist am allerbesten alles andre zu versehen
Aller Orten: nur dein Wille müsse überall geschehen.
Dir, des Tempel alle Räume, des Altar Luft, Erd und See,

Steig ein heilig Weyrauch Opfer der Naturen in die Höh.
Alle Wesen, alle Welten lassen in vereinten Chören,
Dir zum Ruhme heilge Lieder, ehrfurchtsvoller Andacht hören.

Heinrich Christian Kretsch, 1759


Essay on man. Der Mensch ein philosophisches Gedichte von Alexander Pope. Deutsche Uebersetzung. Mit der engländischen Urschrift nach der letzen vermehrten Ausgabe [1743]. Altenburg: Richter 1759, 179-182

Das Allgemeine Gebeth

Du, den seit aller Zeit der Völker Auge sah,
Verehrt verschiedentlich, und in verschiednen Zonen,
Vom Dervis, vom Bramin, vom Christen und Hüronen,
Zevs! Alla! Jehova!

Laß, Unerforschlicher! auf mich, dein schwaches Kind,
Ein führend Licht herab. Versichre mein Gemüthe,
Du Erster Wesensquell! du seyst nur Huld, nur Güte,
Ich aber, ich sey blind.

In diesem dunkeln Stand, hast du, was böse sey,
Was gut, mir angezeigt. Du hast den Schluß gegründet,
Der die Natur bezirkt, und durch das Schicksal bindet;
Mir blieb der Wille frey.

Laß mich die böse That gleich einer Hölle scheun,
Und als ein Himmelreich den guten Wandel schätzen;
Dein Finger prägete in ewigen Gesetzen
Dieß meinem Herzen ein.

Wann deine freye Hand mir Gutes reichlich schenkt,
Laß mich es nicht verschmähn. Du schufst es zum Geniesen;
Durch frölichen Gebrauch wird, der es gab, gepriesen;
Der dankt, der wohl empfängt.

Doch soll auch nicht mein Blick hierunten stille stehn,
Noch deine Gütigkeit auf Menschen nur begrenzen:
Da Himmel über mir, wo tausend Welten glänzen,
Unendlich sich erhöhn.

Du, die du gütig bist, o Gottheit! laß nicht mich,
Mich unverständigen, mit diesen schwachen Händen,
Den dir entrißnen Blitz auf meinen Bruder senden,
Der anders glaubt, als ich.

Herr! sieh auf mich herab. Bin ich auf rechter Bahn,
So schenke mir die Kraft mit Eyfer fortzuschreiten:
Irr ich, kein Sterblicher kan mich zurücke leiten,
O! weise du mich an.

Reicht deine Huld mir dar, nimmt deine Weisheit hin,
(Wie auch mein Schicksal sey in beyden deinen Fügen)
Kein thörigt eitler Stolz, kein freches Misvergnügen
Verleite meinen Sinn.

Laß fremde Fehler leicht durch mich gedecket seyn;
Laß fremdes Leiden mich nicht unempfindlich finden:
Laß auch, wie andern ich verzeihe, meinen Sünden
Verzeihung angedeyhn!

Ich, eine Hand voll Staub, dem die Verwesung droht,
Bin, da ich, Herr! ans dir den Lebensoden sauge,
Nicht ganz und gar gering. Es leite mich dein Auge
Durch Leben und durch Tod.

Herr! Brod und Friede sey mir heut auch zugedacht!
Von Gütern deiner Gunst, die sich noch sonst ergiesen,
Verstehest du, nicht ich, ob sie auch mir erspriesen.
Dein Wille sey vollbracht!

Dich müsse, was der Raum von Erd und Meer enthält,
Dich müsse die Natur, dich in vereinten Sphären,
Der Wesen dankbar Chor auf immerdar verehren!
Dein Tempel sey die Welt!

Johann Jacob Dusch, 1761a


Aus:
Herrn Alexander Pope Esq. sämmtliche Werke. Dritter Band, Altona 1761, 213-215;
Auf Seiten 216-218 folgt eine zweite deutsche Übersetzung

Des Alexander Pope Esq. sämmtliche Werke. Dritter Band, Strasburg, 1778, 345-348
unter dem Titel: Allgemeines Gebeth
Auf Seiten 349-352 folgt eine zweite deutsche Übersetzung
In der Mannheimer-Ausgabe des 3. Bandes, 1784, 317-318 findet sich nur die erste Version.
Versuch über den Menschen von Alexander Pope. Eine genauere Uebersetzung. Berlin 1797, 69-71,
unter dem Titel: Allgemeines Gebet an das gütigste, und höchste Wesen


1766, 66 erschienen von Johann Ludewig Buchwitz in seinem Buch „Philosophische Betrachtung über das Schicksal des Menschen im Tode“ die ersten zwei und die letzte Strophe.

Auch in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer (AGF). Dresden 1784, 59-60,
unter dem Titel: Gebet


Allgemeines Gebeth.
DEO OPT. MAX.

Gott, Vater, Angebeteter [1797: Angebeter]!
Den alle Zeit, den alle Völker preisen,
Zevs, oder Jovah, oder Herr,
[AGF: Zevs, Akar, Jehovah und Herr,]
Der Heiligen, der Wilden und der Weisen!

Wie wenig weis der Mensch von dir!
Und wo ist der Verstand, der dich ergründe!
O Erster! nur das wissen wir,
Daß Du die Güte bist, und wir sind [AGF: wir aber] Blinde.

Doch lehrtest Du, so blind ich sey,
Was Tugend ist, was Laster, mich zu wissen.
Dem Menschen blieb der Wille frey,
Nur die Natur bandst du an deinen Schlüßen.

[AGF:
Doch lehrtest du, was Tugend sey,
was Laster, mich, so blind ich bin, zu wissen.
Mein Will' ist unbeschränkt und frey;
denn die Natur hängt nur an ew'gen Schlüssen.]

Was mein Gewissen mir gebeut,
Zu thun, und mich ermahnt, zu unterlassen,
Das sey mir mehr, als Seligkeit,
Dies [AGF: das] laß mich mehr, als die Verdammniß hassen.

Was von Dir auf mich niederfließt,
Laß zum Verlust mich nicht empfangen haben:
[AGF: zum Misbrauch laß mich's nicht empfangen haben.]
Der Mensch gehorchet, der genießt;
Und sein Empfang bezahlt Gott für die Gaben.
[AGF: und ihr Gebrauch ist Dank für Gottes Gaben.]

Doch deine Güt', es sey mir fern,
Auf diese Spann der Welt [AGF: auf diese Spanne Welt] sie einzuschränken;
Und dich, zahlloser Welten Herrn,
Als einen Gott der Menschen nur zu denken!

Nie greife meine schwache Hand
Vermessentlich nach meines Richters Flammen;
Nie wags mein kühner Unverstand,
Den, der dein Feind mich dünket, zu verdammen!

Herr! wandl' ich auf dem Weg zu Dir,
So halte mich darauf durch Deine Gnade;
Und irrt mein Fuß, so zeige mir
Verirrenden, des Lebens beßre Pfade.

Von frecher Unzufriedenheit
Laß mich so fern, als eitelm Stolze leben:
Aus Weisheit, oder Gütigkeit,
Herr! mögst du mir versagen, oder geben!

Gieb, daß ich fühle andrer Leid,
Und von dem Fehl, den ich entdecke, schweige.
Erzeig mir die Barmherzigkeit,
Die ich, mein Gott! ich selbst für andre zeige.
[AGF: Allgütiger, die andern ich erzeige!]

Klein bin ich, doch nicht gänzlich, ich,
Der meinen Geist durch deinen Odem habe,
Wohin ich gehe, führe mich
Auch heut, es sey zum Leben, oder Grabe.

[AGF:
So klein bin ich, so groß bin ich,
daß ich durch deinen Odem meine Seele habe.
Wohin ich gehe, führe mich,
es sey zum Leben oder, Gott! Zum Grabe.]

Nur Fried und Brod bitt ich von Dir,
Das übrige wirst Du am besten sehen,
Ob schad‘ es, oder dien es mir?
Und, großer Gott! Dein Wille mag geschehen!

[AGB:
Herr! was du thust, ist wohlgethan;
Gieb mir, was deine Weisheit mir beschieden.
Nie wähle mir mein eigner Wahn.
Nur Brod auf heut bitt‘ ich dich und Frieden!]

Es preise dich der Wesen ganze Schaar;
Ein Chor, wovon das All, dein Tempel, wiederhalle:
Luft, Erd und Meer sey dein Altar,
Von dem der Opferduft der ganzen Schöpfung walle!

Johann Jacob Dusch, 1761b


Aus:
Des Alexander Pope Esq. sämmtliche Werke. Dritter Band, Altona 1761, 216-218; Strasburg, 1778, 349-352

Allgemeines Gebeth

Unter aller Wesen! in jedem Alter, in jedem Welttheil, von dem Heiligen, dem Wilden, und dem Weisen angebethet, Jehovah, Jupiter, oder Herr!

Du erste große Urquell, die wir am wenigsten begreifen; der meinen ganzen Verstand darauf einschränket, zu erkennen, daß du gut bist, und ich selbst blind;

Doch ließest du mich, in diesem finstern Stande, den Unterschied des Guten und Bösen einsehen; und gabest, indem du die Natur durch das Schicksal bandest, dem menschlichen Willen die Freyheit.

Lehre mich, das, was das Gewissen mir zu thun befiehlt, mehr, als den Himmel suchen, das, was es mich warnet zu unterlassen, mehr, als die Hölle, meiden.

Den Segen, den mir deine freye Güte giebt, laß mich nicht wegwerfen; denn Gott wird bezahlt, wenn der Mensch empfängt; genießen heißt gehorchen.

Doch laß mich deine Güte nicht auf die kleine Spann der Erden einschränken, noch dich bloß für den Herrn des Menschen halten, da rings um mich tausend andre Welten sind:

Laß diese schwache, unwissende Hand sich nicht erfrechen, deine Blitze zu werfen, und im Lande alle zu verdammen, die ich für deine Feinde halte.

Bin ich auf dem rechten Wege, so gieb mir deine Gnade, immer auf diesem rechten Wege zu bleiben; wandle ich unrichtig, o! so lehre mein Herz, den bessern Weg zu finden.

Bewahre mich so sehr vor thörichtem Stolz, bey allem, was deine Güte mir giebt, als vor gottlosem Mißvergnügen, bey allem, was deine Weisheit mir versagt.

Lehre mich, das Unglück anderer empfinden, und Fehler, die ich sehe, verbergen; erzeige mir die Barmherzigkeit, die ich andern erzeige.

Ich bin zwar gering, doch nicht ganz gering; denn dein Odem hat mich beseelet. O! leite mich, wohin ich gehen soll, durch das Leben, oder in den Tod dieses Tages.

Für heute sey Brod und Frieden meine Bitte: Alles andre unter der Sonnen weißt du am besten, ob ich es zu meinem Besten erhalten würde, oder nicht, und dein Wille geschehe!

Zu dir, dessen Tempel aller Raum, dessen Altar Erde, Luft, und Meer ist, müssen alle Wesen einen Chor, müsse sich der Weihrauch der ganzen Natur erheben!

Anonymus, 1791


Alexander Popes Versuch über den Menschen. Leipzig: Breitkopf 1791, 115-117

Allgemeines Gebet
an
das gütigste und höchste Wesen

Allvater, den von je die Kreise
Der Welt, zu aller Zeit verehrt;
Den Juda, Griechenland und Weise
Als Jehova, als Zevs, als höchsten Herrn, gelehrt.

Du ewger Grund von allen Dingen!
Zu wenig, oder falsch gekannt;
Nur zu der Einsicht sollt ichs bringen,
Daß Du dir Güte selbst, und blöde mein Verstand.

Doch kann hier in der Blindheit Lande
Ich sehn, was gut, was böse sey?
Du machtest für die Welten Bande,
Ans Schicksal fest geknüpft, und mir den Willen frey.

Wovor sich mein Gewissen hütet,
Das laß mich mehr als Hölle fliehn;
Und das zu thun, was es gebietet,
Sey, nicht um künftgen Lohn, meine ernstliches Bemühn.

Den Seegen Deiner freyen Hände
Müß ich durch Mißbrauch nicht entweihn;
Daß ich empfang und froh verwende,
Sollt als Vergeltung Dir; für mich Gehorsam seyn.

Und in des Erdballs enge Grenzen
Beschränkt‘ ich deiner Güte Spur;
Wann ohne Zahl dort Welten glänzen.
Wärst Du, welch eitler Wahn! der Gott des Menschen nur?

Drum wage sich an Deine Flammen
Mein schwacher Arm, blind eifernd, nicht,
Den Bruder lieblos zu verdammen,
Dem Vorurtheil den Stab als Deinem Feinde bricht.

Hab ich die rechte Bahn erwählet:
So hilf mir gnädig weiter gehn;
Und wo mein Irrthum sie verfehlet:
Da schärfe meinen Blick, den beßren Weg zu sehn.

Daß mich kein dummer Stolz bethöre,
Wenn Deine Huld mir Güter leiht;
Noch dreistes Murren sich empöre,
Wann sie mir was versagt aus weiser Sparsamkeit.

Laß fremde Noth mich mit empfinden,
Die Fehler decken, die ich seh;
Und so bey Dir Erbarmen finden,
Als ich dem Nächsten gern mit Hülf entgeqen geh.

Zwar bin ich Staub, doch nicht so nichtig:
Weil diesen Staub dein Hauch beseelt;
O! leite mich, so geh ich richtig
Durch Leben oder Tod, was Du mir heut erwählt!

Für heut erbitt ich Brod und Frieden,
Sonst überlaß ich Alles Dir;
Nur Du weißt, was mir dient, hienieden;
Dein Wille, der mein Heil, Herr! der gescheh an mir.

Dir, deß Altar, Luft, Erd und Meere,
Dem aller Raum ein Heiligthum;
Dir opfre Deine Schöpfung Ehre,
Und aller Wesen Lied verkündge Deinen Ruhm.

Johann Gottfried Seume, 1796


In:
Sämmtliche Gedichte von J. G. Seume. Berlin: Gustav Hempel. 1809, 17-18 (1. Aufl. 1800)
J. G. Seume’s sämmtliche Werke. Siebenter Band, 1839, 11-13

Eine stark abweichende Version von Seume in:
Obolen von Seume. Rußisch-Kaiserlicher Lieutenant. Erstes Bändchen. Leipzig: Gottfried Martini 1796, 19-21
Das Vater Unser. In Einhundert Neun und Vierzig Bearbeitungen. Leipzig 1824, 120-122


Allgemeines Gebet.
Aus dem Englischen Pope‘s.

Vater Aller, alle Erdenkreise,
Alle Zeiten ehren Dein Gebot;
Hordenwilde, Heilige und Weise
Nennen Zevs dich, Jovah oder Gott.
[1796: Heil’ge beten, Hordenwilde, Weise;
Nennen Jovah Dich, und Zevs und Gott.]

Großer Urquell, den ich nie [1796: nicht] ergründe,
Dahin nur beschränkst Du meinen Sinn,
[1796: Du beschränktest meinen ganzen Sinn,]
Daß ich immer Deine Güte finde,
Und nur seh‘, daß ich ein Blinder bin.

Doch Du gabst mir [1796: Doch du gabest] in dem finstern Stande
Das [1796: Mir] Gefühl, was gut und böse sei;
Legtest die Natur in ihre Bande,
Aber ließest meinen [1796: unsern] Willen frei.

Wo Gewjssensregungen mich ziehen,
Oder wo der Warner mir verbeut,
Lass‘ mich dieses mehr als Hölle fliehen,
[1796: Laß mich dieß mehr als Verdammniß fliehen,]
Jenes suchen mehr als Seligkeit.

Segnet Deine Milde mein Verlangen,
Laß mich Deinen Segen nicht entweihn;
Manschen zahlen Dir [1796: Gott] nur durch Empfangen,
Und genießen heißt gehorsam sein.

Aber nicht in unsre enge Scene
Sei mir Deine Vaterhuld begrenzt,
Mehr als [1796: Nicht blos] Herr der armen Erdensöhne,
Da ein Weltenwirbel um uns glänzt.

Nie lass‘ meine schwache Hand es wagen,
Deinen Blitz zu schleudern auf den Feind,
Noch Verdammniß [1796: Verderben] rund umher zu tragen
Jedem, der Dein Widersacher scheint.

Wenn ich richtig wandle, Vater, schenke
Mir die Gnade, richtig fortzugehn;
Wenn ich aber irre, Vater, lenke
Du mein Herz, den bessern Weg zu sehn.

Schütze mich vor Stolz, der Thoren blendet,
Und der Frevler [1796: Ruchen] Unzufriedenheit,
Wenn mir dies nicht Deine Weisheit spendet,
Oder dies mir Deine Huld verleiht.

Lass‘ mich meiner Brüder Schmerz empfinden
Und den Fehler decken neben mir;
Die Erbarmung, die bei mir sie finden,
Die Erbarmung find' ich dann bei Dir.

Niedrig bin ich, doch nicht ganz von Erde,
Da Dein Hauch zu leben mir gebot;
Führe Du, wohin ich gehen werde,
Heute mich durch Leben oder Tod.

[1796:
Sohn des Staubes, doch nicht ganz von Erde,
Da durch Deinen Hauch beseelt ich bin;
Führe Du, wohin ich gehen werde,
Heut durch Leben oder Tod mich hin.]

Gieb zum Loos mir heute Brod und Frieden;
Jede andre Gabe der Natur
Wird mir, ist es gut, von Dir beschieden;
Und Dein Wille, Gott, geschehe nur.

Gott, Dein Tempel ist der Himmel Sphäre,
Erde. Meer und Luft Dein Opferhain!
Jauchzt, was lebt, im Chor zu seiner Ehre,
Und das Weltall müsse Weihrauch streun!

[1796:
Aller Raum dient dir zum Heiligthume,
Erde, See und Lüfte zum Altar;
Alle Chöre hallen Deinem Ruhme,
Und das Weltall bringe Weihrauch dar.]


Auswahl maurerischer Gesänge, 1812



Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der gerechten und vollkommenen Loge Libanon zu den drei Zedern im Orient von Erlangen. 1812, I-IV,
unter dem Titel: Gebet,
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. Zweiter Band, 1821, 50-53
Lieder zum Gebrauch der unter der Constitution der Großen Loge zu Hamburg vereinigten Logen. 1823, 3-6,
unter dem Titel: Gebet


Gebet

Des Weltalls Vater! Du, zu allen Zeiten,
Von allen Zonen Angebeteter!
Den Heiligen, den Weisen und den Wilden
Jehovah, Vater, Gott und Herr!

Du erster Grund, nicht zu erforschen!
Denn unsers Wissens höchste Stufen sind
Die beiden nur: Du bist die Liebe,
Wir aber Menschen, schwach und blind.

Doch gabst Du, Gott, in diesem dunkeln Stande
Uns Kraft zu sehn, was gut, was böse sey;
Und, bindend die Natur an ewige Gesetze [1821 und 1823: an des Geschicks Gesetzen (1823: Gesetze)],
Schufst Du des Menschen Willen frei.

Was das Gewissen uns zu thun gebietet,
Lehr‘ (1823: Lehrt] es uns thun; was es verbeut, uns flieh‘n!
Das Unrecht baut die Hölle, gute Thaten
Sind's, die den Himmel niederzieh‘n.

Des Schönen viel giebt Deine Huld hienieden,
Mit Dank es nehmen, wollen wir;
Nur durch Genuß kann Dir der Mensch bezahlen;
Genießen heißt gehorchen Dir.

Laß nie so klein von Deiner Huld uns denken,
Als walte sie auf unsrer Erd' allein;
Auch Sonn' und Mond, und Millionen Sterne
Sind Deiner Güte Wiederschein.

Nie wag‘ aus Wahn und Irrthum unsre Ohnmacht
[1821 und 1823. Nie wage unsre schwache Hand voll Irrthum[
An Deine Blitze, Allgerechter, sich,
Verdammend sie auf Menschen hinzuschleudern,
Die nicht, wie wir, erkennen Dich.

Bewahr' uns, Herr, vor stolzem Uebermuthe,
Vor frevelhafter Unzufriedenheit,
Wenn Deine Weisheit uns ein Gut versaget,
Das unserm Bruder sie verleiht.

Gieb Mitempfindung uns bei fremden Leiden,
Versöhnung uns für den Beleidiger.
Lehr‘ uns den Irrenden mit Duldung tragen,
Gedenken unsrer Schwächen, Herr!
{1821 und 1823: Den Irrenden lehr‘ uns mit Duldung tragen,
Erinnr‘ uns unsrer Schwächen, Herr!]

Laß rein und frei der Wahrheit Licht uns fördern;
Sie siege selbst, nicht Ueberredung, List;
So viel wir thun, laß es uns nie vergessen,
Daß viel Verdienst noch übrig ist.

Nie, Vater, sey uns Weisheit Wortgepränge,
Sie sey uns That, die rastlos wirkt und schaft.
Nie oben nur, [1821 und 1823: Nie oben ab] laß ihren Quell uns schöpfen,
Ein tiefer Zug nur giebt uns Kraft.

Zu Dir, dem eine ganze Schöpfung Tempel,
Des Dankaltar die Erd' ist, Luft und Meer,
Erhebe sich der Jubel aller Leben,
Und die Natur duft' Weihrauch um Dich her!

(1821 und 1823:
Zu Dir, des Tempel Deine ganze Schöpfung,
Dir des Altar die Erd' ist, Luft und Meer,
Erhebe sich in einem Chor das Weltall,
Rings die Natur duft' Weihrauch um Dich her!]


Christian Christoph Hohlfeldt, 1823


Aus:
Harfenklänge von Ch. Ch. Hohlfeldt. 2. Aufl. 1836, 1-3 (1. Aufl. 1823)

Allgemeines Gebet
(Nach dem Englischen des Pope.)

Ew’ger Vater aller Wesen,
Aller Zeiten Herr und Gott!
Dich erhöh’n der Völker Schaaren,
Heil’ge, Weise und Barbaren:
„Brama! Allah! Zebaoth!“

Unerforschter Quell der Dinge,
Du beschränktest meinen Sinn:
Daß du gut bist, nur zu wissen,
Und daß ich von Finsternissen
Ringsumher umgeben bin.

Doch auf diesem dunkeln Pfade
Schenktest du mir, Herr, ein Licht,
Recht und Unrecht zu enthüllen:
„Das Gewissen, freien Willen,
Der der Körperwelt gebricht."

Was der inn’re Richter billigt,
Darnach strebe mein Bemüh’n
Mehr, als nach des Himmels Freuden;
Was er tadelt, laß mich meiden
Und mehr, als die Hölle flieh’n.

Deiner Gnade freie Gabe
Werde nie von mir entweiht.
Nicht die Schätze aller Welten
Können deine Huld vergelten;
Dir gnügt frohe Dankbarkeit.

Doch nicht blos die Spanne Erde
Zeige deine Güte mir.
Nicht der Mensch nur bringt dir Ehre;
Myriaden Sternenchöre
Jauchzen, Gott und Vater, dir.

Nimmer laß mich Schwachen wähnen,
Mit der unerfahrnen Hand
Deines Blitzes Strahl zu leiten
Und Verderben zu verbreiten,
Wo man dich noch nicht erkannt.

Thu‘ ich Recht, so gib zum Guten
Ferner deinen Beistand mir.
Irrt mein Herz auf falschem Pfade,
Führ‘ es selbst, durch deine Gnade,
Auf den bessern Weg, zu dir.

Schütze vor dem Stolz der Thoren,
Wie vor Unmuth mein Gemüth,
Keines Glücks mich zu erheben,
Doch auch nie verzagt zu behen,
Wenn die Weisheit mir's entzieht.

Lass mich fremde Noth empfinden,
Fremde Fehler gern verzeih’n;
Und wie ich mit frommem Triebe
Redlich meinen Nächsten liebe,
Wollst auch du mir gnädig seyn.

Staub bin ich, doch nicht die Seele,
Die mir, Herr, dein Odem gab.
Führe mich, auf meinen Wegen,
Einem längem Ziel entgegen,
Oder heute noch in's Grab.

Gib, o Gott, aus deiner Fülle
Heute Frieden mir und Brot.
Mit den andern Gütern allen
Thu' nach deinem Wohlgefallen;
Was du willst, ist mir Gebot.

Dir, der aller Welten Räume
Sich zum Tempel auserkor,
Steig' von Erde, Luft und Meeren,
Deines Ruhmes Hochaltären,
Weihrauch und Gesang empor.


Karl Rudolf Hagenbach, 1825


In:
Morgenblatt für gebildete Stände, Dienstag, 30 August 1825, 1813

Alemannia oder Sammlung der schönsten und erhabensten Stellen aus den Werken der vorzüglichsten Schriftsteller Deutschlands zur Bildung und Erhaltung edler Gefühle. Dritter Theil. Berlin 1827, 38-40,
mit den Angaben:
Auch schon von Hagedorn und von Seume trefflich übersetzt
K. R. Hagenbach


Allgemeines Gebet.
Nach Pope.

Allvater! jetzt und immerdar,
Den jede Zone preist,
Den Heil'ger, Weiser und Barbar
Zeus, Herr, Jehovah heißt.

Urgrund, o wer erforscht dich, wer?
Du selbst hast meinen Geist
Beschränkt, um nur zu sehn, wie sehr
Ich blind, du gütig sey'st.

Dock lehrst du mich im dunkeln Stand
Was gut, was böse sey,
Hältst die Natur am Schicksalband,
Läßt Menschenwillen frey.

Laß, was der Gott in meiner Brust
Zu thun, zu flieh'n befahl,
Mich suchen mehr als Himmelslust,
Mehr scheu'n als Höllenqual.

Laß mich die Güter nicht verschmäh'n,
Die deine Huld mir beut,
Sein Lohn ist, froh genießen seh'n,
Dir folget, wer sich freut.

Doch nicht ist deine Gottesmacht
Auf diesen Ball beschränkt,
Hat der den Menschen blos bedacht,
Der tausend Welten lenkt?

O, daß nie diese schwache Hand
Blind eifernd es versucht,
Zu schleudern nach der Feinde Land,
Herr! deiner Blitze Wucht.

Bin ich auf rechter Bahn, so gib,
Sie recht zu gehen, Gnad';
Wenn sich verirrt des Herzens Trieb,
Leit' ihn auf bessern Pfad.

Wahr' auch vor Thoren Uebermuth,
Vor Unmuth, der verzagt.
Wenn Gnade schenket hier ein Gut,
Dort Weisheit eins versagt.

Lehr' fühlen mich des Bruders Weh,
Die Fehl' ihm decken zu;
Nur das Erbarmen ich erfleh',
Was ich an Andern thu'.

Staub bin ich, doch nicht Staub allein,
Ich, den dein Hauch beseelt,
Der, soll's zum Tod, zum Leben seyn,
Dich, Gott! zum Führer wählt.

Gib Frieden heute, gib mir Brod:
Von aller Güter Füll',
Weißt du am besten, was mir noth,
Herr! es gescheh' dein Will'.

Dir, dessen Tempelrund das All,
Deß Altar Erd‘, Meer, Luft,
Aus einem Chor dein Lob erschall‘,
Auf steige Weihrauchduft!


Werner von Koppenfels, 2000


In:
Werner von Koppenfels und Manfred Pfister (Hrsg.):Englische und amerikanische Dichtung 2: Englische Dichtung: Von Dryden bis Tennyson. München: C: H. Beck 2000, 68-73.

Das universale Gebet
Dem Höchsten Besten Gott

Allvater Du! Zu allen Zeiten
An jedem Ort verehrt,
Von Wilden, Heiligen und Weisen,
Jupiter, Jahwe, Herr!

Du unbegreiflich Erster Grund
Hast meinen Sinn gestimmt,
Dies zu begreifen: Du bist gut,
Ich selbst jedoch bin blind.

Ließest, in diesem dunklern Stand,
Mich Gut und Böse scheiden:
Der fest Natur ans Schicksal band,
Gab Menschen Willensfreiheit.

Was mein Gewissen mir befiehlt,
Oder zu tun verbietet,
Heiß mich dies mehr als Höllen fliehn,
Das mehr begehrn als Himmel.


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