Blumauer, Schwesterngesundheiten, 1782-1785: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 10. Februar 2015, 17:46 Uhr


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Ausgearbeitet von Dr. phil. Roland Müller, Switzerland / Copyright © by Mueller Science 2001-2015 / All rights reserved - ESOTERIK von Dr. phil. Roland Müller

Aloys Blumauer: 12 + 1 Schwesterngesundheiten, 1782-1785


Freymaurergedichte von Blumauer.
Wien bey Rudolph Gräffer 1786.
identisch:
Freymaurer-Lieder, der Bruderfreundschaft und dem Frohsinne geweihet von A. Blumauer. Köln, bei Heinr. Rommerskirchen 1802; = Sammlung der Lieblingsdichter Deutschlands. 19tes Bändchen: Blumauers Freymaurerlieder.

Dieses Buch enthält nicht weniger als 10 Gedichte, 13 Lieder und 19 Gesundheiten
aus den Jahren 1782-1785

Von den 12+1 Schwesterngesundheiten ist keine in freimaurerische Gesangbücher übernommen worden

Für die fünf Kettenlieder siehe:
Aloys Blumauer: Fünf Kettenlieder, 1782-1785

Aloys Blumauer gehörte seit 1781 der neu gegründeten Wiener Loge „Zur wahren Eintracht“ an.

Es erschienen bereits in:
Gedichte und Lieder, verfaßt von den Brüdern der Loge zur Wahren Eintracht im O. v. W** gedrukt bey Christ. Fried. Kappler 1783
5 Gedichte und Gesundheiten von Aloys Blumauer;
sie sind mit *** gekennzeichnet (und erscheinen alle auch hier)

An die Rosennätherinn

Am Schluss der Gedichte des Bandes findet sich bereits das folgende, eine Schwester betreffend:
47-48

      • An die Rosennätherinn,

Schwester M. v. B.

zuerst in:
Gedichte und Lieder, verfaßt von den Brüdern der Loge zur Wahren Eintracht im O. v. W** 1783, 103-104
unter dem Titel: An die Rosennähterinn,
Schwester M. v. B*.


Gute Menschen, die sich innig lieben,
Und in brüderlicher Eintracht üben,
Senden dieses Angedenken dir. *)
Rosen nähtest du für deine Brüder, **)
Rosen geben sie zum Dank dir wieder,
Ehre, Mädchen [1783: Schwester] , diese Dankbegier!

Willst du, daß die Unschuld deiner Wange
Stets so schön, wie diese Rosen, prange,
So vergesse niemals der Natur!
Jeder Reitz, der ihre Töchter schmücket,
Und des Mannes Auge nicht berücket,
Kömmt aus ihren Mutterhänden nur.

Freude hüllet sich in Rosenschimmer:
Diese Freude weiche von dir nimmer,
Kleine, holde Rosennätherinn [1783: Rosennähterinn]!
Schön're Rosen noch, als wir dir geben,
Schlingst du einst in deines Gatten Leben,
Und die werden nimmermehr verblühn-

*) Einen Hut, mit einem Kranz von Rosen umgeben.
**) Rosenförmige Schleifen

Der Eintracht und der Schwestern Preis


101-106
*** Schwesterngesundheit,
ausgebracht am Johannisfeste 1782

Zuerst in:
Gedichte und Lieder, verfaßt von den Brüdern der Loge zur Wahren Eintracht im O. v. W** 1783, 42-46,
unter dem Titel:
Gesundheit auf unsere Schwestern.
Ausgebracht am Johannis Feste 1782.


Der Eintracht und der Schwestern Preis,
Wer beyde zu vereinen weiß,
Ist nicht genug zu preisen:
Als Bruder stets um Schwestern seyn,
Und nie mit ihnen sich entzwey'n,
Das ist der Stein der Weisen.

Die Schwestern gruben zwar den Stein
Gar tief in ihre Herzen ein,
Daß wir ihn nicht ergründen:
Allein das schreckt hm Maurer nicht;
Er wird bey seiner Sonne Licht
Den Stein gewiß noch finden.

Doch bis der edle Diamant,
Der allen Zwist und Hader bannt,
Durch unsre Kunst erschienen,
Will ich, wie jeder Maurer soll,
Zu unserm und der Schwestern Wohl
Mit frommen Wünschen dienen.

Wenn Vorwitz eine Schwester sticht
Nach Dingen, die uns Eid und Pflicht
Zu sagen nicht erlauben,
So gebet ihr ein X für U,
Und macht ein ernst Gesicht dazu,
Und traun! sie wird es glauben.

Wenn Schwestern böser Laune sind,
Und mit Gemahl und Hausgesind
Aus langer Weile keifen,
So müßt ihr taub und fühllos seyn,
Und euch bemühn, den rauhen Stein
Mit Jobs Geduld zu schleifen.

Wenn Schwestern eifersüchtig schmähn
Und euch Gardinenpredigten
Um eure Ohren sausen,
So denket, daß hier vor Gericht
Ein lauer Bruder Redner spricht,
Schlaft ein, und laßt euch zausen.

Wenn Zorn in Schwesteraugen glüht,
Aus ihrem Munde Feuer sprüht,
Und euch in Schrecken setzet,
Geht wacker zu, seht euch nicht um;
'S ist eitel Kolophonium,
Das euch kein Haar verletzet.

Wenn eine Schwester seitwärts schielt,
Und Hangen und Verlangen spielt,
So nehmt geschwind die Binde,
Und hütet euch vorm Tageslicht;
Der Seh'nde geht hier lange nicht
So sicher als der Blinde.

Wenn eine Schwester zankt, daß sie
Nicht Erben kriegt,. so machet nie
Durch Zank das Uebel grösser;
Beruhigt sie für diesen Fall,
Und machet für ein andermal
Die Ehstandsarbeit besser.

Wenn's eine gar zu bitter macht,
Und ohn' Erbarmen Tag und Nacht
Mit Haß und Lieb' euch quälet,
So duldet's ohne Ach! und Weh!
Und denkt, ihr seyd der Leidende,
Der stenen Weg verfehlet.

Die Schwester aber, die euch liebt
Und Tag und Nacht euch Freuden giebt,
Die, Brüder, sey euch lheuer!
Verehrt die Holde für und für
Mit Maurertreu', und gebet ihr
Das allerstärkste Feuer!

Die Schwester, die den Maurer liebt,
Die Schwester, die uns Freuden giebt,
Soll hoch und/ewig leben!
Uns aber soll, der alles schafft,
Stets treuen Sinn und Maurerkraft
Und Muth in Fülle geben!

Das erste, Schwestern, was ich heut

107-113

      • Schwesterngesundheit,

ausgebracht am St. Johannisfeste 1783

Zuerst in:
Gedichte und Lieder, verfaßt von den Brüdern der Loge zur Wahren Eintracht im O. v. W** 1783, 54-59,
unter dem Titel:
Gesundheit auf unsere Schwestern.
Ausgebracht am St. Johannisfeste 1782 [!].


Das erste, Schwestern, was ich heut
Bey dieser grossen Fey'rlichkeit
Euch werde bitten müssen,
Ist, daß ihr uns verzeiht, daß wir
Euch heut schon wiederum die Thür
Zu unserm Mahl verschliessen.

Und dennoch lieben wir euch mehr,
Und sind um zehnmahl artiger,
Als unsre Väter waren:
Denn hört nur, liebe Schwesterchen,
Wie die bey den Mysterien
Mit euch einst sind verfahren.

Gesetzt einmal, wir hielten euch
Den Weibern in Aegypten gleich,
Wie würdet ihr nicht zittern!
Ihr müßtet, ohne was zu sehn,
Im Vorhof Mäus' und Käferchen,
Statt euern Möpschen, füttern.

Man sah euch in Italien zwar
Der Isis opfern, doch da war
Der Eifer schon erloschen,
Und wo das Weibsvolk opferte,
Das waren nur verdächtige,
Geheime Winkellogen.

So hatt' auch einst in Persien
Ein König*) zwar Aspasien
Zum Priesteramt gelassen:
Doch mußte sie dafür zum Lohn
Sowohl vom Vater als vom Sohn
Sich initiiren lassen.

  • ) Artaxerxes


Die art'gen Herrn, die Gallier,
Verleideten's euch noch weit mehr,
Den Priesterrock zu tragen;
Denn die darein sich kleiden ließ,
Die mußte Evens Apfelbiß
Auf Lebelang entsagen.

Und die, so schon verehlicht war,
Die durfte nur einmal im Jahr
In Hymens Armen lachen:
Sagt, heißt das nicht die Priesterschaft
Euch recht mit Vorsatz eckelhaft,
Ja gar unmöglich machen?

Auch bey den alten Deutschen war't
Ihr nichts als Hexen schlimmer Art,
Verhextet Küh' und Kälber.
Man sieht euch zwar das arme Thier
Nicht mehr verschrey'n: allein dafür
Behext ihr nun uns selber.

Zu [1783: In] Rom und auch in Gräzien
Ließ man euch nur die weiblichen
Mysterien verwalten:
Dergleichen habt ihr ja noch heut,
Und haltet noch dazu sie weit
Geheimer als die Alten.

Drum wünscht euch unsre Arbeit nie,
Denn wahrlich, Schwestern, sie ist die
Beschwerlichste aus allen:
Sie ist, damit ich's euch gesteh,
Die Kunst , euch mehr als andere
Profane zu gefallen.

Denn seht, nur euch zur Sicherheit
Pflegt man uns die Verschwiegenheit
So sehr an's Herz zu legen,
Und daß der Maurer seinen Hut
Vorsichtig nie vom Kopfe thut,
Geschieht bloß euretwegen.

Nur euretwegen üben wir
Im Schweigen uns: euch haben wir
Gehorsam zugeschworen.
Für euch nur , Schwestern, perorirt
Man uns so oft, und exerzirt
Im Dulden unsre Ohren.

Für euch gewöhnet williglich
Der Maurer an die Binde sich,
Und thut Verzicht auf's Sehen:
Zu eurem Vortheil lernen wir
Behutsam klopfen an der Thür,
Eh wir in's Zimmer gehen.

Nach eurer Vorschrift, Schwestern, sind
Wir Suchende so lange blind,
Als wir auf Reisen gehen,
Und euch zu Lieb läßt man erst dann,
.Wenn man es nicht mehr ändern kann,
Das Licht uns Armen sehen.

Für euch nur endlich feuern wir
Aus den Kanonen, welche hier
In voller Ladung stehen;
Drum laßt die Arbeit uns, und seyd
Zufrieden, wenn ihr jederzeit
Da ärndtet, wo wie säen.

Hört, edle Schwestern! eh wir, voll

114-121

      • Schwesterngesundheit,

ausgebracht bey einer Schwesterntafel den 10. des Wintermonats 1782
Hört, edle Schwestern! Eh wir, voll
siehe:
Schwesterngesundheit: „Der Stein der Weisen ist der Bund der Schönheit mit der Tugend“

Zuerst in:
Gedichte und Lieder, verfaßt von den Brüdern der Loge zur Wahren Eintracht im O. v. W** 1783, 47-53,
unter dem Titel:
Gesundheit auf unsere Schwestern.
Ausgebracht bey einer Schwesterntafel den 10. des Wintermonats, 1782.


Hört, edle Schwestern! eh wir, voll
Des Maurersinns, auf euer Wohl
Die Trinkpistolen leeren,
Will ich den Ursprung, und anbey
Sogar den Zweck der Maurerey
In kurzem euch erklären.


Es sind beynahe tausend Jahr,
Daß unser Stifter Merlin war,
Der Table ronde Erfinder,
Er fieng die Tafellogen an,
Und König Arthur pflanzte dann
Sie fort auf seine Kinder.


Und die, so er zu Rittern schlug,
Die waren alle fromm und klug,
Voll Muth und Seelenadel,
Und jeder dieser Ritter war
Im Feld, bey Tische, ja sogar —
Im Bette ohne Tadel.


Wie König Arthur, wenn er aß,
An einer runden Tafel saß,
So sitzen wir in Kreisen:
Ihm schuf ein mächt'ger Zauberer
Die niedlichsten Gerichte her,
Uns hext ein Koch die Speisen.


Und alle Ritter tranken bloß
Aus einem Tummler, mörsergroß,
Den wir auch leeren müssen:
Allein aus diesem Trinkgeschirr,
Zu groß für Damen, liessen wir
Für heut Pistolen giessen.


Die Ritter weihten feyerlich
Sich einer Dame, der sie sich
In jeder Noth empfohlen:
Es steht, ihr Schönen, nur bey euch,
Ob wir in diesem Punkt auch gleich
Den Rittern werden sollen.


Wenn einer in die Ferne ritt,
Nahm er der Dame Armband mit,
Die Zeit sich zu verkürzen:
Wir sind hierinn den Rittern gleich,
Und tragen auch etwas von euch
Beständig an den Schürzen.


Und was selbst mehr, als Tapferkeit,
Die holden Damen einst erfreut,
Das war des Ritters Treue:
Wir lieben sehr die dritte Zahl,
Und diese ist ja allemal
Ein Sinnbild ächter Treue.


Die Dame war dem Ritter hold;
Von ihr ward oft der Minnesold
Dem Glücklichen beschieden:
Wir fodern nicht einmal so viel,
Und sind, wenn man uns lohnen will,
Mit einem Kuß zufrieden.


Doch dafür schwur auch jederzeit
Der Ritter ihr Verschwiegenheit
Bey seinem Liebesbunde:
Auch Maurerritter plaudern nicht,
Und halten stets ob dieser Pflicht
Den Finger vor dem Munde.


Und endlich war's der Ritter Brauch,
Die Damen ihres Herzens auch
In Liedern zu verehren,
Der Brauch ist noch: darum ließ heut
Auch unsre Dichterwenigkeit
Zu eurem Lob sich hören:


So weit geht unsre Aehnlichkeit
Mir jenen Rittern alter Zeit,
Die wir zu Vätern hatten:
Und nun entdeck' ich ohne Scheu
Euch auch den Zweck der Maurerey,
Den noch kein Mensch errathen.


Die ersten Ritter unsrer Art
Entschlossen sich zu einer Fahrt,
Und giengen einst auf Reisen:
Ganz Asien und Afrika
Durchreisten sie, und suchten da
Den seltnen Stein der Weisen.


Ihr denkt, was mag wohl dieser Stein
Der Weisen für ein Wunder seyn?
Geduld! ihr sollt es hören,
Nur müßt ihr mir durch einen Eid
Die pünktlichste Verschwiegenheit
Auf Lebelang beschwören.


Nun also, Schwestern. sey euch kund:
Der Stein der Weisen ist -- der Bund
Der Schönheit mit der Tugend.
Die Schönheit ist dem Alter feind,
Und ach, die andere vereint
Sich selten mit der Jugend.


Allein die Schwester seltner Art,
In der sich Reitz mit Tugend paart,
Die mag sich selig preisen;
Sie ist's, wornach der Maurer strebt.
Sie ist's, wornach das Herz ihm bebt,
Sie ist — der Stein der Weisen.


Wohlauf, ihr Brüder, laßt uns freun!
Stellt alles weitre Suchen ein,
Der Stein ist nun gefunden:
Blickt auf, wohin das Aug, fällt,
Hat Reitz mit Tugend sich vermählt,
Und schwesterlich verbunden!


Auf, Brüder, laßt uns nun durch Wein
Den seltenen, gefundnen Stein
Zur Huld für uns erweichen:
Heil euch, ihr Schwestern, für und für!
Heil allen Schwestern, die wie ihr
Dem Stein der Weisen gleichen!

Freund Amor, Schwestern, der, wie euch

122-126
Schwesterngesundheit,
ausgebracht am Konstitutionsfeste den 16. März 1783


Freund Amor, Schwestern, der, wie euch
Nicht unbekannt, in alles gleich
Sein kleines Naschen stecket,
Und dann die allerheimlichsten
Mysterien in neun Monaten,
Wo nicht noch eh, entdecket,

Schlich einst durch's allerkleinste Loch,
Durch welches je ein Amor kroch,
Ganz leise auf den Zehen
Zu uns herein, um als Spion
Die ganze Konstitution
Der Loge auszuspähen

Nun, liebe Schwestern, höret an,
Was er für einen Ordensplan
Für euch draus abstrahirte:
Das war ein andrer Plan, als der,
Womit man so zum Schein bisher
Euch Schwestern nur vexirle.

Er selbst will euch Jahr aus Jahr ein
Der Meister von dem Stuhle seyn,
Und euch recht sanft regieren;
Den Deputirten braucht er nicht,
So lang's ihm nicht an Kraft gebricht,
Den Hammer selbst zu führen.

Zum Bruder Ceremonier
Nimmt er den niedlichsten Abbee
Für euch zur Augenweide,
Damit, wenn Rangsucht euch entzweyt,
Er jede Sesselstreitigkeit
Durch ein Bonmot entscheide.

Dem Bruder Redner aber wird
In Gnaden, wie es sich gebührt,
Er seinen Abschied geben;
Er weiß ja, liebe Schwesterchen,
Daß euer kleines Züngelchen
Des Amts ihn überhebt.

Allein um desto weniger
Kann er den Bruder Secretair
Als unnütz dimittiren,
Denn der hat alle Hände voll
Er muß das grosse Protokoll
Von euren Küssen führen.

Und weil es gar nicht artig läßt,
Wenn man von Schwestern Geld erpreßt,
Zumal von schönen Kindern,
So weist er den Schatzmeister an,
Die Säcke eurer Männer dann
Statt eurer auszuplündern.

Auch kann er die helleuchtenden
Zwey Lichter, die in Westen stehn,
Nicht füglich reduciren;
Die müssen ja die Schwesternschaar
In Zeichen, Worten, und sogar
In Griffen exerciren.

Die Arbeit nimmt Herr Cypripor
Gemeiniglich des Nachts nur vor,
Profanen stets verborgen:
Er fängt nach Sonnenuntergang
Sie an, doch dau'rt sie nie zu lang,
Und währte sie bis Morgen.

Wollt ihr, daß er beym Tafelfest
Beständig kanoniren läßt,
So dürft ihr nur befehlen.
Er ladet scharf, schlagt an, und spricht:
Wenn's nur an Pulver nicht gebricht,
An Feuer soll's nicht fehlen.

Man spricht, ihr Schwestern, und mit Recht

127-131
Schwesterngesundheit,
ausgebracht bey der Geburtstagsfeyer des hochwürdigen Großmeisters v. B**n
den 26. December 1783


Man spricht, ihr Schwestern, und mit Recht,
Von euch und euerem Geschlecht
So gar diel böse Sachen,
Daß es heynah' unschicklich läßt,
Euch heut an diesem grossen Fest
Ein Kompliment i« machen.

Man will, exempli garatia,
Von eurer ersten Urmama
Ganz zuverläßig wissen,
Daß wir, weil sie zu einem Biß
Aus Fürwitz sich verleiten ließ,
Itzt Hosen tragen müßen.

Denkt dann an eine Dalila,
An eure Schwester Helena,
Und an die griech‘schen Phrynen,
Denkt ferner an die Danaen,
Die Leden, die Pasiphaen,
Und an die Messalinen.

Addirt zu dieser großen Zahl
Die Phrynen unsrer Zeiten all,
Zuviel, um sie zu nennen,
Bedenkt die ganze Litaney,
Und sagt, was wir von eurer Treu'
Und Keuschheit halten können.

Allein noch schlimmer ist's, wenn ihr
Die Keuschen spielt; dann werdet ihr
Xantippen und Junonen,
Ermordet eure Buben dann,
Zieht eurer Männer Hosen an,
Und werdet Amazonen.

Ihr Schwestern seyd es, deren Hand
Persepolis und Trojens Brand
In helle Flammen fachte:
Ihr seyd es, die in einer Nacht
Fast so viel Männer umgebracht,
Ali Herkules einst machte;

Es ist kein Argus in der Welt,
Den ihr nicht um sein Auge prellt,
Und obendrein noch höhnet;
Selbst Maurer führt ihr hinter's Licht:
Auch ist kein König, den ihr nicht
Zum zweytenmale krönet.

Doch, Schwestern, all das Herzeleid,
Was über uns zu jeder Zeit
Durch euch verhänget worden,
Und was ihr noch uns zugedacht,
Hat Eine wieder gut gemacht
Aus euerm Schwesterorden.

Und diese theure Schwester war
Die Frau, die uns den Mann gebar,
Den wir zum Meister wählten;
Drum auf, ihr Brüder, seyd bereit!
Ihr soll allein das Feuer heut
Aus unsern Mörsern gelten.

Aus unserm Schwestern-gremio

132-135
Schwesterngesundheit,
am Namensfeste der Schwester Theresia von S***s [= Theresia von Sonnenfels]


Aus unserm Schwestern-gremio
Hab' ich euch, Brüder, heute zwo
Theresen aufzuführen,
Die beyde den verdienten Lohn
Und die Canonisation
Von uns heut prätendiren.

Doch weil, zumal zu dieser Frist,
Das Pulver allzutheuer ist,
Das wir dabey verschiessen,
So dächt' ich, 's beste wär', wenn wir
Sie nach der heutigen Manier
Drum konkurriren liessen.

Die eine dieser Schwestern griff
Nach einer Martyrkron', und lief
Bis hin zum Maurenschwarme;
Die andre, nicht so heilig, floh
Mit ihrem Jungferkränzchen froh
In eines Maurer« Arme.

Die eine hat als Weib sogar
Der ganzen Karmeliterschaar
Die Hosen weggenommen;
Allein der Mann der anderen
Ist um die seinen, wie wir sehn,
Bis dato nicht gekommen.

Die eine ließ in dieser Welt,
Wie die Legende uns erzählt,
Von ihrem Mann sich krönen:
Die andre wünscht sich so was nicht,
Und hält's vielmehr für ihre Pflicht,
Den ihren nicht zu krönen.

Die eine trägt Jahr aus Jahr ein
Am Kopfe einen lichten Schein,
Viel grösser als ein Teller;
Doch bey der andern, welche nicht
Von aussen leuchtet, ist das Licht
Im Kopfe desto heller.

Die eine sieht man nun zum Lohn
Auf Bildern und Altären schon
Als Heil'ge figuriren;

Die andre aber wollen wir
Mit unseren Canonen hier
Nun auch canonisiren.


Die Zeit, wo, Schwestern, uns und euch


136-142
Schwesterngesundheit,
ausgebracht bey einer Tafelloge z. w. E. 1784

Die Zeit, wo, Schwestern, uns und euch
Ein Geist der Gleichheit wehte,
Wo sich kein Frosch in seinem Teich
Mehr als ein andrer blähte,
Die goldne Zeit, wenn ihr sie kennt,
Dort in dem alten Testament,
Die soll durch uns auf Erden
Einst wieder Mode werden.

Wir könnten aus Arkadien
Die Mode zwar verschreiben,
Allein ein Maurer, Schwesterchen,
Muß bey der Bibel bleiben;
Drum, Schwestern, denkt mit uns euch fein
In jene Lebensart hinein,
Die unsre ersten Hirten,
Die Patriarchen, führten.

Die Mädchen lebten da fortan
Ein paradiesisch Leben:
Sie durften sich um einen Mann
Gar nicht viel Mühe geben;
Wenn gleich kein Baron Abraham
Kein Herr von Isaak um sie kam,
So gab's doch an der Tränke,
Oft Männer und Geschenke.

Und kamen nicht sogleich im Trott
Die Männer angeritten,
So durfte man wohl auch zur Noth
Den nächsten besten — bitten:
Miß Ruth, zum Beyspiel, macht' es so;
Sie legte sich zu Botz auf's Stroh,
Und ist doch, wie wir lesen,
Die Unschuld selbst gewesen.

Auch pflegte sich das Glück der Eh'
Nicht so geschwind zu enden;
Denn Schnellkraft für Jahrhunderte
Lag in der Männer Lenden
Was itzo kaum ein Fünfziger
Mehr kann, hat als Fünfhunderter
Durch Buben, stark wie Riesen,
Herr Abraham bewiesen.

Die Hausfrau wußte da nicht viel
Von Zwang und Etikette,
Und gieng, so lang es ihr gefiel,
Mit ihrem Mann zu Bette;
Und war sie nun des Dinges satt,
So konnte sie, wie Sara that,
Dem Manne nach Belieben
Ihr Mädchen unterschieben.

Den Namen Schwester selbst erfand
Der Patriarchen größter;
Er war gen Pharao galant,
Und hieß sein Weibchen Schwester:
Und seit der Zeit wird jedes Weib,
Dem der Gemahl zum Zeitvertreib
Mehr Brüderchen vergönnet,
Ein Schwesterchen genennet.

Wohlfeil war alles desperat:
Man zahlte keine Zinsen,
Und kauft' ein ganzes Majorat
Um eine Schüssel Linsen;
Das schönste Weib samt Unterrock
Galt höchstens einen Ziegenbock,
Und Jungfern sah man bersten
Um einen Scheffel Gersten.

O lebtet ihr nur, Schwesterchen,
In diesen goldnen Tagen,
Es würden da die zärtlichen
Vapeurs euch nicht mehr plagen;
Ihr wäret glücklich für und für:
Statt Männerherzen würdet ihr
Zuweilen Butter rühren,
Um euch zu divertiren.

Es würd' euch da kein Dorat zwar
Von Kuß und Liebe schreiben;
Doch würdet ihr nicht ganz und gar
Ununterrichtet bleiben:
Ihr kämet darum doch ans Ziel,
Und lerntet beydes ohne viel
Französische Strapatzen
Von Tauben und von Spatzen.

Ihr dürftet da, vom Zwange frey,
Nicht sorgsam kaluliren,
Wie weit es Wohlstandsregel sey,
Den Busen zu verschnüren;
Denn in dem Stand der Unschuld war
Es Mode, bloß in Haut und Haar
Herumzugehn auf Erden,
Und drob nicht roth zu werden.

Drum laßt uns bald mit Sack und Pack
In diese Länder reisen:
Bey Meister Jubals Dudelsack
Läßt sich's vortreflich speisen;
Dann wollen wir ohn' Unterlaß
Aus Vater Noahs vollem Faß
Ein lautes Salve geben,
Und singen — ihr sollt leben!


Höret, Schwestern, unser Flehen

143-146
Schwesterngesundheit,
ausgebracht bey einer Tafelloge z. w. E. am 30. Jänner 1785

Höret, Schwestern, unser Flehen
Und erbarmt euch unsrer Noth:
Stillet unsre Liebeswehen,
Und beschließt nicht unsern Tod.

Ach, erhöret unsern Jammer,
Lindert einmal unsern Schmerz;
Hör't nur, wie der Logenhammer,
Klopft und pochet uns das Herz.

O! verschmäht uns Maurer nimmer;
Die Natur, die niemals lügt,
Schuf den Kitt, der uns auf immer
Fest mit euch zusammenfügt.

Wißt, ei ist der Maurerorden
Einer Männerschule gleich:
Was wir da gelehrt sind worden,
Lernten wir ja nur für euch.

Auf der Maurerreise bücken
Wir uns nur vor euch so tief,
Und ein sanftes Händedrücken,
Schwestern, ist der Maurergriff.

Will uns eure Zunge lästern,
So bleibt unsre ungerührt;
Denn man hat bloß darum, Schwestern,
Einst den Mund uns sigillirt.

Unser Teppich selbst, an Lehren
Und Geheimnissen so reich,
Predigt, solltet ihr ihn hören,
Unaufhörlich uns von euch.

Nimmer wird uns, Schwestern, nimmer
Unsers Flammensternes Schein
Etwas anders, als der Schimmer
Eurer holden Augen seyn.

Dann der Mond‘ in seiner Lage,
Und die Sonn‘ in ihrer Pracht
Prophezey'n uns Lieb' am Tage.
Und ein Doppelhorn bey Nacht.

Selbst bey Tafeln, da, wo euer
Der Profane meist vergißt,
Weihn wir euch ein eigen Feuer,
Welches unsre Mahle schließt.


Schwestern, laßt euch‘s nicht verdrießen

147-150

      • An die Schwestern


Zuerst in:
Gedichte und Lieder, verfaßt von den Brüdern der Loge zur Wahren Eintracht im O. v. W** gedrükt bey Christ. Fried. Kappler 1783, 62-64,
unter dem Titel: Gesundheit auf unsere Schwestern

Schwestern, laßt euch‘s nicht verdrießen,
Daß uns keine essen sieht;
Danken würdet ihr uns müssen,
Wüßtet ihr warum’s geschieht.

Solltet ihr das Wunderbare
Unsrer Tafellogen seh’n,
O so glaubte mir, die Haare
Würden euch zu Berge stehn.

Drachenzungen, Kröteneyer,
Faul und stinkend, wie die Pest,
Alles, was beym Höllenfeuer
Satan selber kochen läßt,

Seine feurigen Pokale,
Und der Schwefel, der drinn brennt,
Waren gegen unsre Mahle
Noch ein fürstlich Traktament.

Hört, wir sitzen in der Runde,
Essen mit dem Maul — o weh!
Was wir käuen wird zur Stunde
Uns im Mund zum — Frikassee.

Wir zerschneiden, was wir finden,
Schonen keines Tafelstücks:
Ach, und aus der Schüssel schwinden
Uns die Speisen Augenblicks.

Selbst die Teller, glaubt's, ihr Schönen,
Ritzen wir nicht selten wund;
Das Gefrorne wird zu Thränen,
Und zergeht uns in dem Mund.

Doch das Schrecklichste aus allen
Würde unser Trank euch seyn;
Denn bey ächten Maurermahlen
Trinkt man nichts — als Bier und Wein.

Was uns eingeweihte Zecher
Selbst oft Wunder nimmt, ist das:
Unsre Flaschen haben Löcher,
Doch der Wein rinnt — nur ins Glas.

Was ihr ohne Schrecken sehen
Könntet. wäre dieß allein,
Daß wir euerm Wohlergehen
Immer auch ein Gläschen weih'n.

Wenn unser Meister Ignatz heißt


151-154
Schwesterngesundheit,
am Namenstage des Hochw. Großm. v. B**n. 1783


Wenn unser Meister Ignatz heißt,
Und unser Mund den Namen preist,
So müßt ihr drum nicht glauben,
Daß wir auch Jesuiten sind,
Und gerne jedem schönen Kind
Die jungen Männer rauben.

Nein, Schwestern, unser Ignatz hat
Noch keinen Heiligenornat
Vom obern Kirchenhirten;
Doch schätzen wir den Edlen sehr,
Und lieben ihn unendlich mehr
Als den Kanonisirten.

Der Orden, dem wir zugethan,
Baut nicht am röm'schen Vatikan,
Baut Menschenwohl hienieden,
Und alle seine Satzungen
Sind von den Jesuitischen
Gar himmelweit verschieden.

Sankt Ignatz schuf aus Ueberdruß
Ob seinem Loch im rechten Fuß
Sich seinen neuen Orden;
Der uns zusammen hat gesellt,
Ist nicht aus Spleen und Haß der Welt
Zum Logestifter worden.

Sankt Ignatz war den Mädchen gram,
Und wo ihm eins nur nahe kam,
Da fieng er an zu lästern:
Wir hegen keinen solchen Groll,
Wir feuern oft auf euer Wohl,
Und nennen euch gar Schwestern.

Wir prüfen unsern Heldenmulh
Durch Wind und Wasser, Feu'r und Blut,
Und wagen Leib und Leben;
Sankt Ignatz, daß er Muth bewies,
Ließ in der Schule zu Paris
Eich einen Schilling geben.

Sankt Ignatz sandte Jünger gar
Nach Indien, der Heiden Schaar
Zu tödten und zu plündern;
Wenn Maurer nach den Ländern ziehn,
So werden sie die Heiden drinn
Eh' mehren, als vermindern.

Drum, daß wir nicht wie Ignatz thun,
Das glaubt ihr, liebe Schwestern, nun
Wohl ohne mein Betheuern;
Denn stünden wir in seiner Pflicht,
Wir würden aus Kanonen nicht
Auf euer Wohl itzt feuern.

Wir sitzen gleich den Mönchen hier

155-159
Schwesterngesundheit,
ausgebracht bey einer Tafelloge z. w. E. 1783


Wir sitzen gleich den Mönchen hier
Bey immer festverschloßner Thür
In unserm Speisesaale,
Und keine von euch, Schwestern, wird
Von Maurern jemals invitirt
Zu ihrem Freudenmahle.

Allein verdenkt uns dieses nicht;
Wir stehen auch in Eid und Pflicht
Gleich andern Ordensgliedern,
Und hatten auch zu jeder Zeit
Noch manchen kleine Aehnlichkeit
Mit andern Ordensbrüdern.

Ein jeder neue Orden wird
Durch eine Bulle konfirmirt:
Die ward auch uns bescheeret.
Nur hat der Pabst, der uns zu Lieb
Die Konfirmirungsbulle schrieb,
Die Feder umgekehret.

Die Ordensleute betteln gern,
Und pflegen oft die grossen Herrn
Mit Geben zu ermüden;
Auch wir verstehen diese Kunst:
Doch flehn wir nur um eure Gunst,
Und sind damit zufrieden.

Die Mönche schwören dreymal laut,
Und schwören, Freyheit, Geld und Braut
Auf Lebelang zu lästern:
Auch Maurer schwören einen Eid,
Doch den nur der Verschwiegenheit
Zum Besten ihrer Schwestern.

Die Mönche sind bey Tafeln stumm,
Und haben oft Silentium;
Wir haben's auch zu Zeiten:
Doch darf bey uns, wenn's einer bricht,
Der Thäter darum eben nicht
Gleich auf dem Boden reiten.

Die Mönche senden Sammler aus,
Und schicken sie von Haus zu Haus
Um Wein und Schmalz und Kälber;
Auch Maurer sammeln so wie die,
Doch nur aus eignem Sack, und nie,
Wie jene, für sich selber.

Auch einen Prokurator hält
Sich jedes Kloster auf der Welt,
Und lebt von seiner Gnade!
Der Mann wird auch bey uns gewählt,
Doch trinkt er nicht von unserm Geld,
Wie jener. Chokolade.

Und jedes fette Kloster hat
Auch einen eignen Küchenrath
Ben allen Eßgelagen;
Bey Uns ist dieses Aemtchen schwer,
Denn unsrer sorgt für noch was mehr
Als bloß für unsern Magen.

Der Mönch liebt volle Gläser sehr:
Auch wir verstehn mit dem Gewehr
Sehr gut zu maneuvriren;
Doch laden wir nur dann es voll,
Wenn wir auf unsrer Schwestern Wohl
Im Feuer exerciren.

Euch, Schwestern, die ich allzulang

160-169
Versöhnungslied am die Schwestern. 1784


Euch, Schwestern, die ich allzulang
Geneckt, und manche Pille zwang
In Gnaden zu verschlingen,
Will ich ein Lobgedicht anheut,
So schön, als wie ihr selber seyd,
Zum Sühnungsopfer bringen.

Ja , Schwestern, um euch noch weit mehr,
Als je ein Panegyriker
Es konnte, zu verbinden,
So sollt ihr selbst in dem Gedicht,
Das heut zu eurem Lobe spricht,
Kein Wort erdichtet finden.

Ihr, Schwestern, wart vom Anbeginn
Die Blume Tausendschön, worinn
Sich alle Reitze gatten:
Uns aber pflanzte die Natur
In diese Welt als Bäume nur,
Um euch zu überschatten.

Ihr seyd — mit Ehrfurcht sag' ich es —
Das auserwählete Gefäß
Von aller Menschen Leben:
Ihr seyd es, die des Mannes Haupt,
Damit er nicht ein Thier sich glaubt,
Empor zum Himmel heben. *)

  • ) Os homini sublime dedit.


Ihr seyd der Menschlichkeit Magnet,
Der alles, was auf Füssen geht
Und kriecht, kann attrahiren:
Ihr seyd der Mittelpunkt, worinn
Eich Heid' und Christ und Mandarin
Und Bettler koncentriren.

Der Knabe, Jüngling und der Mann
Sind euch mit Liebe zugethan:
Der Greis thut seine Triebe
Euch noch als Wärterinnen kund,
Und so seyd ihr das Alpha und
Omega unsrer Liebe.

Ihr waret schon im Paradies
So klug, durch einen Apfelbiß
Das Sterben einzuführen,
Damit's an Wechsel nicht gebricht,
Und wir am Ewigleben nicht
Zu Tod uns ennuiren.

Und hättet ihr uns nebst dem Tod
Nicht auch noch Seuchen, Hungersnoth
Und Pestilenz gegeben,
Wie könnten itzt die Mediker,
Die Bäcker und das ganze Heer
Von Apothekern leben?

Ja hätten wir von eurer Hand
Nicht auch zu Wasser und zu Land
Oft Krieg und Donnerwetter,
Held Cäsar wär' ein Donquichot,
Und Franklin, der dem Blitz gebot,
Nichts als ein Pflastertretter.

Und wären in der biblischen
Pandora Büchse unbesehn
Die Güter all geblieben,
Sagt selber, hätte Leibnitz je
Die göttliche Theodicee
Zu unserm Trost geschrieben?

Doch all dieß und des Gute» mehr,
Wofür euch der Profanen Heer
Mit lautem Danke preiset,
Ist nichts zu achten gegen das,
Was ihr noch stets ohn' Unterlaß
Der Maurerey erweiset,

Euch danken wir es, Schwesterchen,
Daß wir die meisten Suchenden
Schon vorbereitet finden:
Ihr lehret sie Verschwiegenheit,
Geduld und Unterwürfigkeit,
Ihr lehret sie erblinden.

Bey euch gewöhnet ohne Müh
Der junge Maurerzögling früh
Im Finsteren zu sitzen:
Ihr gebt ihm auch wohl gar den Muth,
Um einen Blick von euch sein Blut
Im Zweykampf zu verspritzen.

Ihr lehret auch den Suchenden
Als Maurer reisen, lehrt ihn gehn
Auf Wegen, gleich dem Glase:
Ihr lhut hierinn noch mehr als wir:
Wir führ'n ihn an der Hand — und ihr --
Ihr führt ihn bey der Nase.

Durch euch hat unsre Bruderschaft
An Wachsthum, Grösse und an Kraft
So mächtig zugenommen;
Die Künste, die der Maurer liebt,
Die Tugendregeln, die er übt,
Hat er von euch bekommen.

Der Wind, den ihr mit eurer Pracht
Aus unserm Gold und Silber macht,
Ist Anlaß uns gewesen,
Daß wir uns auch der theuern Kunst
Ergaben, unser Gold in Dunst
Hermetisch aufzulösen.

Ihr, Schwestern, lehrtet uns zugleich
Die Kunst, den Teufel, der in euch
Als Weibern steckt, zu bannen,
Und überzeugtet uns anbey,
Daß es vergebne Mühe sey,
Ihn je zu übermannen.

Nur ihr erfüllt den Maurer früh
Mit Weisheit und Philosophie
Vom Fuß bis auf zum Scheitel,
Von euch belehrt, rief frühe schon
Der Urgroßmeister Solomon:
Wie ist doch alles eitel!

Ihr, Schwestern. wart die ersten dran,
Der Güter Ungleichheit, die man
Auf Erden sieht, zu heilen:
Ihr fanget bey euch selber an,
Und lehret jeden Ehemann
Sein Gut mit andern theilen.

Und, Schwestern, wäre nicht zugleich
Der Männer Menschenlieb' an euch
So sichtbar oft zu schauen,
Wie könnten wir als Maurer nun
Den armen Waisen Gutes thun,
Und Findelhäser bauen? --

Um euch nun, liebe Schwesterchen,
Für alles, was durch euch geschehn,
Nach Würden zu belohnen,
So geben wir zur Dankbarkeit
Ein dreyfach Feuer euch anheut
Aus unseren Kanonen.

Siehe auch: