Lieder aus Kursachsen: Unterschied zwischen den Versionen

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zur Linderung der Hungersnot im Erzgebirge vom 17. Januar 1772 bis zum 30. September 1774 gesammelt haben, und über ihre Verwertung gibt ein im Jahre 1775 ohne Angabe des Druckortes herausgegebenes Büchlein „Gesammelte Nachrichten von den Armen -Einrichtungen der Freymäurer in Chur-Sachsen vom 17. Jenner 1772 bis zum Jahr 1775" genaue Abrechnung.  
 
zur Linderung der Hungersnot im Erzgebirge vom 17. Januar 1772 bis zum 30. September 1774 gesammelt haben, und über ihre Verwertung gibt ein im Jahre 1775 ohne Angabe des Druckortes herausgegebenes Büchlein „Gesammelte Nachrichten von den Armen -Einrichtungen der Freymäurer in Chur-Sachsen vom 17. Jenner 1772 bis zum Jahr 1775" genaue Abrechnung.  
  
Schon als Schiller in Leipzig-Gohlis war, oder doch in Dresden, werden ihn seine Freimaurerfreunde auf diesen grossen Wohltätigkeitssinn ihrer Logen hingewiesen haben, sie werden ihn gelegentlich auch auf jene gedruckte Abrechnung aufmerksam gemacht haben. Beim Durchblättern dieser gedruckten Abrechnung wird Schiller auch auf den Anhang gestossen sein. In das fein mit Goldschnitt verzierte Büchlein sind nämlich angebunden: „Freymaurer-Lieder", gedruckt ohne Angabe des Druckortes 1775. Diese kleine Sammlung enthält auf 16 Seiten Oktav 7 Lieder.  
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Schon als Schiller in Leipzig-Gohlis war, oder doch in Dresden, werden ihn seine Freimaurerfreunde auf diesen grossen Wohltätigkeitssinn ihrer Logen hingewiesen haben, sie werden ihn gelegentlich auch auf jene gedruckte Abrechnung aufmerksam gemacht haben. Beim Durchblättern dieser gedruckten Abrechnung wird Schiller auch auf den Anhang gestossen sein. In das fein mit Goldschnitt verzierte Büchlein sind nämlich angebunden: „'''Freymaurer-Lieder'''", gedruckt ohne Angabe des Druckortes 1775. Diese kleine Sammlung enthält auf 16 Seiten Oktav 7 Lieder.  
  
 
Es ist höchst wahrscheinlich, dass Schillers Freunde ihn gerade auf diese Lieder aufmerksam gemacht haben, da sie gewiss in ihren Logen gesungen wurden. Ihnen war jedenfalls das Büchlein zur Hand.  
 
Es ist höchst wahrscheinlich, dass Schillers Freunde ihn gerade auf diese Lieder aufmerksam gemacht haben, da sie gewiss in ihren Logen gesungen wurden. Ihnen war jedenfalls das Büchlein zur Hand.  

Version vom 12. April 2015, 11:58 Uhr

Sieben Lieder aus Kursachsen, 1775

Lieder von Ludwig Friedrich Lenz (4) und Ludwig Heinrich Bachoff von Echt (3)


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Ausgearbeitet von Dr. phil. Roland Müller, Switzerland / Copyright © by Mueller Science 2001-2015 / All rights reserved - ESOTERIK von Dr. phil. Roland Müller

Wie kam es zu diesem Liederbuch?

Aus:
Gotthold Deile: Freimaurerlieder als Quellen zu Schillers „Lied an die Freude“. Leipzig: Verlag von Adolf Weigel 1907, 110-120.


Als während der grossen Teuerung im Jahre 1771 viele Gemeinden des sächsischen Erzgebirges die äusserste Not litten, da eröffnete die Dresdener Loge eine Subskription, um diesem Elende zu steuern. Diese fand so rege Beteiligung bei den Brüdern, dass in einem Zeiträume von nur 23/4 Jahren die Freimaurer imstande waren, die für jene Zeit gewiss bedeutende Summe von 23 426 Reichstalern zur Linderung dieser schrecklichen Hungersnot beizusteuern, die zahlreichen Beiträge an Kleidungsstücken und Naturalien ganz abgerechnet.
Ueber diese Summe, welche die Logen
„Zu den drey Schwerdtern" und „Zu den wahren Freunden" in Dresden und die Loge „Minerva zu den drey Palmen" in Leipzig
und die Görlitzer Loge „Zur gekrönten Schlange"
zur Linderung der Hungersnot im Erzgebirge vom 17. Januar 1772 bis zum 30. September 1774 gesammelt haben, und über ihre Verwertung gibt ein im Jahre 1775 ohne Angabe des Druckortes herausgegebenes Büchlein „Gesammelte Nachrichten von den Armen -Einrichtungen der Freymäurer in Chur-Sachsen vom 17. Jenner 1772 bis zum Jahr 1775" genaue Abrechnung.

Schon als Schiller in Leipzig-Gohlis war, oder doch in Dresden, werden ihn seine Freimaurerfreunde auf diesen grossen Wohltätigkeitssinn ihrer Logen hingewiesen haben, sie werden ihn gelegentlich auch auf jene gedruckte Abrechnung aufmerksam gemacht haben. Beim Durchblättern dieser gedruckten Abrechnung wird Schiller auch auf den Anhang gestossen sein. In das fein mit Goldschnitt verzierte Büchlein sind nämlich angebunden: „Freymaurer-Lieder", gedruckt ohne Angabe des Druckortes 1775. Diese kleine Sammlung enthält auf 16 Seiten Oktav 7 Lieder.

Es ist höchst wahrscheinlich, dass Schillers Freunde ihn gerade auf diese Lieder aufmerksam gemacht haben, da sie gewiss in ihren Logen gesungen wurden. Ihnen war jedenfalls das Büchlein zur Hand.

Ich möchte deshalb schon aus rein äusserlichen Gründen diese 7 Freimaurerlieder als eine Hauptquelle zu Schillers Lied „An die Freude" ansehen.

Zu dieser Ansicht führt weiter die nähere Betrachtung der Lieder, die im wortgetreuen Abdruck folgen.

Freymaurer-Lieder

[Es handelt sich um 3 Lieder
mit der Kennzeichnung: Br. v. B.
[= Ludwig Heinrich Freiherr Bachoff von Echt, als 16jähriger [!] 1742 Mitbegründer der Loge „Aux trois planches à tracer“ zu Altenburg]

Einladung
Getroster Muth
Trinklied C.

und 4 Lieder
mit der Kennzeichnung: Br. L.
[= Ludwig Friedrich Lenz; veröffentlichte mit 29 Jahren, 1746, das erste deutsche Liederbuch für Freimaurer in Altenburg]

Preiss dir, erhabner edler Orden
.Die Sonn' in Westen zeigt uns schon
O, noctes, coenaeque!
Der du mit Weisheit, Stärk' und Pracht]

August Wolfstieg gibt in seiner „Bibliographie der freimaurerischen Literatur“ (Bd. 2, 1912, Nr. 39693) an:
Hrsg. von Ludw. Friedr. Lenz
Druckort: Altenburg
Drucker: Richter,
und erklärt:
„Dietrichs Angabe, dass L. H. Bachoff v. Echt an der Hrsgabe beteiligt war, ist nach Hase [1909] irrig“.


1775.

Lobgesang

[Auch in:
Heinrich August Ottokar Reichard: Freymäurer-Lieder, 1776, 20-24
Ludwig Friedrich Lenz: Gedichte verschiedenen Inhalts. 1781, 190-194,
unter dem Titel: Lobgesang
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 103-105;
unter dem Titel: Zum Lob und Vertheidigung des Ordens
Auswahl der brauchbarsten maurerischen Gesänge herausgegeben von der Loge zum Morgenstern in Hof. 5801 [= 1801], 103-105
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. Erster Band, 1804, 171-174 (ohne die 4. Strophe)


1. Eine Stimme allein.

Preiss dir, erhabner edler Orden
Der alten freyen Maurerey!
Alt bist du nur durch Weisheit worden,
Durch unerzwungene Tugend frey
Und, wo der Mensch dich nicht entweiht,
Ein Seegen für die Menschlichkeit

Chor.
Stimmt, Brüder, stimmt mir alle bey!
Singt, Maurer, laut, mit vollem [1801: frohem] Munde;
Nichts grössers, als die Maurerey,
Ist auf dem ganzen Erden-Runde!


2. Allein.

Es steigen Könige hernieder
Von Thronen, welch' [ab 1776: die] Ihr Geist erhöht
Und werden dieses Ordens Glieder,
Entäussern sich der Majestät
Und achten es sich nicht zu klein,
Hier Bruder, Freund und Mensch zu seyn.

Chor.
Glorreiches Glück und Seelen-Ruh,
Selbst beym Gefühl der Last der Kronen,
Nebst wahrer [1801: Und wahre] Freude, ström' Euch zu
Gekrönte Brüder auf den Thronen!

3. Allein.

Die besten Fürsten, deren Händen
Sich Völker fröhlich anvertraun,
Umgürten rüstig Ihre Lenden
Mit unserm Maurer-Schurz und baun,
Der Welt zum Glück, Sich selbst zum Ruhm,
Mit uns der Freundschaft Heiligthum.

Chor.
Heil Ihnen! Heil auf immerdar!
Sie sind der Schmuck von unserm Orden:
Heil dem! der uns schon theuer war,
Bevor Er unser Bruder worden.

4. Allein.

Der, dessen Sieggewohnte Rechte
Vorhin den Blitz der Kriege trug.
Der oft im donnernden Gefechte,
Wie Caesar, kam und sah und schlug.
Beut itzt uns [ab 1776: uns jetzt] brüderlich die Hand
[1801: auch er bot einstens uns die Hand,]
Womit Er sich den Lorbeer wand.

Chor.
Gross und unsterblich sind sie nun
Die Helden der gerechten Kriege;
Doch, was Sie [!] heut als Maurer thun,
Ist kleiner nicht, denn Ihre Siege.

5. Allein.

Der, dessen Geist geschärft zum Denken,
Vertraut mit tiefer Weisheit ist.
Der Bahnen, wo sich Sonnen lenken.
Wie seines Ackers Ruthen misst.
Wird Maurer: Nun bekennt er frey;
Dass hier die wahre Weisheit sey.

Chor.

Hier ist die Weisheit, wie sie soll.
Hold, menschenfreundlich, nicht verstiegen,
Still, ernsthaft und doch Wonnevoll:
Lernt, Brüder, aber seyd verschwiegen!

6. Allein.

Der Hub der Menschlichkeit, das Beste
Von Männern, die der Erdkreis nährt,
Schlüsst hier den Bund, den, ewig feste
Kein Wahn, kein Glück, kein Zufall stört.
[1801: Der Menschheit Blume, sie, die besten,
in ihrem Kreis geliebt, verehrt,
knüpft hier ein Band durch Ost und Westen,
das weder Wahn noch Zufall stört.]
Kein Gottesdienst, kein Volk, kein Stand
Versagt dem Bruder Herz und Hand.

Chor.
In diesem Heiligthum sind wir
Bloss schätzbar nach dem Werth der Güther
Der Seelen: und drum sind auch hier
[1801: nur schätzbarer, je mehr wir bieder,
und weise sind; -- drum sind auch hier]
Fürst, Bürger, Fremdling, Priester, Brüder.

7. Allein.

Erhabner, mächtiger Gedanke;
Dass ich ein freyer Maurer bin!
Wenn ich im [1801: am] Pfad der Tugend wanke;
So steig du leuchtend mir zu Sinn
Und präge mir den Vorsatz ein;
Ich will der Ehre würdig seyn.

Chor.
Heil allen! die der Kitt verbindet
Der Logen auf dem Rund der Erden!
Die würdig freye Maurer sind!
Heil allen, würdig es zu werden!

Br. L

Eine veränderte und verkürzte Fassung in:
Gesangbuch für Freymäurer. Königsberg 1787, 228-229,
unter dem Titel: Lob der Maurerey

Preiß dir erhabner edler Orden
Der alten freyen Maurerey,
Durch Tugend bist du groß geworden
Durch Milde schön, durch Weisheit frey.
Und überall, wo man dich ehrt
Blüht auf der Menschheit Glück und Werth.

2. Vom Throne steigen Fürsten nieder
Vergessen ihren Hoheitsdunst,
Und lernen gern als Ordensglieder
Die hohe Weisheit unserer Kunst,
Das Glück für keinen Geist zu klein
Von ganzem Herzen Mensch zu seyn.

3. Der, der in sieggewohnter Rechte
Stets neben Lorbeern Palmen trug,
Und daß er schneller Frieden brächte
Wie Cäsar kam und sah und schlug,
Legt an den Schurz, und ab das Schwerdt
Und thut was Bruderlieb ihn lehrt.

4. Der, dessen Geist geschärft zum Denken
Naturgeheimnisse erspäht,
Und weiß wie sich die Sterne lenken
Und wie der Weltenkreis sich dreht,
Wird Maurer, und bekennt, es sey
Nichts weiter als die Maurerey.

5. Von aller Menschenwelt das Beste,
Das Schönste, das der Erdkreis nährt
Schließt hier den Bund, den ewigfeste
Kein Wahn, kein Glück, kein Zufall stöhrt,
Und Gottesdienst und Volk und Stand
Trennt nie ein brüderliches Band.

6. Erhabner, mächtiger Gedanke,
Daß ich ein freyer Maurer bin,
Wenn ich vom Pfad der Tugend wanke
So führ mich wieder zu ihm hin,
Damit ich ihr in allem treu
Mit Leib und Seele Maurer sey.



Eine andere Fassung in:
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 202-203;
mit abgewandelter letzter Strophe auch in der Ausgabe von 1819, 202-203;
Lieder für Freymaurer. Hannover 1809, 26-27
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen. Berlin: W. Dieterici 1817, 130-131

stärker abgewandelt auch in:
Sammlung Maurerischer Lieder zum Gebrauch der zum Sprengel der Provinzial-Loge von Niedersachsen gehörigen Logen. Hamburg 1823, 28-29
Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen, 1832, 49-50,
1857 und 1869, 88-89;
mit den Angaben: Ged. v. …. 1778. -- Comp. v. Hellwig.
Liederbuch des Logenbundes im Königreiche Hannover. 1835, 27-28
Neues Gesangbuch für die große National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln in Berlin und deren Tochterlogen, 1841,103-104;


Preis dir, erhabner, edler Orden der alten freien Maurerei! durch Weisheit bist du alt geworden, durch unerzwungne Tugend frei: und überall, wo man dich ehrt, blüht auf der Menschheit Glück und Werth!

Chor.
Auf, Brüder, stimmt mir alle bei, und wandelt treu dem großen Bunde, daß unsre freie Maurerei, sey Glück dem ganzen Erdenrunde.

Der Menschheit Kummer gerne lindern, sich jedes Guten Glücks erfreun, dem Zweifler seine Sorgen mindern, dem Schwachen Stab und Stütze seyn, und dürsten nach Vollkommenheit, ist Maurern nur Glückseligkeit.

Chor.
Dir, unsern Dank, Allliebender! du giebst uns Kraft, den Weg zu wandeln, und giebst uns einst der Freuden mehr, wenn wir ihn treu zum Ziele wandeln.

Erhabner freudiger Gedanke, daß ich ein freier Maurer bin! wenn auf der Tugend Pfad ich wanke, so stärke meinen schwachen Sinn, und präge mir den Vorsatz ein: mich ihres Segens nur zu freun.

Chor.
Heil allen, die dies Band verbindt [1819: umschliingt] auf diesem weiten Rund der Erden; die würdig freie Maurer sind! [1819: ihr würd’ge freie Maurer singt:] Heil allen, würdig es zu werden!


Einladung

[Auch in:
Heinrich August Ottokar Reichard: Freymäurer-Lieder, 1776, 17-19,
unter dem Titel: Einladung
Lieder zum Gebrauch in den Logen. Breßlau 1777, 62-63,
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 95-96
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 182.]


1.Mit Ehrfurcht tretet, liebste [1777:lieben] Brüder,
In dieses Heiligthum herein!
Hier steigt die Freundschaft hold [ab 1776: selbst] hernieder
und macht des Lebens Glück gemein:
[1801: des Lebens Glück uns zu verleihn.]
Verschwiegenheit deckt dieses Zimmer,
Das Weisheit, Stärk' und Schönheit stützt,
Wo kein dem Menschen fremder Schimmer,
Nein! bloss die Tugend Werth besitzt [1777: beschützt].

2. Genießt im Maurerschmuck auch heute,
Vor ungeweihten [1777, 1784 und 1801: ungeweihtem] Blick versteckt,
Die weis' und Unschuld-volle Freude,
Die hier ein wahrer Maurer schmeckt,
Wenn, in der Eintracht sicherm Schoosse,
Sein Herz sich Sorgen-frey enthüllt,
Und ihm der Niedre, wie der Grosse,
Gleich herzlich [1784 und 1801: herrlich] Treu um Treu vergilt.

3. Seht den [1777: Seht, seht; 1784: seht denn] der Freundschaft heilgen Orden
Bey jedem Volk, in jedem Land,
In Osten, Westen, Süden, Norden,
Verehrt, geliebt, berühmt, gekannt:
Ja! wo nur gute Menschen wohnen,
Blüht unsre königliche Kunst:
Zu aller Zeit, in allen Zonen,
Erwarb sie sich der Edlen Gunst.

4. Frisch auf zur Arbeit, würdge Brüder!
Uns Maurern wird die Pflicht zur Lust;
Drum sevd, legt ihr das Werkzeug nieder,
Euch, daß ihr sie vollbracht, bewußt:
Dann eilt, an brüderlichen Tischen,
Wohin die Freundschaft lächelnd winkt,
Euch nach der Arbeit zu erfrischen,
Und legt die Hand ans Glas und trinkt!

5. Es leben die erhabnen Glieder,
Des Ordens Zierden, Schmuck und Preiss!
Es leben sämmtlich [ab 1776: alle] unsre Brüder
Auf dieser Erde ganzen [1777 und 1801: ganzem] Kreiss!
Auch unsre Schwestern sollen leben!
Doch denen gilt nur [1776: nur gilt] dieses Glass,
Die züchtig nach der Ehre streben,
Gerecht zu seyn, dem Winkelmaass.


Br. v. B.


Getroster Muth

[Auch in:
Heinrich August Ottokar Reichard: Freymäurer-Lieder, 1776, 65,
unter dem Titel: Getroster Muth
Lieder zum Gebrauch in den Logen. Breßlau 1777, 59
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 83
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 166.]


1. Lasst der Maurerey zu Ehren,
Brüder eure Stimmen hören!
Auf, erhebt des Ordens Ruhm!
Preisst das Loos, das uns beschieden!
Singt; der Maurer lebt hinieden
Schon als im Elysium.

2. Stets geschäfftig seine Pflichten
Treu, mit Sorgfalt auszurichten
Und des Daseyns werth zu seyn,
Schmeckt er, frey von Gram und Leide,
Still des Lebens ächte Freude,
Stirbt er sonder Furcht und Pein.

3. Wenn uneingeweihte [ab 1776: die Ungeweihten] zittern
Und, im Sturm von Ungewittern,
Oft ihr Muth zu Trümmern geht,
Steht der maurerische Weise
In der Tugend heiligen Kreisse
Ruhig, als ein Archimed.

Br. v. B.

Feyerabend

[Auch in:
Heinrich August Ottokar Reichard: Freymäurer-Lieder, 1776, 92,
unter dem Titel: Feyerabend
Ludwig Friedrich Lenz: Gedichte verschiedenen Inhalts. 1781, 207,
unter dem Titel: Feyerabend
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 39;
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1804, 73.]


1. Die Sonn' in Westen zeigt uns schon
Von unserm Tagewerk das Ende:
Kommt, Brüder, und empfangt den Lohn
Des edlen Fleisses treuer Hände.
Empfindet itzt, bey gutem Muth,
Wie schön sichs nach der Arbeit ruht.

2. Setzt Euch zum Brüderlichen Mahl
Mit heitern Stirnen, ofnen Herzen,
Trinkt weisslich, nach geweihter Zahl,
Würzt Speis' und Wein mit muntern Scherzen:
Doch, dass der Scherz nicht allzufrey,
Unbrüderlich und beissend sey.

3. Der Maurerey geliebte Pflicht
Verkennt, auch selbst bey Fröhlichkeiten,
Ein guter ächter Maurer nicht:
Lasst, Brüder, stets die Pflicht Euch leiten:
Seid itzt gesellig und bezeigt
Zugleich Euch sittlich: morgen schweigt!

Br. L.


O, noctes, coenaeque!

[Auch in:
Heinrich August Ottokar Reichard: Freymäurer-Lieder, 1776, 66-67,
unter dem Titel: O,noctes, coenaeque!
Ludwig Friedrich Lenz: Gedichte verschiedenen Inhalts. 1781, 190-194,
ohne Titel, aber unter dem Motto: Horat. O! noctes coenaeque!
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 11-12.
unter dem Titel: Ruhiges Gewissen
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 19.]


1. Aus dämmernder westlicher Ferne
Blickt schimmernd der Führer der Sterne,
Der Herold der kommenden Nacht:
Jetzt geht er als Hesperus nieder;
Einst kehrt er als Lucifer wieder:
Ein Herold des Tags, der erwacht.

2. Indessen sey freundlich willkommen,
Nacht, gütige Freundinn der Frommen,
Den liebreich dein Schleyer verbirgt;
Damit ihn nicht Arglist bespähe.
Damit ihn Verläumdung nicht schmähe.
Nicht Bosheit ergreiffe, die würgt

[ab 1776 leicht verändert:
Sey freundlich, o Nacht! uns willkommen.
Du gütige Freundin der Frommen,
Die liebreich dein Schleyer verbirgt;
Damit sie nicht Arglist bespähe,
Damit sie Verläumdung nicht schmähe,
Nicht Bosheit ergreife, die würgt.]


3. Zwar öfters, doch ungern, bedeckest
Du Laster, indem du sie schreckest:
Wir aber bedürfen es nicht;
Dass deine gefälligen Schatten
Hier Lastern die Zuflucht verstatten:
Wir wandeln auch finster im Licht.

4. Verschwiegene Freundinn, umhülle
Uns jetzo mit Dunkel und Stille!
Deck' unsre Geheimnisse zu!
Die Sorgen, die Sterbliche quälen,
Lass schlummern, und geuss in die Seelen
Der Genügsamkeit seelige Ruh.

5. Das aber verbirg nicht dem Neide;
Dass uns hier, in Unschuld und Freude,
Die nächtlichen Stunden verfliehn:
Und dass, in verschlossnen Gemächern,
Bey nüchternen fröhlichen Bechern,
Wir Menschen zur Weisheit erziehn.

Br. L.


Trinklied

[Auch in:
Heinrich August Ottokar Reichard: Freymäurer-Lieder, 1776, 97 (ohne die 4 Strophe)
Lieder zum Gebrauch in den Logen. Breßlau 1777, 73 (ohne die 4. Strophe);
mit dem Titel: Trinklied
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 65-66;
mit dem Titel: Trinklied
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodien. Zweyter Band, 1785, 198-199 (ohne die 4.Strophe),
LX. ohne Titel
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 261-262


Hinweg von hier, profane Zecher!
[1801: Weg, weg, von hier, profane Zecher!]
Bey Maurern herrscht die Mäßigkeit:
Es werde nie der Freuden Becher
Von trunknen Lippen hier entweiht!

Das Freudenschaffende Getränke,
Gepflanzt von Vater Noahs Hand,
Das süsse himmlische Geschenke,
Wird stets hier würdig angewandt.

Drum, Brüder, preisst den Weinerfinder!
Ihn, der der Maurer Anherr [1801: Ahnherr] war:
Für uns, — uns, seine würdgen Kinder,
Pflanzt er die Reben, das ist klar.

[ab1784 zusätzliche Strophe:
Die Hand ans Glas! wir trinken heute,
Nach unserm Brauch, durch dreymal drey:
Es lebe - [1801 eingefügt: hoch] der Stolz, die Freude
Der Menschheit und der Maurerey.]

Br. v. B.


Gebeth

[Auch in:
Heinrich August Ottokar Reichard: Freymäurer-Lieder, 1776, 91,
unter dem Titel: Gebeth
Lieder für Frey-Mäurer. Zwote Sammlung. 1780, 16-17;
Ludwig Friedrich Lenz: Gedichte verschiedenen Inhalts. 1781, 206,
unter dem Titel: Gebet
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 26-27;
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1804, 51-52.

ferner mit zwei neuen Melodien von Naumann und Schulz in:
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer. Dritter Theil, mit ganz neuen Melodien. Kopenhagen und Leipzig 1788, 1-7.

abgewandelt in:
Versuch einer vollstændigen Samlung Freimaurer-Lieder zum Gebrauch der Loge Ferdinand zum Felsen in Hamburg, 1790, 1-2;
Liederbuch für die Große Landes-Loge der Freimaurer von Deutschland und deren Tochter-Logen. Berlin 1869, 3-4 (mit den Bemerkungen: „Ged. von Matthisson. Comp. von Wessely.“)

1864 hat Friedrich Erk das Lied neu vertont.
siehe: Gesangbuch für Freimaurer, Zusammengestellt und arrangiert von Br. Friederich Erk. 12. Aufl. Essen: Baedeker 1909, 4-5.]


Der du mit Weisheit, Stärk' und Pracht,
Im Unermesslichen gebauet.
Auch mich hat deine Hand gemacht,
Dein Blick [ab 1776: Du hast] mein Schicksal überschauet

5. Und dein Gebot ans Werk gestellt;
[1776: Und mich an dieses Werk gestellt,
1780: Du hast mich an dies Werk gestellt,]

Um hier, in ungezählten [ab 1775: zugezählten] Tagen,
Zum Bau der grossen Geister-Welt
Das Meine würksam beyzutragen

Lass, meiner Pflichten eingedenk.
Mich treulich an der Arbeit bleiben,
Die du mir zugetheilt, und schenk
Mir Kraft; dein edles Werk zu treiben.

13. Gieb, dass ich Brüder brüderlich
Mit reiner heisser Lieb' umfasse;
Jedoch dabey bewahre mich,
Damit ich keinen Menchen [Menschen] hasse.
[1780: Vor Menschenhaß bewahre mich,
Und wohlzuthun nie unterlaße.]

Gieb mir ein Laster-freyes Herz,
Vernunft und Mässigung in Freude,
Im Unglück Trost, Geduld im Schmerz

20. Und Muth, wenn ich vom Leben scheide.

Br. L.