Trierer Steinmetzen-Zunftordnung: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 9. August 2010, 11:07 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Die Trierer Steinmetzen-Zunftordnung (1397)
Bearbeitung Roland Müller
Diese Zunftordnung ist „ausgegangen von den Scheffen und Scheffenmeistern der Stadt Trier“, sie datiert vom 30. Oktober 1397 und wurde kurz vor 1850 entdeckt in der „Zunftlade der Steinmetzen-Innung in einem Winkel ihres ehemaligen Zunfthauses“ durch August Reichensperger
siehe auch als Ergänzung:
Die älteste erhaltene Urkunde einer Zunft der Bauleute stammt aus Basel (1248)
Otto Winkelmüller: Die deutschen Bauhütten. Ihre Ordnungen und die Freimaurerei. Bad Harburg: Karl Sasse 1964, 8:
„Die älteste uns bekannte Ordnung, die sich mit Steinmetzen befasst, datiert vom 20. Oktober 1397.
Die Urkunde ist keine Bauhütten-Ordnung, sondern sie befasst sich mit der Regelung der Angelegenheiten städtischer Steinmetzen in Trier. Sie werden zwar als Bruderschaft bezeichnet, geloben aber dem Scheffenmeister, den Scheffen und dem Rat der Stadt Trier Gehorsam. Es werden für alle Art von Vergehen Strafen und Gebühren festgesetzt, wie in allen derartigen Ordnungen üblich. Insgesamt werden aber nur durchaus irdische Handwerksangelegenheiten geregelt.
Das was an Brauchtum erkennbar ist, geht über das Zeitgemässe nicht hinaus. Von irgendwelchen Geheimnissen oder besonderer Symbolik ist nur zu bemerken, dass am Anfang der Allmächtige Gott, Maria, die Mutter und alle Heiligen angerufen werden.
Die Urkunde zu erläutern würde hier zu weit führen. Sie ist für die Beantwortung des gestellten Problems uninteressant.“
Als Anhang zu Otto Winkelmüller ist die nicht ganz genaue Nachschrift der „Ordnung der Steinmetzen zu Trier 1397“ – ohne die erläuternden Anmerkungen - zu finden auf Seiten 45-47.
Originaltext
August Reichensperger: Vermischte Schriften über christliche Kunst. Leipzig: Weigel 1856; darin der Aufsatz: Die Bauhütten des Mittelalters (1850), 156-163, worin bereits das Halliwell-Manuskript erwähnt wird; daran anschliessend die Trierer Steinmetzen-Zunftordnung, 164-168; laut Otto Winkelmüller, 1960, 38, befindet sich das Original im Stadtarchiv Trier in der Sammelmappe 2179/793 der Handschriftenabteilung.
Wir Scheffenmeister und Scheffen gemeinlich zu Triere dun kunt allermenlich und bekennen offenlichen mit diesem brieve, daz wir umb eynen gemeynen Urbar und nutz der stede der Bürger und der gantzer gemenyde zu Triere den erbern (1) luden den Steynmetzen zu Triere die sich mit dem Ampte erneren und behelffen willent, gegonnet und erlaufft han gonnen und erleuben yn vermitz diesen geinwartigen brieff, daz sy in ere des Almechtigen gotz ste marien siner lieber moder und Alle gotzheiligen und auch umb ere nutz und gemach hires (ihres) Amptz vorgenant eyne gude und ersame Broiderschafft gemacht hant die von nu furbass von hyn alle hiren nakomen broederen desselben amptz unverprochlichen gehalden sal werden.
In alle dermaisen puncten und Wiesen als die herna folgent geschrieben.
Zu dem ersten So sullen sy dem Scheffenmeister unserm herrn den Scheffen und dem Raide gehorsam syn Jn allen sachen da yn oder hirme meister hires amptz geboden wirt von eyme Cendener (2) zu Triere umb der stede noit und sall ein iclich broeder des Ampts den burgeren zu Triere und allermenlich gud werck machen. Und wer des neit en dede und wandelberch werck mechte und von dem geclaget wurde das sal der meister von dem Ampte veir erber (3) broider des amptz darzu schicken daz werck done besehen uff hiren eid.
Befunden die daz daz werck wandeldberch ist und neit gud, daz sal der broider dem keren dem er daz Werk gemacht hette und sal darzu enphallen (4) sin umb die boise (5) mit namen umb dru pund pennige Trierscher werungen und dru pund washs (6) der sullent werden funff schillinge dem Scholtes zu zyden uff daz er sine boden lyhe den broider zu twingen, funffzehen schillinge unserm herrn dem Scheffenmeister und den scheffen und die andern veirzich schillinge und die dru pund washs der broiderschafft zu vollaist hiren kertzen und anderen hiren sachen die sy zu der broiderschafft bedurffent.
Vort welch Steynmetze wircken und machen wyl und sich mit dem Ampte zu Triere erneren darna, daz er veirzehen dage zu Triere geviest were und gemacht hette und sich wirckens und meisterschafft annemen wolde, der sal die broiderschafft bestan er sy heymsch oder fremde umb den meister von dem ampte und so er die broiderschafft besteit, So sal er dar umb gebin und bezalen zwilff pund pennyge Trierscher werungen als zu der zud in Triere genge und gebe ist veir pund washs und zwene seister wyns die man deilen sal zu wissen der sullent werden unserm herrn dem Scheffenmeister und den Scheffen zu zyden veirzich schillinge die der zendener under sy deilen sal.
Eyme scholtes zu zyden funff schillinge und den Rimeler (7) zumale und die veir pund washs der broiderschafft zu volleist hiren kertzen und andern hiren sachen, die sy zu der broiderschafft bedurffent und vort dem meister der broiderschafft und den veiren die zu yme geschickent sint die broiderschafft zu huden (8) die zwen seister wyns des besten als dan zum zappen zu Triere veile ist.
Wer aber eyns broider kind ist und der broiderschafft gesynnet und darJn komen wilt der sal geben halff als vyl vorgeschriewen steit.
Wer auch eyns broiders wyff keuffte und der begeret und der Broiderschafft gesynnet der sal geben auch halff als vyl darzu deilen na gebur als vorgeschriewen steit.
Und eyn lere knecht der neit eyns meisters son en is zu stunt so er zu dem meister verdinget ist so sal er geben der Broiderschafft eyn pund pennyge Trierischer werungen und eynen seister wins und aichter dem daz sine lereJare uss sint by dern ersten meister, So sal er der Broiderschafft bynnent veirzehn dage darna schuldig sin zubestan und sal darumb geben halff as vyl glich als eyns broiders kind.
Und abe er das neit endede (9), So sal er die Broiderschafft bestan als eyn fremder und das pund pennyge und den win, den er geben hette verloren han.
Auch welch fremde meister oder knecht zu Triere queme und der Stede dient der sal nuyst schudlig syn zu geben noch die broiderschaft zu enphahen als lange er in der stede dienst ist.
Und dar aichter wolde der oder ein ander fremeder knecht zu Triere wircken und machen by eyme broider der broiderschafft der mag veirzehen dage by dem broider wircken und nuyst schuldig sin zu geben. Bleibet er aber über die veirzehen nacht, So sal der geben dru pund washs und sal damiede ein Jare ledig sin. Dan wurde er broder bynnent dem Jare, So sal er die Bruderschafft enphahen umb die zweilff pund pennyge veir pund washs und zwene seister wins die zu deilen als vorgeschriewen steit. Hette er aber die dru pund washs vor bezalt bynnent dem Jare, So sullen yme die an den veir punden washs abegan.
Auch so ensal keyn broder Jn der broiderschafft dem andern keyn werck zu machen verbieden noch keyn ander geboit Jn der broiderschafft machen anders dan he vorgeschriewen steit, Jss en sy dan mit willen eyns Scheffenmeisters und unser herren der Scheffen vorgenant, die zu der zyd sint.
Vort mee so eyn Broider der Broderschafft oder eyns broder wyff oder syne kind oder ein lereknecht der syn recht bezalt hette, stirbet zu der grabelich sullent alle broider und hir icliche wybe komen die sy hant ane arglist und sal man eynen iclichen broder und eyns broders wyff so sy verfaren sint began mit veir kerzen und mit der broederliche doiche (10) und zu der begengnuss sollen alle broider und eyns broder wyff, die neit mans en hette (11) komen und die misse offeren So yn das kunt getan wirt von dem budel hirs ampts und wer darzu dem Rechte neit enqueme er en hette dan richtlich und wisslich enschultenuss wer die weren, die sallen der Broiderschafft bezalen eny halff pund washs zu volleist ihren kerzen als dicke des noit geburt.
und wer darwider frevelte die sullent entphallen sin von dryn punden pennige Trierischer werungen der sullent werden dem Scholtes zu zyden funff Schillinge uff daz er sine boden darzu lihe den broider zu penden - unserm herren dem Scheffenmeister und den Scheffen funffzehn Schillinge und den rymeler der Broderschafft in die buysse.
Und alle Jare des mitwochens Jn den vier heiligen dagen zu pingesten So sullen die Broder gemeinlichen by einander komen Jn eyns meisters huss der des Jars gewest ist oder andersswar dar sy der budel von des meisters wegen heischit umb hirs amptz recht zu behalden.
Und sullen da eynen nuwen meister setzen und kiesen oder den meister lassen der des Jars gewest ist wie sy des Uberkoment und zu yme veir erber manne die die broiderschafft und die broder handhaben und Jn erlichem stade halden.
Und wer dan meister gekoren wirt oder verlibet (12) der sal desselben dages komen zu dem Scheffenmeister zu zyden und dem kundigen dass er meister gekosen sy und dem sallen die anderen brodere gemeinlichen gehorsam sin Jn allen sachen daz die broderschafft antrifft und der stede Cendener an sy gesonnet von der stede wegen.
Und sal der meister der des Jars gewest ist und die veir von der Broderschafft wegen des Anderen dages so eyn nuwer meister gesat oder verliben were komen zu dem Scheffenmeister zu zyden und sullen dem geben und handreichen daz gelt von den broideren die sy des Jars gemacht hetten und auch die bosen mit hirme eide na gebur die des Jars gefallen weren was unsern herrn zuhoret als vorgeschriewen steit.
Und welch meister fremde knecht oder lereknechte aichter syne zyd als vorbegriffen ist zu Triere wircken wollte und sich erneren und die Broiderschafft neit bestan wolde den sal der meister mit des Scholtes boden done penden und yme sine waffen und gezauwe (13) done nemen als dycke dies noit geburt bis er die broiderschafft besteit Jn der maisen als vorgeschriewen steit ussgenomen aber er Jn der Stede dienst were und anders neit.
Auch welch broider der stede Zendener oder hirme meister neit gehorsam weren zu der Stede gebode so is yme gekundiget were und sich darwider stelte der sal sin umb die boise mit namen umb Sechsich Schillinge und darzu umb zwene seister Wyns a!s dycke des noit geburt.
Und sal der Scholtes dem meister boden lyhen den broider vor die boise zu penden und sal darumb der Scholtes an der boisen haben funff schillinge dem Scheffenmeister und unsern herren den Scheffen funfzehn Schillinge und dem Rymeler der broiderschafft und den meistern der broiderschafft die zwene Seister Wins des besten als vorgeschriewen steit - usgeschieden alle arglist und geuerde (14).
Dieser Dinge zu Urkunde und vester stedicheid und umb das diese broederschafft des die steder und vester geha!den werden So han wir Scheffenmeister und Scheffen unser stede Sygel von Triere an diesen brieff done hongken, der geben wart des Jars do man zalte na Gotz geburte 1397 Jare des zweynzigisten Dages Jn octobre.
Anmerkungen
1) ehrbaren.
2) Vorsteher einer Centschaft.
3) ehrbare.
4) verfallen.
5) Busse.
6) Wachs.
7) Vielfacher Bemühung ungeachtet, ist es mir nicht gelungen, die Bedeutung des Wortes: Rimeler, Rymeler mit voller Bestimmtheit zu ermitteln, namentlich nicht, ob dasselbe allgemeiner im Gebrauch war. Wahrscheinlich ist unser „Rimeler" der Rechnungsführer, Zahlsmeister gewesen. Rim heisst nämlich in der alten Sprache Zahl, eine Bedeutung, welche sich in dem Worte: Reim (numerus, rhythmos, arithmos) erhalten hat.
8) hüthen.
9) thäte.
10) Leichentuch.
11) Wittwe.
12) verbleibet.
13) Geräthe.
14) Gefährde.
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