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Version vom 17. März 2017, 06:33 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Buchloge
Einmal im Jahr, in der Zeit der Leipziger Buchmesse, veranstaltet die ortsansässige Loge "Minerva zu den drei Palmen" die sogenannte "Buchloge".
Das ursprünglich Anliegen dieser Veranstaltung war es, Brüdern, die sich im Rahmen der Messe in Leipzig aufhielten, die Möglichkeit zu freimaurerischer Betätigung zu geben.
Völkerschlachtdenkmal
Der außergewöhnliche Veranstaltungsort - die Fundament-"Katakomben" des Völkerschlachtdenkmals - bewirkte jedoch bald, daß eine große Zahl von Freimaurern aus ganz Deutschland und der Welt Interesse bekundeten, der Buchloge beizuwohnen.
Begrenzung
Aus sicherheitstechnischen Gründen ist die Zahl der Teilnehmer auf 200 Personen begrenzt - dieses hat zur Folge, daß jedes Jahr Wartelisten geführt werden müssen.
Eine so große Zahl von Teilnehmern wird ansonsten in Deutschland nur bei Großlogentagen oder dem Konvent der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD) erreicht.
Text: Ivan Wojnikow
Buchloge 2013: "Mensch und Krieg"
Dies war in Leipzig das Thema einer Arbeit der ‚Minerva zu den drei Palmen’.
Anlass: die Buchmesse, daher heißt diese jährlich wiederkehrende Traditionsarbeit ‚Buchloge’;
mit Gästen von weit her. Das Besondere daran ist der Ort: die ‚Katakomben’ des Völkerschlachtdenkmals.
Ein Artikel von Rudi Rabe in ZEIT&MASS, dem Mitgliedermagazin der Großloge von Österreich.
Das Denkmal wurde 1913 eingeweiht: genau hundert Jahre nach der Völkerschlacht bei Leipzig, die das Ende Napoleons einleitete. Heuer war also ein doppeltes Erinnern angesagt: hundert Jahre Einweihung und zweihundert Jahre Völkerschlacht.
Auch wenn es dem Riesending nicht anzusehen ist, es war ein Werk deutscher Freimaurer: allen voran Apollo-Stuhlmeister Clemens Thieme und Architekt Bruno Schmitz. Ohne die Freimaurer hätte es das Denkmal nicht gegeben.
Es wäre also verlockend gewesen, in der Jubiläums-Zeichnung eine Großtat freimaurerischer Vorfahren zu feiern. Bruder R. Upuaut von der Loge 'Minerva zu den drei Palmen' aus Leipzig widerstand dieser Versuchung: Er beleuchtete das Zwiespältige solcher Monumente. Auszüge:
Denkmale wie dieses wollen „ein historisch bedeutendes Geschehen vereinnahmen.“ Aber in Wahrheit sind sie „nichts anderes als ein trauriges Erinnern an Krieg und Elend, an Leid und Schmerzen.“ Sie stilisieren den Krieg als ein „von unbekannten Mächten provoziertes Geschehen ... dabei ist der Krieg vollkommen menschlich. Der Mensch hat ihn sich ausgedacht.“
„Bei der pompösen und mit viel Militärpräsenz durchsetzten Einweihung des Völkerschlachtdenkmals 1913 war es denn auch nicht die Mahnung vor dem menschengemachten Kriege, welche die zahlreichen königlich und kaiserlichen Gäste berührte, es war ein vom nationalen Patriotismus geprägter Geist, der die Zeremonie vollständig durchzog. ... Der Mensch oder genauer gesagt, eine überschaubare Gruppe von Menschen war schon insgeheim am Planen noch größerer kriegerischer Taten, größer und umfassender als es die Völkerschlacht je war. ... Und ein Jahr später begann das, was das Mahnmal nur annähernd als steinerner Zeuge sinnloser Schlachten und Kriege den Menschen seiner Zeit als Spiegel der Erkenntnis vorhielt.“
Aber sind wir heute so weit weg davon, fragt sich der vortragende Bruder gegen Ende seiner Zeichnung? „Wieso spricht die Gesellschaft nach jahrelangen militärischen Kampfeinsätzen in den Krisenregionen dieser Welt von friedenserhaltenden Maßnahmen, anstatt das ehrlichere Wort Krieg zu benutzen, auch wenn der Frieden herbeigesehnt wird? ... Was für ein Menschenbild hat unsere Gesellschaft, wenn sie die unschuldigen zivilen Toten in Kriegsgebieten als Kollateralschaden bezeichnet?“
Und schließlich: „Ob unsere Freimaurerbrüder Thieme und Schmitz bei der Errichtung des Völkerschlachtdenkmales dies alles bedacht haben und ob sie frei waren von blindem Patriotismus und verklärendem Heldenpathos muss eine offene Frage bleiben."
"Und so können vielleicht die tonnenschweren Steine über uns dennoch ein Symbol dafür sein, dass wir alle eine schwere Verantwortung in uns tragen, derer wir uns immer bewusst sein sollen.“
Zweihundert Brüder aus achtzig Obödienzen nahmen teil, aus Österreich G.H. von der Pilgram: „Es war überwältigend, für mich unvergesslich. Bedauerlich ist, dass ich der einzige Österreicher war.“
Service1: Der vollständige Text von R. Upuaut
Service2: Detailinfos über die Buchloge
Siehe auch
Links
- Leipziger Recherchen von Otto Werner Förster http://www.leipziger-recherchen.de/