Rüdiger Templin: Unterschied zwischen den Versionen

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== 2012 vor der 275-Jahre-Feier: Rüdiger Templin ausgezeichnet ==
 
== 2012 vor der 275-Jahre-Feier: Rüdiger Templin ausgezeichnet ==

Aktuelle Version vom 20. Dezember 2020, 19:13 Uhr

Rüdiger Templin

Professor Rüdiger Templin war von 2010 bis 2015 Großmeister der Vereinigten Großlogen von Deutschland.
Am 31. Oktober 2015 übergab er sein Amt an Christoph Bosbach.

Aufruf zur Unterstützung der Opfer von Krieg, Terror und Gewalt

Liebe Brüder Freimaurer, liebe Schwestern Freimaurerinnen,

bevor wir am Ende unserer Arbeit auseinander gehen, uns die Hände reichen und die Kette symbolisch bilden, hören wir zum Schluss die Mahnung:

Geht nun hinaus in die Welt und bewährt Euch als Freimaurer, kehrt nicht der Not den Rücken, wehret dem Unrecht, wo es sich zeigt!

Unseren Werten entsprechend ist dies eine Aufforderung zum Handeln und zu überlegen, wie jeder Einzelne von uns sich hilfreich und gut in der Gesellschaft einbringen kann.

Haben wir bei uns derzeit nicht genug solcher Opfer durch Krieg, Terror und Gewalt?

Hier und jetzt ist es Zeit, das zu tun, was unseren Werten entspricht.

Es ist höchste Zeit zu handeln - eben sich zu bewähren - auch als Freimaurer, jeder mit seinen Möglichkeiten für humanitäre Ziele!

Rüdiger Templin Großmeister

Oktober 2015

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2012 vor der 275-Jahre-Feier: Rüdiger Templin ausgezeichnet

Prof. Rüdiger Templin, Großmeister der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD), wurde »für seine jahrelangen Verdienste für die Freimaurerei in Deutschland und zum Zeichen der guten Zusammenarbeit der VGLvD und der Mitgliedsgroßloge der ›Alten Freien und Angenommen Mauer von Deutschland‹« von eben dieser geehrt.

Von der »guten Zusammenarbeit« kann sich jedermann und ›jederfrau‹ Ende September ein Bild machen, wenn die älteste deutsche Loge »Absalom zu den drei Nesseln« (A.F.u.A.M.) in Hamburg ihr 275-jähriges Bestehen feiert – zeitgleich mit dem alle drei Jahre stattfindenden Wahl-Konvent der Vereinigten Großlogen.

Statement von Großmeister Rüdiger Templin

Diskretion Ehrensache

Kaum eine Organisation weiß ihre Geheimnisse so gut zu schützen wie die Freimaurer. Und trotzdem hat ihnen mehr Transparenz am Ende geholfen.

Geheimnisse haben ihren besonderen Reize für Öffentlichkeit und Medien. Dies ist wohl vordergründig so, weil man dem Wunsch nach Aufklärung bisher nicht bekannter Fakten kaum widerstehen kann und möchte. Wie in der großen Politik so besteht auch im privaten Bereich ein besonderes Bedürfnis – ja ein Recht – auf Integrität von personengebundenen Daten, Fakten und Ereignissen. Es ist ebenso ein gutes Recht diese – so denn gewünscht – nur einem bestimmten Personenkreis zugänglich zu machen.

Deshalb sollte bei der Beschreibung einer Sache sehr sorgfältig mit dem Begriff Geheimnis gearbeitet werden, weil er sonst sofort impliziert, etwas Illegales oder Mysteriöses vor Unwissenden zu verschweigen. Dan Browns Bücher etwa leben von eben diesem Zentralthema, das Fantasien weckt und gerne mit Verschwörungstheorien verbunden wird. Vertrauen ist notwendig. Das beinhaltet zwangsläufig auch das Verschweigen von Anvertrautem.

Diskretion setzt Vertrauen voraus und schafft dieses auch. Beides sind ethische Werte, die in der heutigen Gesellschaft in eine bedenkliche Schieflage geraten sind, wenn man an das Verhalten von bestimmten Finanzmanagern, Politikern, selbst Ärzten oder Sportgrößen denkt. Hier ist Vertrauen, Transparenz und demokratische Kontrolle erwünscht und notwendig.

Von wegen Weltverschwörung

Ein in den Medien gern dargestelltes Thema ist das sogenannte Geheimnis der Freimaurer, einer weltweiten Organisation, die seit fast 300 Jahren ihr Brauchtum pflegt und sich stets Angriffen aus der Öffentlichkeit ausgesetzt sah – besonders in Zeiten von Diktaturen. Wir Freimaurer haben wohl gerade wegen dieser Diskretion als eine der ältesten Organisationen der Welt alle gesellschaftlichen Veränderungen überlebt.

In Deutschland hat sich bis in die heutigen Tage die Idee einer von den Nationalsozialisten propagierten Weltverschwörung der Juden und Freimaurer gehalten. Diese bezieht sich sowohl auf die Protokolle der Weisen von Zion als auch auf eine Freimaurersitzung 1897 in Basel. Die Protokolle wurden vom Journalisten P. Graves in der Londoner Times bereits 1921 als Fälschungen entlarvt, was das NS-Regime dennoch nicht davon abhielt, ihre Propagandamaschine sehr erfolgreich mit dieser Verschwörungstheorie zu speisen. Hierbei wurde mit dem finsteren Inhalt des Geheimnisses gespielt und der Otto Normalverbraucher glaubte dem nur allzu gern.

Dies begründet wohl das Imageproblem vertraulicher und diskreter Themen in Deutschland. Insofern dass etwas Geheimes oder Vertrauliches Begierde erweckt, Vermutungen und Zweifel an deren positiven Inhalten auslöst. Absurd übrigens auch, dass es den Nationalsozialisten als einem der größten Gegner der Freimaurer mit ihrer Propaganda nicht gelungen ist, deren angebliches Geheimnis freizulegen. Sie veranlassten, das Hamburger Logenhaus in der Welkerstraße Stein für Stein abzutragen, um genau dieses Geheimnis dort zu finden.

Öffnung zur Gesellschaft

So lautet die Richtschnur der deutschen Freimaurerei. Und nicht nur bei unserer 275-Jahrfeier, sondern auch bei der rituellen Festarbeit in der Hamburger Hauptkirche, ist eines deutlich geworden: Durch mehr Transparenz hat die Freimaurerei zur Entmystifizierung des Geheimnis beigetragen.

Oft wäre der Begriff der Diskretion besser, so wie er pflichtgemäß in bestimmten Berufen angewendet wird. Hierbei sollten wir an die ärztliche Schweigepflicht ebenso denken, wie an das Verhältnis der Rechtsanwälte zu ihren Mandanten oder an die Kriminalpolizei und die Staatsanwaltschaft während ihren Ermittlungen.

Deshalb verwenden wir Freimaurer den Begriff Diskretion als vertrauensbildende Kraft für unseren Umgang untereinander, aber vor allem gegenüber Dritten. Er macht deutlich, dass das vertrauensvolle Miteinander gewahrt bleibt. So wie es sein soll.


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2011: Portrait Rüdiger Templin in ZEIT&MASS

ZEIT&MASS: So hieß von 2008 bis 2014 das Mitgliedermagazin der Großloge von Österreich.

"Salsa im Studio ..."

Da staunte die Radiomoderatorin, als der Großmeister in einer Musikpause des Live-Interviews mit ihr ein Tänzchen wagte: einen kubanischen Salsa. Der Großmeister: Rüdiger Templin, 70, Chef der Vereinigten Großlogen von Deutschland. Von Rudi Rabe.

Rüdiger Templin, ehemals Transplantationsmediziner im ostdeutschen Rostock, kam auf Umwegen zum Bund. In der DDR war die Freimaurerei verboten, aber gerade deshalb interessierte er sich für sie. „In einem alten Lexikon aus 1936 las ich“, erzählt mir der Großmeister am Telefon, „dass auch die Nazis dagegen waren. Wenn beide … ja dann musste das wohl was Gutes sein“, schmunzelt er.

Erste Kontakte in Kuba

Ein Logenhaus irgendwo in Kuba

Ausgerechnet beim Klassenbruder in Kuba, der einzigen sozialistischen Diktatur, in der die Freimaurerei erlaubt war, sammelte Rüdiger Templin dann erste Eindrücke: „Auf meinen Arbeitsreisen besichtigte ich das große Freimaurerhaus in Havanna ebenso wie viele Kleine, die leider ziemlich herunter gekommen sind. Castro kontrolliert die Freimaurerei, er nutzt sie für karitative Zwecke. Heute weiß ich, dass er 1958 sogar rezipiert wurde; in Mexiko, vor seiner Landung in Kuba. Aber er hat es nie gelebt.“

1989 kam die deutsche Wende. Und es war logisch, dass Rüdiger Templin 1992 in die wiedererweckte Loge ‚Zu den drei Sternen‘ in Rostock aufgenommen wurde: Zu den drei Sternen (Rostock) Fast zwei Jahrzehnte später wurde er Großmeister der Vereinigten Großlogen von Deutschland. Das Live-Radiointerview war eine Folge seines neuen Amtsverständnisses: hinaus in die Öffentlichkeit.

"Öffnung zur Gesellschaft"

Auf der Website der Vereinigten Großlogen von Deutschland lädt der Großmeister zu einem „persönlichen Gespräch mit unseren Brüdern im Rahmen der zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen unserer 470 Logen ein.“ Und er empfiehlt, „Hemmschwellen zu überwinden. Es lohnt sich.“ Mit einer Suchfunktion kann man die nächstgelegenen Logen finden.

Auch die Kontakte zu den Medien, der Politik und den Behörden wurde intensiviert. Fast täglich gibt es irgendwo in einer Regionalzeitung einen Bericht über den öffentlichen Auftritt einer Loge. Im Herbst 2011 wird in Hamburg 275 Jahre deutsche Freimaurerei gefeiert werden. Schon vereinbart: Die Stadtregierung wird sich einbringen.

Bruder Rüdiger will „alte Zöpfe abschneiden. Wir wollen weniger erzählen, dass Goethe und Washington bei uns waren; das ist Schnee von gestern. Die Suchenden fragen uns, was wir heute tun; wie wir uns von Rotary oder Lions unterscheiden. Also ist Transparenz angesagt. Und es zeigt Wirkung.“ Die Zahl der Suchenden habe zugenommen, manche Logen hätten wieder Wartezeiten, und der Altersdurchschnitt sei gesunken: „Dadurch kommen neue Sichtweisen in die Logen.“

"Zwischen Frankreich und Österreich"

„Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg“, sagt der Großmeister schließlich. „Mit unserer Öffnung sind wir jetzt in einer Mittellage: irgendwo zwischen den sehr offensiven Freimaurereien in Italien, den Niederlande und Frankreich einerseits und den diskreten in Belgien, Polen und Österreich andererseits.“

Während Bruder Rüdiger mit mir telefoniert, von seinem Heim an der Ostsee aus, schweift sein Blick wohl immer wieder zu seinen zwei alten Stühlen mit dem Freimaurerzeichen. Noch zu DDR-Zeiten hat er sie in Leipzig in einem Antiquitätenladen gekauft: Jahre bevor er ein Bruder werden konnte.

Siehe auch

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