Rezension: Hans Teiller - Mauerranken (Gedichte): Unterschied zwischen den Versionen

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'''Endlich wieder neue Freimaurerlyrik! Und das mit zeitgemäßen Inhalten und in einer zeitgemäßen Form: sozusagen multimedial, also Text und Bilder! Wir leben ja längst in einer Bilderwelt, in der es Buchstabenanhäufungen, vor allem wenn sie auch sprachlich bilderlos sind, eher schwer haben. Mehr als fünf Jahre hat Hans Teiller an diesem Buch gearbeitet, dichtend und zeichnend. Es hat sich gelohnt. Eine Rezension von [[Rudi Rabe]].'''
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'''Endlich wieder neue Freimaurerlyrik! Und das mit zeitgemäßen Inhalten und in einer zeitgemäßen Form: sozusagen multimedial, also Text und Bilder! Wir leben ja längst in einer Bilderwelt, in der es Buchstabenanhäufungen, vor allem wenn sie auch sprachlich bilderlos sind, eher schwer haben. Mehr als fünf Jahre hat Hans Teiller an diesem Buch gearbeitet, dichtend und zeichnend. Es hat sich gelohnt. <Br> Eine Rezension von [[Rudi Rabe]].'''
  
 
Mein „endlich wieder“ im ersten Satz bezieht sich darauf, dass im zwanzigsten Jahrhundert kaum neue Freimaurergedichte veröffentlicht wurden. Das ist nicht nur mein persönlicher Eindruck, auch im Internationalen Freimaurer-Lexikon wird unter dem Stichwort [[Freimaurerische Dichtung]] fast nur Lyrik aus dem 18. und dem 19. Jahrhundert erwähnt, und zwar auch in der 2002 überarbeiteten Auflage.
 
Mein „endlich wieder“ im ersten Satz bezieht sich darauf, dass im zwanzigsten Jahrhundert kaum neue Freimaurergedichte veröffentlicht wurden. Das ist nicht nur mein persönlicher Eindruck, auch im Internationalen Freimaurer-Lexikon wird unter dem Stichwort [[Freimaurerische Dichtung]] fast nur Lyrik aus dem 18. und dem 19. Jahrhundert erwähnt, und zwar auch in der 2002 überarbeiteten Auflage.
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:::Wenn einer als ein Meister meint, 
<br>dass ihm das hohe Licht nun scheint, 
<br>kaum, dass er grad erhoben sei, 
<br>betreibt er Hochgradstapelei.  
 
:::Wenn einer als ein Meister meint, 
<br>dass ihm das hohe Licht nun scheint, 
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<br>betreibt er Hochgradstapelei.  
  
:::Wenn einer aber brüderlich <br>
um Andere bekümmert sich ― <br>sei er ein Maurer oder keiner ―, <br>
so ist er einer. (2021)
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um Andere bekümmert sich ― <br>sei er ein Maurer oder keiner ―, <br>
so ist er einer.
  
 
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:::Gesetz und Recht zollt sie Respekt, <br>
dem Schuldigen jedoch Vergessen, <br>
weiß, wie geteilte Freude schmeckt <br>
und ehrt den Baumeister all dessen, <br>
der hinter allen Dingen steckt.
 
:::Gesetz und Recht zollt sie Respekt, <br>
dem Schuldigen jedoch Vergessen, <br>
weiß, wie geteilte Freude schmeckt <br>
und ehrt den Baumeister all dessen, <br>
der hinter allen Dingen steckt.
 
   
 
   
:::Nun sicherlich wirst du verstehn:
 <br>Sie ist nicht einfach zu beschreiben; 
<br>Man kann sie leben, doch nicht sehn, 
<br>und muss daher Geheimnis bleiben – <br>
Freimaurerei ist Phänomen! (2017)
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:::Nun sicherlich wirst du verstehn:
 <br>Sie ist nicht einfach zu beschreiben; 
<br>Man kann sie leben, doch nicht sehn, 
<br>und muss daher Geheimnis bleiben – <br>
Freimaurerei ist Phänomen!
  
  

Version vom 24. April 2022, 05:59 Uhr

Rezensionen.jpg

Br. Hans Teiller: Masonische Gedichte von A bis Z

Gebrauchslyrik für Brüder Freimaurer

Der weiße Handschuh und eine Rose: zwei wichtige Utensilien im freimaurerischen Ritual.
Der "Irrgartenteppich" (meine Diktion) auf Seite 14 neben dem Gedicht "An einen Suchenden".
Die vielsagende Zeichnung auf der letzten Seite.
Die Buchrückseite.

Endlich wieder neue Freimaurerlyrik! Und das mit zeitgemäßen Inhalten und in einer zeitgemäßen Form: sozusagen multimedial, also Text und Bilder! Wir leben ja längst in einer Bilderwelt, in der es Buchstabenanhäufungen, vor allem wenn sie auch sprachlich bilderlos sind, eher schwer haben. Mehr als fünf Jahre hat Hans Teiller an diesem Buch gearbeitet, dichtend und zeichnend. Es hat sich gelohnt.
Eine Rezension von Rudi Rabe.

Mein „endlich wieder“ im ersten Satz bezieht sich darauf, dass im zwanzigsten Jahrhundert kaum neue Freimaurergedichte veröffentlicht wurden. Das ist nicht nur mein persönlicher Eindruck, auch im Internationalen Freimaurer-Lexikon wird unter dem Stichwort Freimaurerische Dichtung fast nur Lyrik aus dem 18. und dem 19. Jahrhundert erwähnt, und zwar auch in der 2002 überarbeiteten Auflage.

Dasselbe schreibt im Vorwort zu den „Mauerranken“ auch der bekannte und masonisch sehr kundige Wiener Kulturjournalist (Bücher, Magazine, Fernsehen): „Haben Ausnahmeerscheinungen von Goethe, Lessing, Herder und Claudius bis Tucholsky und Rudyard Kipling bedeutendste Freimaurerliteratur geschaffen, so hat sich die einschlägige Produktion in unserer immer kunstferneren Zeit bedauernswert reduziert. Deshalb kann dieser Gedichtband nicht nachdrücklich genug begrüßt werden: Mit schönem, sicherem Blick auf die große humanistisch-literarische Tradition des Bundes wird hier etwas wie Lebensorientierung in gebundener Sprache geleistet.“ … Hans Teillers „Worte vereinen Weisheit des Gedankens, Kraft der Überzeugung und Schönheit der Form.“

Das Buch besteht aus 150 Seiten mit sage und schreibe 116 Gedichten. Aber nicht nur das: Auf jeder Doppelseite gibt es mindestens eine Illustration, manchmal auch zwei, alle von Hans Teiller selbst gezeichnet und mit „L’ARS“ sowie dem Jahr der Entstehung signiert (ab 2017). Alle passen zum Gedicht daneben. Oft aber nicht jedesmal sind es freimaurerische Symbole oder deren Variationen; manche Zeichnungen mit einem zart-humorigen Augenzwinkern.

Für mich ist ein Gedichtband kein Buch, das man wie einen Roman oder gar ein flott geschriebenes Sachbuch zig seitenweise so dahin liest, es ist auch eher kein Buch fürs Nachtkästchen, wenn man abends müde ins Bett fällt. Nein, ein Gedichtband ist ein gedrucktes Kunstwerk, in das man erwartungsvoll hinein blättern sollte, sich dann für ein Gedicht entscheiden und es zelebrieren … im Idealfall laut deklamierend.

Genau so habe ich es auch bei den „Mauerranken“ gemacht, und zu meiner Überraschung bin ich schon beim ersten Gedicht hängen geblieben. Es richtet sich an einen sogenannten Suchenden, also an einen Menschen, der seinem Leben einen Schubs oder gar eine neue Richtung geben und daher Freimaurer werden will:

✒︎ An einen Suchenden
Was hoffst du, Freund? Wo willst Du hin?

Suchst Du nach Zielen oder Sinn?

Bist du ein Mann von Stand und Ehre,

der gern noch mehr und besser wäre?
Was heißt denn besser überhaupt?

Und wirkt das nicht recht angestaubt?

Das ist die erste Strophe von fünf, und dabei will ich es in dieser Rezension belassen, um die Neugier des Lesers wachzuhalten. Auf der Seite dieses Gedichts prangt auch der hier abgebildete "Irrgartenteppich", der das "Suchen eines Suchenden" wunderbar veranschaulicht.

Natürlich gibt es in so einem Buch Gedichte, die man als besser und andere, die man als nicht so gut empfindet. Ganz abgesehen davon, dass dies ziemlich subjektiv ist, ist es zugleich auch so banal, dass ich zögere, es überhaupt zu erwähnen.

Zwei weitere Gedichte gebe ich nun vollständig wieder - mit Genehmigung des Autors. Es sind zwei Dichtungen, welche auch zeigen, dass bei vielen aber nicht bei allen ein wenig Innenwissen notwendig ist, um es wirklich gut zu verstehen (erstes Beispiel, Seite 126), bei manchen aber auch nicht (zweites Beispiel, Seite 100).

✒︎ Wenn einer ... (nach Wilhelm Busch)
Wenn einer, der als Lehrling kaum

hat seinen rauen Stein behaun,

nun meint, dass er was Bessres wär, 

so irrt sich der.
Wenn einer als Geselle denkt,

Respekt bekäme er geschenkt, 

dieweil er ja befördert ist,

dann denkt er Mist.
Wenn einer als ein Meister meint, 

dass ihm das hohe Licht nun scheint, 

kaum, dass er grad erhoben sei, 

betreibt er Hochgradstapelei.
Wenn einer aber brüderlich

um Andere bekümmert sich ―
sei er ein Maurer oder keiner ―,

so ist er einer.
✒︎ Phainómenon
Was heißt das und was soll das sein:

Freimaurerei? Ist’s gut? Ist’s schlecht? 

Ist’s ein Geheimnis? Ein Verein?

Viel hört man; keiner weiß es recht –

was ist ihr Wesen, was nur Schein?

Sie ist die Königliche Kunst,

deren Beherrschung sich erst zeigt

gelöst vom mysteriösen Dunst,

aus dem sie wirksam sich verzweigt

in Lebensführung, Tat und Gunst:
Zuhause zeigt sie sich als Güte

und im Geschäft als Ehrbarkeit, 

verlangt, dass man die Zunge hüte 

aus Achtung und aus Höflichkeit 

und niemals ungezügelt wüte.
Sie ist beim Arbeiten der Anstand

und Mitleid den vom Glück Verstoßnen,

dem Unrecht ist sie Widerstand;

den Mittel-, Hilfs- und Beistandslosen

reicht sie die brüderliche Hand.
Gesetz und Recht zollt sie Respekt,

dem Schuldigen jedoch Vergessen,

weiß, wie geteilte Freude schmeckt

und ehrt den Baumeister all dessen,

der hinter allen Dingen steckt.
Nun sicherlich wirst du verstehn:

Sie ist nicht einfach zu beschreiben; 

Man kann sie leben, doch nicht sehn, 

und muss daher Geheimnis bleiben –

Freimaurerei ist Phänomen!


Freimaurer Ziegel.png


„Gebrauchslyrik für Brüder Freimaurer“ steht ganz unten auf dem Cover. Damit das ganz praktisch leichter umzusetzbar ist, bietet das Buch hinten ein zehnseitiges Register mit unglaublichen 800 (achthundert!) Stichwörtern für den wohl nicht seltenen Fall, dass jemand ein Gedicht für einen ganz bestimmten Anlass sucht, wobei viele Stichwörter auch auf mehrere Gedichte hinweisen. Das ist ein Suchkomfort, der schon fast an den in der IT-Welt heranreicht. Probieren wir’s aus - ohne besonderen Anlass fällt mir als Testwort „Geburtstag“ ein? Prompt: auf Seite 54 das Gedicht „Freimaurergeschenk“ für einen schönen Geburtstagsbrief oder eine brüderliche Geburtstagsfeier - edle Gebrauchslyrik eben.

Br. Hans Teiller: Mauerranken - Masonische Gedichte von A bis Z
Verlag: VLOH, Winsen (Aller) - © 2021 Hans Teiller
Es gibt das Buch gebunden, als Paperback und als E-Book. - ISBN: 978-3-933349-01-9

Br. Hans Teiller, Jahrgang 1966, ist Freimaurer, Rosenkreuzer, Vortragsredner und Autor freimaurerischer wie rosenkreuzerischer Schriften und Gedichte. Im Jahr 2019 wurde er Mitglied bei Pegasus, dem freimaurerischen Verein für Kunst, Kultur und Kommunikation. Er kann auch für Lesungen und Diskussionen gebucht werden: vloh-verlag@web.de

Siehe auch