Rezension: Günter Pflanzl: Geist der Freimaurerei: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 14. August 2010, 19:46 Uhr

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Moralische Lebenskunst

Die Rezension von Joachim Woerner bezieht sich auf: Geist der Freimaurerei: Ursprung, Weg und Ziel von Günter Pflanzl

Begeisterte Freunde haben aus den Manuskripten des schwerkranken Autoren dieses Buch entstehen lassen. Man kann das gut nachempfinden. Es wäre schade gewesen, diese Fülle an Lebensweisheiten und Erkenntnissen eines sehr engagierten und überzeugten Freimaurers nicht zu veröffentlichen. Dem vorliegenden Stoff gebühren gute 3 Bewertungspunkte. Aber um daraus die eigentlich verdienten 5 Sterne werden zu lassen, bedarf es noch einer lektorisch überarbeiteten Neuauflage. Denn der Rezensent muß ein solches Buch auch nach handwerklichen Gesichtspunkten und seinem Zielgruppen-Zuschnitt beurteilen. Da ließe sich noch so manches verbessern, um die positive Wirkung der 41 interessanten Buch-Abschnitte zu erhöhen und noch verständlicher zu machen. Vor allen Dingen gehört dazu auch unbedingt ein alphabetisches Stichwortverzeichnis, um den Nachschlagewert zu erhöhen.

Ein gutes Buch zu schreiben, das sich gleichermaßen an Freimaurer als auch die öffentliche Gesellschaft richtet, gehört zur Hohen Schule der Schriftstellerei. Das findet seine Begründung in der oft von Freimaurern zu hörenden Bemerkung: "Freimaurerei kann man nicht erklären, man muß sie erleben!"

Hinzukommt, daß ihre weltweit vertretenen Organisationen nur einen relativ kleinen Konsens haben und sich so unterschiedlich darstellen, daß kein einzelner Freimaurer in der Lage ist, die Komplexität dieses Begriffs völlig zu beherrschen. Auch das vorliegende Buch aus rein deutscher Sicht macht nicht verständlich, warum und in welcher Weise sich Freimaurer in dem einen Lande, z. B. den USA, von denen in einem anderen Lande oder Erdteil beträchtlich unterscheiden können. Im Zeitalter reisefreudiger Globalisierung müßte man auch darüber ein kleines Kapitel schreiben.

Das umfangreiche Thema "Vorläufer der Freimaurerei" in einem solchen Buch nur kurz zu behandeln, ist aus verschiedenen Gründen richtig. Aber in diesem 2. Abschnitt auf 8 Druckseiten zweimal den selben Text zu drucken, das ist schon mehr als nur ein technischer Fehler.

Gewisse Wiederholungen lassen sich in einem Sachbuch manchmal nicht vermeiden. Die Didaktik der einzelnen Abschnitte, wohl jeweils aus verschiedenen Vorträgen stammend, ist überzeugend, läßt aber zuweilen den roten Faden suchen, der sie verbindet und das Ganze in einen Guß bringt.

Die biografische Darstellung verschiedener berühmter Freimaurer, die vor Jahrhunderten lebten, personifiziert zwar überzeugend den Geist von damals. wirft aber automatisch die Frage auf nach den Prominenten der Gegenwart. Mit ihrem Fehlen begründen führende Freimaurer in den USA den ständigen Rückgang an Mitgliederzahlen. Auch dieses fast weltweite Faktum hat etwas mit dem Titel bzw. Untertitel des Buches zu tun.

Die rund 500 Fußnoten bzw. Literaturhinweise nach den einzelnen Abschnitten entsprechen einem wissenschaftlichen Fachbuch. Aber sie beziehen sich primär auf Kant und Goethe bzw. auf Personen oder Sachverhalte vor 200 bis zu über 2000 Jahren. Das kann man auch bei einem modernen Sachbuch machen. Aber der Brückenschlag, um die Zukuft zu meistern, mit Geist, Weg und Ziel, ließe sich für alle Leser noch verbessern.