Freimaurerdichtung: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 24. Oktober 2010, 08:29 Uhr
Im Tempel
- Zurück, zurück, des Werkeltages Engen,
- In eurem Treiben bleibt zurück!
- Die Stunde kam, wo heiligen Gesängen
- Entströmt der Ruhe sel'ges Glück;
- Die Stunde kam, wo in des Ew'gen Tempel
- Die Seele mich zu Höherem trägt.
- Und sich der Weihe unverletzter Stempel
- Auf Worte und Gedanken prägt.
- Welch' ein Genuss, mit keinem zu vergleichen,
- Im Tempel, wo der Vater thront,
- Wo gleiches Heil dem Armen wie dem Reichen
- Für gleichen Glaubens Treue lohnt,
- Wo alle Schranken, die die Welt gezogen,
- Verschwinden vor des Himmels Höhn,
- Und der Verheißung sel´ger Friedensbogen
- Sich neigt zu jedes Beters Flehn.
- Hinauf, hinauf, ihr Schwingen meiner Seele,
- Zu dem, der wohnt in Lieb' und Licht,
- Dass kein Gedanke sich dem Herrn verhehle
- Und das Gefühl des Herzens nicht;
- Dass offen lieg' das Ganze meines Lebens
- Vor dem, der prüfet und verzeiht,
- Und den ja selbst der Aufschwung schon des Strebens,
- Als sei es die Vollbringung, freut.
- Sein Wort erschallt, und mehr als Menschen wissen,
- Sagt mir des Glaubens Zuversicht,
- Der Schleier ist vom Grab hinweg gerissen,
- Aus bessern Welten strahlt das Licht.
- Der Weg, den ich mit Kraft zu wandeln habe,
- Liegt vor mir b», von ihm gebahnt,
- Des Herzens Sehnen wird mir drauf zum Stabe,
- Zum Führer, was die Seele ahnt.
- Und mit mir all' des gleichen Sinns Genossen,
- Sie hebt ein gleich Gefühl «empor:
- E i n fester Bund, au« Gottes Macht «entsprossen,
- Ein Ton im großen Weltenchor.
- Nicht mehr steh' ich allein im Lebensstreite,
- Vereint ist eine treue Schaar,
- Es stehn Vertraun und Hoffnung mir zur Seit«,
- Der Glaube beut sein Schild mir dar.
- O sel'ge Zeit in dieses Tempels Hallen,
- Wie sehnt nach dir mein Herz sich hin!
- Hierher lasst mich in Schmerz wie Freude wallen.
- Weil hier nur ich mein eigen bin.
- Hier lasst des Vaters Ruhm und Ehr' mich preisen,
- Wie's aus des Herzens Fülle bringt, Bis sich nach oben,
- zu den Sternenkreisen,
- Zum Himmelsdom die Seele schwingt.
Theodor Hell (Karl Gottfried Theodor Winkler)
aus dem Buch "Enzyklopädie der deutschen Nationalliteratur" 1842 in Leipzig erschienen.