Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne: Unterschied zwischen den Versionen

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Durch öffentliche Werbung in den Zeitungen wurde auf den Bund aufmerksam gemacht und auf diesem Wege auch so viele Mitglieder gewonnen, daß 1910 bereits über 1000 Brr. beisammen waren. Die Entwicklung war eine recht vielversprechende, um so mehr, als es gelungen war, Personen von höchster wissenschaftlicher Bedeutung für den Freimaurerbund auf monistischer Grundlage zu gewinnen. So war der bekannte Leiter des Haeckel-Museums in Jena, Professor Dr. L. Plate, Ehren-Großmeister.  
 
Durch öffentliche Werbung in den Zeitungen wurde auf den Bund aufmerksam gemacht und auf diesem Wege auch so viele Mitglieder gewonnen, daß 1910 bereits über 1000 Brr. beisammen waren. Die Entwicklung war eine recht vielversprechende, um so mehr, als es gelungen war, Personen von höchster wissenschaftlicher Bedeutung für den Freimaurerbund auf monistischer Grundlage zu gewinnen. So war der bekannte Leiter des Haeckel-Museums in Jena, Professor Dr. L. Plate, Ehren-Großmeister.  
  
Auch der berühmte Chemiker und [[Monist]] Professor Dr. [[Wilhelm 0stwald]] (s. d.) war einige Zeit Deputierter Großmeister. Bedenken wurden laut wegen der allzu dogmatischen Festlegung der monistischen Weltanschauung. Sehr frühzeitig taucht auch bereits die Anerkennungsfrage auf, die aber immer wieder zurückgestellt werden konnte. Nachdem sich der Bund auf ein von Dr. Marcinowski verfaßtes Ritual geeinigt hatte, war auch die äußere Bindung gelungen und der Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne machte rasche Fortschritte. Eine überaus wertvolle Persönlichkeit gewann der Bund in der Person des 1919 zum Großmeister gewählten Dr. [[Rudolf Penzig]] (s. d ), der durch seine geistvollen Aufklärungsschriften, einen ausgezeichnet geschriebenen Katechismus u. m. a. sehr viel für die Hebung des geistigen Niveaus des Bundes leistete.
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Auch der berühmte Chemiker und [[Monisten|Monist]] Professor Dr. [[Wilhelm 0stwald]] (s. d.) war einige Zeit Deputierter Großmeister. Bedenken wurden laut wegen der allzu dogmatischen Festlegung der monistischen Weltanschauung. Sehr frühzeitig taucht auch bereits die Anerkennungsfrage auf, die aber immer wieder zurückgestellt werden konnte. Nachdem sich der Bund auf ein von Dr. Marcinowski verfaßtes Ritual geeinigt hatte, war auch die äußere Bindung gelungen und der Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne machte rasche Fortschritte. Eine überaus wertvolle Persönlichkeit gewann der Bund in der Person des 1919 zum Großmeister gewählten Dr. [[Rudolf Penzig]] (s. d ), der durch seine geistvollen Aufklärungsschriften, einen ausgezeichnet geschriebenen Katechismus u. m. a. sehr viel für die Hebung des geistigen Niveaus des Bundes leistete.
  
Aber trotz äußeren Glanzes hatte der Bund im Inneren die gleichen Schwächen, wie jede nicht anerkannte freimaurerische Organisation. Der Anerkennungsbazillus, von dem im Bunde gesprochen wurde, hatte weite Kreise infiziert. Wie immer in regelwidrig aufgebauten Großlogen usw. empfanden es auch innerhalb des Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne sehr viele Brr. peinlichst, daß sie als irreguläre von einer Teilnahme an der allgemeinen regulären Freimaurerei ausgeschlossen blieben. Man hatte bereits in der Einführüng des dreigliedrigen Rituales Zugeständnisse machen müssen, man hatte das Dogma des [[Monismus]] aufgegeben, man verzichtete seit 1924 auf die Werbung durch Zeitungsinserate, "weil die der Tradition der Freimaurerei widerspricht". Teile des Bundes, wie die Großloge [[Bohemia]] in Böhmen und Schweizer Logen waren zur regulären Freimaurerei übergegangen.
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Aber trotz äußeren Glanzes hatte der Bund im Inneren die gleichen Schwächen, wie jede nicht anerkannte freimaurerische Organisation. Der Anerkennungsbazillus, von dem im Bunde gesprochen wurde, hatte weite Kreise infiziert. Wie immer in regelwidrig aufgebauten Großlogen usw. empfanden es auch innerhalb des Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne sehr viele Brr. peinlichst, daß sie als irreguläre von einer Teilnahme an der allgemeinen regulären Freimaurerei ausgeschlossen blieben. Man hatte bereits in der Einführüng des dreigliedrigen Rituales Zugeständnisse machen müssen, man hatte das Dogma des [[Monisten|Monismus]] aufgegeben, man verzichtete seit 1924 auf die Werbung durch Zeitungsinserate, "weil die der Tradition der Freimaurerei widerspricht". Teile des Bundes, wie die Großloge [[Bohemia]] in Böhmen und Schweizer Logen waren zur regulären Freimaurerei übergegangen.
  
 
Da kamen Ereignisse, die den Bund in den Mittelpunkt des freimaurerischen Interesses stellten. Während die reguläre deutsche Freimaurerei nach dem Kriege die Wiederaufnahme von Beziehungen zur Auslandsmaurerei entweder ganz ablehnte oder zumindest auf kommende Zeiten zu verschieben erklärte war der Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne, der seine pazifistische Gesinnung eindeutig klarlegte, zur Anbahnung freundschaftlicher Beziehungen im Auslande bereit.  
 
Da kamen Ereignisse, die den Bund in den Mittelpunkt des freimaurerischen Interesses stellten. Während die reguläre deutsche Freimaurerei nach dem Kriege die Wiederaufnahme von Beziehungen zur Auslandsmaurerei entweder ganz ablehnte oder zumindest auf kommende Zeiten zu verschieben erklärte war der Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne, der seine pazifistische Gesinnung eindeutig klarlegte, zur Anbahnung freundschaftlicher Beziehungen im Auslande bereit.  
  
So kam es denn zu Zusammenkünften mit französischen Freimaurern, der Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne veranstaltete gemeinsam mit französischen Freimaurern Friedenskundgebungen und trat in Wort und Schrift in anerkennenswertem Mute für die Befriedung Europas und die Wiederannäherung zwischen Deutschland und Frankreich ein. Der Großorient und auch die Großloge von Frankreich erkannten darauf den Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne im Jahre 1921 als [[regulär]] an, letztere, "obwohl es scheint, als ob bei seiner Gründung die allgemein üblichen Verplichtungen nicht erfüllt worden sind". Auf dem internationalen Kongreß, der 1921 zur Gründung der [[Association Maçonnique Internationale]] (AMI) einberufen worden war, erschien nun mehr auch der Großmeister des Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne, [[Rudolf Penzig]]. Die AMI war der Annahme dieser deutschen Großloge geneigt. Penzig reiste ab, mit dem Bewußtsein, daß seine Großloge als regulär aufgenommen worden sei.
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So kam es denn zu Zusammenkünften mit französischen Freimaurern, der Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne veranstaltete gemeinsam mit französischen Freimaurern Friedenskundgebungen und trat in Wort und Schrift in anerkennenswertem Mute für die Befriedung Europas und die Wiederannäherung zwischen Deutschland und Frankreich ein. Der Großorient und auch die Großloge von Frankreich erkannten darauf den Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne im Jahre 1921 als [[Regularität|regulär]] an, letztere, "obwohl es scheint, als ob bei seiner Gründung die allgemein üblichen Verplichtungen nicht erfüllt worden sind". Auf dem internationalen Kongreß, der 1921 zur Gründung der [[Association Masonnique Internationale|Association Maçonnique Internationale]] (AMI) einberufen worden war, erschien nun mehr auch der Großmeister des Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne, [[Rudolf Penzig]]. Die AMI war der Annahme dieser deutschen Großloge geneigt. Penzig reiste ab, mit dem Bewußtsein, daß seine Großloge als regulär aufgenommen worden sei.
  
 
Ein Spruch von holländischer und amerikanischer Seite brachten die Frage der rechtsgültigen Aufnahme jedoch bereits im folgenden Jahre neuerlich zur Behandlung, in Brüssel wurde 1924 die Aufnahme vertagt, in Genf 1925 stand man neuerlich vor der ungeklärten Frage, die sich schließlich dadurch entschied, daß sich der Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne, um keine direkte Ablehnung zu erfahren, freiwillig zurückzog. Von diesem Augenblicke saß dem Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne der Regularisierungswurm zerstörend im Leibe.  
 
Ein Spruch von holländischer und amerikanischer Seite brachten die Frage der rechtsgültigen Aufnahme jedoch bereits im folgenden Jahre neuerlich zur Behandlung, in Brüssel wurde 1924 die Aufnahme vertagt, in Genf 1925 stand man neuerlich vor der ungeklärten Frage, die sich schließlich dadurch entschied, daß sich der Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne, um keine direkte Ablehnung zu erfahren, freiwillig zurückzog. Von diesem Augenblicke saß dem Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne der Regularisierungswurm zerstörend im Leibe.  
  
Ein Teil schwenkte ab und ging in die Bayreuther Großloge "[[Zur Sonne]]" über, darunter auch Dr. [[Karl Weigt]], Großmeister des F.z. a. S., der allerdings nach kurzer Zeit auch dort wieder ausschied. Heftige Auseinandersetzungen unter Großmeister Heinsen Hamburg, führten endlich zu einer reinlichen Scheidung. Ein Teil der Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne -Mitglieder hatte schon seit Jahren die Regularisierung angebahnt, indem sie sich in Logen der Grande Loge de France aufnehmen ließen und beim Suprême Conseil de France auch Hochgrade genommen hatten.  
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Ein Teil schwenkte ab und ging in die Bayreuther [[Großloge Zur Sonne|Großloge "Zur Sonne"]] über, darunter auch Dr. [[Karl Weigt]], Großmeister des F.z. a. S., der allerdings nach kurzer Zeit auch dort wieder ausschied. Heftige Auseinandersetzungen unter Großmeister Heinsen Hamburg, führten endlich zu einer reinlichen Scheidung. Ein Teil der Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne -Mitglieder hatte schon seit Jahren die Regularisierung angebahnt, indem sie sich in Logen der Grande Loge de France aufnehmen ließen und beim Suprême Conseil de France auch Hochgrade genommen hatten.  
  
 
Auf der Sommertagung in Halle (1930) kam es nach einer sehr würdig geführten Auseinandersetzung zur Trennung.
 
Auf der Sommertagung in Halle (1930) kam es nach einer sehr würdig geführten Auseinandersetzung zur Trennung.
 
Gegen 600 Mitglieder des Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne darunter Heinsen schieden aus und bildeten kurz darauf mit anderen Freimaurern, die aus regulären Logen ausgetreten waren, die [[Symbolische Großloge von Deutschland]] (s. d.).
 
Gegen 600 Mitglieder des Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne darunter Heinsen schieden aus und bildeten kurz darauf mit anderen Freimaurern, die aus regulären Logen ausgetreten waren, die [[Symbolische Großloge von Deutschland]] (s. d.).
 
Der Rest führt den F. z. a. S. unter Leitung des Großmeisters Dr. Max Seber, Dresden, weiter. Faßt man das Wesen des Bundes kurz zu sammen so ergibt sich folgendes Urteil: Der F. z. a. S. ist eine aus trüben Quellen entstandene Organisation, die in ihren Grundlagen den Bedingungen der regularen Freimaurerei in keiner Weise entsprochen hat.
 
Der Rest führt den F. z. a. S. unter Leitung des Großmeisters Dr. Max Seber, Dresden, weiter. Faßt man das Wesen des Bundes kurz zu sammen so ergibt sich folgendes Urteil: Der F. z. a. S. ist eine aus trüben Quellen entstandene Organisation, die in ihren Grundlagen den Bedingungen der regularen Freimaurerei in keiner Weise entsprochen hat.
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Seine geistige Entwicklung ließ diese truben Gründungszeiten und manche Erscheinungen die aus dem Kraftburschentum einer "Reformbewegung" entstammten, vergessen. Die Leistungen des Bundes waren sehr ansehnlich. Die Wirksamkeit Penzigs hat auch die reguläre Freimaurerei beeinflußt. Ein sehr reichhaltiges, flott geschriebenes und zeitgemäßes Blatt, "Das neue Freimaurertum", steht auf einer Höhe, die von vielen regulären Freimaurerzeitungen nicht erreicht wird. Um so bedauerlicher ist es, daß dieser Bund sich in einer unheilbaren Eigenbrötelei immer wieder in Gegensatz zur regulären Freimaurerei gestellt hat, der auf die Dauer unhaltbar bleiben mußte. Bedauerlich ist es, das die vielen wertvollen Kräfte des Bundes der regularen Freimaurerei entzogen wurden und sich schließlich in den unerfreulichen Kampfen um die Regularisierung erschöpften. Das Beispiel des F. z. a. S. ist ein Musterbeispiel für das Schieksal aller irregulärer Freimaurerbunde, die an ihrem Geburtsfehler schließlich einmal zugründe gehen mussen. Über die Geschichte der F. z. a. S. unterrichtet: Fr. Mart, "Erkenne Dich selbst, 25 Jahre F. z. a. S. 1907-1927", Dresden.  
 
Seine geistige Entwicklung ließ diese truben Gründungszeiten und manche Erscheinungen die aus dem Kraftburschentum einer "Reformbewegung" entstammten, vergessen. Die Leistungen des Bundes waren sehr ansehnlich. Die Wirksamkeit Penzigs hat auch die reguläre Freimaurerei beeinflußt. Ein sehr reichhaltiges, flott geschriebenes und zeitgemäßes Blatt, "Das neue Freimaurertum", steht auf einer Höhe, die von vielen regulären Freimaurerzeitungen nicht erreicht wird. Um so bedauerlicher ist es, daß dieser Bund sich in einer unheilbaren Eigenbrötelei immer wieder in Gegensatz zur regulären Freimaurerei gestellt hat, der auf die Dauer unhaltbar bleiben mußte. Bedauerlich ist es, das die vielen wertvollen Kräfte des Bundes der regularen Freimaurerei entzogen wurden und sich schließlich in den unerfreulichen Kampfen um die Regularisierung erschöpften. Das Beispiel des F. z. a. S. ist ein Musterbeispiel für das Schieksal aller irregulärer Freimaurerbunde, die an ihrem Geburtsfehler schließlich einmal zugründe gehen mussen. Über die Geschichte der F. z. a. S. unterrichtet: Fr. Mart, "Erkenne Dich selbst, 25 Jahre F. z. a. S. 1907-1927", Dresden.  
  
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*[http://www.loge-zur-wahrheit.de/events/100jahre/dokumente/grussworte/gw_oberheide.pdf Grußwort (PDF)] des Großmeisters, Br [[Jens Oberheide]] "Der Wahrheit verpflichtet"
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*Downloads zu der o.g. Liederliste: [http://www.loge-zur-wahrheit.de/?page_id=47 Melodien und Texte]
  
 
==Siehe auch==
 
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*[http://www.loge-zur-wahrheit.de/events/100jahre/dokumente/grussworte/gw_oberheide.pdf Grußwort (PDF)] des Großmeisters, Br [[Jens Oberheide]] "Der Wahrheit verpflichtet"
 
*Downloads zu der o.g. Liederliste: [http://www.loge-zur-wahrheit.de/?page_id=47 Melodien und Texte]
 
  
  
 
[[Kategorie:Geschichte]]
 
[[Kategorie:Geschichte]]

Version vom 31. Oktober 2010, 22:20 Uhr


Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder

Der Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne ist eine Gründung des Generalagenten Karl Heinrich Loeberich, der unter dem Decknamen Dr. Erich Bein im Jahre 1905 die Satzungen zu einer Großloge auf freireligiöser Grundlage entwarf. Er legte seinen Plan in einer Halbmonatsschrift zur Förderung der monistischen Vernunftreligion, "Die Freien Glocken", dar und fand Anhang.

Loeberich war 1899-1905 Mitglied einer nicht anerkannten Loge in München, genannt "Zur Leuchte" gewesen und hatte sich dort mit freimaurerischem Gebrauchtum vertraut gemacht. Ursprünglich als Freidenkervereinigung gedacht, wurde die von Loeberich gegründete Vereinigung aus äußeren Gründen als Freimaurerloge weitergeführt, wobei Loeberich für eine vollkommen religionslose, auf monistischer Weltanschauungsbasis ruhende Freimaurerei eintrat.

1906 begann er von Nürnberg aus Logen zu gründen, die er als Reformlogen bezeichnete. In einer gut geleiteten und von kämpferischem Geist erfüllten Zeitschrift, den "Sonnenstrahlen", wurde nicht nur die Propaganda für die Bundesidee, sondern auch der Kampf gegen das "rückständige Altmaurertum" aufgenommen. Ursprünglich nur auf einen Grad beschränkt, führte man bereits 1908 aus pädagogischen und psychologischen Gründen einen zweiten Grad ein, dem übrigens bald auch der Meistergrad folgte.

Durch öffentliche Werbung in den Zeitungen wurde auf den Bund aufmerksam gemacht und auf diesem Wege auch so viele Mitglieder gewonnen, daß 1910 bereits über 1000 Brr. beisammen waren. Die Entwicklung war eine recht vielversprechende, um so mehr, als es gelungen war, Personen von höchster wissenschaftlicher Bedeutung für den Freimaurerbund auf monistischer Grundlage zu gewinnen. So war der bekannte Leiter des Haeckel-Museums in Jena, Professor Dr. L. Plate, Ehren-Großmeister.

Auch der berühmte Chemiker und Monist Professor Dr. Wilhelm 0stwald (s. d.) war einige Zeit Deputierter Großmeister. Bedenken wurden laut wegen der allzu dogmatischen Festlegung der monistischen Weltanschauung. Sehr frühzeitig taucht auch bereits die Anerkennungsfrage auf, die aber immer wieder zurückgestellt werden konnte. Nachdem sich der Bund auf ein von Dr. Marcinowski verfaßtes Ritual geeinigt hatte, war auch die äußere Bindung gelungen und der Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne machte rasche Fortschritte. Eine überaus wertvolle Persönlichkeit gewann der Bund in der Person des 1919 zum Großmeister gewählten Dr. Rudolf Penzig (s. d ), der durch seine geistvollen Aufklärungsschriften, einen ausgezeichnet geschriebenen Katechismus u. m. a. sehr viel für die Hebung des geistigen Niveaus des Bundes leistete.

Aber trotz äußeren Glanzes hatte der Bund im Inneren die gleichen Schwächen, wie jede nicht anerkannte freimaurerische Organisation. Der Anerkennungsbazillus, von dem im Bunde gesprochen wurde, hatte weite Kreise infiziert. Wie immer in regelwidrig aufgebauten Großlogen usw. empfanden es auch innerhalb des Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne sehr viele Brr. peinlichst, daß sie als irreguläre von einer Teilnahme an der allgemeinen regulären Freimaurerei ausgeschlossen blieben. Man hatte bereits in der Einführüng des dreigliedrigen Rituales Zugeständnisse machen müssen, man hatte das Dogma des Monismus aufgegeben, man verzichtete seit 1924 auf die Werbung durch Zeitungsinserate, "weil die der Tradition der Freimaurerei widerspricht". Teile des Bundes, wie die Großloge Bohemia in Böhmen und Schweizer Logen waren zur regulären Freimaurerei übergegangen.

Da kamen Ereignisse, die den Bund in den Mittelpunkt des freimaurerischen Interesses stellten. Während die reguläre deutsche Freimaurerei nach dem Kriege die Wiederaufnahme von Beziehungen zur Auslandsmaurerei entweder ganz ablehnte oder zumindest auf kommende Zeiten zu verschieben erklärte war der Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne, der seine pazifistische Gesinnung eindeutig klarlegte, zur Anbahnung freundschaftlicher Beziehungen im Auslande bereit.

So kam es denn zu Zusammenkünften mit französischen Freimaurern, der Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne veranstaltete gemeinsam mit französischen Freimaurern Friedenskundgebungen und trat in Wort und Schrift in anerkennenswertem Mute für die Befriedung Europas und die Wiederannäherung zwischen Deutschland und Frankreich ein. Der Großorient und auch die Großloge von Frankreich erkannten darauf den Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne im Jahre 1921 als regulär an, letztere, "obwohl es scheint, als ob bei seiner Gründung die allgemein üblichen Verplichtungen nicht erfüllt worden sind". Auf dem internationalen Kongreß, der 1921 zur Gründung der Association Maçonnique Internationale (AMI) einberufen worden war, erschien nun mehr auch der Großmeister des Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne, Rudolf Penzig. Die AMI war der Annahme dieser deutschen Großloge geneigt. Penzig reiste ab, mit dem Bewußtsein, daß seine Großloge als regulär aufgenommen worden sei.

Ein Spruch von holländischer und amerikanischer Seite brachten die Frage der rechtsgültigen Aufnahme jedoch bereits im folgenden Jahre neuerlich zur Behandlung, in Brüssel wurde 1924 die Aufnahme vertagt, in Genf 1925 stand man neuerlich vor der ungeklärten Frage, die sich schließlich dadurch entschied, daß sich der Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne, um keine direkte Ablehnung zu erfahren, freiwillig zurückzog. Von diesem Augenblicke saß dem Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne der Regularisierungswurm zerstörend im Leibe.

Ein Teil schwenkte ab und ging in die Bayreuther Großloge "Zur Sonne" über, darunter auch Dr. Karl Weigt, Großmeister des F.z. a. S., der allerdings nach kurzer Zeit auch dort wieder ausschied. Heftige Auseinandersetzungen unter Großmeister Heinsen Hamburg, führten endlich zu einer reinlichen Scheidung. Ein Teil der Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne -Mitglieder hatte schon seit Jahren die Regularisierung angebahnt, indem sie sich in Logen der Grande Loge de France aufnehmen ließen und beim Suprême Conseil de France auch Hochgrade genommen hatten.

Auf der Sommertagung in Halle (1930) kam es nach einer sehr würdig geführten Auseinandersetzung zur Trennung. Gegen 600 Mitglieder des Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne darunter Heinsen schieden aus und bildeten kurz darauf mit anderen Freimaurern, die aus regulären Logen ausgetreten waren, die Symbolische Großloge von Deutschland (s. d.). Der Rest führt den F. z. a. S. unter Leitung des Großmeisters Dr. Max Seber, Dresden, weiter. Faßt man das Wesen des Bundes kurz zu sammen so ergibt sich folgendes Urteil: Der F. z. a. S. ist eine aus trüben Quellen entstandene Organisation, die in ihren Grundlagen den Bedingungen der regularen Freimaurerei in keiner Weise entsprochen hat.

Seine geistige Entwicklung ließ diese truben Gründungszeiten und manche Erscheinungen die aus dem Kraftburschentum einer "Reformbewegung" entstammten, vergessen. Die Leistungen des Bundes waren sehr ansehnlich. Die Wirksamkeit Penzigs hat auch die reguläre Freimaurerei beeinflußt. Ein sehr reichhaltiges, flott geschriebenes und zeitgemäßes Blatt, "Das neue Freimaurertum", steht auf einer Höhe, die von vielen regulären Freimaurerzeitungen nicht erreicht wird. Um so bedauerlicher ist es, daß dieser Bund sich in einer unheilbaren Eigenbrötelei immer wieder in Gegensatz zur regulären Freimaurerei gestellt hat, der auf die Dauer unhaltbar bleiben mußte. Bedauerlich ist es, das die vielen wertvollen Kräfte des Bundes der regularen Freimaurerei entzogen wurden und sich schließlich in den unerfreulichen Kampfen um die Regularisierung erschöpften. Das Beispiel des F. z. a. S. ist ein Musterbeispiel für das Schieksal aller irregulärer Freimaurerbunde, die an ihrem Geburtsfehler schließlich einmal zugründe gehen mussen. Über die Geschichte der F. z. a. S. unterrichtet: Fr. Mart, "Erkenne Dich selbst, 25 Jahre F. z. a. S. 1907-1927", Dresden.


Das Liederbuch

Pic liederbuch.gif

Dieses virtuelle, aus dem Jahr 1914 stammende "Liederbuch des Freimaurerbunds 'Zur aufgehenden Sonne'" (kurz F.Z.A.S.) soll als Dokumentation des reichen, aber leider immer mehr in Vergessenheit geratenden freimaurerischen Liedguts dienen.

Der F.Z.A.S. war ein singender Männerbund. Frohsinn und Geselligkeit fanden neben den freimaurerischen Arbeiten breiten Raum.

Leider wird heute in Gesellschaft eher seltener gesungen, häufig auf die "Konserve" von Tonband, Schallplatte oder CD-Player zurückgegriffen.

Manche Texte des 1914 erschienenen Liederbuchs des F.Z.A.S. mögen heute nicht mehr so recht zum Zeitgeist passen. Bei manchen haben wir auch überlegt, ob man sie heute noch wiedergeben kann, ohne dass sie mangels Zeitkontext zu Irritationen führen. Man muss sich vor Augen halten, dass die Auswahl der Lieder zur Kaiserzeit und vor dem 1. Weltkrieg von damals durchaus sehr fortschrittlich denkenden Männern vorgenommen wurde.

Wir haben uns entschlossen, das vollständige Liederbuch hier nachzubilden, weil es auch ein Dokument der freigeistigen Reform-Freimaurerei ist, der Männer wie Kurt Tucholsky und Carl von Ossietzki angehörten.

So vorhanden oder vom Notenwerk her nicht zu kompliziert, werden wir den Liedertexten auch die Melodien als Midi-Files hinzufügen.

Mit am Ende der Zeile gekennzeichnete Melodien fanden meinen besonderen Gefallen, so, dass ich sie auf diese Weise empfehlen möchte.

Allen Sangesfreudigen, ob Brüder, Schwestern oder "Profane", nun aber viel Freude, getreu dem bekannten Motto:

Wo man singt, da lass dich nieder; böse Menschen haben keine Lieder.

Viel Freude nun, bei maurerischer Musik wünscht

Kurt O. Wörl

Zuletzt aktualisiert: 10.02.09

Aus dem Liederbuch

des F.Z.A.S. von 1914

A

Alles schweige! 1
Alles schweige! 2
Alles was wir lieben lebe!
Auf Brüder begrüßet die fröhliche Stunde (Hammerlied)
Auf Brüder bis in letzter Stunde
Auf Brüder des Bundes
Auf Brüder grüßt des Jahres erste Stunde
Auf dem Rasen im Walde

B

Bringt mir Blut der edlen Reben
Bruder, hier in unsrer Mitte
Brudersegen! Euch entgegen
Brüder lasst die Kunst uns preisen
Brüder, nun seid bereit
Brüder reicht die Hand zum Bunde

D

Dämmer und Schatten
Das Licht der Erkenntnis erleuchte uns alle
Dem Orden Heil!
Denkst du daran
Der Frühling naht mit Brausen
Der Mensch hat nichts so eigen
Des Jahres erster Morgen
Des Maurers Wandeln, es gleichet dem Leben
Des Pilgers Pfad
Die alten Tempel sind gefallen
Die Kette ist geschlungen
Die Lerche stieg am Frühlingsmorgen
Drei Lichter sind es die am Wege wachen
Drei Lichter umgellen mit herrlichem Schein
Du Weihestunde sei gegrüßt

E

Ein feste Burg ist unser Bund
Empor aus Nacht zum Licht
Empor! So heißt des Maurers Wort
Erhöht denn mit Tönen die Weihe der Stunde
Ertöne festlich, Weihgesang
Es blinken drei freundliche Sterne
Es kommt der Tag, wo alle Schatten weichen
Es öffnen freudig sich des Tempels Pforten
Es sollen die alten Lieder
Ewige Wahrheit

F

Feierlich begrüßen wir
Flamme empor
Flüchtiger als Wind und Welle
Freiheit, Freiheit über alles
Fünfzig Jahre sind vorüber

G

Großer Gott, kein Mensch sah dich

H

Hab Sonne im Herzen, obs stürmt oder schneit
Heil dir im Sternenglanz
Heilig, heilig ist die Stunde
Heute auch im Bruderkreise
Hier, in des Tempels traulich ernster Stille
Hier sind wir versammelt

I

Ich bete an die Macht der Liebe
Ich möchte gern erringen
Ihr Brüder gießt die Gläser voll
Ihr Brüder hebt zum Flammenstern
Im Wirbeltanz der Stunden
In der Heimat ist es schön
In diesen heil'gen Hallen
In unsern heil'gen Hallen
Integer vitae

J

Ja, es ist ein mächtig Tagen

K

Kommt ihr Brüder grüßt die Stunde
Kommt Brüder, trinket froh mit mir

L

Lasst uns das schlichte Erdenkleid

M

Mag weh'n der Sturm
Maurer, hört den Klang der Lieder

N

Neues Jahr!
Nicht der Pflicht nur zu genügen
Nimm auf deine flücht'gen Schwingen
Noch ist die blühende, goldene Zeit
Nun klinget ihr Töne
Nur in des Herzens heilig ernster Stille
Nur stolz gestrebt zum Edlen, Schönen

O

Öffnet die Pforten weit
O Haupt voll Blut und Wunden
O Täler weit, o Höhen
O Wahrheit sende deine Strahlen

P

Preiset die Stunde, die freundlich uns lacht

R

Reicht die Hand euch in der Runde!
Ruhig ist des Todes Schlummer

S

Scheiden soll ich, scheiden muß ich
Seht die neuen Hallen glänzen
Seht o Brüder, wie es taget
Seid gegrüßt, ihr lieben Brüder, die vereint...
Seid gegrüßt, ihr lieben Brüder, seid gegrüßt...
Seid gegrüßt, ihr lieben Frauen
Sei gegrüßet heilige Zeit
Sei gepriesen hehre Stunde
Sei uns gegrüßt du Fest des Lichts
Senk dich hernieder, du ewiges Licht
Sind es nicht Toren
Sind wir vereint zur Feierstunde
So seid getrost! Lasst uns're Banner wehen
Steig in dieser Feierstunde
Stimmt an mit hellem hohen Klang
Stoßt an! Wahrheit soll leben!
Strömt herbei, ihr Völkerscharen

T

Tage verrauschen
Traute Brüder aus der Ferne
Treu zur Fahne halten

V

Vereinigt lasst uns Gutes wirken!

W

Weit durch der Welten unendlicher Räume
Weg mit Sorgen jetzt und Gram
Wem Geld im Beutel Sorgen macht
Wenn die Sonne untergeht
Wer ist ein rechter Mann?
Wieder flechten wir zum Kranze
Wieder ruhen nun des Tages Lichter
Wie herrlich ist's im Wald
Wie hoch und fern sind unsre Ziele!
Wie Licht der Sonne
Wie reizend, wie wonnig
Willkommen Brüder hier zum frohen Feste!
Willkommen sei in unsrer Mitte
Wir stehen und sehen der Zukunft entgegen
Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh?
Wohlauf, die Luft geht frisch und rein (Frankenlied)

Z

Zum ersten mal weilst du in diesem Kreise
Zum Himmel will des Maurers Bau
Zur Ordnung ruft des Meisters Schlag
Zurück, wer von Gewalt und Raube

Links

Siehe auch