Gemischte Logen in Österreich: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 8. Juni 2012, 07:46 Uhr
Quelle: Rudi Rabe aus Wien
Neben der 'Großloge von Österreich' mit ihren 3.300 Mitgliedern (2012) arbeiten in Österreich noch fünf gemischte Obödienzen. Zusammen haben diese ungefähr 800 Mitglieder (2012). Davon entfällt die Hälfte auf den 'Droit Humain', dessen Mitglieder größtenteils weiblich sind. Reine Frauenlogen gibt es in Österreich keine.
Inhaltsverzeichnis
Le Droit Humain Austria
In Österreich arbeitet diese aus Frankreich stammende, traditionsreiche masonische Richtung seit 1922: Droit Humain. Bei der Gründung in Wien standen die Niederländer Pate. Freimaurerinnen! Das war damals so ungewöhnlich, dass die 'Wiener Freimaurerzeitung' ein Jahr brauchte, bis sie es zur Kenntnis nahm: „Eine Loge mixte in Wien: Wie wir erfahren, arbeitet in Wien eine Bauhütte des Freimaurerordens ‚Droit Humain‘, dem bekanntlich auch zahlreiche F r a u e n angehören.“
Beim Hitlereinmarsch 1938 waren es dann schon zwei Logen: Sie wurden von den eigenen Mitgliedern sofort stillgelegt. Noch bevor die Gestapo ihre Dokumente und Einrichtungsgegenstände beschlagnahmen konnte, hatten die Schwestern und Brüder des Wiener 'Droit Humain' alles verschwinden lassen. Aber leider ging dadurch auch für die Nachwelt alles verloren.
Nach der Nazi-Herrschaft Wiedererrichtung Mitte der fünfziger Jahre mit einer Loge: zuerst noch als Teil der niederländischen Föderation. Ab den Achtzigern wurden dann weitere Logen und 1991 schließlich eine österreichische Jurisdiktion gegründet.
Derzeit (2012): 20 Logen, davon 15 in Wien und 5 in mehreren Landeshauptstädten. Neben diesen dreigradigen Logen gibt es auch mehrere höhergradige Kapitel, in der weiteren Folge bis zum 33 Grad. Mitglieder: über 400, die große Mehrheit weiblich. Mehr als die Hälfte der 20 Logen besteht nur aus Frauen. Im internationalen 'Droit Humain' spielen die Österreicherinnen eine durchaus erhebliche Rolle: Zwar zählen die Franzosen und auch die Belgier viel mehr Mitglieder, doch ist Österreich dann schon die Nummer Drei. Und auch unter den österreichischen Obödienzen ist der 'Droit Humain' nach der 'Großloge von Österreich' die Nummer Zwei: zwar mit großem Abstand aber dann wieder mit einem größeren Abstand zu den anderen Lehrarten. http://www.droit-humain.org/osterreich/
Großloge Humanitas Austria
1959 trennten sich einige Mitlieder vom ‚Droit Humain‘ und gründeten ein Jahr später mit Hilfe des deutschen Ordens Humanitas eine unabhängige Loge. Weitere Logengründungen folgten, und schon 1961 bildeten sie die Obödienz 'Humanitas Austria'. Die weitere Entwicklung ist gekennzeichnet von Spaltungen und Vereinigungen bis sich Ende der achtziger Jahre die heutige 'Großloge Humanitas Austria' stabilisierte.
Derzeit (2012): 3 Logen, alle in Wien; 40 Mitglieder, mehr als zwei Drittel weiblich. Schottischer Ritus. http://www.gl-humanitas.com/
Universaler Freimaurerorden ‚Hermetica‘
Gründung 1960, zuerst als gemeinsame Obödienz mit den Logen der 'Humanitas', später Spaltung und Umbenennung, um die prononciert esoterische Ausrichtung zu betonen.
Derzeit (2012): 3 Logen, ungefähr 70 Mitglieder, davon 30 Prozent weiblich. Ritual: drei blaue Grade im schottischen Ritus. http://www.freimaurer-hermetica.at/index.html
Großorient von Österreich
Der Ursprung dieser Großloge liegt in einer Abspaltung von der ‚Großloge von Österreich‘ (GLvÖ) zu Beginn der fünfziger Jahre (siehe oben). Damals warb die GLvÖ um die Anerkennung durch die englische ‚United Grandlodge‘ (UGL), was diese jedoch an die bekannten Bedingungen knüpfte: Basic Principles Damit war in der GLvÖ eine Minderheit nicht einverstanden. Diese stieg aus und wählte einen anderen masonischen Weg, der sich nach einigem Auf und Ab in den achtziger Jahren zur Bildung des Großorients stabilisierte.
Derzeit (2012): 7 Logen; die Mitgliederzahl wird nicht bekannt gegeben (geschätzt: 150); obwohl von den sieben Logen zwei reine Männerlogen (mit Besuchsrecht für Frauen) sind, ist die Geschlechterproportion insgesamt ausgeglichen und stabil. Der österreichische Großorient ist in Sachen Ritual pluralistisch: Schröder+Schottisch+Französisch. http://www.freimaurer.at/
Liberale Großloge von Österreich
Diese entstand 2007 als Gründung von drei Logen, die aus dem Großorient von Österreich ausgetreten waren.
Derzeit (2012): 4 Logen, 100 Mitglieder, ein Drittel sind Frauen. http://www.liberale-grossloge.at/index.php
Frauenlogen, Gemischte Logen und "Regularität"
Gemischte Logen und reine Frauenlogen entsprechen nicht den Regularitätsvorschriften der 'Großloge von Österreich' (GLvÖ), die diese Anfang der fünfziger Jahre durch die Akzeptanz der Basic Principles der 'United Grandlodge of England' (UGLE) als Preis für ihre Anerkennung übernommen hat. Dort wird klar gestellt, dass reguläre Freimaurerlogen nur Männer aufnehmen können.
Allerdings gibt es von der UGLE seit 1999 eine Erklärung, in der die Basic Principles, soweit es die Frauenlogen betrifft, im außerrituellen Bereich relativiert werden. Die UGLE hat den entsprechenden Text zuletzt 2011 in der Broschüre 'INFORMATION FOR THE GUIDANCE OF MEMBERS OF THE CRAFT' (Abschnitt 'Women and Freemasonry'; Seite 37f.) wieder veröffentlicht: http://www.ugle.org.uk/wp-content/uploads/2011/10/information-booklet-2011-online.pdf
Hier eine Übersetzung der wichtigsten Passage:
In England und in Wales gibt es zumindest zwei Frauengroßlogen. Außer daß diese Frauen aufnehmen, sind sie, so weit das festgestellt werden kann, in ihrer Ausübung regulär. Es gibt auch eine Großloge, die Männer und Frauen aufnimmt. Diese Großlogen werden von der ‚United Grandlodge‘ (UGLE) nicht anerkannt; es finden keine gegenseitigen Besuche statt. Jedoch gibt es mit den Frauengroßlogen gelegentlich informelle Gespräch über Angelegenheiten von beiderseitigem Interesse. Wenn Brüder von Nichtmaurern darauf angesprochen werden, können sie also klarstellen, daß sich die Freimaurerei nicht auf Männer beschränkt, und das obwohl die UGLE selbst keine Frauen aufnimmt.
Um ganz sicher zu gehen, habe ich im Mai 2012 die Pressechefin der UGLE, Susan Henderson, um eine authentische Interpretation ersucht. Ihre Antwort ist noch klarer als der zitierte UGLE-Text:
„Die Vereinigte Großloge von England ist … für Männer. Es gibt (in England) aber auch zwei wichtige Freimaurerorganisationen für Frauen: ‚The Honorable Fraternity of Ancient Freemasons‘ http://www.hfaf.org/ und ‚The Order of Women Freemasons‘ http://www.owf.org.uk/. Diese Organisationen praktizieren reguläre Freimaurerei. Sie verwenden dieselben Ritualbücher und praktizieren die Freimaurerei in der gleichen Weise wie die Mitgliedslogen der Vereinigten Großloge von England.
Um anerkannt zu werden, muss eine Loge reguläre Freimaurerei praktizieren, aber das ist nicht die einzige Voraussetzung. Anerkennung bedeutet auch, daß gegenseitige Logenbesuche möglich sein müssen. Aber weder die UGLE noch die beiden Frauengroßlogen wollen gemischte Logenarbeiten. Es gibt Aktivitäten, die manche Menschen lieber in einer ‚Single-sex‘-Umgebung praktizieren, ohne den Druck und die Ablenkungen, die in gemischten Gruppen auftreten können. Das gilt für viele sportliche Tätigkeiten: Männer und Frauen spielen Hockey, aber nicht zusammen. Und es gilt für spirituelle Räume: siehe die Nonnen und die Mönche.“
Interessant: gar keine "Frauenklausel" mehr. Aber was ist mit den gemischten Logen? Wenn diese so wie die Frauenlogen alle Bedingungen der Regulärität erfüllen? Hier Susan Hendersons ebenso knappe wie klare Antwort:
“Es tut mir leid, nicht weiter ins Detail gehen zu können. Es gab für die UGLE keinen Grund, sich damit zu beschäftigen, daher kann ich ihnen keinen UGLE-Standpunkt mitteilen.”
Fazit der UGLE-Position: Reine Frauenlogen können regulär sein; es gibt aber keine wechselseitige Anerkennung. Für gemischte Logen hat die UGLE nur einen Nicht-Standpunkt.
Dazu weitere Details in den Kapiteln Gemischte Logen und Frauen.