Josef Schauberg: Unterschied zwischen den Versionen

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==Schauberg, Josef==
 
==Schauberg, Josef==

Version vom 22. Juni 2012, 10:52 Uhr

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Schauberg, Josef

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder

Fürsprech in Zürich, * 1808, † 1868, Schüler des Philosophen Krause (s. d.), trat 1837 der Loge "Modestia cum libertate" bei und betätigte sich eifrig als freimaurerischer Schriftsteller. 1859 und 1860 gab er das maurerische Jahrbuch "Alpina" heraus. Sein Hauptwerk ist das "Vergleichende Handbuch der Symbolik der Freimaurerei mit besonderer Rücksicht auf die Mythologie und Mysterien des Altertums" (2 Bände, 1861) und (als dritten Band) "Allgemeine äußere und innere Geschichte der Bauhütte" (1863). Infolge eines Konflikts mit seiner Loge schloß er sich der Loge "Amis Fideles" in Genf an. Von ihm ging der letzte Anstoß zur Gründung des Vereins deutscher Freimaurer aus. (Aufsatz "Über einen zu stiftenden Verein der deutschen und schweizerischen Freimaurer mit jährlichen Zusammenkünften" in der "Bauhütte", 1860, Nr. 23.) Im ersten Vorstand spielte er eine führende Rolle. U. a. wirkte er an der Abfassung des "Allgemeinen Grundgesetzes für den Freimaurerbund" mit (s. Verein deutscher Freimaurer).

Vorrede von Josef Schauberg

Quelle: Internetloge

Dem vorliegenden ersten Versuche einer vergleichenden wissenschaftlichen Symbolik der Freimaurerei habe ich nur wenige einleitende Worte vorauszusenden.

Vor Allem aus bitte ich aufrichtig um eine nicht allzu strenge Beurtheilung meines Versuches und meiner Leistungen, da das wissenschaftliche Feld, auf welches ich mich in dem reinsten Bestreben, der Freimaurerei nützlich zu sein und dieselbe geistig und wissenschaftlich zu heben, hinausgewagt habe, meinen ursprünglichen Beschäftigungen und Studien ferne liegt und von mir blos in freien Nebenstunden bebaut werden konnte und durfte.

Ich weiss es wohl, dass es zu dem Unternehmen befähigtere und berufenere Männer gegeben hätte, besonders den ausgezeichneten und rühmlichst bekannten Mythologen Br. Preller in Weimar oder auch Br. Marbach in Leipzig: allein entweder hält ihr Eifer für die Maurerei mit ihren Fähigkeiten nicht gleichen Schritt oder, was wahrscheinlicher ist, die gewöhnliche maurerische Schriftstellerei in dem eng geschlossenen, dazu für Wissenschaft und wissenschaftliche Bestrebungen leider oft wenig empfänglichen und höchst undankbaren Bruderkreise entmuthigt dieselben und schreckt sie ab. Schon deshalb betritt mein Werk kühn den offenen Markt- und Kampfplatz der Wissenschaft, um ihr Urtheil zu erfahren und um sie zugleich zu veranlassen, endlich einmal in grösserem Masse und ernstlicher, als solches bisher zum grossen Nachtheile für die Freimaurerei geschehen, die Idee, den Zweck, die Geschichte und das Sein der Freimaurerei zu behandeln und zu besprechen, und eine unbestreitbar weltgesehichtliche Erscheinung nicht länger beinahe völlig unbeachtet zu lassen und mit unpassendem Stillschweigen zu übergeben.

Eine Einrichtung, welche nun seit beinahe anderthalb Jahrhunderten über alle Theile der Erde ausgebreitet ist und sich täglich noch mehr ausbreitet, der die grössten Geister aller Nationen, Dichter wie Philosophen, angehört haben und angehören, darf eine weltgeschichtliche genannt werden, um so eher, als sie nicht allein mit tausend unsichtbaren Fäden in das tägliche Leben hineingreift, sondern auch in der Literatur, in der schönen wie in der philosophischen, dem Kundigen sich wiederspiegelt. Von so grossem Einflusse das Mysterienwesen und die Mysterien auf das Griechen? und Römerthum, wie auf das gesammte Alterthum gewesen sind, eben diesen Einfluss übt auf die germanische Gegenwart die Freimaurerei, weshalb eine gründliche Geschichte der Vergangenheit und Gegenwart nur zu schreiben vermag, welcher von seiner Forschung und Betrachtung die alten Mysterien und die spätere Freimaurerei nicht ausschliesst.

Nicht blos aber soll sich die Wissenschaft der Freimaurerei zuwenden und anschliessen, sondern noch mehr diese jener. Sicherlich wäre die Maurerei vor vielen Verirrungen und Träumereien bewahrt geblieben, wenn ihr stets die allgemeine Wissenschaft und vorzüglich die unbefangene Geschichtsschreibung, die Alterthumskunde in ihrem ganzen Umfange, fördernd, warnend und schützend zur Seite gestanden wäre, - die Maurerei mehr in der Wissenschaft und wahren Geschichte, und diese mehr in jener gelebt und gewirkt hätte, - wenn die Maurer gelehrter und die Gelehrten öfter Maurer gewesen wären.

Statt dessen zog sich die Freimaurerei, zumal in Deutschland, in den Schleier und das Dunkel des Geheimnisses, der Logen und der Brüder zurück, und schwärmte, träumte, phantasirte nach Herzens Lust und Durst, was um so schädlicher und verderblicher um sich griff, als in dem Bruderkreise die schlecht angewandte und missverstandene brüderliche Liebe und Milde nicht gestattete, Irrthum Irrthum, Thorheit Thorheit und Unwahrheit Unwahrheit zu nennen, sondern mit saurer Geduld die seltsamsten und unglaublichsten Dinge angehört und gelesen werden mussten, um ja nicht als unbrüderlich zu gelten und getadelt zu werden.

Zuweilen wurden selbst wahrhafte geschichtliche Fabeln und Mährchen als zum s. g. System gehörig und als ein wichtiges, unter 7 Siegel zu legendes Geheimniss mitgetheilt und diesen Fabeln und Mährchen ihre eigene Geschichte geschrieben, wie sich selbst Lessing von der falschen Templerei in der Maurerei nicht frei erhalten konnte. Der wahre Freimaurer sollte aber durch offenen und in der Sache rücksichtlosen Tadel am wenigsten verletzt werden, da es seine heiligste Pflicht ist, nur die Wahrheit zu erforschen und auszubreiten.

Unternahmen es einzelne Brüder, wie Krause, Mossdorf und Andere, über die Freimaurerei öffentlich und wissenschaftlich zu schreiben, wurden sie als Verräther geächtet und verfolgt; denn sie hatten mit frevelnder Hand die so gemüthlichen und theuren Traumgebilde zerrissen, - waren aus der beliebten brüderlichen Rolle und Sprache gefallen. Zu verrathen war und ist jedenfalls in der Freimaurerei dermalen Nichts, einerseits weil dieselbe niemals überhaupt wirkliche geschichtliche Geheimnisse besass und mit dem Vorgeben solcher Geheimnisse nur die Thoren hingehalten und getäuscht worden waren; andererseits aber in England und Frankreich, selbst in Deutschland, Alles längst im Drucke veröffentlicht und für jeden sich darum Bekümmernden in allen Buchhandlungen erhältlich ist, was nur immer veröffentlicht und gedruckt werden kann.

Es ist eine kaum glaubliche und dennoch vollkommen wahre Thatsache, dass viele Logen diesseits und jenseits des Oceans ihre Rituale, Catechismen u. s. w. aus den im Buchhandel veröffentlichten Ritualen, Catechismen entlehnt und abgeschrieben haben, namentlich das bekannte englische Buch: "Jachin and Boaz, an authentic key to the Door of Free-Masonry, both ancient and modern, d. i. "Jachin and Boaz, ein ächter Schlüssel zum Thore obwohl der alten als der neuförmigen Maurerei" in England, Schottland und Nordamerika von den Logen und von den Brüdern im Stillen als ein förmliches Handbuch gebraucht wird 1) und auch nach diesem Buche das Ritualbuch der Loge zu Essingen durch Br. von Dalberg 2) und das Constitutionsbuch der Loge zu den drei Reisbrettern in Altenburg 3) bearbeitet ist, wie es die Brüder Fessler und Schroeder bei ihren Reformen als ein unbestreitbar ächtes zu Grunde gelegt haben: 4) allein dennoch wird vorzüglich von den deutschen Logen ihren Mitgliedern als eine strenge Pflicht auferlegt, die Rituale u. s. w. nicht öffentlich zu besprechen und als unverbrüchliches Geheimniss zu bewahren.

Unter diesen Umständen oder bei dieser Möglichkeit, Alles und selbst das Geheimste aus öffentlichen, dazu nicht einmal maurerischen Quellen und Büchern erfahren zu können, fürchte ich daher auch nicht, etwa der Verletzung des Geheimnisses beschuldigt und verdächtigt zu werden, indem ich überall nur jene schon über ein halbes Jahrhundert allgemein geöffneten Quellen und Bücher benützt, und was ich über die maurerischen Symbole und Gebräuche gedacht und gesagt habe, leider keineswegs eine Logenlehre oder auch nur die Tradition einzelner Brüder, vielmehr meine eigensten Gedanken und somit auch mein freiestes Eigenthum sind.

Die Freimaurerei als etwas Bestehendes und Geübtes kann und soll kein Geheimniss sein und ist es an keinem Orte, wo Logen sind; wohl aber kann und soll, was im stillen lnnern der Logen sich begibt und dort an guten Werken, an Werken der Liebe und Barmherzigkeit gethan und vollbracht wird, nicht prunkend zur Schau getragen werden, wie dieses aber gerade in Deutschland trotz der formellen Geheimnistuerei z. B. mit den Christbescheerungen an arme Kinder, mit den Bekleidungen bedürftiger Confirmanden u. s. f. zu geschehen pflegt. Es sind dieses ganz unmaurerische Schauspiele und Schaugepränge, welche der unbefangene Maurer und Nichtmaurer belächeln und beklagen muss.

Es sind derartige Oeffentliehkeiten ein schlechter Commentar zu dem Satze, dass die äussern Antriebe, die Antriebe des Lohnes und des Beifalls dem Maurer gleichgültig und unbekannt sein sollen. Der nun in den ewigen Osten eingegangene Br. Hottinger, gewesener erster Grossmeister der Alpina, sprach sich vor der versammelten Grossloge über das Geheimthum dahin aus: "Wir werden gut thun zu bedenken, dass in unserer Zeit der wachsenden Oeffentlichkeit selbst Dasjenige, was wir in geschlossener Loge vornehmen, auch der Kenntniss der nicht maurerischen Welt auf die Dauer sich kaum entziehen kann, dass man den grössern Theil unserer Formen, Uebungen, Ausdrucksweise bereits kennt, dass dieses kein Unglück, sondern eine Aufforderung ist, unseren Arbeiten einen desto würdigern Charakter zu erhalten und alles Dasjenige aus unsern Logen zu entfernen, was einem einsichtigen und unbefangenen Beobachter zweideutig, zwecklos oder kindisch erscheinen muss." - Die Lichtsuchenden sollen das Licht nicht fürchten und zu fürchten haben; nur das Schlechte liebt und sucht die Nacht.

Dass die vorhandene Literatur bei meinem Werke vollständiger hätte benützt werden können, gestehe ich gleichfalls gerne ein und werde diesen Mangel nach Kräften zu heben bemüht sein, wenn es mir vielleicht vergönnt werden sollte, eine zweite Ausgabe meines Werkes zu veranstalten. - Dem Schlussbande wird ein vollständiges Register und ein Verzeichniss der bemerkten Druckfehler beigefügt werden. Hängt es von dem Verfasser ab, soll der zweite Band des Werkes künftige Ostermesse ausgegeben werden.

Möge dieses Buch, das Ergebniss jahrelangen, mühvollen Forschens, Sammelns und Nachdenkens der Freimaurerei den Nutzen und Vortheil bringen, den ich allein dabei beabsichtigt habe.

Zürich im Januar 1861. Dr. Schauberg.


  • 1. Lenning (Mossdorf), Encyklopädie der Freimaurerei, II. S. 112.
  • 2. Krause, Kunsturkunden I. 1. S. 235 (der zweiten Ausgabe).
  • 3. Krause, a. a. O., 1. 1. 126.

+4. Krause I. 1. 8. 125.



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