Traktat: Das soziale Engagement der Freimaurer: Unterschied zwischen den Versionen

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Ehrwürdiger Meister, liebe Brüder, meine Zeichnung ist beendet.
 
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Version vom 29. April 2014, 18:28 Uhr

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Das soziale Engagement der Freimaurer

Zeichnung von Br. Thorsten Rosenberg

Vorgetragen in einer Tempelarbeit der Loge Roland am 28.04.2014


Ehrwürdiger Meister, liebe Brüder,

kein Thema hat mich seit meiner Aufnahme in die Freimaurer-Bruderschaft vor eineinhalb Jahren so berührt, wie das soziale Engagement der Freimaurer. Aus diesem Grund möchte ich in meiner Zeichnung darüber berichten, wie aus mir als einem sehr sozial erzogenem Kind und Jugendlichen ein sozialkritischer Mensch geworden ist, der erst durch die Freimaurerei wieder zu seinen Wurzeln zurück fand.

Meine Eltern haben sehr jung geheiratet, doch obwohl das Geld in den ersten Jahren äußerst knapp war, spielte der soziale Gedanke in unserem Leben eine große Rolle. Ich kann mich z. B. an keinen Obdachlosen in meiner Kindheit erinnern, an dem wir vorbeigegangen wären, ohne ihm etwas Geld zuzustecken. Jedes Jahr, wenn meine Eltern Weihnachtsgeld bekamen, überlegten wir gemeinsam, welche Hilfsorganisation wir bedenken wollen. Sehr lange, bevor ich in der Schule etwas zum Thema „Sozialstaat Deutschland“ lernte, war es für mich durch meine Erziehung selbstverständlich geworden, dass die Gesellschaft arme und schwache Menschen nach Kräften unterstützen müsse.

Wir wohnten damals in einem Mehrfamilienhaus. Irgendwann fiel mir auf, dass einer der Nachbarn nicht arbeiten ging. Ich hörte dann von meinen Eltern zum ersten Mal das Wort „Sozialhilfeempfänger“. Als sich die Gelegenheit bot, befragte ich die Tochter der Familie dazu. Sie sagte mir, sie würden gut von der Sozialhilfe und dem Kindergeld leben. Ab und zu würde ihr Vater auch etwas „schwarz“ dazu verdienen. Und überhaupt ginge es ihr viel besser als mir, denn meine Eltern müssten schließlich arbeiten, während ihre Eltern den ganzen Tag Zeit für sie hätten. Ich musste zugeben – in dem Punkt hatte sie Recht.

Einige Jahre später, Ende der 80er Jahre, stand eine Klassenreise bevor. Bei einem der Mitschüler wollten die Eltern das Geld jedoch nicht bezahlen und es sah so aus, als könne er nicht mitfahren. Ich organisierte dann eine Spenden-aktion und es kam tatsächlich so viel Geld zusammen, dass auch er an der Reise teilnehmen konnte. Am Ziel angekommen packte er seinen Koffer aus und es kamen ein nagelneuer Walkman und diverse teure Markenkleidungsstücke zum Vorschein. Darauf angesprochen fing er laut an zu lachen und sagte, dass er sich das alles kaufen konnte, weil wir ihm schließlich seine Reise bezahlt hätten. Hier musste ich zum ersten Mal feststellen, dass Gutmütigkeit und Nächsten-liebe auch gnadenlos ausgenutzt werden kann.

Wieder einige Jahre später überlegte ich, nach Beendigung meiner Schulzeit, ein soziales Jahr im Ausland zu verbringen, um irgendwo auf der Welt die Ärmsten der Armen unterstützen zu können, vielleicht in einem SOS-Kinderdorf oder einer ähnlichen Einrichtung. Die Bilder von fast verhungerten Kindern mit dicken Bäuchen und großen Augen, die förmlich um ihr Leben flehten, gingen damals um die Welt. Meine Eltern wollten mich jedoch, aus zu großer Besorg-nis, nicht gehen lassen.

Selbstverständlich spendeten wir vom Weihnachtsgeld meiner Eltern in diesen Jahren an Hilfsorganisationen, die gegen die Armut und gegen Krankheiten in Afrika kämpften. Leider mussten wir anschließend mehrmals in der Zeitung lesen, dass die gespendeten Gelder nie dort angekommen waren und die angeblichen Helfer mit den Spenden verschwunden sind.

Nach Beendigung meiner Schulzeit fing ich eine Ausbildung als Verwaltungs-fachangestellter in der Stadtverwaltung an. In dieser Zeit habe ich viele verschiedene Ämter kennen gelernt. Im 3. Lehrjahr wurde ich im Sozialamt eingesetzt. Ich habe mich riesig gefreut, nun endlich für die Ärmsten in dieser Stadt arbeiten zu dürfen.

Ich wurde zu einer netten, aber resolut wirkenden Sachbearbeiterin ins Büro gesetzt. Und schon ging es los: Ein Leistungsempfänger im Anzug und gescheitelt, der so gar nicht hilfsbedürftig wirkte, betrat den Raum. Er legte einen Kontoauszug vor, der bestätigte, dass er vor einigen Tagen seinen gesamten Sozialhilfe-Monatssatz vom Konto abgehoben hat. Dann eine Bestätigung der Polizei, dass er Anzeige erstattet hat, weil ihm jemand am selben Tag seine Geldbörse mit dem ganzen Monatsgeld gestohlen hätte. Ohne weiter nachzufragen, sicherte ihm die Sachbearbeiterin zu, in den nächsten Tagen ein weiteres Mal seinen Monatssatz zu überweisen. Anschließend sagte sie zu mir, solche Fälle seien an der Tagesordnung und sehr frustrierend, doch man könne nichts dagegen machen.

Der nächste Leistungsempfänger zeigte uns einige Fotos seiner Wohnung mit völlig vergilbten Wänden, was vermutlich auf starken Rauchkonsum zurückzuführen war. Er stellte daher einen Antrag auf Renovierung seiner Wohnung. Dazu legte er ein Attest vom Arzt vor, der ihm Rückenschmerzen bescheinigte. Er könne also selber die Arbeiten nicht verrichten. Das reichte aus, um die Renovierungsarbeiten durch eine Malerfirma bewilligt zu bekommen.

Als nächstes kam ein Paar mittleren Alters, deren Kinder mittlerweile ausgezogen waren. Die vom Amt bewilligte Wohnung war nun zu groß, daher musste der Umzug in eine Kleinere erfolgen. Da der Umzug nicht ihr eigener Wunsch war, sondern der des Sozialamtes, war es für sie selbstverständlich, dass alle Kosten des Umzugs inkl. Kartons packen, Möbeltragen sowie das Auf- und Abbauen der Möbel von einem Umzugsunternehmen auf Kosten des Sozial-amtes durchgeführt werde. Und so geschah es auch.

Regelmäßig schickte auch die Ausländerbehörde Asylbewerber zu uns ins Sozialamt. Die bekamen dann eine Wohnung zugewiesen und Einkaufs-gutscheine, um sich eine komplette Wohnungseinrichtung nach ihren Wüschen kaufen zu können. Ein großer Anteil der Asylbewerber waren eigentlich Wirtschaftsflüchtlinge, deren Anträge nach gründlicher Überprüfung abgelehnt wurden. Die mussten dann bis zu einem bestimmten Datum das Land wieder verlassen. Vorher verkauften sie jedoch ihren ganzen Hausstand und hatten so ein stattliches Startvermögen für ihre alte Heimat, die bald wieder ihre neue sein würde. Manche abgelehnte Asylbewerber kamen vor ihrer Abreise in das Sozialamt, um sich zu verabschieden und für die enorme Großzügigkeit der Deutschen zu bedanken. Erst Jahre später, als die Zahl der Asylbewerber enorm anstieg, wurden sie in möblierten Gemeinschaftsunterkünften untergebracht.

Während meiner Zeit im Sozialamt wurde ich auch dazu eingeteilt, mit einem anderen Sachbearbeiter zusammen täglich zwischen 10.00 und 12.00 Uhr im Eingangsbereich des Sozialamtes Geld an Obdachlose zu verteilen. Bis dahin dachte ich, Obdachlose wären auf das Betteln angewiesen, weil sie sonst verhungern und verdursten müssten. Wie ich lernte, bekamen Obdachlose pro Tag genau das Geld in bar ausgezahlt, das ein „normaler“ Sozialhilfeempfänger auch pro Tag zur Verfügung hat. Um diesen Betrag ausgezahlt zu bekommen, reichte es damals aus, einen Personalausweis vorzulegen, in dem statt einer Adresse „ohne festen Wohnsitz“ eingetragen war.

Jeden Tag stellten sich Obdachlose in einer Reihe an, die sich, meiner Meinung nach von nur einigen Ausnahmen abgesehen, in 2 Gruppen teilten: Die einen standen ganz vorne in der Reihe, erhielten ihren Tagessatz und eilten sofort zum nächsten Bus. Damit fuhren sie in eine der Nachbarstädte oder Gemeinden, um sich auch dort in die Sozialamts-Reihe zu stellen und ein weiteres Mal ihren Tagessatz abzuholen. Hierzu die Anmerkung, dass meine Berichte aus dem Sozialamt 22 Jahre her sind und die Stadt- und Gemeindeverwaltungen damals noch nicht untereinander vernetzt waren. Die andere Gruppe der Obdachlosen setzte ihren Sozialhilfe-Tagessatz beim nächsten Kiosk direkt in Alkohol und Zigaretten um.

Es war frustrierend. Auch hier fand ich nicht die hilfsbedürftigen Menschen, die ich erwartete. Stattdessen finanzierte die Gemeinschaft noch die Alkoholsüchte vieler Obdachloser! In den Mittagspausen mochte ich kaum mehr das Sozialamt verlassen, denn alle Obdachlosen der Stadt kannten und grüßten mich lauthals, wenn sie mich irgendwo sahen, oder noch schlimmer: sie riefen manchmal quer über die Straße hinweg meinen Namen und prosteten mir zu. Im Laufe der Zeit kam ich natürlich auch mit einigen Obdachlosen ins Gespräch und musste feststellen, dass die weitaus meisten nicht aus purer Verzweiflung, sondern aus freiem Entschluss auf der Straße lebten. Durch die täglichen (manchmal auch doppelten…) Zahlungen vom Sozialamt und das zusätzliche Bettelgeld hatten sie oft mehr Geld im Monat zur Verfügung, als ein „normaler“ Sozialhilfeem-pfänger.

Hierzu eine kleine Anmerkung: Vor einigen Jahren kam mir im Eingangsbereich einer Haspa-Filiale ein Obdachloser entgegen, der gerade vom Kassenschalter kam. Vor der Filiale stand ein Einkaufswagen mit seinem Hab und Gut. Wir gingen gerade aneinander vorbei, als er einen Stapel 500,-- Euro-Scheine zusammen rollte, sie mit einem Gummiband befestigte und dieses Bündel in seine Jackentasche stopfte. Ich konnte kaum glauben, was ich da gesehen hatte. Doch einige Zeit später stand in der Zeitung, dass ein Obdachloser in einem Imbiss seine Bratwurst mit einem 500,-- Euro-Schein bezahlte. Der Rest, sagte er, sei Trinkgeld. Der Imbiss-Inhaber rief sofort die Polizei, weil er annahm, das Geld müsse aus einem Diebstahl stammen oder wäre Falschgeld. Nach kurzer Überprüfung stellte sich aber heraus, dass es sich bei dem Obdachlosen um einen Millionär handelte, der schon seit Jahren aus freien Stücken als Obdach-loser umherzieht.

Liebe Brüder, obwohl ich es so sehr hoffte, habe ich in meiner Zeit im Sozialamt leider nicht viele meiner Meinung nach wirklich hilfsbedürftige Menschen kennen gelernt. Der Anteil der Leistungsempfänger, die durch den Verlust ihrer Arbeit, durch Krankheit oder aus anderen verständlichen Gründen die Grundsicherung in Empfang nahmen, war deutlich in der Minderheit.

Wie ich feststellte, war Kritik am deutschen Sozialsystem überall absolut unerwünscht. Es war erschreckend, dass damals niemand etwas über die enormen Sozialbetrügereien hören wollte. Sobald irgendwo das Gespräch darauf kam und ich einige wenige Erlebnisse aus dem Sozialamt berichtete, sind die Leute in meinem Umkreis förmlich in die Luft gegangen. Bei Betrügereien im Sozialbereich würde es sich um bedauerliche Einzelfälle handeln. Darüber dürfe man nicht sprechen, weil man dann alle Sozialhilfeempfänger verunglimpfen würde usw.

Meine Erlebnisse aus dem Sozialamt sind mittlerweile über 20 Jahre her. Es dauerte noch viele Jahre, bis auch Teile der Bevölkerung und Politiker eingesehen haben, dass die Sozialkassen ein Selbstbedienungsladen waren und Sozialbetrug an der Tagesordnung war. Da der mit Abstand größte Teil aller Steuergelder in die Sozialkassen geht, wäre Deutschland vermutlich in den sicheren Bankrott geschlittert. Die Agenda 2010 war daher unvermeidlich, um die Sozialkassen wenigstens ein Stück weit zu entlasten. Traurig daran ist nur, dass die Kürzungen im Sozialbereich leider auch die Hilfsbedürftigen treffen, die ohne eigenes Verschulden in eine Notlage gekommen sind.

Nach meiner Ausbildung fing ich als kaufmännischer Angestellter in einem Bestattungsinstitut an. Seitdem habe ich auch in meinem neuen Arbeitsbereich von Zeit zu Zeit mit sozial schwächer gestellten Kunden zu tun. Damit auch Menschen ohne Einkommen für ihre Angehörigen eine würdevolle Bestattung in Auftrag geben können, kann beim Sozialamt ein Sozialbestattungsschein beantragt werden. Der wird dann dem gewünschten Bestatter vorgelegt, der später direkt mit der Sozialbehörde abrechnet. Das ist von der Grundidee natürlich eine gute Sache. Andererseits ist es meiner Meinung nach nicht fair, dass mit einem Sozialbestattungsschein ausgesucht werden kann, ob eine Feuer- oder Erdbestattung durchgeführt werden soll, ob mit oder ohne Trauerfeier und ob es ein teurer oder günstiger Friedhof sein soll. Wenn man selber nichts dafür bezahlen muss, spielt das natürlich alles keine Rolle.

Viele Menschen, die ein Leben lang gearbeitet und in die Sozialkassen einge-zahlt haben, müssen oft eine günstigere Feuerbestattung statt einer Erdbestattung oder einen günstigeren Friedhof wählen, weil das Geld für die Wunschbestat-tung nicht reicht. Bei rund 50 % aller Sterbefälle in Hamburg verzichten die Angehörigen heute auf eine Trauerfeier. Im Gegensatz dazu liegt die Anzahl der Trauerfeiern bei Sozialbestattungen bei über 90 %. Wozu auch auf etwas verzichten, wenn man selber nichts dafür zahlen muss.

Meine vielen Erlebnisse in den vergangenen 25 Jahren haben mich zu einem sehr sozialkritischen Menschen gemacht. Für die „Wohlstandsarmut“ in unserem Land hatte ich nicht viel übrig. Die Lebensumstände der sozial schwachen Menschen in unserem Land als Armut zu bezeichnen, empfand ich fast als Hohn und Beleidigung gegenüber so vielen Menschen auf der Welt, die wirklich arm sind. Wie viele Menschen würden einfach alles dafür geben, wenn sie in Deutschland leben könnten und hier arm sein dürften.

In meinem privaten Umfeld kenne ich nur eine einzige Hartz IV-Empfängerin. Die Frau ist Mitte 30 und hat vor einigen Jahren ihr Studium abgebrochen. Seitdem lebt sie auf Kosten des Sozialamtes in einer sehr schönen 2 ½ Zimmer-Wohnung mitten in Eppendorf. Ich habe sie gefragt, warum sie sich denn keine Arbeit suchen würde. Sie antwortete, sie hätte sich so an die viele Freizeit gewöhnt, dass sie ohnehin nicht mehr als halbtags arbeiten möchte. Mit dem Nettogehalt für eine Halbtagsarbeit würde sie finanziell aber genau so dastehen, wie im Moment auch. Da wäre sie doch dumm, wenn sie arbeiten gehen würde.

In Deutschland sind rund 4,3 Millionen erwerbsfähige Menschen auf Hartz IV angewiesen. Im Jahr 2013 wurden gegen knapp eine Million von ihnen Sanktionen verhängt. Viel zu viele haben sich im System eingerichtet. Bei Sanktionen wird die Unterstützung im Schnitt um 105,-- Euro gekürzt. Doch auch das hält viele Hartz IV-Empfänger natürlich nicht davon ab, sich eine Arbeit zu suchen. Ich empfinde es als eine große Ungerechtigkeit gegenüber allen Menschen, die wirklich hilfsbedürftig und auf das Geld angewiesen sind. Durch diese Arbeitsverweigerer geraten schnell alle Hartz-IV-Empfänger gemeinsam in Verruf.

Am 3. September 2012 passierte etwas Außergewöhnliches in meinem Leben: Ich wurde in den Bund der Freimaurer aufgenommen.

Nachdem sich die Aufnahmearbeit dem Ende näherte und ich schon meinen Platz in der Kolonne eingenommen hatte, sprach der Meister vom Stuhl folgenden Satz: „Unsere Arbeit wäre nur halb getan, wenn wir gefühllos blieben gegen die Not um uns her. Unsere heutige Sammlung habe ich bestimmt für …. Bruder Gabenpfleger, erfülle Deine Pflicht.“ Der Gabenpfleger ging umher und sammelte die Spenden ein.

In den folgenden Tagen habe ich mich bei meinen neu gewonnenen Brüdern und im Internet über die karitative Arbeit der Freimaurer informiert. Bis dahin war mir nicht bewusst, welchen wichtigen Stellenwert der soziale Aspekt in der Freimaurerei spielt. Allein in Hamburg gibt es so viele gemeinnützige Stif-tungen der Freimaurer, wie die Friedrich-Ludwig-Schröder-Kinderstiftung, die Zinnendorf-Stiftung, die Roland-Stiftung und so viele Andere. Ein wichtiger sozialer Eckpfeiler ist natürlich auch das „Elisabeth Alten- und Pflegeheim der Freimaurer“, das ich schon seit vielen Jahren aus meiner beruflichen Tätigkeit kenne. Besonders beeindruckt hat mich, dass die umfangreiche Hilfe der Freimaurer in so vielen Bereichen sehr diskret abläuft.

In den folgenden Monaten habe ich meine kritische soziale Einstellung intensiv überdacht. Heute, eineinhalb Jahre nach meiner Aufnahme in den Bund der Freimaurer, kann ich sagen: Es ist für mich das größte Geschenk, dass ich durch Euch, meine lieben Brüder, zu meinen sozialen Wurzeln zurück gefunden habe.

Viel zu lange habe ich Hilfsprojekte und Hilfsbedürftige durch meine persön-lichen Erfahrungen sehr kritisch beäugt und auch nur äußerst selten etwas gespendet. Immer machte ich mir zuerst Gedanken, ob die Gelder auch wirklich bei den Bedürftigen ankommen oder nicht. Heute spielt das für mich keine Rolle mehr. Ich habe gelernt, welch ein schönes Gefühl es ist, mit einer Spende Gutes zu tun.

Ich möchte zum Ende meiner Zeichnung noch etwas Aktuelles berichten. Am Anfang dieses Jahres habe ich gleich 3 Bestattungen von sogenannten „Lampe-dusa-Flüchtlingen“ durchgeführt. Keiner von ihnen war über 40 Jahre alt und sie waren keine Wirtschaftsflüchtlinge. Sie nahmen die lebensgefährliche Reise von Afrika nach Europa auf sich, weil sie sterbenskrank waren. Sie hofften, hier die bestmögliche medizinische Versorgung zu erhalten und vielleicht geheilt zu werden. Alle 3 sind leider in kürzester Zeit im Universitätsklinikum Eppendorf verstorben. Das hat mich sehr betroffen gemacht und es zeigt, welch unglaub-liches Glück wir doch haben, dass wir in einem Sozialstaat mit bestmöglicher Versorgung in allen Bereichen leben dürfen.

Noch stehe ich mit beiden Beinen fest im Berufsleben. Wenn ich etwas älter bin und hoffentlich etwas weniger arbeite, kann ich es mir sehr gut vorstellen, mich in einer der Freimaurerstiftungen zu engagieren. Das wäre ein großer Gewinn für mein Leben und würde mich sehr glücklich machen. Für diese Erkenntnis, meine lieben Brüder, möchte ich mich bei Euch allen ganz herzlich bedanken.

Ehrwürdiger Meister, liebe Brüder, meine Zeichnung ist beendet.


Siehe auch: