Regius-Poem (1390) Teil 6: Unterschied zwischen den Versionen
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Für die Übersetzung des Harleian Ms. 1942 und des Nachworts von Halliwell siehe: Frühere Geschichte der Freimaurerei in England | Für die Übersetzung des Harleian Ms. 1942 und des Nachworts von Halliwell siehe: Frühere Geschichte der Freimaurerei in England | ||
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== Alia ordinacio artis geometriae == | == Alia ordinacio artis geometriae == |
Version vom 14. Februar 2010, 19:03 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Das Regius-Poem (1390) Teil 6
Siehe auch:
- Regius-Poem (1390) Teil 1
- Regius-Poem (1390) Teil 2
- Regius-Poem (1390) Teil 3
- Regius-Poem (1390) Teil 4
- Regius-Poem (1390) Teil 5
- Regius-Poem (1390) Teil 6
- Regius-Poem (1390) Teil 7
Vollständige Übersetzung von Hermann Marggraff, 1842 Bearbeitung für das Freimaurer-Wiki von Br Roland Müller.
Aus: Urgeschichte der Freimaurerei in England. Von James Orchard Halliwell. Deutsch von Hermann Marggraff; mit einem Nachwort von C. C. Gretschel. Leipzig: Franz Peter 1842, 7-34.
Wie bei der anonymen Übersetzung derselben Schrift von James Orchard Halliwell in der Freimaurerischen Vierteljahrs-Schrift Latomia im selben Jahr beginnt der Text nach einem längeren Vorwort des Übersetzers Hermann Marggraff (III-XII), worin er einige Problem der Übersetzung anspricht und eine Nacherzählung des gesamten Gedichts gibt, mit der Übersetzung des Harleian Ms. 1942, nachher folgen die vollständige Übersetzung des Regius-Poems in dem „alten ehrlichen Knüttelvers“ sowie das Nachwort Halliwells über die York-Urkunde. Im Nachwort (41-47) weist C. C. Gretschel darauf hin: Die von Halliwell herausgegebenen Reime „zeigen zugleich auf’s Neue den Zusammenhang unserer ältern deutschen Baugenossenschaften mit den britischen, unter dem Einflusse der päpstlich gesinnten Mönche gebildeten und durch diese mit den noch ältern kuldeischen Vereinen, von denen die Yorker Constitution ausging“ (45).
Für die Übersetzung des Harleian Ms. 1942 und des Nachworts von Halliwell siehe: Frühere Geschichte der Freimaurerei in England
Ein guter englischer Text: http://www.freemasonry.bcy.ca/texts/regius.html
Alia ordinacio artis geometriae
- Sie verordneten auch wo immer man wollte,
- Man jegliches Jahr sich versammeln sollte,
- Die Mängel zu bessern, wo man sie auch fand
- Im Kreise der Kunst durch das ganze Land.
- Jedes oder ums dritte Jahr es geschehen sollte,
- An jeglichem Platze, wo immer man wollte.
- Ort und Zeit müssten anbefohlen sein,
- An welchem. Platz man versammelt soll sein.
- Alle Männer der Kunst müssen dorthin gehen,
- Und andere grosse Herren, wie einzusehen,
- Die Fehler zu bessern, wovon jetzt gesprochen,
- Wenn Irgendeiner etwas verbrochen.
- Alle sollten geschworen haben,
- Welche verlangen nach des Handwerks Gaben,
- Treu diesen Statuten zu hängen an,
- Wie sie bestimmt König Adelstan:
- "Diese Statuten, die ich erfand,
- Die soll man halten durch mein ganzes Land,
- Kraft meiner hohen Würdigkeit,
- Die mir das Königsrecht verleiht,
- Bei jeder Versammlung, die gehalten wird,
- Kommt zu Eurem Könige unbeirrt,
- Um seine hohe Gunst zu flehen,
- Und mit ihm an jedem Platze zu stehen,
- Zu befest'gen die Statuten Königs Adelstan,
- Die dieser Kunst er geordnet an."
Ars quatuor coronatorum
- Bitten wir nun zu Gott dem Allmächtigen
- Und zur Mutter Maria, der süssen und prächtigen,
- Dass wir diese Artikel halten
- Und diese Punkte in allen Gestalten,
- Wie vordem die heiligen Märtyrer vier,
- Die der Kunst gedient zu grosser Zier,
- Gute Maurer, wie sie nur jemals erlesen,
- Steinschneider, Bildhauer sind sie auch gewesen.
- Werkleute waren sie, best ausgerüstet,
- Drum auch dem Kaiser nach ihnen gelüstet.
- Er begehrte, sie sollten ein Götzenbild fertigen
- Und als Gott es verehren, den Allgegenwärtigen;
- Solche Götzenbilder hatte er in jenen Zeiten,
- Um dem Volk das Christusgesetz zu verleiden.
- Doch standhaft hielten sie fest ihr Streben
- Und ihre Kunst, ohne nachzugeben;
- Sie liebten Gott wohl und seine Lehr
- Und blieben seine Diener immer mehr.
- Sie waren Männer, treue und feste,
- Und lebten in Gottes Gesetz auf’s beste.
- Sie wollten nicht Götzenbilder fertigen,
- Für alles Gut, was daraus zu gewärtigen;
- Zu glauben, diese Götzenbilder seien Gott,
- Das wollten sie nicht, trotz Zorn und Spott.
- Sie mochten nicht ihren wahren Glauben verlassen
- Und sich einem falschen Gesetz anpassen.
- Der Kaiser ergriff nun von ihnen einige
- Und setzte sie in Kerker, tiefe und steinige.
- Doch je mehr er so bestrafte sie,
- Desto mehr erfreute Christi Gnade sie.
- Und als er sah, nichts könne sie rühren,
- So liess er sie zum Tode führen;
- Will Jemand mehr von ihnen hören,
- Den wird am besten das Buch belehren,
- In der Legende der sanctorum
- Die Namen der quatuor coronatorum:
- Ihr Fest ist, ohne dass man widerstreiten mag,
- Nach Allerheiligen den achten Tag.
[Verse 535-692]
- Höret nun, was ich gelesen,
- Viele Jahre später ist es gewesen,
- Nachdem die Sündfluth war zerronnen,
- Dass der babylonische Thurm ward begonnen,
- Ein solches Werk von Kakk und Stein,
- Wie nur jemals konnte gesehen sein.
- Gar lang und breit ward er begonnen,
- Sieben Meilen hoch schattete er die Sonnen.
- König Nabogodonosor liess ihn mauern
- Recht stark und fest, dass er sollte dauern,
- Dass, wenn eine zweite Fluth auch käme,
- Sie diesen Thurm hinweg nicht nähme.
- Doch Uebermuth zeigten sie bald so klar,
- Dass jegliche Arbeit verloren war.
- Ein Engel so sehr ihre Sprachen verwirrte,
- Dass Jeder sich in dem Andern irrte.
- Viele Jahre nachher der gute Euclid
- Die Geometrie zu lehnen war eifrig bemüht.
- So thaten noch andere zu der Zeit
- In verschiedenen Künsten weit und breit.
- Da er mochte in Christi Gnade haften,
- Begann er sieben Wissenschaften:
- Gramatica ist die erste Wissenschaft,
- Dialetica die zweite voll gesegneter Kraft,
- Retorica [Rhetorica] die dritte, wer wollt' es verneinen?
- Musica die vierte, nach aller Meinen,
- Astromia die fünfte, wie ich sagen kann,
- Arsmetica die sechste, wer zweifelt dran?
- Gemetria die siebente zum Schlusse muss sein,
- Weil sie beides ist, schön und fein.
- Grammatik fürwahr ist der Wurzelkern
- Für die, welche aus dem Buche lernen gern.
- Aber die Kunst sie so weit übersteigt,
- Als der Frucht die Wurzel des Baumes weicht.
- Rhetorik die feinere Rede misst,
- Die Musik ein liebliches Singen ist,
- Astronomie, mein Theurer, Zahlen stellt,
- Arithmetik zeigt, wie Eins sich zum Andern verhält,
- Geometrie ist die siebente Wissenschaft,
- Die das Falsche trennt von der Wahrheit Kraft.
- Es sind der Wissenschaften sieben,
- Wer gut sie braucht, mag ein himmlisches Leben üben.
- Jetzt, theuren Kinder, durch eures Verstandes Segen,
- Mögt ab ihr den Stolz und die Habsucht legen,
- Beobachten gute Verschwiegenheit
- Und gute Erziehung, wo immer Ihr seid.
- Nun bitt' ich euch, habt darauf Acht,
- Dass Ihr all' dies euch zu eigen macht;
- Doch ihr viel mehr noch wissen müsst,
- Als hier geschrieben zu finden ist.
- Fehlt Klugheit euch dass Gott sie sende,
- Erhebet zu ihm sogleich die Hände,
- Denn Christus selbst, er spricht es aus,
- Dass die heilige Kirche sei Gottes Haus,
- Dass sie für nichts Anderes eingerichtet,
- Als zu beten drin, wie das Buch uns berichtet.
- Es soll das Volk sich drinnen finden,
- Zu beten und weinen für seine Sünden.
- Doch kommt nicht zu spät zu dem heiligen Orte,
- Zoten zu reissen an der Pforte;
- Und wenn du kommst zum Gotteshaus,
- So hab' im Gedächtnis dies überaus:
- Gott den Herrn zu preisen, so Tag als Nacht,
- Mit aller Weisheit und aller Macht.
- Und trittst du zu der Kirchenthür,
- Nimm vom heiligen Wasser etwas herfür.
- Denn jeder Tropfen, den du nimmst heraus,
- Löscht eine fleischliche Sünde aus.
- Entblösse das Haupt auch sicherlich
- Zur Ehre Dem, der am Kreuz erblich.
- Und kommst du in die Kirche hinein,
- Erhebe zu Christo das Herze dein!
- Dann auf zum Kreuze schaue wieder
- Und fall' auf beide Kniee nieder!
- Dann bitte zu ihm, dir Kraft zu geben,
- Nach der heiligen Kirche Gesetzen zu leben,
- Zu halten die zehn Gebote auch,
- Die Gott verlieh allen Menschen zum Brauch;
- Bitte mild zu ihm, es woll' ihm belieben,
- Fern zu halten die Todsünden sieben
- Dass du mögst in der Lebenszeit
- Frei sein von Widerwärtigkeit.
- Dann mög' er dich mit Gnade begaben,
- Im Himmelsglück einen Platz zu haben.:
- Sprich in der Kirche nicht böse Worte,
- Von niederm Sinn, nicht sündliche Worte,
- Leg' ab die Eitelkeit noch viel mehr
- Und sag sein Paternoster und Ave her.
- Auch sollst du an nichts anderes denken,
- Als im Gebete dich zu versenken;
- Doch willst du für dich selbst nicht beten,
- Lass ja keinen Andern dafür eintreten.
- Auch sollst du weder sitzen noch stehn,
- Sondern beugen die Kniee fromm und schön.
- Wird das Evangelium gelesen vor,
- So hebe vom Estrich dich empor
- Und schlage das Kreuz, kannst du es thun,
- Beginnt das Gloria tibi nun;
- Und ist das Evangelium vorbei,
- So beuge die beiden Kniee aufs neu;
- Auf beide Kniee sollst du fallen,
- Zur Liebe dem, der sich opferte Allen.
- Ihr sollt sodann, wenn die Glocke läutet
- Und das Allerheiligste vorbereitet,
- Inbrünstig knieen, ihr Jungen und Alten,
- Und empor die beiden Hände halten,
- Und sprechen dann in dieser Art,
- Ohne Zerstreuung, und sanft und zart:
- „Herr Jesus! sei du uns gegrüsst,
- In der Form des Brotes, wie du bist!
- Jetzt, Jesu, durch den heiligen Namen dein
- Wolle mich von Schuld und Sünden befrei
- Und mache, dass ich die Beichte erwerbe:
- Und letzte Oelung bevor ich sterbe,
- Und dass ich bereue meine Sünden,
- Um, Herr, nicht in ihnen meinen Tod zu finden.
- Und wie du von einer Jungfrau geboren,
- So errette mich, dass ich nicht verloren;
- Doch wenn ich mich von der Erde wende,
- Verleihe mir Seeligkeit ohn' Ende!
- Amen! Amen! So sei’s sicherlich -
- Jetzt, süsse Madonna, bitte für mich!"
- Dies oder Anderes sollst du beten,
- Wenn du vor das Heiligthum getreten.
- Nach dem Guten strebend, sei darauf bedacht,
- Zu ehren Den, der Alles vollbracht.
- Denn erfreuen mag’s den Mann an jeglichem Tag,
- Wenn er einmal am Tage ihn sehen mag;
- Und ein soIcher Werth ist darauf zu setzen,
- Dass Niemand ihn wagen darf auszuschätzen;
- Und der Anblick bringt so großen Gewinn,
- Wie uns erzählt der heilige Augustin,
- Dass, wenn du den Leib Gottes geschaut,
- Du haben sollst - dies sei dir vertraut -
- Essen und Trinken ganz nach Begehren,
- An diesem Tage sollst du sie nicht entbehren,
- Nichtige Eide und Worte auch
- Vergiebt dir Gott bei solchem Brauch.
- Plötzlich zu sterben an diesem Tag
- Keinerlei Furcht dich beschleichen mag.
- Am Tage, wo du so dich wirst aufführen;
- Sollst du auch nicht das Augenlicht verlieren.
- Und jeder Schritt, willst du dorthin gehen,
- Um diesen heiligen Augenblick zu sehen,
- Soll dir zu gut gerechnet werden,
- Kämest du je in Not auf Erden.
- Der Bote, der Engel Gabriel,
- Behütet ihn wohl dir und ohne Fehl’.
- Doch will ich sogleich hiervon abbrechen,
- Um mehr noch von der Messe zu sprechen;
- Geh zur Kirche, wenn es dein Wunschsein mag,
- Und höre die Messe jeglichen Tag.
- Kommst du aber zur Kirche nicht,
- Weil dich hält eine Arbeitspflicht,
- So wolle, hörst du die Messglock’ läuten;
- Dein Herz zu stillem Gebet bereiten.
- Und nimm so am Gottesdienste Theil,
- Den in der Kirche man hält, zu deinem Heil.