Kritik an Abbe Pérau: Unterschied zwischen den Versionen

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Deßen ungeachtet ließ ich mich endlich von meinem Eifer überwältigen, und hielt, mit Voraussetzung, der Orden würde wircklich in diesem Buche verrathen seyn. für gut, einen Begriff von diesem Verräther mitzutheilen, wofern anders die Verrätherey so beschaffen wäre, wie man ihrer Meldung gethan. In dieser Absicht, brachte ich folgendes zu Papiere.
 
Deßen ungeachtet ließ ich mich endlich von meinem Eifer überwältigen, und hielt, mit Voraussetzung, der Orden würde wircklich in diesem Buche verrathen seyn. für gut, einen Begriff von diesem Verräther mitzutheilen, wofern anders die Verrätherey so beschaffen wäre, wie man ihrer Meldung gethan. In dieser Absicht, brachte ich folgendes zu Papiere.
  
Treulose, Meineidige und Verräther hat man zu allen Zeiten, und bey allen Völkern, für ansteckende Seuchen der Gesellschafft gehalten, welche von den Gesetzen mit den allerstrengsten Straffen bedrohet worden. Ihr Verbrechen hielt man für so schwehr, daß man glaubte, diese Strafen erstreckten sich bis auf ihre Nachkommen, ja, der Wille allein, dieses Laster zu begehen, wäre hinreichend , diese Ahndung zu verdienen, und wirklich zuzuziehen; wie der gelehrte Puffendorf meldet (1).
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''Treulose'', ''Meineidige'' und ''Verräther'' hat man zu allen Zeiten, und bey allen Völkern, für ansteckende Seuchen der Gesellschafft gehalten, welche von den Gesetzen mit den allerstrengsten Straffen bedrohet worden. Ihr Verbrechen hielt man für so schwehr, daß man glaubte, diese Strafen erstreckten sich bis auf ihre Nachkommen, ja, der Wille allein, dieses Laster zu begehen, wäre hinreichend , diese Ahndung zu verdienen, und wirklich zuzuziehen; wie der gelehrte Puffendorf meldet (1).
  
 
:(1) Im Natur  und Völkerrechte. 4. B. II. C. I. §.
 
:(1) Im Natur  und Völkerrechte. 4. B. II. C. I. §.

Version vom 3. Juli 2015, 08:21 Uhr

Zu Pérau: „Ein Mischmasch verschiedener Schriften“

Bearbeitet von Roland Müller

Critischer Brief
eines
Freymaurers
über ein unter dem Titel:
der verrathene Freymaurer-Orden etc.
neu herausgekommenes Buch.

Aus
dem Frantzösischen ins Deutsche
übersetzt.
1745

Auch in:
Zwey Schreiben eines Freymäurers an seinen Freund. 1760, 1-20


Hier wird der erste Brief (nachstehend wiedergegeben) Joan Kornel Radermacher (Auch: Johannes Kornelius Rademacher) zugeschrieben.

Der Autor (1700-1748) war 1735 holländischer Großmeister (sein Deputierter Johan Keunen) und General-Schatzmeister des Prinzen von Oranien.
siehe in der holländischen Wikipedia unter „Johann Radermacher“
Sein Sohn Jacob gründete 1762 eine der ersten Freimaurerloge in Asien, in Batavia.

Der Originaltext erschien auf französisch in La Haye 1745, erneut 1754; aber auch in Frankfurt 1745.

Mein Herr.

Ich fand in öffentlichen Blättern, angekündiget, daß ein Buch, unter dem Titel: der verrathene Freymaurer-Orden heraus kommen sollte, und gerieth darüber um desto mehr in vollen Eifer, je glaubwürdiger es nach den Ausdrücken, deren man sich bediente, war, ein verrätherischer Bruder, hätte vielleicht unsere vor den Augen der Profanen unergründlichen Geheimnisse entdeckt. Jedoch einen Augenblick darauf vergingen mir diese Gedanken fast gänzlich. Ich war von der Unmöglichkeit eines solchen Ungeheuers in der Natur überzeugt, und bath innerlich alle Brüder, wegen desjenigen Unrechts. um Verzeihung, welches ich zwar einem Unbekannten, dennoch aber einem unter ihnen gethan hatte.

Deßen ungeachtet ließ ich mich endlich von meinem Eifer überwältigen, und hielt, mit Voraussetzung, der Orden würde wircklich in diesem Buche verrathen seyn. für gut, einen Begriff von diesem Verräther mitzutheilen, wofern anders die Verrätherey so beschaffen wäre, wie man ihrer Meldung gethan. In dieser Absicht, brachte ich folgendes zu Papiere.

Treulose, Meineidige und Verräther hat man zu allen Zeiten, und bey allen Völkern, für ansteckende Seuchen der Gesellschafft gehalten, welche von den Gesetzen mit den allerstrengsten Straffen bedrohet worden. Ihr Verbrechen hielt man für so schwehr, daß man glaubte, diese Strafen erstreckten sich bis auf ihre Nachkommen, ja, der Wille allein, dieses Laster zu begehen, wäre hinreichend , diese Ahndung zu verdienen, und wirklich zuzuziehen; wie der gelehrte Puffendorf meldet (1).

(1) Im Natur und Völkerrechte. 4. B. II. C. I. §.

Nun frage ich, ob man, ohne von diesen Ungeheuern der menschlichen Gesellschaft, welche durch alle Schranken der Ehre und Redlichkeit gebrochen, betrogen zu werden, ihrem Geschwätze glauben beymessen kann, vornehmlich, so bald dieses einen Theil ihrer Treulosigkeit und Verrätherey ausmacht?

Der Verfasser des gemeldten Buchs, hat, wofern er ein Freymaurer ist, die freye Wahl, durch welchen von den Titeln, Treulos, Meineidig oder Verräther er von rechtschaffenen Leuten will unterschieden werden. Er wähle welchen er wolle, so trauet man ihm in der Gesellschaft nicht mehr: denn wer wollte einem Treulosen, einem Verräther, einem Meineidigen glauben?
Ist also der Verfasser ein Freymaurer, so ist er vermöge des Titels seines Buchs diese drey Ungeheuer auf einmal. Ist er aber keiner, so weis ich nicht was die Welt von seinen Erzählungen von den Geheimnissen einer Gesellschaft denken soll, die nicht nur zur Zeit unergründlich gewesen, sondern es auch noch bis an das Ende der Welt seyn wird. Ja , wir getrauen uns, ohne die geringste Furcht einer Lügenbestrafung, zu behaupten, daß niemals ein Mensch, so lasterhaft man sich denselben auch immer einbilden kann, das Geheimniß der Freymaurerey entdecket habe, noch entdecken werde.

Daß also nur ein Meineidiger und Lasterhafter dieses Geheimniß entdecken können, werden alle einräumen, die nur wissen, was ein Versprechen auf sein Gewissen zu sagen hat. Cicero sagt: dieses ist die stärkste Verbindlichkeit, die Menschen zum Worthalten zu gewöhnen (2)

(2) Von den Pflichten, im 3. Buche im 31. Cap.

Sophocles spricht: Wenn man schwöhrt, (dieses heißt etwas auf sein Gewissen versprechen) so ist man aufmerksamer auf das was man thut, und besorgter sein Wort zu halten, damit man sich durch den Meineid zwey grosse Uebel nicht zuziehe, nehmlich die Unwilligkeit seiner Freunde, und den Zorn der Götter (3).

(3) Im Fragmente Hippodamia welches Stobäus in der Blumenlese anführt.

Alle Völker haben geglaubt, daß die Götter den Meineid, es sey überlang oder kurz nicht ungestraft lassen. Die Delphische Priesterinn sagte, wie Herodot erwähnet:

Der Gott, der über die Erde waltet, habe einen Sohn ohne Namen, ohne Füsse und Hände, der aber plötzlich über die Meineidigen komme, und ihr Geschlecht und ihr Familie verderbe.

Juvenal bestätiget was ich oben gesagt, daß schon der Vorsatz einen Meineid zu begehen, so sehr als das begangene Verbrechen selbst bestrafet wird.
Has patitur poenas peccandi sola vlountas.
Sat. XIII.

Eine solche Strafe verdiente ein jeder Meineidiger Freymaurer, wenn anders einer könnte gefunden werden: Eine Strafe, die ich würde in den allerabscheulichsten Nagungen des Gewissens bestehen lassen, des Gewissens als des Henkers, den alle Boßhafte bey sich tragen (4), der ihnen beständig auf dem Fusse nachgeht, und sie so weit verfolgt, bis der Schlaf, der den Menschen in ihren Kümmernissen und Sorgen eine Freystadt und Zuflucht seyn sollte, ihnen ein neues Feld der Unruhe und des Schreckens eröffnet (5).

(4) Poena autem vehemens ac multo saevior illis,
Occultum quatiendo animo tortore flagellum,
Quas et Caeditius gravis invenit et Rhadamantus,
Nocte dieque suum gestare in pectore testem.

Juv. Sat. 1.

(5) Is enim instat et urget, et quocunque te verteris, pesequitur, ut nunquam quieta mente liceat consistere. Refugium videtur omnium laborum et sollicitudinum esse somnus, at ex ipso plurimae nascuntur curae metusque.


So weit war ich, als das Buch zum Vorscheine kam; Und weil ich schon jemanden bestellt hatte, mir Nachricht davon zu geben so erhielt ich eines von den ersten Exemplaren. Wie groß war nicht meine Freude, da ich bey Durchlesung so wohl des Buches als der Vorrede fand, daß der Verfasser kein Freymaurer wäre, und daß, welches ganz natürlich folgt, sich in dem ganzen Buche keine Sylbe befände, wodurch ein Schatten unserer Geheimnisse angegeben würde, oder man nur etwas davon muthmassen könnte.

Ich habe dieses Buch mit aller Aufmerksamkeit, zu welcher mich mein Eifer antrieb, mehr als einmal gelesen, und ich befinde mich im Stande, Ihnen in der größten Ruhe auf das genaueste eine Beschreibung davon zu machen.

Es ist in zweene Theile abgesondert.. Der erste enthält den verrathenen Freymaurer-Orden, und der zweete das entdeckte Geheimniß der Mopse. Erwarten Sie nichts über diese zweete Abtheilung von mir, ob wir gleich als Freymaurer schon alle von Geburth Mopse sind, ohne ordentlich aufgenommen zu werden. Ich will mich nicht bey dem aufhalten, was der Verfasser von diesem, einen der allerneuesten Orden, die mir bekannt sind, beybringt. Genug dieser Orden ist einer der annehmlichsten, der seine Errichtung einem grossen und weisen Prinzen, in einem von denen Augenblicken zu danken hat, in welchen grosse Leute wieder kindisch werden (repuerascunt), und Cicero und Lelius sich die Zeit mit Fischchen werfen verkürzten.

Der erste Theil bestehet aus sieben verschiedenen Stücken. Das erste ist schlechtweg das Geheimniß der Freymaurer betittelt; das zweyte eine Zugabe dazu, in welcher man die Meister-Aufnahme, und die Geschichte Hirams zu erzählen vorgiebt; das dritte der Freymaurer-Catechismus; das vierte der Freymaurer-Eid; das fünfte die Freymaurer-Ziffer; das sechste die Zeichen, die Griffe und die Wörter; und das siebende Anmerkungen über verschiedene Gebräuche der Freymaurer.

Alles dieses ist eine Sammlung oder vielmehr ein Mischmasch verschiedener Schriften über diese Materie, welche die Welt der Französischen Verschwiegenheit zu danken hat. Die Schreibart ist in diesem Werke vollkommen gut. Der Stil ist angenehm, und so wie er seyn muß; wie der Weltweise Carneades. der die Wahrheit zur Lügen, und die Lügen zur Wahrheit machen konnte.
An der Religion des Verfassers hat man nichts auszusetzen. Er hat wieder keine Verbindung gesündiget, da er selbst in der Vorrede gesteht, daß er kein Freymaurer, und niemals in einer rechtmäßigen Lohsche angenommen und eingeweyhet worden ist. Und in der That glaubt man ihm dieses ohne Schwühre.
Alle Brüder, die seine Sammlung lesen, werden davon überzeugt seyn, weil man kaum hinn und wieder etliche sehr genug verwirrte Aehnlichkeiten findet, die vielleicht in dem Umgänge können gesammlet worden seyn, ausser daß in unsern Lohschen verschiedene Sachen vorgehen, die ein jeder wissen kann, und die niemals zu unsern Geheimnissen gehört haben.

Indessen könnte man doch fragen, ob der Verfasser in seiner Absicht recht aufrichtig zu Werke gegangen. Allein erstlich betrügt er die Welt durch sein Versprechen, etwas zu offenbahren, worinnen er doch selbst seine Unwissenheit gesteht. Denn das Mittel, dessen er sich, hinter unsere Geheimnisse zu kommen bedient zu haben vorgiebt, beweiset gar nichts, Der Bruder, den er durch etliche Pistolen zu verblenden gesucht, wird gedacht haben: Einem Betrüger muß man anderthalben entgegen stellen. Er wird das Geld genommen, und ihm gesagt haben, was er gewollt, ohne einer Falschheit überwiesen werden zu können. In welchem Falle dieser Bruder doch sehr übel gethan, und einen nachdrücklichen Verweis verdient hätte.

Mit was für Rechte unterstehet sich aber zweytens eine Privat-Person, eine ganze Gesellschaft, von der sie nicht den geringsten Nachtheil zu besorgen hat, stöhren und kränken zu wollen. Findet man wohl in dieser Aufführung diese brüderliche Liebe, auf welche die Gesellschaft gegründet ist, welche die Menschen untereinander verbindet, zu den Haupt-Eigenschaften der Tugend und Aufrichtigkeit gehöret, und die an statt einem einzigen zu misfallen, vielmehr Gelegenheit sucht, der ganzen Welt angenehme Dienste zu erzeigen?

Was berechtiget drittens den Verfasser, die Geheimnisse der Freymaurer zu vernichten? Denn ein Geheimniß bekannt machen, ist so viel, als dasselbe zu nichts machen, und daß es aufhört: Folglich ist es eben so unrecht, als wenn Ihnen ein Mensch dasjenige nehmen wollte, was sie für Ihr kostbahrstes Gut halten.


Bevor in Frankreich Lohschen errichtet worden, hat man sich niemals in den Sinn kommen lassen, die Geheimnisse der Freymaurer zu suchen, vielweniger zu offenbahren. Allein, kaum glaubten die Franzosen diese Geheimnisse zu besitzen, so faßten sie auch schon den Vorsatz dieselben bekannt zu machen. Sie haben, sagt unser Verfasser, den Kützel zu reden nicht verbeissen können. Ist es nicht in der That etwas unmögliches, ein Franzose seyn und ein Geheimniß bewahren? Wer weis nicht daß die Unverschwiegenheit eine ihrer merkwürdigsten Tugenden ist?

Wie vieler reizender und annehmlicher Vergünstigungen hat man sich nicht oft unverschämt öffentlich gerühmt, zu welchen doch nicht einmal durch ein Versprechen nur Hoffnung gemacht worden. Eben so ist es mit den Franzosen als den Verfassern so vieler Wische von den Geheimnissen der Freymaurer beschaffen.

Sie, Mein Herr, kennen die Klugheit der Engeländer; Sie wissen wie werth dieselben den Orden der Freymaurer halten, und was für einen Begriff sie von der Verschwiegenheit und den Geheimnissen der Franzosen haben. Müßte man also nicht von seiner Eigenliebe ebenso sehr hingerissen seyn als ein Französischer Stutzer, wenn man glauben wollte die Engeländer würden sich so weit von der Klugheit entfernt, und von Natur unverschwiegenen Leuten das größte Geheimniß vertrauet haben. Credat Judaeus Apella!

Vielleicht hat man einige aufgenommen, welche Zeugen bey etlichen Ceremonien gewesen, und etliche Wörter gehöret haben. Vielleicht hat man mit ihrer Leichtgläubigkeit ein Gespötte getrieben, da sie sich betrügen lassen. Denn in dieser Meinung bestärkt zu werden, darf man nur die Geheimnisse der Freymaurer, den Catechismus der Freymaurer und die Gebräuche der Brüder bey ihren Mahlzeiten, lesen. Durchgehends erfährt man:
Sie wissen nicht einmal die Art,
Auf welche Brüder trinken.

Nehmlich Englische Brüder. Giebt es auch einige unter ihnen, die in unsern Geheimnissen aufrichtig unterwiesen sind, weil sie bey ihrem langen Aufenthalte in Engeland selbst für Engeländer gehalten worden; so sind sie doch endlich qenöthiget gewesen, dem Ungewitter der Französischen Leichtsinnigkeit nachzugeben, welche das Unverfälschte unserer Ceremonien nicht erhalten konnte, sondern dieselben überhaupt so abscheulich verstellt hat, daß man sie nicht mehr erkennt.

Ich kann Sie versichern, daß ich noch keinen einzigen Franzosen, der in einer Lohsche in Frankreich aufgenommen worden, gefunden, der nach der Strenge unserer Prüfung für einen wahrhaften Freymaurer hätte können angesehen werden. Ihre Leichtsinnigkeit ist mit unsern unverfälschten Gebräuchen nicht anders als mit der Spanischen Ernsthaftigkeit im Lomberspiele umgegangen. Mit wie vielem Geschleppe haben sie nicht dieses schönste von allen Charten-Spielen verhunzt, da sie das waschhafte Quadrille und das lärmigte Cinquille daraus gemacht, und weil ihnen das Lomber noch nicht verstümmelt genug geschienen, noch Mediateur, Encheré, le petit chien noir etc. erfunden haben.

Eben so sind sie, wenn dieses Gleichniß erlaubt ist, mit unsern Geheimnissen verfahren, die uns unter den Händen unkenntlich geworden. Der Verfasser hat eine Beschreibung von unsern Lohschen gemacht Allein, er irret sich darinnen so sehr, als in der Aufnahme unserer Lehrlinge, unserer Gesellen und unserer Meister. Ich glaube nicht, daß ein einziger Englischer Freymaurer dergleichen gesehen. Vielleicht sind die Französischen Freymaurer-Lohschen mit allen Zubehörungen dieses erfinderischen Volks so beschaffen. Mich wundert es, daß er nicht das Gemählte einer Lohsche, welches man in einem gewissen Cabinette von Seltenheiten findet, beygefügtt. Wer weis ob er nicht das Geheimniß das er vergebens gesucht, gefunden hätte.

Weit besser wäre es für den Verfasser gewesen, wenn er die aufrichtige und billige Bescheidenheit des Verfassers der Ceremonies Religieuses die J. F. Bernard gedruckt, nachgeahmet hätte, welcher sich vielmehr derer Werke die in Engeland auf Befehl unserer Ehrwürdigsten Großmeister des Herzogs von Montagu und des Grafen von Weymouth herausgegeben worden bediente, als daß er den Franzosen ihre Lächerlichkeiten abgeborgt, welches einen Geschmack verräth, der mit seiner Schreibart und seinen Ausdrücken nicht überein kömmt.

Man urtheile selbst, ob er hinter etwas gekommen; In drey oder vier Copeyen von unserm bey ihm so genannten Eide, ob wir gleich niemals einen ablegen, wird kein einziger Englischer Freymaurer diese feyerliche Zusage die er gethan, das Geheimniß vor denen so neugierigen Profanen heilig zu bewahren, erkennen. Es kann seyn, daß es die Formel von einem Eide ist, welchen die Meister der Lohschen in Frankreich von denen, die aufgenommen werden, leisten lassen Dieses will ich nicht läugnen Aber alsdenn hätte er seinem Buche den Titel Der Verrathene Orden der Französischen Freymaurer, geben sollen.
Kein Mensch würde sich daran geärgert haben, so wie auch wir nicht an den entdecken Geheimnissen unserer lieben und liebenswürdigen Mopse.


Uebrigens hat er, Mein Herr, unserer Ehrwürdigen Gesellschaft Gerechtigkeit wiederfahren lassen, und einen wahren Begriff von unserm guten Betragen gegeben; von unserer Ergebenheit gegen die Regenten; von unserer Entfernung von allem wodurch unsere Gesellschaft beunruhiget werden kann: indem wir uns in unsern Lohschen enthalten von Religions-Sachen zureden, von Staats-Sachen zu urtheilen, und schändliche und üppige Gespräche zu führen. Endlich hat er auch, wie billig, unsern Eifer den Elenden beyzustehen gerühmt.

In dem ganzen Buche ist nicht die geringste Verrätherey, weil man, was man nicht weis, auch nicht verrathen kann. Und da der Verfasser gestehet, daß er niemals in einer rechtmäßigen Lohsche aufgenommen worden, so hat er eben so unmöglich unsere Geheimnisse ergründen als den Mond mit der Hand ergreifen können Hat er auch durch Hülfe einiger Wörter und Zeichen, wie er sagt, etliche Lohschen besucht, so müssen es doch nur solche verderbte gewesen seyn, über welche sich der Abt P—gegen den Artzt Procope einen eifrigen Freymaurer beschwehret, dem er niemals le Secret des Francs-Maçons zuzueignen das Herz gehabt hätte, wofern ein einziges Wort darinnen nach dem Geheimnisse schmeckte, welches kein Sterblicher ohne grosse Erleuchtung iemals erfahren.

Glauben Sie wenigstens nicht daß ich Willens bin, dieses Buch herunter zu machen. Weit gefehlt! ich glaube vielmehr, daß es sich unendlich angenehmer und nützlicher lesen lasse, als viele unordentlich zusammengeschmierte Romanen, die von allem Stiele, von aller Vernunft und sehr oft auch von allen Sprach-Schönheiten entblößt sind; da gegenheils dieses durchgehends, den närrischen Catechismus ausgenommen, dem Leser zu einer annehmlichen Belustigung dienet.

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Ausgearbeitet von Dr. phil. Roland Müller, Switzerland / Copyright © by Mueller Science 2001-2015 / All rights reserved - ESOTERIK von Dr. phil. Roland Müller