Ritualparodie von 1764: Unterschied zwischen den Versionen

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Es ist bemerkenswert, dass der nun folgende Anhang nicht in der dreiteiligen französischen Ausgabe von „Les Jésuites chassés de la Maçonnierie, et leur Poignard brisé par les Maçons“, 1778, vorkommt.
 
Es ist bemerkenswert, dass der nun folgende Anhang nicht in der dreiteiligen französischen Ausgabe von „Les Jésuites chassés de la Maçonnierie, et leur Poignard brisé par les Maçons“, 1778, vorkommt.
  
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Die Parodie enthält nur zwei Grade.
 
Die Parodie enthält nur zwei Grade.
  

Version vom 14. August 2015, 13:27 Uhr



Eine Ritualparodie von 1764

Aus:
Nicolas de Bonneville: Die Jesuiten vertrieben aus der Freymäurerey und ihr Dolch zerbrochen durch die Freymäurer. Leipzig, bei Georg Joachim Göschen 1788, 167-224

Bearbeitet durch Roland Müller


Kommentar zum untenstehend wiedergegebenen Ritual von:
Karl Christian Friedrich Krause: Die drei ältesten Kunsturkunden der Freimaurerbrüderschaft. Erste Band, zweite Abtheilung, 1820, 55

Endlich bemerke ich noch, daß ein mit Absicht verfälschtes Ritual, welches Bonneville in der vorhin erwähnten Schrift englisch und deutsch mittheilt, ganz nach dein Prichard'schen, als nach seiner Grundlage, nachgebildet ist.
Ein Ungenannter hat selbiges in the complete Magazine, 1764, abdrukken lassen, um die Brüderschaft gegen die Beschuldigung des kirchlichen Indifferentismus, welche vorzüglich die schottländische Synode- der Brüderschaft machte, zu vertheidigen, indem er die Lehrfragstükke so umgestaltet (parodirt) hat, daß der Nichtunterrichtete glauben kann, die Freimaurerbrüderschaft sei zu Aufrechthaltung des orthodoxen Kirchenthumes gestiftet.
Es ist immer noch so vieles Echte, Zunftmäßige stehen geblieben, daß der unkundige Leser dieses Ritual für echt anzunehmen verleitet wird.


Kommentar von August Wolfstieg
in seiner „Bibliographie der freimaurerischen Literatur. Band II, 1912, 596-597 Nr. 34981):
Will beweisen, dass man das engl. Publikum auf die Idee führen wollte, dass sich die Frmrei mit der primitiven christlichen Religion beschäftige.


Es ist bemerkenswert, dass der nun folgende Anhang nicht in der dreiteiligen französischen Ausgabe von „Les Jésuites chassés de la Maçonnierie, et leur Poignard brisé par les Maçons“, 1778, vorkommt.

Die Übersetzung wird Johann Joachim Christoph Bode zugeschrieben.
Die Parodie enthält nur zwei Grade.

Anhang zum ersten Theile.

Als ein Beleg der Wahrheit, daß man 1764 das Engländische Publikum auf die Idee führen wollen, daß sich die Freymäurerey mit der primitiven christlichen Religion beschäftige.

Das complete Magazin von jenem Jahre ist wohl wenig nach Deutschland gekommen, und vermuthlich schon in England selten mehr zu finden. Man giebt es also hier im Originale und Uebersetzung; und verweiset, wegen der Richtigkeit des Originals, auf die Monate: Junius, Julius, August, September und October des besagten Magazins.


An die Redacteurs des completen Magazins.

Meine Herrn!

Manche vorgebliche Meister haben das Publikum durch die Verheissung hintergangen, daß die Käufer jener Fictionen, die so oft unter dem Titel: Zergliederte Freymäurerey u. s. f. gedruckt sind, zum Besitz des großen Freymäurer-Geheimnisses gelangen würden.
Die Entdeckung ist von allen mit großer Begierde gewünscht worden; und diese sehr lebhafte Begierde, hinter die Kenntniße der Maurer-Zunft zu kommen, hat die Neugierigsten, und Vorwitzigsten immer in Gefahr gesetzt, von uns wißenden Geheimnißkrämern hintergangen zu werden. Aber, eine völlige Aufdeckung dieser alten und ehrwürdigen Brüderschaft, ihrer Grundsätze und ihrer Arbeiten, ist, als eine Zierde für Ihr Magazin, aufgespart worden, von
Ihrem u.s. w.

Ein freyer und angenommener Maurer.


Examen und Unterricht eines Lehrlings.

[The Examination and Lecture of an Enter’d Prentice.]


Frage. Wie viel Grade giebt es in der Maurerey?
Antwort. Drey; wie in allen übrigen Zünften.
Frage. Wie sind sie unterschieden?
Antwort. In Lehrling, Gesell und Meister.
Frage. Wie kann ich erkennen, daß Ihr Eure Lehrjahre ausgehalten habt?
Antwort. An der Empfehlung, die ich von meinen Brüdern und Genoßen bringe; an der Rechenschaft, die ich von dem mir, von meinem Meister, anbetrauten Geheimnisse geben kann, um in jede Loge zugelassen zu werden.
Frage, Wer sind Eure Brüder und Genoßen?
Antwort. Alle Menschen, von Höchsten bis zum Niedrigsten, wenn sie Maurer sind.
Frage, Wo habt Ihr Eure Empfehlungen?
Antwort. Zwischen der Krone meines Hauptes und den Sohlen meiner Füße.
rage. Zeigt sie vor.
Antwort. Ein Herz, geneigt Recht zu thun, Barmherzigkeit zu lieben, und in Demuth mit Gott zu wandeln – Eine Zunge, die aus der Fülle meines Herzens spricht – Hände, die niemals laß sind, die Werke des Herrn auszurichten – und Füße, langsam, Uebels zu thun und schnell, Gutes zu thun.

Frage. Habt Ihr keine Bedeckung?
Antwort. Den Helm des Heils auf meinem Haupte – den Panzer der Gerechtigkeit auf meiner Brust – das Schild des Glaubens, und Schwert des Geistes in meiner Hand, und so stehe ich aufrecht – und bin gedeckt mit der Vorbereitung (oder Rüstung) des Wortes Gottes.
Frage. Warum seid Ihr solcher Gestalt gerüstet?
Antwort. Wegen der listigen Nachstellung der Sünde, und der unaufhörlichen Versuche einer neugierigen Welt, unsere Geheimniße auf eine unerlaubte Weise zu erhalten.
Frage. Was sind das für Geheimniße?
Antwort. Materie und Form der Maurerey.
Frage. Welches ist die Materie?
Antwort. Künste und Wissenschaften.
Frage. Welches ist die Form?
Antwort. Die Mittel in diesen Wissenschaften zuzunehmen, und die Methode des Unierrichts, welche vor allen Menschen verborgen wird, die nicht Maurer sind.
rage. Welche Künste treibt ihr hauptsächlich?
Antwort. Alle rohe Materie in Form zu bringen; Gebäude zu errichten; Manufacturen und Handel zu verbessern; die Liebe unter den Brüdern zu befestigen, und Mittel ausfindig zu machen, diejenigen ans Werk zu stellen, welche in Noth sind, aus Mangel an Arbeit.
Frage. Welches sind Eure besondern Wissenschaften?
Antwort. Geometrie und Architektur.
Frage. Wie werdet Ihr in diesen Wissenschaften unterrichtet?
Antwort. In einer Loge von Meistern und Andern, welche hinlängliche Proben von ihrem Wissen und ihrer Verschwiegenheit gegeben haben.

Frage. Was ist eine Loge?
Antwort. Es ist ein viereckter Platz von keiner bestimmten Länge oder Breite, belegen in gerader Richtung, der Länge nach, von Osten gen Westen, und der Breite nach, von Norden gen Süden; mit einem Grunde so tief, als der Mittelpunkt der Erde, und einer Decke so hoch, als das Firmament der Planeten.

Frage. Wie erhieltet Ihr den Eintritt in diese Loge?
Antwort. Durch die Empfehlung eines ihrer würdigen Mitglieder.
Frage. Wie wurdet Ihr eingeführt?
Antwort. Mit Furcht und Zittern.
Frage. Was machte Euch Furcht und Zittern?
Antwort. Die feierliche Präparation, welche nothwendig dem großen Ritus vorhergehen muß, der bey meinem Gelübde vorgenommen ward.
Frage. Worin bestund diese Präparation?
Antwort. In Entäußerung der Mittel zu schaden, und in Bezeigung meines Entschlußes, die Werke zu thun, und das Geheimniß der Freymäurerey zu bewahren, und in einer gänzlichen und unbedingten Uebergebung meiner Selbst, in den Willen meines Meisters.

Frage. Was begann Euer Freund mit Euch?
Antwort. Er brachte mich an die Thüre der Loge, entblößt von aller weltlichen Pracht und Eitelkeit.
Frage. Wer hütete die Thüre?
Antwort. Ein Mann mit einem bloßen Schwerte in der Hand,
Frage: Was that der?
Antwort. Er hielt mich an; als er aber von der Ursach unterrichtet war, warum ich mich der Thüre nahte, da sagte er: Nehmt dieß Schwert in Eure Hand, und laßt es Euch an das Schwert des Geistes erinnern.
Frage. Was that Euer Freund hernach?
Antwort. Mit einer leisen, schwachen Stimme benachrichtigte er die Brüder drinnen, wen er zu der Thüre gebracht habe, und was meines Begehrens sey.
Frage. Was erfolgte hierauf?
Antwort. Ein tiefes Stillschweigen; worauf der Meister seinem zweiten Vorsteher befahl, mich mit lauter Stimme zu fragen: Ob ich Reue habe und Glauben?
Frage. Wie richtete der Jüngste Vorsteher seine Bothschaft aus?
Antwort. Mit drohender Miene, und mit der Spitze eines Schwerts gegen meine Brust.

Frage. Führte er Euch alsdann in die Loge?
Antwort. Nein! Er überbrachte meine Antwort; und kehrte darauf mit dieser feierlichen Erklärung zurück:
Bittet, so wird Euch gegeben; suchet, so werdet Ihr finden; klopfet an, so wird Euch aufgethan.
Worauf dann, nachdem er dreimal mit dem Fuße gestampft hatte, die Thüre aufflog, - und ich ein plötzlich Geräusch hörte, wie das Geräusch von mächtigen Wassern.
Frage. Wen sahet Ihr da?
Antwort. Ihn, der mein Meister sein sollte.
Frage. Was hat er mit Euch?
Antwort. Er befahl, mich zu examinieren; sagte mir, ich müsse in seinem Dienste nicht meinen eignen Willen thun; müsse meine Leidenschaften bezwingen; fleißig seyn; allen seinen gesetzmäßigen Befehlen gehorchen; tägliche Fortschritte in der Kunst und Wissenschaft thun, der ich einverleibet werden wollte; und befahl, daß ich bis auf die nackte Haut entblößet werden sollte.
Frage. Was that er mehr mit Euch?
Antwort. Da der Contract für meine Aufdingung bereit war, so befahl er allen Brüdern Aufmerksamkeit, bis ich ihn mit Blut aus – unterschrieben, und mit einem Gelübde besiegelt hatte.

Frage. Könnt Ihr diese Gelübdsformel hersagen?
Antwort. Ich versprach und gelobte feyerlich, in Gegenwart derjenigen hohen Versammlung, deren Glorie im Osten der Sonne gleichet, indem sie dem Monde im Westen Licht giebt, und mit den glänzendsten Sternen des Himmels umgeben ist, daß ich meinem Meister, während sieben Jahre gerecht und treu dienen wollte, und daß ich alle und jede Geheimniße meines Meisters, in seinem Geschäfte als Maurer, verheelen und niemals offenbaren wolle, noch auch von seinen Hausgenossen, zum Nachtheil seines Gewerbes, seines guten Leumunds, oder seines Vortheils, und nicht mir selbst zu gestatten, daß ich durch falsches Vorgeben mich verleiten lasse, irgend etwas von den Mysterien und Ritus zu offenbaren, in welchen ich jetzt, oder nachmals unterrichtet werden möchte; daß ich auch keine Versammlungen halten wolle, mit ungeschickten oder unordentlichen Brüdern von eben der Zunft.
Ferner versprach ich, daß ich niemals leiden wollte, daß jemand in seine Bücher gucke, oder auf irgend eine Weise Schuld sein wollte, daß man ihm in seinem Gewerbe Eintrag thue; auch mich weder durch Drohungen, noch Hofnung auf Belohnung wolle verleiten lassen, etwas zu thun oder zu unternehmen, das eines aufrichtigen Maurers unwürdig wäre, oder wodurch die königliche Kunst in ihren Geheimnissen, oder Credit Schaden leiden könnte.
Alles dieses versprach ich, bei Strafe, von allen guten Menschen und Maurern verlassen und verachtet zu werden, und den Fluch Cains, und die Schande des betrunkenen Noah zu tragen; und für einen eidbrüchigen Schurken und berüchtigten Lügner geachtet zu werden, so daß mein Leben mir eine Last, und mein Gedächtniß verabscheuet werden möchte.

Frage. Was machte der Meister, nach diesem, mit Euch?
Antwort. Er gab mir meinen Lehrkontrakt, und befahl, daß ich mit dem Kleinod des Ordens gekleidet werden, und es so oft tragen sollte, als ich zur Arbeit gerufen würde.
Frage. Wo tragt Ihr dieß Kleinod?
Antwort. Um meine Hüften.
Frage. Wie alt ist es?
Antwort. Es ward ersonnen vom Menschen, im Paradiese, um seine Nacktheit zu verbergen; und sonach ist es älter, als irgend ein Ordens-Kleinod unter der Sonne.

Frage. Was sahet Ihr in der Loge?
Antwort. Zeichen und Merkmale; einen Haufen unterschiedlichen Hausraths und eine ehr. würdige Versammlung von Brüdern.
Frage. Was hörtet Ihr?
Antwort. Manche Worte, die Kenntnisse enthielten, und Eintracht anzeigten und Verträglichkeit.
Frage. Was sind Zeichen?
Antwort. Es sind Mittel, vermöge deren ein Bruder den andern in der Entfernung kennt, er sehe oder treffe ihn, wo er wolle; und worauf jeder Bruder die gehörige Achtsamkeit bezeigen muß,
Frage. Was ist die Wirkung des Zeichengebens?
Antwort. Er, der ein Zeichen giebt, mag einen Bruder, der es sieht, von der Höhe eines jeden Orts, herunter oder zu sich herauf rufen, wenn er unten ist.
Frage. Welches ist das Zeichen, für jemand, der herunter kommen soll?
Antwort. Wenn man mit dem Mittelfinger der rechten Hand den linken Absatz berührt.
Frage. Welches ist das Zeichen, jemand heraufzurufen?
Antwort. Wenn man die Arme über der Crone, des Hauptes ins Kreuz legt, und den Mund weit aufthut.

Frage. Was sind Merkmale?
Antwort. Es sind Mittel, einen Bruder sowohl in Finstern, als im Hellen zu überzeugen, daß man ein Maurer sey.
Frage. Was für ein Zeichen entdeckt einen Bruder im Finstern?
Antwort. Dieß: Man faßt ihn fest bei seinem Daumen: und wenn er ein Maurer ist, so wird er Euch mit einer Hand auf die Schulter klopfen, und mit der andern Hand die Eurige festhalten.

Frage. Was hörtet Ihr für Worte?
Antwort. Worte, die einen wahren Begriff vom großen Baumeister des Ganzen geben; eines Maurers Leben und Handlungen regulieren, und dazu dienten, einen Bruder zu grüßen und zu bewillkommnen, wo man ihn überall antrift.
Frage. Wie grüßet Ihr einen Bruder?
Antwort. Wenn ich erst das Zeichen von ihm empfangen habe: so sage ich Taufe, und er antwortet Buße.
Frage. Warum grüßet Ihr durch diese Worte?
Antwort. Weil es die Bedingungen waren, auf welche Johannes der Täufer, der Vorläufer Christi, und Jesus selbst mit seinen Aposteln, die Vergebung der Sünden verkündigten.

Frage. Wie war die Loge ausgeziert?
Antwort. Mit Werkzeugen und symbolischen Vorstellungen.
Frage. Was für Werkzeuge führen die Freymäurer in ihrer Loge?
Antwort. Winkelmaaß, Richtscheid und Bleywage, nebst einer Menge andrer ganz besondern.
Frage. Zu was für einem Gebrauch?
Antwort. Ebnen zu machen, und Erhöhungen, und Gebäude aller Arten zu schmücken.
Frage. Ist dieß ein beständiger Brauch der Freymäurerey?
Antwort. Ja! Wir haben ihn von dem Großen Baumeister des Alls erhalten.
Frage. Wie könnt Ihr das beweisen?
Antwort. Die Erde war ohne Form, bis der Erschaffer die verschiedenen Theile derselben, zum Gebrauch des Menschen austheilte, und das Weltall mit alle demjenigen auszierte, was zur Nothdurft und Bequemlichkeit des Lebens nöthig war.

Frage. Stellte man Euch unmittelbar ans Werk, mit Winkelmaaß, Richtscheid und Bleywage?
Antwort. Nein! Ein Lehrling muß starke Proben von seiner Treue geben, bevor es ihn erlaubt werden kann, mit diesen Werkzeugen zu arbeiten.
Frage. Wozu brauchte man Euch?
Antwort. Die Thüre zu hüten, und alle unrechtmäßige Horcher abzuwehren; fremde Brüder zu empfangen und einzuführen; alle gesetzmäßige Befehle des Meisters auszurichten; den Gebrauch der Werkzeuge und die Ordnungen der Architektonik zu lernen; und für die Zierathen der Loge zu sorgen.

Frage. Welches sind die sinnbildlichen Vorstellungen?
Antwort. Eine Bibel, ein Zirkel, ein Winkelmaaß, Säulen und mancherley Zierrathen.
Frage. Wie so?
Antwort. Weil die Religion die Grundlage der Freymäurerey ist, oder seyn sollte; weil ein Freymäurer weder ärmlich, noch verschwendrisch seyn, noch ein Einkommen überschreiten, oder den Arbeiter eines Lohnes berauben, auch alle sein Werk mit Weisheit, Stärke und Schönheit verrichten sollte.

Frage. Arbeitet Ihr des Nachts, beym Schein von Lichtern?
Antwort. Nie anders.
Frage. Warum das?
Antwort. Weil uns gelehrt ist, unser Licht leuchten zu lassen vor den Menschen, damit sie unsere guten Werke sehen, und eine beßre Meinung von uns fassen, als der große Haufen aus Vorurtheile gewöhnlich von uns hat.
Frage. Worin scheint Euer Licht am hellsten?
Antwort. In Ausübung der Religion, Verschwiegenheit und brüderlicher Liebe.
Frage. Wie das?
Antwort. Weil hieran jedermann erkennen muß, daß wir Maurer sind, und daß unter Maurerey nichts als Gutes zu verstehen ist.

Frage. Welches sind Eure Regeln, Constitutionen und Grundsätze?
Antwort.
1) Uns aller schmutzigen, zweydeutigen, possenhaften und politischen Reden zu enthalten, wodurch Religion, gute Sittten oder gutes Regiment beleidigt oder gefährdet werden könnten.
2) Alle Menschen zu ehren; alle Brüder zu lieben; Gott zu fürchten, und den König zu ehren.
3) Nüchtern, mäßig und keusch zu sein.
4) Die Zunge vom Uebel zu halten, weder zu fluchen, zu schwören, noch Gott zu lästern, noch lügen oder afterreden.
5) Gewissenhaft zu seyn im Handel und Wandel, und keinen Vortheil zu ziehen von der Schwachheit und Unwissenheit Andrer.
6) Kein Geheimniß zu offenbaren, das die Maurerey angeht, noch irgend etwas zu verschweigen, das ihr schaden könne.
7) Zu allen-Geschäften, wo es thunlich, und ohne unsern eignen Schaden oder Nachtheil geschehen kann, einem würdigen Bruder den Vorzug zu geben.
8) Unser Leben und Thaten nach dem Winkelmaaß zu führen, damit die, welche unsern guten Umgang sehen, und die unsre guten Unterredungen, als Maurer, fälschlich tadeln, sich schämen mögen.
9) Als Freye, die doch ihre Freyheit nicht zum Mantel der Bosheit brauchen.
10) Dessen Lob zu verkündigen, der uns berufen hat, aus der Finsterniß, zu seinem wunderbaren Lichte.
11) Bey unsern Weibern zu wohnen mit Vernunft, und dem Weibe mit Ehre zu begegnen, als dem schwächern Gefäße.
12) Nicht zu vergelten Böses mit Bösem, noch Scheltworte mit Scheltworten, sondern vielmehr zu segnen.

Frage. Was stellt die Bibel vor?
Antwort. Gott und Religion.
Frage. Was stellt das Winkelmaaß vor?
Antwort. Natürliche Religion und Moral.
Frage, Was stellt der Zirkel vor?
Antwort. Mäßigkeit und Klugheit in allen Dingen, Wünschen, Worten und Werken.
Frage. Was stellt das Richtscheid vor?
Antwort. Daß wir alle von Einem Stamme geboren sind, und gleiche Ansprüche an unsern Herrn haben, und daß kein Mensch einen zu hohen Werth auf sich selbst setzen sollte, wegen seiner Güter, oder seiner Ehren oder seiner Geschicklichkeiten; sondern sollte bereit seyn, dem Nothleidenden darzureichen, und die Leiden seiner Mittgeschöpfe zu lindern.
Frage. Was stellt die Bleywage vor?
Antwort Einen aufrichtigen Maurer.


Gesellen-Unterricht

[The Journeyman’s Lecture.]


Frage. Wie seyd Ihr zu dem sehr alten Ehrenzeichen gelangt, womit Ihr bekleidet seyd?
Antwort. Mich bekleidete damit Einer, dessen Platz in Osten ist, und dessen Ansehen sich bis Westen erstreckt.
Frage. Was führt Euch hierher?
Antwort. Um unter den Freymäurern der königlichen Zunft aufgenommen zu werden.
Frage. Woran soll ich erkennen, daß Ihr würdig seyd, aufgenommen zu werden?
Antwort. An Zeichen, Merkmalen, Worten, und an einer rechten Untersuchung meines Werks und meiner Grundsätze.
Frage. Welches sind Eure Zeichen?
Antwort. In einer Loge, oder wenn ich gekleidet bin, küß' ich den Saum meines Schurzes und mache einen Winkel; öffentlich, oder unbekleidet aber, lege ich den Vorderfinger meiner rechten Hand auf die Spitze meines Kinns.
Frage. Was sind Merkmale?
Antwort. Gewisse regelmäßige und brüderliche Winke, durch den Sinn des Gefühls.
Frage, Was sind das für Winke?
Antwort. Ich fasse meines Bruders dritten Finger mit dem meinigen, und er macht mit seinem Vorderfinger und Daumen einen Winkel, und ich berühre alsobald die Spitze seines Daumens und Vorderfingers mit meinen, wodurch wir einen doppelten Winkel machen.
Frage. Was verlangt dieß von dem Bruder, der das Zeichen giebt?
Antwort. Ein Wort.
Frage. Wie heisset das Wort?
Antwort. Neunzig Grade.

Frage. Wo wurdet Ihr freigesprochen?
Antwort, Zwischen zwey Säulen.
Frage. Wie gelangtet Ihr zwischen diese zwey Säulen?
Antwort. Durch Hülfe jemandes, der bereits vor mir den Weg gefunden hatte.
Frage. Auf welche Weise?
Antwort. Nachdem er sich gehörig nach meinen Dienstjahren erkundigt und vernommen hatte, daß ich meinem Meister sieben Jahre treulich gedient, und auch gute Empfehlungen wegen meines Fleißes und meiner guten Aufführung hätte: so führte er mich an das Portal eines prächtigen Gebäudes, und von da durch einen langen Gang, der aus sieben Ecken bestund.
Frage. Was sahet Ihr in diesen Ecken?
Antwort. Die sieben Wunder der Welt, die Herrlichkeit der Freymäurerey.
Frage, Wohin führte Euch der Gang?
Antwort. Zum Tempel der Weisheit.
Frage. Was sahet Ihr in diesem Tempel?
Antwort. Die Wissenschaften, gekleidet als freye und angenommne Maurer, beschäftigt, irgend ein edles, zierliches oder nutzbares Gebäude aufzureissen, zu zeichnen oder aufzurichten; oder sonst einen andern Theil menschlicher Kenntnisse zu verbessern.

Frage. Was für Licht hatten sie, als Ihr in den Tempel tratet?
Antwort, Lichter, welche den großen Lichtkörpern des Weltgebäudes glichen.
Frage. Was nahm man mit Euch vor?
Antwort. Nachdem man mich gefragt, warum ich gekommen sey, und mich in der Geometrie und den Regeln der Maurerey examinirt hatte, unterschrieb man mein Certificat, und schickte mich hin, meine Freyheit zu empfahen, zwischen den beyden alten Säulen, die zu diesem Zweck von den Zeiten vor der Sündfluth her gedient haben.
Frage. Welches war der Urgebrauch dieser Säulen?
Antwort. Einer Sage zu Folge, die unter den Nachkommen Tubalcains Glauben fand, sollte einst die Welt, entweder durch Feuer oder Wasser entvölkert werden; die ersten Maurer errichteten also zwey Pfeiler oder Säulen; eine von Stein, um dem Wasser, die andre von Thon, um dem Feuer zu widerstehen: auf jegliche derselben gruben sie die Geschichte, Satzungen, Regeln und Constitutionen der Maurerey, um ihre Zunft auf diejenigen fortzupflanzen, welche der große Baumeister des Weltalls für gut finden würde, aus dem allgemeinen Untergange zu retten.

Frage. Was sahet Ihr zwischen diesen Säulen?
Antwort. Einen aufrichtigen Maurer im Mittelpunkte.
Frage. Was sagte er zu Euch?
Antwort. Er foderte mein Certificat; registrirte meinen Lehr-Contract, und nöthigte mich, kniend eine feyerliche Angelobung zu thun.
Frage. Laßt mich diese Angelobung hören.
Antwort. Ich versprach da und gelobte, daß ich allen Menschen so thun wollte, als ich wollte, daß sie mir thäten: – daß, wenn ich für Andre arbeitete, ich solches mit eben dem Eifer thun wollte, als wär' es für mich selbst: – daß ich vorsichtig seyn wollte, niemals ein Versprechen zu thun, welches nicht erlaubt und gerecht sey, und mein Versprechen niemals zu brechen:– daß ich nach meinen äußersten Kräften streben wolle, beständig ordentliche Arbeit zu haben: – daß ich mich gegen jedermann höflich und redlich bezeigen wolle: – daß ich dem schönen Geschlechte ganz vorzügliche Achtung erweisen wolle; mich niemals unanständig oder unehrbar, weder in Worten noch Werken, vor ihren Augen oder Ohren bezeigen wolle; keine durch Heirathsversprechen hintergehen; nicht eher heirathen wolle, bis ich sichre Aussicht hätte, eine Familie zu unterhalten, und wenn ich verheirathet, mein Gemal lieb und werth achten, keine Andre ansehen, sondern mich bloß zu ihr halten wolle.
Und kurz, endlich, so erneuerte ich mein Angelöbniß, das ich bei meiner Aufdingung gethan, und versprach weiters, daß ich die Geheimnisse der Freymäurerey, die man mir in diesem Grade eines Gesellen mittheilte, in meinem Herzen bewahren, und vor allen denen wollte verborgen halten, die keine Freymäurer sind.
Frage. Unter was für Strafe thatet Ihr dieß feyerliche Versprechen und Gelübde?
Antwort. Unter keiner geringern Strafe, denn, daß ich weder Arbeit noch Kundschaft finden – kaum einen Bissen Brod – und weder Geld haben sollte, noch Credit, und niemals die Wohlthat einer Gehülfinn zu haben, sondern kinderlos hinunter zu fahren in die Grube, in Armuth und geängstigtem Geiste, wenn ich es jemals brechen sollte.

Frage. Was begann der, welcher zwischen den beiden Säulen stund, mit Euch, nachdem Ihr dieß feyerliche Gelübde gethan hattet?
Antwort. Er befahl zween, im Werke des Herrn wohl unterrichteten Brüdern, die auch mit an edlen Erbauungen geholfen hatten, in dem, was die Regeln der Zunft erfoderten, mit mir fortzufahren, und demjenigen, der im Osten den Vorsitz hat, einen wahren und getreuen Bericht, von meinen Geschicklichkeiten und Grundsätzen zu erstatten.
Frage. Was machten diese mit Euch?
Antwort. Sie brachten mich nach dem Platze, wo die Gesellen ihren Lohn empfangen.
Frage. Auf welche Art?
Antwort. Er befahl mir, nach dieser Kammer durch den Vorsaal, vermittelt sieben Schritten, zu gehen.
Frage. Welcher Maaßen?
Antwort. Solcher Maaßen, daß es niemanden, der kein Maurer ist, oder der nicht nach dem Winkelmaaß handelt, möglich zu thun ist.
Frage. Sagte man Euch keinen Grund für solche förmliche Gradation?
Antwort. Ja: man sagte mir, ich wäre ein Graduierter in ihrer Kunst und Profession geworden.
Frage. Gab man Euch nicht auch einen symbolischen Grund?
Antwort. Man belehrte mich, daß die drey, fünf und sieben Schritte, oder Stufen, durch welche ich aufgestiegen sey, die mystischen Zahlen in der Freymäurerey wären.
Frage. Wie das?
Antwort. Weil die Zahl Drey, die Zahl der Maurergrade ist, und der Regierung einer jeden Loge. Fünfe deutet die fünfte Wissenschaft an, und die fünf vornehmsten Ordnungen der Baukunst. Sieben stellt die sieben Alter der Welt vor, in welchen die Freymäurer geblühet haben, und giebt die Weisung, daß keine Gesellen sollen Arbeitsversammlungen halten: wofern sie nicht diese Zahl und drüber machen können.
Frage. Gab man Euch keine weitere Auslegung?
Antwort. Ja! Drey bedeutet Glaube, Liebe, und Hofnung. Fünf erinnert uns an Klugheit, Gerechtigkeit, Standhaftigkeit, Mäßigkeit, und Fleiß; und die Zahl Sieben bedeutet Weisheit, Stärke, Schönheit, Sanftmuth, Bruderliebe, Barmherzigkeit, und Wahrheit.

Frage. Was hat man mit Euch in der Kammer begonnen?
Antwort. Man hat mich, nach Maurer-Weise in der Geometrie und Architektur examinirt.
Frage. Warum in der Geometrie?
Antwort. Weil die Architektur von dieser Wissenschaft die richtigen Verhältnisse entlehnt, zum Bauen öffentlicher Gebäude so wohl, als zu Wohnhäusern.
Frage. Was für Fragen that er aus der Geometrie?
Antwort. Er verlangte Definitionen vom Punkte, von Linien, Winkel, Flächen und Solidum; wodurch alle regulären und irregulären Figuren gebildet werden.
Frage. Was ist ein Punkt?
Antwort. Es ist der kleinste und wenigst merkliche Gegenstand des Gesichts, durch den Druck einer Schreib- oder Bleyfeder gemacht.
Frage. Was ist eine Linie?
Antwort. Der Gang, den ein Punkt von einer Stelle zu einer andern macht.
Frage. Wie vielerlei Arten von Linien hat man?
Antwort. So vielerley Arten, als der Punkt sich verschiedentlich bewegen kann.
Frage. Was ist ein Winkel?
Antwort. Ein indirekter Gang zweyer Linien auf denselben Punkt, oder vielmehr, es ist der Raum, welcher zwischen diesem indirekten Laufe enthalten ist.
Frage. Was ist eine Fläche?
Antwort. Es ist das Produkt der Linie, so, wie die Linien Produkte des Punktes sind, und man beschreibt sie gewöhnlich, daß man sagt, sie sey Länge und Breite, ohne Tiefe.
Frage. Was ist ein Solidum?
Antwort. Es ist eine Körpermasse, die nach Länge, Breite und Höhe gemessen werden kann.

Frage. In welchen Fällen ist die Geometrie, auch ausser der Maurerey, nützlich und nothwendig?
Antwort. Die Ingenieurs bedürfen ihrer Hülfe bey allen ihren Werken: Gegenden und Plane von Städten aufzunehmen, die Entfernung zwischen den Orten zu messen, und alle Maaße solcher Dinge, wozu man nur mit dem Gesichte gelangen kann; und giebt diese Wissenschaft wirkliche Kenntnisse und Fertigkeit in der Kriegskunst, sowohl in der Befestigung, als allerley Maschienen zum Zerstören zu bauen; ferner Läger abzustechen, und Heere in Schlachtordnung zu stellen. Eben so ist es nicht möglich, ohne sie, Schiffe zu bauen, oder die Steuermannskunst zu verstehen.

Frage. Machen die Freymäurer nicht noch einen für sich eigenen Gebrauch von dieser Wissenschaft?
Antwort. Ja: Logen nach der richtigen Regel der Verhältnisse zu bilden.
Frage. Was für Ordnungen nach der Baukunst enthält eine Loge?
Antwort. Drey: die Dorische, Jonische und Corinthische
 Frage. Was versteht Ihr unter dem Worte Ordnung?
Antwort. Ordnung in der Baukunst, bedeutet die verschiedenen Zierathen, Maaße und Verhältnisse von Säulen und Pilastern, welche ein großes Gebäude stützen oder zieren.
Frage. Giebt es nur drey Ordnungen in der Baukunst?
Antwort, Zeit und Erfindung haben verschiedene andre eingeführt; aber die Dorische, Jonische und Corintische find die drey ursprünglichen Ordnungen, nach welchen die feste, mittlere und schlanke Bauarten vollkommen ausgeübt sind; und deren Schönheit schon seit länger als zwey tausend Jahren, die Bewundrung aller ächten Kunstkenner gewesen sind.

Frage. Beschreibt die Dorische Ordnung.
Antwort. Es ist die natürlichste und best proportionirteste von allen Ordnungen. Ihre verschiedenen Theile gründen sich auf die natürliche Lage fester Körper und auf die Maaße eines Mannes.
Frage. Gebt die Ordnung ganz.
Antwort. Sie besteht aus einer Säule oder Schafte; einem Säulenfuße; einem Capital oder Knauf: einem Gebälke, Frieß und Kranz.
Frage. Wie bestimmt Ihr die Verhältnisse dieser Theile?
Antwort. Wir folgen den Eintheilungen, die unser Großmeister Vignola gemacht hat. Er theilt die ganze Höhe der Ordnung, den Säulenfuß ungerechnet, in zwanzig Theile oder Model; einen räumt er der Plinthe ein, vierzehn dem Schafte, einen dem Capital und viere dem Gebälke.

Frage. Warum heißt diese Ordnung die Dorische?
Antwort. Sie wird also nach unserm großen alten Architekte und Großmeister Dorus, einem Prinzen von Achaia, genannt, welcher Stifter der Dorier und Erbauer des prächtigen Tempels war, den er selbst der Juno von Argos weihete.
Frage. Hat sie, nach dieser ersten Erfindung, keine Veränderung erlitten?
Antwort. Sie war Anfangs einfacher, als jetzt; in nachmaligen Zeiten ward die Dorische Ordnung mit mehr Verzierungen bereichert, solcher Gestalt, daß nunmehr die ursprüngliche Benennung, Dorisch, sich auf die Verbesserungen einschränkt, und die erste einfache Art, die Toskanische genannt worden ist.
Frage. Bey was für Gebäuden ist diese Ordnung am meisten in Gebrauch?
Antwort. Bey großen starken Gebäuden; als bey Thoren von Städten und Festungen; bey den Aussenseiten von Kirchen und andern massiven Werken.

Frage. Beschreibt mir die Jonische Ordnung.
Antwort. Es ist ein schlankes zierliches Model nach der Proportion eines Frauenzimmers in aufgeschmückten Haaren, und von schlankem zierlichen Wuchse: wobey größere Rücksicht auf Schönheit genommen ist, als auf Stärke oder Festigkeit, und ist sie mit manchen Zierathen ausgeschmückt.
Frage. Sagt mir die Verhältnisse der Jonischen Säulenordnung.
Antwort. Die ganze Höhe dieser Ordnung, von der Oberfläche des Bodens an bis zum Kranze, enthält zwey und zwanzig Model, oder eilf Diameter; der Schaft mit den Fuße hält achtzehn Model, und das Gebälk viere.
Frage. Wer erfand diese Ordnung?
Antwort. Das Jonische Volk erfand sie, als das Mittelverhältniß zwischen der starken und der schlanken Ordnung.
Frage. Hat diese Ordnung keine Verändrung, seit ihrer ersten Erfindung, erlitten?
Antwort. Die Alten fügten eine Plinthe hinzu, um sie noch schöner zu machen.
Frage. Bey was für Gebäuden ist diese Ordnung am meisten im Gebrauch?
Antwort. Bey Klöstern, Kirchen, Gerichtshöfen und andern Wohnungen der Stille und Andacht.

Frage. Gebt mir eine Beschreibung von der Corinthischen Ordnung.
Antwort. Ihr Capital ist mit zwey Reihen von Laubblättern verziert, zwischen welchen kleine Stiele hervorgehen, wovon die Voluten gebildet werden, die die Platte tragen, und deren sechszehn an der Zahl sind.
Frage. Gebt mir die Verhältnisse der Corinthischen Säule.
Antwort. Die Architekten sind über die Verhältnisse dieser Ordnung nicht ganz einig; wir halten es aber mit den Meistern, welche die Höhe des Schafts geringer annehmen, als bey der Jonischen; und so die übrigen Theile nach Verhältniß.
Frage. Wem schreibt man die Erfindung dieser Ordnung zu?
Antwort. Unserm Großmeister Callimachus.
Frage. Hat diese Ordnung Veränderungen erlitten?
Antwort. Ja; mehr als irgend eine andre.

Frage. Was für Werkzeuge habt Ihr angeschaft, um das Werk der Freymäurerey zu treiben?
Antwort. Alle, welche nöthig sind, Entwürfe und Plane zu machen, zum Hauen, Winkelrecht machen, Steine zu polieren, wasserrecht und lothrecht zu bauen.
Frage. Was ist der Nutzen dieser Werkzeuge?
Antwort. Damit mein tägliches Brod zu verdienen; denen, die mich anstellen, Vergnügen zu machen, und die Kunst und Handgriffe unserer königlichen Zunft zu verbessern.
Frage. Wo seyd Ihr gesonnen zu arbeiten?
Antwort. In der weiten Welt.
Frage. Wenn man Euch verlöre, wo soll man Euch finden?
Antwort. Zwischen Zirkel und Winkelmaaß.
Frage. Wo ist das?
Antwort. Da, wo meine Redlichkeit, Fleiß, Nüchternheit und gute Aufführung, mir einen guten Ruf als Freymäurer machen werden.

Frage. Was? lehrt die Freymäurerey Euch noch andre Sachen, als Geometrie und Baukunst?
Antwort. Ja! Sie lehrt Verschwiegenheit, gute Sitten, und alle gesellige Tugenden; sie lehrt, sich von allem Umgange enthalten, der darauf abzielt, sich in die Geheimnisse unserer Zunft zu dringen; unsere Sitten und Lebensweise zu verderben, oder den Frieden und die Eintracht zu stören, die in der Nation überhaupt, oder mit unsern Nachbarn insbesondere Statt findet.
Frage. Woher nehmt Ihr die Regel für Eure Aufführung?
Antwort. Aus der heiligen Schrift, welche sagt: Offenbare niemanden deine Heimlichkeiten; meide das Böse und thue das Gute. Seyd Ihr heilig in allem Euren Thun, und lege einen Zaum an deine Zunge und ein Schloß an deine Lippen, derweile der Gottlose vor deinem Antlitz ist; ehre alle Menschen; liebe die Brüder; fürchte Gott; ehre den König!

Frage. Wie ist der Charakter eines Freymäurers beschaffen?
Antwort. Er ist ein sittlicher Mann, ein guter Unterthan, ein aufrichtiger Freund.
Frage. Wodurch unterhalten die Maurer ihre Brüderschaft?
Antwort. Dadurch, daß sie alle Eines Herzens und Eines Sinnes sind.
Frage. Wie und warum das?
Antwort. Weil durch Eintracht kleine Dinge wachsen, und die größesten Dinge durch Zwietracht zu Grunde gehen.

Frage. That man noch mehr Fragen an Euch?
Antwort. Nein! aber man gab mir die rechte Hand der Genossenschaft, und führte mich zu dem, der im Osten den Vorsitz hatte.
Frage. Wie nahm der Euch auf?
Antwort. Auf die Weise eines aufrichtigen Maurers, und er befahl denen, die mich examinirt hatten, ihren Bericht zu machen.
Frage. Was that er weiter?
Antwort. Er war mit meinem Examen, so, wie man es einberichtete, zufrieden, und verwilligte mir das Handgeld.
Frage. Worin besteht das Handgeld eines freyen und angenommnen Maurers?
Antwort. In freundschaftlicher Begegnung überall, wo er seinem ächten Berufe nachgeht.

Frage. Saht Ihr jemals einen größern Mann, als den in Osten?
Antwort. Keinen, ausser den Großmeister der Freymäurer.
Frage. Wie war er gekleidet?
Antwort. Mit Alter, Achtung und Anmuth. (oder Gnade?)
Frage. Wie lange unterhielt er Euch?
Antwort. Von Montag früh, bis Sonnabend Abends.
Frage. Was begann er mit Euch?
Antwort. Er versuchte mich, prüfte mich, bezahlte mir meinen Lohn, und entließ mich, um den Sabbath dem Herrn zu heiligen, dem Großen Baumeister des Weltalls.