Geschichte der Münchener Freimaurerei des 18. Jahrhunderts: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Freimaurer-Wiki
Zeile 13: Zeile 13:
 
100. Stiftungsfestes
 
100. Stiftungsfestes
 
1873 -1973
 
1873 -1973
 +
 +
 +
 +
 +
== Vorwort ==
 +
 +
Im folgenden gebe ich das Resultat einer langjährigen Forschungsarbeit bekannt. Schon in der Zeit vor dem zweiten Weltkriege begonnen, dann trotz der nationalsozialistismen Terrorherrsmaft im geheimen fortgesetzt. war die Niederschrift und Vollendung meines Werkes infolge der Vers<hleppung und Vernichtung aller Logen-Arc:nive und -Bibliotheken durch die Nationalsozialisten, ferner infolge der späteren, durch Bombeneinwirkung und Verlagerung verursachten Unzulänglichkeiten öffentlicher Bibliotheken und Archive recht verlangsamt und oft sehr mühsam. Daß sich unter solchen Umständen Lücken und Mängel bemerkbar machen, wird dem wohlwollenden Leser verständlich sein.
 +
 +
Bei meinen Studien zur Geschichte der Münchener Mutterloge "[[Sankt Theodor vom guten Rat"]] habe ich es schon bald als wünschenswert erkennen müssen, mich auch mit der bis dahin noch nicht geschriebenen Geschichte der beiden anderen alten, bayerischen Mutterlogen "[[Zur Sonne]]" in Bayreuth (1741-1811) und "[[Carl zu den 3 Schlüsseln]]" in Regensburg (1767-1852) vertraut zu machen. Die Geschichte der erstgenannten Mutterloge liegt bereits im Druck vor ("Geschichte der Großloge "[[Zur Sonne]]" in Bayreuth"). Bd. 1. Frankfurt: Bauhüttenverlag 1954); die der anderen ist im Manuskript fertig.
 +
 +
Für mich war die Zusammentragung und Auswertung des Materials zu der Geschichte dieser drei Mutterlogen insofern recht reizvoll, als ich dabei mit den Verhältnissen in drei voneinander völlig verschiedenen Kulturkreisen bekannt wurde: Die Geschichte der Münchener Mutterloge wurde in hervorragender Weise beeinflußt durch den das öffentliche Leben Altbaierns damals beherrschenden Kampf zwischen aufklärungsfreundlichem Liberalismus und klerikalem Konservativismus, welch letzterer auf allen Gebieten eine überragende Stellung einnahm und dessen Bestreben darauf gerichtet war, jeglichen nichtbayerischen und nichtkatholischen Einfluß aus dem Kultur-und Wirtschaftsleben fernzuhalten.
 +
 +
Und das Geschick der Münchener Mutterloge war dann entschieden, als es dem klerikalen Konservativismus schließlich gelang, auch den regierenden Fürsten völlig unter seinen Einfluß zu bringen. -Das durchweg protestantische Bayreuth dagegen ist in der uns hier interessierenden Zeit immer völlig frei von kulturpolitischem Kampfe geblieben; die lebens-und genußfreudige Einstellung eine, kunstbegei.sterten und aufklärungsfreund1ichen. seinem großen Schwager in Beflin nacheifernden Markgrafen beherrschte das kleine Fürstentum und aum die Bayreuther Mutterloge, der der Fürst seIbst angehörte; hieran konnte auch der vorübergehend Einfluß gewinnende Pietismus nichts ändern. Regensburg endlich hält gewissermaßen zwischen München und Bayreuth die Mitte, insofern, als zwar die alteingesessene Bevölkerung im 18. Jahrhundert rein katholisch war, andererseits aber die Freie Reichsstadt, die seit langer Zeit Sitz des Reichstages und auch noch eine bedeutende Handelsstadt war, sich schlechterdings nicht nach dem Beispiele Altbaierns mit einer dlinesismen Mauer umgeben konnte, sondern vielmehr offene Türen für kulturelle Einflüsse aus aller Welt hatte.
 +
 +
Alle diese Umstände muß man berücksichtigen, wenn man die Geschichte der 3 Mutterlogen richtig beurteilen will, denn jede Loge wird sowohl bezüglich ihres äußeren als auch ihres inneren Lebens bis zu einem gewissen Grade durch die Umwelt geformt. Ihre Mitglieder sind ja keine überirdischen Wesen, sondern Menschen von Fleisch und Blut auch keine Idealmenschen, sondern Menschen mit Fehlern und Schwächen, wie alle anderen auch. Und so kommt es, daß, je nach der kulturellen Struktur der betreffenden Städte oder Länder, die Logen oft ein ganz verschiedenartiges Bild bieten und von einer Zeitperiode zur anderen ~ wenigstens äußerlich gesehen -ganz erheblichen Wandlungen unterworfen sein können, wenn auch die durch den Mysteriencharakter der Freimaurerei bedingte Grundlinie überallund zu allen Zeiten zu finden sein wird.
 +
 +
Da die früher von anderen Autoren verfaßten Geschichten einzelner Logen diese Umstände nicht berücksichtigen, kranken sie daran, daß sie meistens nichts weiter sind als recht trockene und leblose Aneinanderreihungen von Geschehnissen und Daten, die vielfach auch noch lückenhaft und falsch sind. Diese Logengeschichten schweben infolgedessen gewissermaßen wie in einem luftleeren Raume.
 +
 +
Als einen erheblichen Mangel muß man es auch bezeichnen, daß die meisten Verfasser von Logengeschichten es unterlassen haben, ausreichende Lebensbeschreibungen von den Männern zu geben, die durch ihre Persönlichkeit die Geschicke von Logen oder Großlogen geformt haben. Durchweg ist auch die mangelhafte Beigabe von Bildmaterial zu beanstanden. J. G. Findel's Geschichte der [[Großloge zur Sonne]] enthält: z. B. nicht eine einzige Abbildung. Ich selbst habe mich bei der Abfassung der Geschichte der Münchener Logen bemüht, die gerügten Mängel zu vermeiden. Wenn mir das nicht ganz gelungen ist, so hat das zwei Ursachen: erstens bin ich kein geschulter Historiker, und zweitens waren die politischen Verhältnisse meiner Umwelt einer tiefschürfenden Geschichtsschreibung denkbar ungünstig.
 +
 +
Meine hiermit zum Druck gegebene Arbeit über die Geschichte der Münchener Freimaurerei des 18. jahrhunderts verfolgt einen doppelten Zweck: erstens will sie die Leser in möglichst objektiver Weise mit einem bisher sehr stiefmütterlich behandelten oder von den Gegnern der Freimaurerei sogar mit phantastischer Unwahrhaftigkeit mißhandelten Gebiete der bayerischen Kulturgeschichte bekanntmachen und zweitens will sie einen Baustein zur Geschichte der Freimaurerei in Deutschland im allgemeinen liefern. An solchen Bausteinen hat es bisher leider in weitgehendem Maße gefehlt, und deshalb sind auch die früher erschienenen diesbezüglichen Geschichtswerke von vornherein recht baufällig gewesen. Auch die noch kurz vor der nationalsozialistischen "Machtergreifung" erschienene dreibändige "[[Geschichte der Freimaurerei in Deutschland]]" von [[Ferdinand Runkel]] macht hier keine Ausnahme. Sie enthält nicht nur erstaunliche Unrichtigkeiten, sondern sie läßt auch sonst noch beklagenswerte Mängel erkennen.
 +
 +
Da nun niemand, der nicht einigermaßen mit Wesen, Zweck und Ziel der Freimaurerei vertraut ist, die Geschichte einer Loge mit dem rechten Verständnisse lesen kann, so will ich erst einmal versuchen, das, was ich im Laufe meiner fünfzigjährigen Zugehörigkeit zum Bunde an Erkenntnissen nach dieser Richtung hin gewonnen habe, wenigstens in kurzen Umrissen mitzuteilen:
 +
Schon seit längerer Zeit sind sich die freimaurerichen Forscher darüber einig, daß es falsch sei, das Jahr 1717, in dem sich 4 alte Steinmetzbauhütten in London zu der ersten Freimaurer-Großloge zusammengeschlossen hatten, als das Entstehungsjahr der Freimaurerei überhaupt anzusehen. Aber andererseits wußte man über die Vorgeschichte unseres Bundes -also über alles, was vor dem genannten Jahr liegt -überhaupt nichts, was einer historischen Kritik standgehalten hätte. Wenn also auch bekannt war, daß der Freimaurerbund aus den Steinmetzbauhütten hervorgegangen ist, so kannte man damit letzten Endes doch nur ihre äußere Hülle; woher der mit Geheimnissen umwitterte Geist der Freimaurerei seinen Ursprung genommen habe, wußte man nicht.
 +
 +
Alles, was in den im 18. und 19. Jahrhundert erschienenen Schriften darüber zu lesen steht, ist nichts weiter als Legende. Erst als man die vergleichende Religions-und Symbolgeschichte zu Hilfe nahm, kam man ganz allmählich zu der Erkenntnis, daß das freimaurerische Brauchtum, oder doch mindestens der innerste Kern desselben, eine sehr nahe Verwandtsschaft mit allen echten Mysterienbünden aller Zeiten habe.
 +
 +
[[August Horneffer]] ist wohl der erste gewesen, der das, was als Legende immer und immer wieder in sogenannten "geschichtlichen" 4 Abhandlungen als eine noch unbewiesene Behauptung auftauchte, durch seine vergleichende Symbolforschung tatsächlich untermauert werden konnte, nämlich die oben erwähnte engere Verwandtsdtaft des Freimaurerbundes zu allen Mysterienbünden (vgl. ,eine "Symbolik der Mysterienbünde" . München 1916). Noch immer aber ist die Frage nicht aktenmäßig gelöst, wie diese Mysterienbund-Überlieferungen in die Freimaurerei hineingekommen sind. Aus dem Wenigen, was über das Brauchtum der Bauhüttenbrüderschaften und der Steinmetzzünfte als zuverlässig bekannt geworden ist, läßt sich schließen, daß diese bereits im Besitze des "Mysteriengeheimnisses" gewesen sind. Dann aber wäre die Frage z.u beantworten, wie gerade die Bauhüttenbrüderschaften in den Besitz derselben gekommen sind. Es wäre unnütz, wollte ich hier mit vagen Vermutungen aufwarten.

Version vom 26. Februar 2017, 20:45 Uhr

Geschichte der Münchener Freimaurerei des 18. Jahrhunderts

Ein Beitrag zur Kulturgeschichte Altbaierns von Dr. Bernhard Beyer

Dieses Werk des verdienten Freimaurer-Historikers Dr. Bernhard Beyer Freimaurerei in München und Altbaiern erscheint als Festschrift der Loge »Zur Kette« München anIäßlich des 100. Stiftungsfestes 1873 -1973



Vorwort

Im folgenden gebe ich das Resultat einer langjährigen Forschungsarbeit bekannt. Schon in der Zeit vor dem zweiten Weltkriege begonnen, dann trotz der nationalsozialistismen Terrorherrsmaft im geheimen fortgesetzt. war die Niederschrift und Vollendung meines Werkes infolge der Vers<hleppung und Vernichtung aller Logen-Arc:nive und -Bibliotheken durch die Nationalsozialisten, ferner infolge der späteren, durch Bombeneinwirkung und Verlagerung verursachten Unzulänglichkeiten öffentlicher Bibliotheken und Archive recht verlangsamt und oft sehr mühsam. Daß sich unter solchen Umständen Lücken und Mängel bemerkbar machen, wird dem wohlwollenden Leser verständlich sein.

Bei meinen Studien zur Geschichte der Münchener Mutterloge "Sankt Theodor vom guten Rat" habe ich es schon bald als wünschenswert erkennen müssen, mich auch mit der bis dahin noch nicht geschriebenen Geschichte der beiden anderen alten, bayerischen Mutterlogen "Zur Sonne" in Bayreuth (1741-1811) und "Carl zu den 3 Schlüsseln" in Regensburg (1767-1852) vertraut zu machen. Die Geschichte der erstgenannten Mutterloge liegt bereits im Druck vor ("Geschichte der Großloge "Zur Sonne" in Bayreuth"). Bd. 1. Frankfurt: Bauhüttenverlag 1954); die der anderen ist im Manuskript fertig.

Für mich war die Zusammentragung und Auswertung des Materials zu der Geschichte dieser drei Mutterlogen insofern recht reizvoll, als ich dabei mit den Verhältnissen in drei voneinander völlig verschiedenen Kulturkreisen bekannt wurde: Die Geschichte der Münchener Mutterloge wurde in hervorragender Weise beeinflußt durch den das öffentliche Leben Altbaierns damals beherrschenden Kampf zwischen aufklärungsfreundlichem Liberalismus und klerikalem Konservativismus, welch letzterer auf allen Gebieten eine überragende Stellung einnahm und dessen Bestreben darauf gerichtet war, jeglichen nichtbayerischen und nichtkatholischen Einfluß aus dem Kultur-und Wirtschaftsleben fernzuhalten.

Und das Geschick der Münchener Mutterloge war dann entschieden, als es dem klerikalen Konservativismus schließlich gelang, auch den regierenden Fürsten völlig unter seinen Einfluß zu bringen. -Das durchweg protestantische Bayreuth dagegen ist in der uns hier interessierenden Zeit immer völlig frei von kulturpolitischem Kampfe geblieben; die lebens-und genußfreudige Einstellung eine, kunstbegei.sterten und aufklärungsfreund1ichen. seinem großen Schwager in Beflin nacheifernden Markgrafen beherrschte das kleine Fürstentum und aum die Bayreuther Mutterloge, der der Fürst seIbst angehörte; hieran konnte auch der vorübergehend Einfluß gewinnende Pietismus nichts ändern. Regensburg endlich hält gewissermaßen zwischen München und Bayreuth die Mitte, insofern, als zwar die alteingesessene Bevölkerung im 18. Jahrhundert rein katholisch war, andererseits aber die Freie Reichsstadt, die seit langer Zeit Sitz des Reichstages und auch noch eine bedeutende Handelsstadt war, sich schlechterdings nicht nach dem Beispiele Altbaierns mit einer dlinesismen Mauer umgeben konnte, sondern vielmehr offene Türen für kulturelle Einflüsse aus aller Welt hatte.

Alle diese Umstände muß man berücksichtigen, wenn man die Geschichte der 3 Mutterlogen richtig beurteilen will, denn jede Loge wird sowohl bezüglich ihres äußeren als auch ihres inneren Lebens bis zu einem gewissen Grade durch die Umwelt geformt. Ihre Mitglieder sind ja keine überirdischen Wesen, sondern Menschen von Fleisch und Blut auch keine Idealmenschen, sondern Menschen mit Fehlern und Schwächen, wie alle anderen auch. Und so kommt es, daß, je nach der kulturellen Struktur der betreffenden Städte oder Länder, die Logen oft ein ganz verschiedenartiges Bild bieten und von einer Zeitperiode zur anderen ~ wenigstens äußerlich gesehen -ganz erheblichen Wandlungen unterworfen sein können, wenn auch die durch den Mysteriencharakter der Freimaurerei bedingte Grundlinie überallund zu allen Zeiten zu finden sein wird.

Da die früher von anderen Autoren verfaßten Geschichten einzelner Logen diese Umstände nicht berücksichtigen, kranken sie daran, daß sie meistens nichts weiter sind als recht trockene und leblose Aneinanderreihungen von Geschehnissen und Daten, die vielfach auch noch lückenhaft und falsch sind. Diese Logengeschichten schweben infolgedessen gewissermaßen wie in einem luftleeren Raume.

Als einen erheblichen Mangel muß man es auch bezeichnen, daß die meisten Verfasser von Logengeschichten es unterlassen haben, ausreichende Lebensbeschreibungen von den Männern zu geben, die durch ihre Persönlichkeit die Geschicke von Logen oder Großlogen geformt haben. Durchweg ist auch die mangelhafte Beigabe von Bildmaterial zu beanstanden. J. G. Findel's Geschichte der Großloge zur Sonne enthält: z. B. nicht eine einzige Abbildung. Ich selbst habe mich bei der Abfassung der Geschichte der Münchener Logen bemüht, die gerügten Mängel zu vermeiden. Wenn mir das nicht ganz gelungen ist, so hat das zwei Ursachen: erstens bin ich kein geschulter Historiker, und zweitens waren die politischen Verhältnisse meiner Umwelt einer tiefschürfenden Geschichtsschreibung denkbar ungünstig.

Meine hiermit zum Druck gegebene Arbeit über die Geschichte der Münchener Freimaurerei des 18. jahrhunderts verfolgt einen doppelten Zweck: erstens will sie die Leser in möglichst objektiver Weise mit einem bisher sehr stiefmütterlich behandelten oder von den Gegnern der Freimaurerei sogar mit phantastischer Unwahrhaftigkeit mißhandelten Gebiete der bayerischen Kulturgeschichte bekanntmachen und zweitens will sie einen Baustein zur Geschichte der Freimaurerei in Deutschland im allgemeinen liefern. An solchen Bausteinen hat es bisher leider in weitgehendem Maße gefehlt, und deshalb sind auch die früher erschienenen diesbezüglichen Geschichtswerke von vornherein recht baufällig gewesen. Auch die noch kurz vor der nationalsozialistischen "Machtergreifung" erschienene dreibändige "Geschichte der Freimaurerei in Deutschland" von Ferdinand Runkel macht hier keine Ausnahme. Sie enthält nicht nur erstaunliche Unrichtigkeiten, sondern sie läßt auch sonst noch beklagenswerte Mängel erkennen.

Da nun niemand, der nicht einigermaßen mit Wesen, Zweck und Ziel der Freimaurerei vertraut ist, die Geschichte einer Loge mit dem rechten Verständnisse lesen kann, so will ich erst einmal versuchen, das, was ich im Laufe meiner fünfzigjährigen Zugehörigkeit zum Bunde an Erkenntnissen nach dieser Richtung hin gewonnen habe, wenigstens in kurzen Umrissen mitzuteilen: Schon seit längerer Zeit sind sich die freimaurerichen Forscher darüber einig, daß es falsch sei, das Jahr 1717, in dem sich 4 alte Steinmetzbauhütten in London zu der ersten Freimaurer-Großloge zusammengeschlossen hatten, als das Entstehungsjahr der Freimaurerei überhaupt anzusehen. Aber andererseits wußte man über die Vorgeschichte unseres Bundes -also über alles, was vor dem genannten Jahr liegt -überhaupt nichts, was einer historischen Kritik standgehalten hätte. Wenn also auch bekannt war, daß der Freimaurerbund aus den Steinmetzbauhütten hervorgegangen ist, so kannte man damit letzten Endes doch nur ihre äußere Hülle; woher der mit Geheimnissen umwitterte Geist der Freimaurerei seinen Ursprung genommen habe, wußte man nicht.

Alles, was in den im 18. und 19. Jahrhundert erschienenen Schriften darüber zu lesen steht, ist nichts weiter als Legende. Erst als man die vergleichende Religions-und Symbolgeschichte zu Hilfe nahm, kam man ganz allmählich zu der Erkenntnis, daß das freimaurerische Brauchtum, oder doch mindestens der innerste Kern desselben, eine sehr nahe Verwandtsschaft mit allen echten Mysterienbünden aller Zeiten habe.

August Horneffer ist wohl der erste gewesen, der das, was als Legende immer und immer wieder in sogenannten "geschichtlichen" 4 Abhandlungen als eine noch unbewiesene Behauptung auftauchte, durch seine vergleichende Symbolforschung tatsächlich untermauert werden konnte, nämlich die oben erwähnte engere Verwandtsdtaft des Freimaurerbundes zu allen Mysterienbünden (vgl. ,eine "Symbolik der Mysterienbünde" . München 1916). Noch immer aber ist die Frage nicht aktenmäßig gelöst, wie diese Mysterienbund-Überlieferungen in die Freimaurerei hineingekommen sind. Aus dem Wenigen, was über das Brauchtum der Bauhüttenbrüderschaften und der Steinmetzzünfte als zuverlässig bekannt geworden ist, läßt sich schließen, daß diese bereits im Besitze des "Mysteriengeheimnisses" gewesen sind. Dann aber wäre die Frage z.u beantworten, wie gerade die Bauhüttenbrüderschaften in den Besitz derselben gekommen sind. Es wäre unnütz, wollte ich hier mit vagen Vermutungen aufwarten.