Schröder-Statue: Gegen das Vergessen: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 11. Februar 2018, 10:15 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Gegen das Vergessen
Lieber Jens,
bei meinem letzten Besuch hast du mich über dein neues Projekt informiert, in Hamburg eine Statue wiederherzustellen, die in der NS-Zeit zerstört wurde.
Ich teile deine Meinung, dass die Aufarbeitung der Geschichte unverzichtbarer Bestandteil unserer freiheitlichen Demokratie ist und nicht versteckt werden darf. Demokratie ist das Ergebnis einer komplexen Geschichte. Menschen- und Bürgerrechte, Gewaltenteilung, Herrschaft auf Zeit, Rechts- und Sozialstaatlichkeit und politische Kultur, die mit einer Zivilgesellschaft verbunden sind, ebneten ihren Weg.
Die Augen nicht zu verschließen, kann deshalb glaubwürdig zur Legitimation des Engagements für Demokratie beitragen.Wir erleben in unserer Zeit nicht nur Wohlstand und Freiheit, sondern auch negative Entwicklungen in Form von Nationalismus, Populismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und auffällige Defizite in der Geschichtsbildung. Besonders in den sog. sozialen Netzwerken zeigt sich ein erschreckendes Maß an Kulturverlust.
Nicht jeder Mensch hat die seismografischen Fähigkeiten, die aktuellen Auswirkungen zu ihren Wurzeln zurück zu verfolgen. Es sind die alten Wunden, die unverschlossen blieben, die den Schmerz in sich tragen, der uns heute erinnern kann, der uns wecken muss. Künstler sind wichtige Seismographen unserer Gesellschaft; sie waren es immer.
Es gehört zu ihren Aufgaben, uns wachzurütteln und auf unsere Neigung zur Verdrängung hinzuweisen. Du bist mit deinem Engagement ein solcher Demokrat. Du versuchst, eine Metapher von großer Bedeutung deiner Freimaurerschaft aus dem Dunkel der Vergessenheit ins Licht zurückzuholen. Das verdient Respekt und Unterstützung!
Das Licht spielt in der Lebensmaxime der Freimaurerei eine große Rolle. Auch die Figur, die einst von den Nazis zerstört wurde, trägt eine metaphorische Bedeutung in sich. Du hast in deinem Online-Lexikon "Freimaurer-Wiki" eine umfangreiche Datensammlung auch über die sogenannte "Dunkle Zeit" erstellt, in der die Freimaurerei in Deutschland verboten war. Eine jetzige, weitere Aufarbeitung würde auch deine Organisation stärken und viel mehr Glaubwürdigkeit erzeugen, als die NS-Geschichte zu verschweigen.
Jede Generation muss die Demokratie neu lernen. Das politische Wissen verfällt. Das belegen Studien. Demokratie braucht Offenheit und Stärke, aus Fehlern der Geschichte zu lernen. Diese Stärken haben nur freiheitliche Gesellschaften.
Du möchtest die geschichtliche Wunde durch Aufklärung schließen, das ist der richtige Weg. Ich wünsche dir deshalb, auch im Namen unserer Stiftung, viel Erfolg und von verschiedenen Seiten Unterstützung!
Herzliche Grüße
Berndt Steincke
Vorsitzender der Stiftung gegen Extremismus und Gewalt in Heide und Umgebung und Vorsitzender der Sektion Westküste SH von „Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.