Freimaurer - Vaterunser
Das Vaterunser des Freimaurers
( verfaßt von G.H.Wegener 1845 )
Ich rufe Dich!
Dem Myriaden Sonnen brennen,
Den Tausend Herzen Vater nennen,
Ich rufe Dich!
Ich schau alle Wunder Deiner Werke,
Ich schaue Deine Schönheit,Weisheit,Stärke:
Dich selbst - Dich Schau ich nicht.
Ich höre Deiner Sprache Melodien
Mit Donnerton durch Deine Himmel ziehen:
Dich selbst - Dich schau' ich nicht.
Doch kann ich auch Dich, Weltgeist, nicht ergründen,
Ich weiß Dich doch, o Vater, doch zu finden:
Im schönsten Heiligtum von Deinen Welten,
Da such' ich Dich, Du wirst Dein Kind nicht schelten,
Es betet: Vater unser, der Du bist im Himmel!
Ich preise Dich!
Wo ist der Name, der die Gottheit nennt?
Ihn jede Zunge anders kennt,
Ich preise Dich!
Ob man Dich Isis, Allah, Bramah heißt,
Wie Dich der Mensch - und wie der Seraph preist:
Ein Name nennt Dich nicht.
Doch ob im Wetter Dich der Wilde mähnt,
Zum Demiurgos sich der Grieche sehnt,
So sei'r' auch ich, Baumeister aller Welten!
Mit Namen Dich, Du wirst Dein Kind nicht schelten,
Es betet: Geheiliget werde Dein Name!
Ich steh' zu Dir!
Du stelltest mich in mad'rer Kämpfer Reihen,
Mit ihnen mich der Wahrheit Dienst zu weihen;
Erhöre mich!
Laß allen Brüdern diese Quelle fließen,
Mit ihnen mich der Wahrheit Dienst zu weihen;
Erhöre mich!
Laß allen Brüdern diese Quelle fließen,
Laß enger sich die Maurerkette schließen,
Die Kette, die kein Tod zerreißt.
Was einsam schwärmt an dieses Lebens Küste,
Ob an dem Eispol - ob im Sand der Wüste,
Bis alles Dich als Einz'gen preist,
Bis alle Brüder, die zerstreut noch weilen,
Zum Dienst der Weisheit, Schönheit, Stärke eilen,
Laß beten mich: Zu uns komme Dein Reich!
Dein bin ich Herr!
Was bin ich, wenn mich Deine Hand nicht hält?
Ein abgeriss'ner Stein vom Bau der Welt.
Dein bin ich,Herr!
O zeige mir die Lichter Deiner Gnade,
Dein Zirkel schreibe meines Lebens Pfade,
und Richtschnur sei Dein Angesicht!
Wo noch des Eigennutzes Bande zwängen
Mein stolzes Herz, laß mich sie sühn zersprengen,
Ist Demut doch des Maurers schöne Pflicht.
Ihr heil'ger Odem stets mein Haupt umweh'!
D'rum bete ich: Dein Wille, Herr, gescheh'
Im Himmel und auf Erden!
Was mein, ist Dein!
Ich bitte nicht um Ansehn, Gut und Geld,
Sie sind nur Staub für eine rost'ge Welt.
Du gabst mir viel!
Doch wo der Armut bleiches Angesicht
Soll Mitleid schweigend zu mir spricht;
Wo ich der Notdurst nackte Blößen seh',
Wo zu mir schreit des Hungers bitt'res Weh:
Da laß mit allgewaltigen Schlägen
Die Maurerkelle sich rüstig regen,
Laß mich mit off'nen Bruderhänden,
Was ich im Schurz gesammelt, spenden.
Um wohlzutun, bitt' ich mit Freude:
Unser täglich Brot gieb uns heute!
Vergib uns, Herr!
Wo ich den Bruder fallen seh',
Da hilf Du mir, daß fest ich steh'.
Laß niemals mich mit bittern Händen,
Wenn er mir Unrecht tat, ihn kränken.
Laß seinen Fehl mit weißen Schurz mich decken,
Und nimmer Racheblut mein reines Schwert beflecken.
Denn wer ist Schuld'ger, wer ist reiner?
Der größte Meister ist nur Einer!
Du, alles umfassender Liebe Huld,
Vergieb uns, Vater, unsere Schuld,
Wie wir vergeben unserem Schuldigern!
Führ' Du mich, Gott!
Des Maurers Gang durch diesen heißen Tag
Sei zwischen Winkelmaß und Zirkelschlag.
Nach Deinem Licht in unsers Tempels Hallen
Streckt Bosheit oft der Tyrannei die Krallen,
und jedem Maurer droht der Erde Luft
Als gift'ge Schlange an der freien Brust.
O du ! Der rein wird, ist und war,
Beschütze Deine Maurerschar!
Und wo ein Bruder zweifelnd irrt,
Bon der Versuchung Reiz umgirrt,
Da laß ihn fliehn bis an die Schwelle,
Wo Deines Trostes Segensquelle;
Laß an des Altars Hörnern sich ihn halten,
hier schützet ihn der heil'gen Dreie Walten,
Hier betet er mit Zuversicht:
Führe mich nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von allem Übel!
Halleluljah, großer Meister! Deine ew'gen Säulen stehen,
Ob in Deinem weiten Reiche Welten täglich untergehen.
Tief gegründet steht Dein Tempel, reichend bis zum Sternenrand!
Führ ihn schlagen Tausend Herzen, bauet jede Bruderhand.
Leit' auch mich auf sichern Wege durch der Wogen Element,
Bis ich schaue Dich als Meister in dem großen Orient;
Bis mein J.... mir die Tore öffnet Deines Tempels Hallen,
Wo von nah und fern die Brüder zu dem Sonnenaltar wallen.
Denn Dein ist die ew'ge Weisheit, Dein die Kraft und die Herrlichkeit,
Wie von Anbeginn gewesen,so in alle Ewigkeit.
Amen!
Siehe auch
Das Vaterunser für Freimaurer 9 Bearbeitungen, 1787-1865 {{Kategorie: Lieder]]