Brasilien

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Brasilianische Briefmarken mit Freimaurer-Motiven

Brasilien

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder

Vereinigte Staaten von, südamerikanische Republik.

Die Freimaurerei fand Eingang vor 1800, konnte sich aber der Verfolgungen von klerikaler Seite wegen ursprünglich nicht halten. Diese waren wohl auch darauf zurückzuführen, daß die ersten Trager der freimaurerischen Idee in der portugiesischen Kolonie der Unabhängigkeit bewegung von 1789 ("Conjuracao Mincira") entstammten, der José A. Maciel, Domingos Vidal Barbosa und der 1791 hingerichtete Alferes J. da Silva Xavier (Denkmal vor der Deputiertenkammer in Rio) angehörten.

Am 100. Todestag des letzteren ließ die Regierung eine Denkmünze prägen, die auf der einen Seite ein Dreieck zeigt, das Abzeichen der "Conjuracao Mineira". Aus diesem hat man auf den freimaurerischen Charakter geschlossen. 1801 wurde in Rio de Janeiro die "Reuniao"-Loge in Arbeit gesetzt 1802 in Bahia "Virtude e Razao" (Grand Orient de France), 1803 in Rio "Constancia e Filantropia".

Diese drei Bauhütten bildeten 1804 einen Großorient von Brasilien (Großmeister Antonio C. de Andrade Machado), aber zwei Jahre später mußten die Arbeiten eingestellt und die Archive verbrannt werden, da der Terror des Grafen Areos das Leben der Freimaurer bedrohte. Von 1809 an entstanden aber immer wieder Logen; meist hielten sie sich aber nur ganz kurze Zeit. Es gab in ihnen auch katholische Geistliche, einer von ihnen, Pater Roma, wurde auf Befehl von Areos erschossen. Im allgemeinen sammelten sich in dieser Zeit in den Logen die Elemente, die von der Freiheit des Landes träumten.

1819 wurde die Loge "Commercio e Artea in Rio" wiedererweckt, die aus sich selbst einen Gran Oriente entwickelte, indem sie sich 1822 in drei Logen spaltete. José Bonifacio war der erste Großmeister. Am 4. Oktober folgte ihm Dom Pedro d'Aleantara im Amt. Der kurz vorher unter dem Decknamen "Guatimozim" beigetretene Sohn des Königs Johann VI. von Portugal. Nach dessen Einsetzung ins Großmeisteramt erhob sich General Domingos Branco und rief, dreimal von den versammelten Brüdern akklamiert: "Lang lebe Dom Pedro d'Alcantara, erster Kaiser und ewiger Verteidiger von Brasilien!" Dann wurde beschlossen, daß am 12. Oktober Dom Pedros Ausrufung als Kaiser Pedro I. in ganz Brasilien stattfinden solle. Das geschah. Bald nachher verzeichneten aber die Logenprotokolle den Befehl des Kaisers an den Großorient und die Bauhütten, weitere Verfügungen in seiner Eigenschaft als Großmeister abzuwarten und die Tätigkeit zu suspendieren. Diese unerklärliche Haltung und der Umstand, daß Pedro I. auch die Archive an sich nahm, führte dazu, daß die Stuhlmeister 1823 einer Einladung des Kaisers zu einer Besprechung nicht Folge leisteten.

Ein Versuch Pedros, die Arbeiten unter der Leitung von Regierungsbeamten, die dem Bunde angehörten fortsetzen zu lassen, schlug ebenfalls fehl. Nur wenige Versammlungen fanden statt. Dann schlief der Großorient bis 1831. Dagegen bildeten sich neue, unabhängige Logen, so eine, geleitet vom Marschall Jaoa P.dos Santos Barretto, unter dem Großorient von Frankreich und eine weitere, "Voluntarios da Patria", geführt von J. G. Ledo. Der alte Großorient von Brasilien nahm dann nach der Abdankung des Kaisers Ende 1831 seine Tätigkeit wieder auf.

Durch eine feierliche Proklamation wurde die Politik aus den Tempeln verbannt. Uneinigkeit unter den Brr. rief einen zweiten Großorient (Großorient Brasileiro unter Ledo) auf den Plan. 1832 stiftete der Diplomat Vieconte Franciseo G. de Aesiba Montezuma de Jequitinhonha mit belgischem Patent einen Obersten Rat des A. u. A. Schottischen Ritus, worauf die beiden bestehenden Großoriente ihrerseits mit der Bildung von solchen antworteten. Die weitere Freimaurergeschichte verzeichnet viele Streitigkeiten zwischen den einzelnen Körperschaften. Der Großorient Brasileiro schloß sich schließlich dem Großorient de Brasil (Rua Lavradio) an. 1863 bildeten aber 1500 Brr. einen neuen Großorient (Rua dos Benedictinos), wobei eine Scheidung des Geistes nach politischen Motiven, konservativ und republikanisch, immer mehr in Erscheinung trat.

Die beiden Großoriente bezeichneten sich bald nach ihrem Sitz als Großorient dos Benedictinos, der sich besonders antiklerikal betätigte, und den Großorient an der Rua Lavradio, der in diesen Fragen versöhnlicher gestimmt war, obgleich der klerikale Krieg gegen die Freimaurer mit derartiger Heftigkeit geführt wurde, daß der Bischof Vital von Pernambuko wegen angedrohten Kirchenbanns gegen die Freimaurer zu einer vierjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde.

Kulturelle Verdienste

Pöbelexzesse gegen die Freimaurer waren die Folge. Diesen wurden die Sakramente verweigert. Die Freimaurer nahmen den Fehdehandschuh auf und erwarben sich trotz aller inneren Streitigkeiten in diesem Kampf, der von ihnen nach drücklichst auch für die allgemeine Volksbildung und vor allem für die Aufhebung der Sklaverei geführt wurde, größte kulturelle Verdienste. 1872 scheiterten bereits sehr weit gediehene Fusionsverhandlungen an der Großmeisterfrage. 1883 vereinigten sich schließlich die Obedienzen aber doch zu einer einheitlichen Körperschaft, dem "Großorient und Obersten Rat von Brasilien"

Bis 1927 dauerte diese engste organisatorische Gemeinschaft des Großorients mit dem Obersten Rat des A. u. A. Schottischen Ritus. Der Großmeister des Großorients war zugleich Großkommandeur des Obersten Rates, führte also den Titel: Großmeister-Großkommandeur. Gearbeitet wurde nach den verschiedensten Systemen, die im Rahmen des Großorients wieder ihre liturgischen Sonderorganisationen hatten.

l927 trat wieder ein Schisma ein. Dr. Mario Behring, Generaldirektor der Nationalbibliothek in Rio de Janeiro, seit 1922 Großmeister-Großkommandeur, hatte sich schon 1925 nach dem Vorbild fast aller übrigen Obersten Räte des AuA- Schottischen Ritus für organisatorische Trennung der Großloge (als Oberbehörde der symbolischen Logen) und des Obersten Rates (als Obedienz der Hochgrade) ausgesprochen und war als Großmeister zurücktreten. um nur noch als Großkommandeur zu wirken.

Die Großmeisterschaft übernahm Dr. Vicente S. de Carvallio Neiva, als dieser bald darauf starb, Dr. Joao S. da Fonscea Hermes, dann Dr. Octavio Kelly. Die unter dessen Führung stehende Großlogenmajoritat stellte sich nun auf den Standpunkt, daß die Konstitution die Trennung von G. O. und S. C. nicht zulasse. Dennoch kam zunächst ein Pakt zustande, der aber 1927 gekundigt wurde, nachdem Kelly Rickkehr zum Status quo verlangt hatte und, als dem nicht entsprochen wurde, einen neuen S. C. konstituierte. Schließlich bezog Behring mit 24 Mitgliedern des alten Obersten Rates ein neues Heim. Der Pariser Kongreß des A. u. A. Schottischen Ritus 1929 erklärte daraufhin den von Behring geleiteten Obersten Rat nach wie vor als einzige gesetzmäßige Großbehörde der Lausanner Konföderation für Brasilien.

Blaue Grade

Die auf dem Boden von Behring stehenden symbolischen Logen des Schottischen Ritus lösten ebenfalls die Verbindung mit dem Großorient und gründeten in den einzelnen Bundesstaaten Brasiliens eigene Großlogen, die auf dem Boden der alten Landmarken stehen und ausschließlich die blauen Grade bearbeiten.

So entstanden miteinander verbündet die Großlogen von Rio de Janeiro (Großmeister Admiral Arturo Thompson*, Tempel: Rua do Carmo 64, Rio); Bahia (Adr.: Rua Carlos Gomes 21, Bahia); Sao Paolo (Adr.: Caixa Postal 2611, Sao Paolo); Ceara (Adr.: Rua Barao do Rio Braneo 210, Fortaleza); Parahyba (Adr.: Caixa Postal 44 Parahyba); Para (Adr.: Av.Sao Braz 53-H, Belem); Rio Grande do Sul (Adr.: Caixa Postal 263, Pelotas) und Minas Geraes (Adr.: Caixa Postal 121, Bello Horizonte). [Anm.d.Red.: Adressen Stand 1932]
Der Großorient (Rua do Lavradio) gab aber seine Logenzahl 1930 immer noch mit 330, die Mitgliederzahl mit 60.000 an. Er ist Mitglied der A. M. I. und verblindet mit dem Gran Oriente do Rio Grande do Sul (mit 41 Logen und 2500 Mitgliederu, Adr.: Caixa Postal 193, Porto Allegre) und dem Gran Oriente de Sao Paolo (8 Logen und zirka 2500 Mitglieder, Adr.: Caixa Postal 245, Sao Paolo). [Anm.d.Red.: Adressen Stand 1932]

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