Adon-Hiramitische Freimaurerei
Inhaltsverzeichnis
Adon-Hiramitische Freimaurerei
Aus der Fraktur in die lateinische Schrift transkribiert von Roland Müller.
Louis Guillemain de Saint Victor: Receuil Précieux de la Maçonnerie Adonhiramite.
Paris, 1783 (vermutlich nicht 1781, wie oft angegeben); weitere Ausgaben Philadelphie (= Paris): Philarèthe 1786, Helyopolis (= Paris) 1787, 1789; weitere Ausgaben 1803, 1805, 1807, Avignon 1810, Paris: Blocquerst 1812; Dijon: Glasson/ Noellat 1833; Marseille 1857;
Nachdrucke Ventabren: Les Rouyat 1977; Rouvray: Ed. de la Prieuré 1993;
Nachdruck der Ausgabe Dijon 1833, Nîmes: Lacour 1998
Deutsche Ausgabe: Vollständige Sammlung der ganzen Adon-Hiramitischen Maurerey Enthaltend die Katechismus der ersten vier Grade, die Art der Oefnung und Schliessung der Logen; den Unterricht bey den Tafellogen, die allgemeinen und besondern Gesundheiten, wie auch die Pflichten der ersten Logen-Officianten. Mit einer Menge noch ungedrukter symbolischer Fragen und Antworten, der Erklärung der Sinnbilder, und vielen nützlichen und wichtigen Anmerkungen vermehrt durch einen Ritter aller maurerischen Orden.
Nebst einem Anhang über die Adoptions-Maurerey. Leipzig 1786.
In Commission bey Adam Friedrich Böhmen.
Seiten 3-35.
Eine mit unendlich vielen kleinen Fehlern versehene Abschrift findet sich auch bei: Ulrich Rausch: Die verborgene Welt der Geheimbünde. München: Pattloch 1999, 321-332.
Zu beachten:
Eine viel längere und textlich weit abweichende Version findet sich bei:
Archiv der Freymäurer-Loge zu Livorno,
so wie solches im Jahre 1800 auf Befehl des Grossherzogs von Toscana
gerichtlich in Beschlag genommen worden.
Leipzig: bey Paul Gotthelf Kummer 1803.
S. 61-125
„Anfangs-Gründe der Adonhiramschen Frey-Mäurerey“
Wie ein Maurer sich in der Loge zu betragen habe.
Eine Loge ist eine Versammlung tugendhafter und folglich ehrwürdiger Männer (1); es muss jedem vernünftigen Manne daran gelegen seyn, die Achtung einer Gesellschaft zu verdienen, deren Mitglied er ist, und das erste Mittel so er dazu anwenden muss, ist die genaue Beachtung der Gesetze, denen er sich, es sey nun vermöge seines Standes oder eines Eids, unterworfen hat.
Die Grundlage der maurerischen Gesetze ist, Ehre, Sittsamkeit und Menschlichkeit; über die Sitten werde ich mich hier nicht weiter einlassen, denn schon unter dem Worte Maurer wird ein rechtschaffner Mann verstanden, und alle Neueingeweihten müssen sich überzeugen, dass dieser Name von getreuem Unterthan, gutem Sohn, gutem Gemahl, gutem Vater und treuem Freund in sich begreift. Derjenige, der gegen sich selbst schlecht handelt, kann nur Erniedrigungen erwarten, und die Maurerey bestraft einen solchen; zwar nicht durch Gefängniss oder andere körperliche Strafen, sondern indem sie seinen schlimmen Charakter aufdeckt und ihn ausschliesst. Sittsamkeit und Ehrbarkeit sind von einer schönen Seele unzertrennlich, und obgleich in der Maurerey weder auf Rang noch Geburt gesehn wird, so sieht man doch sehr stark auf eine gut Erziehung; es ist demnach notwendig, sowohl in der Kleidung so einfach als möglich zu seyn, als auch weder mit Worten noch Thaten etwas zu tun, wodurch die Ehrbarkeit und guten Sitten könnten verletzt werden.
In welcher Verbindung man auch mit andern stehen mag, so ist es doch ein Gesetz, sich nie anders als Bruder zu nennen und hierin liegt die Apologie der Maurerey, indem dieser heilige Name die besten und schönsten Gefühle des Herzen in sich begreift.
Man muss sich erinnern, dass es keinem Bruder erlaubt ist, die Vorsteher und den Redner ausgenommen, in geöfneter Loge ohne ausdrücklich erhaltener Erlaubniss des Ehrwürdigen zu reden; zu dem Ende hält man die Hand in die Höhe und der Vorsteher der Reihe, in der man steht, pocht und benachrichtigt dadurch den Grosmeister, dass ein Bruder in seiner Reihe ist, der das Wort verlangt.
Man darf niemals aus der Loge heraus gehen, ohne den Vorsteher der Reihe, in der man ist, davon zu benachrichtigen, und ob es gleich niemand verwehrt wird, so ist es dennoch zur Erhaltung der guten Ordnung nothwendig, dies zu beobachten.
Sollte irgend jemand in der Loge beleidigt, oder etwas dem Orden zuwiderlaufendes gesprochen werden, so muss, nachdem dasjenige, was oben bey dem Wort verlangen gesagt, beobachtet worden, die Klage vor den Ehrwürdigen gebracht werden; indessen sollte man sich dieses Mittels nur im äussersten Fall bedienen, denn Nachsicht ist in allen Fällen der Rache vorzuziehen. Aus alle dem, was bisher gesagt worden ist, erhellt, dass die Maurerey Menschen erfordert, die über das Gemeine erhaben sind; und da diese Gesellschaft nach den Pflichten gegen den Staat und Religion, auch die Lehren des natürlichen Gesetzes befolgt, so sind Menschenliebe und Wohlthätigkeit ihre vornehmsten Grundsätze: folglich muss sie jeder Maurer ausüben, in der Ausübung selbst aber keinen weiteren Zeugen haben noch verlangen, als den Himmel und sein eigenes Herz.
Was in einer regelmässigen Loge zu beobachten.
Damit eine Loge regelmässig geschlossen sey, ist es nicht hinreichend, dass die Thüren doppelt verriegelt sind, sondern es gehören noch zwei Vorzimmer dazu. In dem ersten befindet sich die dienende Bruder, der allen hereintretenden die Thüre öfnet; das andere Zimmer, wodurch das erste von der Loge abgesondert wird, ist die sogenannte Kammer der verlohrnen Schritte, in welcher sich der Aufseher beständig aufhalten muss.
Diejenigen, so in die Loge eintreten wollen, klopfen, wenn sie in dem ersten Zimmer sind, an die Thüre der Kammer der verlohrenen Schritte; der Aufseher öfnet sie und empfängt den Eintretenden ganz allein, examinirt ihn über die Hauptpunkte der Maurerey, und lässt ihn die Zeichen und den Gang machen; wenn nun der Examinirte als Maurer bekannt worden, so führt ihn der Introduktor mit den gewöhnlichen Formalitäten in die Loge ein.
Bey dem Eingange in die Loge aber muss der Eintretende die Hand des zweyten Aufseher ergreifen der inwendig an der Logenthüre steht um ihm den Griff und das Passwort des Grades den er hat, zu geben; nachdem tritt er zwischen die beyden Vorsteher, stellt sich in den Rang seines Grads, macht das Zeichen desselben, und begrüsst den Ehrwürdigen, der ihn nachher aus dem Katechismus fragt. Diese Aufmerksamkeit der Aufseher und dies Betragen der Brüder muss in allen regelmässigen Logen beobachtete werden:
Was bey Eröfnung der Loge zu beobachten.
Die Eröfnung der Loge geschieht durch die allgemeine Einwilligung die Arbeiten anzufangen; bey den alten Rittern geschah dies mit einem Gebet an die Gottheit, und dieser religiöse Gebrauch ist durch die vielen Verfolgungen, so die katholische Religion erdulden musste, abgekommen; die Christen wurden bis in ihre geheimsten Zufluchtsörter verfolgt, und sahen sich daher genöthigt, die vornehmsten Punkte ihrer Religion in Symbole einzukleiden, und nahmen um den sie verfolgenden Tyrannen keinen Verdacht zu erwecken, den Namen Maurer an. Diese erleuchteten und tugendhaften Männer fuhren also fort das höchste Wesen, ihren Schöpfer, unter materiellen Symbolen beständig zu verehren, und so veränderte sich die Eröfnung der Loge in eine kurze, einfache und symbolische Observanz, wie alles übrige, und wurde von dem Unterricht selbst ganz unabhängig.
Viele Meister geben indessen hierauf nicht genau Acht, vielleicht aus Unwissenheit: denn man findet in den Katechismen noch vor der Eröfnung der Loge eine grosse Menge Fragen, und sogar Zeichen und Worte; andere hingegen thun gerade das Gegentheil, begnügen sich die Versammlung durch ihre Vorsteher benachrichtigen zu lassen, dass die Loge eröfnet werden soll, machen nachher die Zeichen des Grades, den sie halten wollen und erklären, dass die Loge eröfnet sey; alsbald werden die Officianten nach dem Katechismus examinirt, indem man sie zuerst fragt: Ob die Loge bedeckt sey? eine Frage, welche vor allen andern vorhergehen sollte, und ein Zeichen, dass mit zu den vornehmsten Geheimnissen gehört. Diese beyden Arten die Loge zu eröfnen, sind also den maurerischen Gesetzen gerade entgegen gesetzt, und Neuerungen von Meistern, die keine richtige Kenntniss von den Statuten des Ordens haben; daher sind beyde zu vermeiden, und zwar aus folgenden Gründen. Es ist nemlich auf das strengste verboten, kein Zeichen zu machen, noch irgend ein heiliges Wort auszusprechen, anders als in eröfneter Loge, und hier ist sie es noch nicht, denn man will sie erst eröfnen; überdies dient der Katechismus nur dazu, um die besuchenden Brüder zu examiniren oder die Neuaufgenommenen zu unterrichten, und jeder muss zugeben, dass dies nur in eröfneter Loge geschehen soll.
Wenn aber auf der anderen Seite die Eröfnung mit allen Fragen des Katechismus geschieht, was thut man alsdann in der Loge, sobald keine Receptionen zu verrichten sind? Vergeblich wird man hier einwenden, dass alle diese Fragen vor der Eröfnung der Loge eine Formalität sind, die den Maurer, so man befragt, bezeichnen, indem man ihn dadurch zwingt, seine Aufnahme authentisch zu beweisen. Ich antworte hierauf, dass es einem Grosmeister unmöglich ist, zu zweifeln, ob seine ersten Officianten Maurer sind oder nicht; dient es aber bloss dazu, sie zu prüfen, so wäre dieses bey der ganzen Gesellschaft weit nothwendiger, alsdenn aber würde er statt bey der Eröfnung der Loge den Grosmeister vorzustellen, vielmehr ein blosser Aufseher seyn, und der Tempel des Lichts würde in die Wohnung des Mistrauens und der Verwirrung verwandelt werden.
Es geschah folglich aus Mangel an Aufmerksamkeit oder aus Unkenntniss der Ordensstatuten, dass viele Grosmeister die Eröfnung der Loge mit dem Katechismus verwechselt haben: zwey Dinge, die ganz voneinander verschieden sind, wie man aus der folgenden Eröfnung ersehen kann, wo diese drey Fragen vorkommen:
- Frage: Welches ist die erste Pflicht eines Maurers?
- Antwort: Zu sehen, ob die Loge bedeckt ist.
- Frage: Welches ist die zweyte?
- Antwort: Nachzusehen, ob alle Brüder in Ordnung sind.
- Frage: Seyd ihr Maurer?
- Antwort: Meine Brüder erkennen mich dafür.
Erhellt hieraus nicht deutlich, dass diese Fragen nur vor der Eröfnung der Loge an die Vorsteher gerichtet seyn können, und keineswegs einen Theil des Unterrichts ausmachen? Ist es nicht lächerlich, dass ein jedweder Bruder darauf sehen soll, ob die Introduktoren ihre Pflicht beobachten, und ob die Versammlung in Ordnung ist? Was die erste betrifft, so kömmt sie unstreitig dem Aufseher zu; er allein scheint das Recht zu haben, alle diejenigen, die den Eintritt in die Loge verlangen, zu fragen: ob sie Maurer sind, weil er daran zweifeln kann, und sich also dessen versichern muss; was aber den Meister betrifft, so muss er sich ganz allein auf die Officianten verlassen, die er mit Einwilligung des ganzen Loge erwählt hat, und deren Verdienste er kennen muss.
Ich folgere also hieraus, nach den Grundsätzen der Maurerey, und denen des gesunden Menschenverstandes, dass ein Meister, der in dem Tempel des Lichts den Vorsitz führt, dessen Zugänge überall von treuen und wachsamen Männern bewacht werden, überzeugt seyn muss, dass alle diejenigen so bis zu ihm durchdringen, eifrige Brüder sind, die an den Arbeiten Theil zu nehmen, und in der königlichen Kunst fortzuschreiten wünschen; indem er sie aber fragt, ob sie Maurer sind, setzt er nicht allein Zweifel in die Tätigkeit der Introduktoren, sondern vergisst auch, dass die Sonne bestimmt ist, das ganze Universum zu erleuchtet.
Man wird auch aus folgender Eröfnung ersehen, dass die Fragen, so man daselbst vorlegt, nichts von den Geheimnissen des Ordens enthalten, und dies muss man genau beobachten, wenn man sich nach den alten Statuten richten, und sie gehörig respektiren will, wie sie es denn wirklich verdienen, indem sie auf die Vernunft gegründet sind.
Nachricht
Alle Fragen und folglich auch alle Antworten, die mit einem Kreuze [†] bezeichnet sind, es sey nun in dem Lehrlings, Gesellen, oder Meistergrad, werden in allen regelmässigen Logen gethan, weil sie von der wahren Maurerey unzertrennlich sind.
Dennoch findet man sie nirgendwo gedruckt, ausser hier, und dies ist ein offenbarer Beweiss, dass die Katechismen deren sich so viele Meister bedienen, entweder durch profane oder unwissende Brüder gemacht worden sind, und dass es nun Zeit ist, zur Ehre und zum Wohl des Ordens, sie dem Publikum zu überlassen, dem sie die Schriftsteller bekannt gemacht haben.
Endlich muss man sich noch überzeugen, dass zwar ein Meister alles wissen soll, dass es ihm aber auch frey steht, so viele Fragen zu tun, als ihm beliebt, und sie aus den Katechismen des Grades, den er hält, nach eigenem Gefallen zu wählen.
Eröffnung der Lehrlingsloge.
Der Ehrwürdige sitzt unter einem Himmel im Orient, den beyden Vorstehern gegen über, die im Occident sind; er tut drei Lehrlingsschläge auf den Altar und sagt: Still, meine Brüdern und in Ordnung (2);
nach diesen Worten stellt sich die ganze Versammlung in zwey parallele Reihen, und der Ehrwürdige spricht: Brüder, erster und zweyter Vorsteher, bewegt unsre Brüder von allen Graden und Würden, dass sie uns eine Lehrlingsloge der Maurerey eröfnen helfen.
Der erste Vorsteher (3) sagt hierauf: Meine Brüder auf der mittäglichen Seite, ich lade euch von Seiten des Ehrwürdigen ein, uns eine Lehrlingsloge der Maurerey eröfnen zu helfen.
Der zweite Vorsteher sagt eben dieses auf seiner Reihe, die an der nördlichen Seite ist.
Der Ehrwürdige fragt: Bruder, erster Vorsteher, seyd ihr Maurer (4)? Antwort: Alle meine Brüder erkennen mich dafür.
Frage: Welches ist die erste Pflicht eines Maurers? Antwort: Zu sehen, ob die Loge bedecket ist.
Der Ehrwürdige: Lasst durch den Aufseher nachsehen.
Da nun von dem Augenblick an, dass der Ehrwürdige die drey Schläge gethan hat, jeder Officiant seinen Platz eingenommen hat, so sieht der Vorseher nach, ob der Aufseher seine Pflicht erfüllt, und antwortet hierauf: Sie ist es Sehr Ehrwürdiger!
Frage: Welches ist die zweyte Pflicht? Antwort. Zu sehn, ob alle Brüder in Ordnung sind; (nachdem er zugesehn hat:) Sie sind es Sehr Ehrwürdiger.
Frage: † Warum versammeln wir uns? Antwort. Um der Tugend Tempel zu erbauen, dem Laster aber Gefängnisse zu bereiten.
Frage: † Wie lange sollen wir arbeiten? Antwort: Von Mittag bis Mitternacht.
Frage: † Wie viel Zeit wird erfordert, um einen Lehrling zu machen? Antwort. Drey Jahr.
Frage: Wie alt seyd ihr? Antwort: Drey Jahr.
Frage: Wieviel Uhr ist es? Antwort: Beinah Mittag.
Der Sehr-Ehrwürdige spricht: In Rücksicht auf die Stunde und das Alter, benachrichtigt alle unsere Brüder, dass die Loge des Maurerlehrlings eröfnet sey, und wir unserer Arbeiten der Gewohnheit nach anfangen wollen.
Der erste Aufseher sagt hierauf: Brüder auf meiner Reihe, ich benachrichtige euch von Seiten des Sehr-Ehrwürdigen, dass die Loge des Maurerlehrling eröfnet ist, und dass wir unsre Arbeiten nach der gewöhnlichen Art anfangen wollen.
Der zweyte Aufseher wiederholt die Worte des erstern, und sobald er ausgeredet hat steht der Grosmeister und alle Brüder auf: machen das Zeichen des Lehrlings, klatschen und rufen dreymal „Vivat!“, worauf sich ein jeder wieder hinsetzt. Nunmehr fängt der Grosmeister an, aus dem Katechismus zu fragen, ist aber eine Reception zu verrichten, so wird die vorher vorgenommen, damit die Neuaufgenommenen nachher den Unterricht mit geniessen.
Katechismus der Lehrlinge
Frage: Wo kommt ihr her, mein Bruder? Antwort: Aus der h. Johannisloge S. E. (5)
Frage: Womit beschäftigt man sich in der Loge des h. Johannes? Antwort: Man errichtet Tempel für die Tugend und Gefängnisse für die Laster.
Frage: Was bringt ihr mit? Antwort: Heil, Glück und gute Wünsche für alle meine Brüder.
Frage: Was sucht ihr hier? Antwort: Meine Leidenschaften zu überwinden, meinen Willen regieren zu lernen, und neue Fortschritte in der Maurerey zu machen.
Frage: † Was versteht ihr unter Maurerey? Antwort: † Ich verstehe darunter die Erlernung der Wissenschaften und Ausübung der Tugend. (6)
Frage: † Sagt mir, was ist ein Maurer? Antwort: † Ein Maurer ist ein freyer Mann, der den Gesetzen unterthan, und ein Freund und Bruder der Könige so wie der Schäfer ist, wenn sie tugendhaft sind (7).
Frage: Woran soll ich erkennen, dass ihr ein Maurer seyd? Antwort: An meinen Zeichen, an meinen Merkmalen, und an der treuen Erzählung von den Umständen meiner Aufnahme.
Frage: Welches sind die Zeichen der Maurer? Antwort: Das Winkelmass, die Waage und das Lineal.
Frage: Welches sind die Merkmale? Antwort: Gewisse regelmässige Berührungen, die man sich unter Brüdern giebt.
Frage: Wer ist euch behülflich gewesen, Freymaurer zu werden? Antwort: † Ein weiser Freund, den ich seitdem für meinen Bruder erkannt habe.
Frage: Warum habt ihr euch zum Freymaurer aufnehmen lassen? Antwort: Weil ich in der Finsterniss war, und das Licht zu sehen wünschte.
Frage: † Was bedeutet dieses Licht? Antwort: † Die Kenntniss und das Ganze aller Tugenden, auch ist es ein Symbol des grossen Baumeisters der Welt (8).
Frage: Wo seyd ihr zum Freymaurer aufgenommen worden? Antwort: In einer vollkommenen Loge.
Frage: Was versteht ihr unter einer vollkommenen Loge? Antwort: Ich verstehe darunter, dass drey versammelte Maurer eine einfache Loge ausmachen, fünfe machen eine gerechte, und sieben eine vollkommene aus.
Frage: Welches sind die drey Maurer, so zu einer einfachen Loge gehören? Antwort: Ein Meister und zwei Vorsteher.
Frage: Welches sind die fünfe einer gerechten? Antwort: Die drey erstgenannten, und zwey Meister.
Frage: Welches sind endlich die sieben, so eine vollkommene Loge formiren? Antwort: Ein Grosmeister, zwey Vorsteher, zwey Meister, ein Geselle und ein Lehrling.
Frage: Wer hat euch zur Aufnahme vorbereitet? Antwort: Ein Aufseher S. E.
Frage: Was verlangte er von euch? Antwort: † Er fragte mich nach meinem Alter, nach meinem bürgerlichen Verhältniss, nach meiner Religion, und forschte nach meinem Eifer aufgenommen zu werden; ich erschien nachher weder nackend noch bekleidet, jedoch in einem sittsamen Zustande, und nachdem er mich alles Metall ablegen geheissen, so führte er mich zur Thür der Loge, an welche er drey starke Schläge tat.
Frage: Warum liess euch der Aufseher weder nackend noch bekleidet erscheinen? Antwort: Um mich zu überführen, dass Pracht nur den Pöbel blendet, und dass der tugendhafte Mann sich über die Vorurtheile erheben müsse.
Frage: Warum liess er euch alles Metall ablegen? Antwort: Weil sie Sinnbilder aller Laster sind, und ein wahrer Maurer nichts eigenes besitzen muss (9).
Frage: Was bedeuten die drey Schläge des Aufsehers? Antwort: Drey Worte der heil. Schrift: Klopfet an, so wird euch aufgethan; suchet so werdet ihr finden; bittet, so wird euch gegeben.
Frage: †Was haben sie euch zuwege gebracht? Antwort: † Die Eröfnung der Loge.
Frage: Als sie nun geöfnet war, was nahm der Aufseher mit euch vor? Antwort: Er übergab mich dem zweyten Vorsteher.
Frage: Was bemerktet ihr beym Eintritt in die Loge? Antwort: Nichts, was der menschliche Geist fassen kann, ein dichter Schleyer war vor meinen Augen.
Frage: † Warum hatte man euch die Augen verbunden? Antwort: † Um mich zu überführen, wie nachtheilig die Unwissenheit dem Glück des Menschen ist.
Frage: Was nahm der zweyte Vorsteher mit euch vor? Antwort: Er liess mich dreymal von Westen nach Osten durch Norden; und von Osten nach Westen durch Süden reisen, und übergab mich nachher dem ersten Vorsteher.
Frage: † Warum liess man euch reisen? Antwort: † Um mir zu zeigen, dass der erste Schritt zur Erlangung der Tugend noch nicht hinreichend ist.
Frage: Was suchtet ihr auf eurer Reise? Antwort: Ich suchte das Licht, von dem ich euch vorher die Erklärung gegeben habe.
Frage: Was nahm der erste Vorsteher mit Euch vor? Antwort: Nachdem er mir auf erhaltenen Befehl die Binde von den Augen weggenommen hatte, lies er mich die Füsse in ein Winkelmaas setzen, und brachte mich vermittelst dreyer grosser Schritte zum Grosmeister.
Frage: † Was saht ihr, als man euch die Augen öfnete? Antwort: † Alle Brüder mit gezognem Degen, deren Spitzen sie gegen mich kehrten.
Frage: † Warum dieses? Antwort: † Um mir zu zeigen, dass sie immer bereit wären ihr Blut für mich zu vergiessen, wenn ich den Pflichten, so ich jetzund eingieng, treu bleiben würde, hingegen mich zu strafen, wenn ich so niedrig wäre, sie zu verletzen (10).
Frage: † Warum hiess er euch die Füsse in ein Winkelmaas zu setzen, und drey grosse Schritte zu tun? Antwort: † Um mir den Weg zu zeigen, den ich wandeln soll, und um mir zu zeigen, wie Lehrlinge unsers Ordens gehen müssen.
Frage: † Was bedeutet dieser Gang? Antwort: † Den Eifer, den wir zeigen sollen, auf dem Weg zu dem der uns erleuchtet.
Frage: Was nahm der G. M. mit euch vor? Antwort: Da er von meinen Gesinnungen überzeugt war, so nahm er mich nach vorher erhaltener Einwilligung der Loge zum Lehrling der Maurerey auf, mit allen dazu nöthigen Formalitäten.
Frage: Welches waren die Formalitäten? Antwort: Ich hatte den linken Schuh niedergetreten, das entblösste rechte Knie auf das Winkelmaas gesetzt, die rechte Hand auf das Evangelium gelegt, und mit der linken hielt ich einen halb eröfneten Zirkel auf der linkne Brust, welche entblösst war.
Frage: Was machtet ihr in dieser Stellung? Antwort: Ich legte den Eid ab, auf immer die Geheimnisse der Maurerey und der Maurer zu verschweigen.
Frage: Erinnert ihr euch wohl noch dieses Eides? Antwort: Ja! Sehr Ehrwürdiger (11).
Frage: † Warum hattet ihr das linke Knie entblösst und den linken Schuh niedergetreten? Antwort: † Um eingedenk zu seyn, dass ein Maurer demüthig seyn müsse.
Frage: † Warum legte man euch einen Zirkel auf die linke entblösste Brust? Antwort: † Um mich zu lehren, dass das Herz eines Maurers beständig gerecht und offen seyn müsse.
Frage: Was gab man euch, als ihr zum Maurer aufgenommen wurdet? Antwort: Ein Zeichen, eine Berührung und zwey Worte.
Frage: Gebt mir das Zeichen. (Es wird gegeben.)
Frage: Wie nennt ihr es? Antwort: Das Halszeichen.
Frage: Was bedeutet es? Antwort: Einen Theil meiner Verpflichtung, dass ich mir nämlich eher den Hals soll abschneiden lassen, als die Geheimnisse der Maurer den Profanen verraten.
Frage: Gebt die Berührung dem Bruder zweytem Vorsteher. (Man giebt es, und wenn es richtig ist, so sagt der zweyte Vorsteher.) Antwort: Es ist richtig, S .E.
Frage: Sagt mir das heilige Wort der Lehrlinge. Antwort: S .E. M, man hat mir nur erlaubt es zu buchstabiren, sagt mir daher den ersten Buchstaben, so will ich den zweyten sagen. (Man buchstabirt es beiderseits.)
Frage: Was bedeutet dieses Wort? Antwort: Dass die Wahrheit in Gott ist (12). Es ist der Name der Säule, die an der nördlichen Seite der Thüre des Tempels stund, wo sich die Lehrlinge versammelten.
Frage: Welches ist euer Passwort? Antwort: T., so weltlichen Besitz - bedeutet, es ist der Name des Sohns von Lamech, der zuerst die Kunst erfunden, in Metallen zu arbeiten.
Frage: † Hat man euch bey eurer Aufnahme weiter nichts gegeben? Antwort: † Man gab mir noch eine weisse Schürze, und ein Paar Manns- und ein Paar Frauenzimmer Handschuh von derselben Farbe (13).
Frage: † Was bedeutet die Schürze. Antwort: † Es ist das Sinnbild der Arbeitsamkeit. Die weisse Farbe deutet auf die Reinigkeit unserer Sitten, und auf die Gleichheit, die unter uns herrschen soll.
Frage: † Warum gab man euch weisse Handschuhe? Antwort: † Um mich zu belehren, dass ein Maurer seine Hände nie durch schlechte Handlungen verunreinigen müsse.
Frage: † Warum theilt man Frauenzimmer Handschuh aus? Antwort: † Um den Aufgenommenen zu belehren, dass man seine Gattinn lieben müsse, und sie keinen Augenblick ohne ungerecht zu seyn, vergessen könne.
Frage: Was erblicktet ihr, als man euch aufnahm? Antwort: Drei grosse Lichter ins Winkelmaas gestellt, eines gegen Osten, das andere gegen Westen, und das dritte gegen Süden.
Frage: Warum stand keins gegen Norden? Antwort: Weil die Sonne diesen Theil nur schwach erleuchtet.
Frage: Was bedeuten diese drey Lichter? Antwort: Die Sonne, den Mond, und den Grosmeister der Loge.
Frage: † Warum bedeuten sie dieses? Antwort: † Weil die Sonne den Tag über, der Mond die Nacht über, und der Grosmeister zu jeder Zeit die Arbeiter der Loge erleuchtet.
Frage: Wo hält sich der Grosmeister in der Loge auf? Antwort: Im Orient.
Frage: Warum? Antwort: Nach dem Beyspiel der Sonne, die im Orient erscheint, um den Tag anzufangen, hält sich der Grosmeister in der Loge daselbst auf, um die Arbeiter zu regieren, und sie mit seinem guten Rath zu erleuchten.
Frage: Und wo stehn die Vorsteher? Antwort: Im Occident.
Frage: Warum? Antwort: Da die Sonne den Tag in Westen beschliesst, so halten sich die Vorsteher daselbst auf, um die Loge zu schliessen, die Arbeiter zufrieden zu entlassen, und die besuchenden Brüder gut zu empfangen.
Frage: Wie stellte man euch nach eurer Aufnahme hin? Antwort: Gegen Norden.
Frage: Warum? Antwort: Weil dies die am wenigsten erleuchtete Seite ist, und ein Lehrling der nur ein schwaches Licht erhalten hat, noch nicht im Stande ist, ein grösseres zu ertragen.
Frage: Woran arbeiten die Lehrlinge (13)? Antwort: Den rohen Stein zu behauen und zu verfeinern.
Frage: Wo erhalten sie ihren Lohn? Antwort: Bey der Säule J.
Frage: † Welches sind die grössten Pflichten eines Maurers? Antwort: † Die Pflichten des Standes, worein ihn die Vorsicht gesetzt hat, zu erfüllen: das Laster zu fliehen und die Tugend auszuüben.
Dies sind alle nöthigen Fragen des Lehrlings-Katechismus, und wenn sie einem Bruder gethan werden, der nach der Eröfnung der Loge eintritt, so sagt ihm der G. M.:
Frage: Was verlangt ihr, mein Bruder? Antwort: † Ich wünsche Sehr Ehrwürdiger G. M, zu einer erhabenen Arbeiten zugelassen zu werden.
Hierauf sagt der Grosmeister: † Setzt euch, mein Bruder; eure Kenntnisse und eure Tugenden geben euch das Recht dazu.
Werden hingegen eben diese Fragen nach Receptionen getan, um die Neuaufgenommenen zu unterrichten, und man will nachher die Loge schliessen, so thut der G. M. statt der beyden obigen Fragen, folgende zwey:
Frage: Was ist die Uhr? Antwort: Mitternacht.
Frage: Wie alt seyd ihr? Antwort: Drey Jahre.
Der G, M. sagt hierauf: In Rücksicht der Stunde und des Alters benachrichtiget alle unsere lieben Brüder auf der Seite von Mittag sowohl als auf der von Mitternacht, dass wir die Loge schliessen, und unsre Arbeiten nach der gewöhnlichen Art endigen wollen.
Die beyden Vorsteher richten diese jeder auf seiner Reihe aus; alsdenn macht die ganze Versammlung nach dem Beyspiel des G. M. das Lehrlingszeichen und die Akklamation, worauf der G. M. sagt: Meine Brüder, die Loge ist geschlossen.
Dies wird von den beyden Vorstehern wiederholt.
Ende des ersten Grades
Anmerkungen
1) Wie glücklich wären alle Maurer, und auch andre Menschen, wenn dies im strengsten Verstande von allen Gliedern des Ordens könnte gesagt werden! Indessen kann dies dem Orden eben so wenig zur Last gelegt werden, als wenn man der Religion den Vorwurf machen wollte, dass es so viele schlechte Christen giebt.
2) Die beyden Vorsteher thun eben dies auf ihren Reihen.
3) Wenn besuchende Grosmeister, oder andere Brüder im Orient sind, so muss man immer bey ihnen anfangen, und zwar in allen Graden, und so oft man zur Versammlung redet. Demnach kann man sagen: „Ehrwürdige Meister, oder Würdige Brüder, die ihr den Orient ziert, meine geliebten Brüder, u . s. w.“
4) Hier ist die Loge noch nicht eröfnet, und der Meister fragt dennoch die Vorsteher, ob sie Maurer sind; dies geschieht aber nur, um ihnen zu verstehen zu geben, dass sie auf die Beobachtung der Ordens-Pflichten ein wachsames Auge haben, und sie selbst ausüben sollen.
5) Unterdessen dass die Geschichte der Maurerey, welche ich bald zum Druck befördern werde, viele gute aber nicht unterrichtete Brüder überzeugt, dass dies die erste Frage seyn muss, glaube ich versichern zu müssen, dass die Maurerey nichts anders ist, als ein Sinnbild der ganzen Natur, dass ihre Moral in der Verehrung des höchsten Wesens besteht, und diese Verehrung bey uns die Ausübung der Tugenden, und besonders die unsrer Religion in sich fasst. In den ersten Zeiten des Christenthums machte man keine Proselyten, bevor man sie nicht getauft hatte; wenn nun diese Neueingeweihten in die Loge kamen, legte man ihnen diese Frage vor, indem die Antwort (Ich kommen aus der Loge des h. Johannes) ausdrücklich sagt, ich bin durch das Wasser der Taufe gereinigt worden. Jedermann weiss, dass Johannes dieses Sakrament eingesetzt hat, ist es also nicht billig, dass die erste Frage über die Pflichten eines Ordens sich auf die erste Handlung gründe, so dieser Orden verlangt? Wenn aber auch irgend ein Maurer diese Wahrheit bezweifeln wollte, ist es nicht natürlich, jemanden, der in die Loge tritt, zu fragen, wo er herkömmt? Besonders alsdenn, wenn man zugiebt, dass man nur in der Loge die grosse Kunst lernt, seine Leidenschaften zu bezwingen, und die Tugend auszuüben.
6) Dies war die Maurerey auch würklich bey den Egyptern, Griechen, in Palästina, und endlich bey allen Völkern, die sie kannten.
7) Die Maurer, so Salomon zum Tempelbau erwählte, wurden von ihm für frey erklärt und sie und ihre Nachkommen von allen Abgaben freygesprochen, und hatten dabey das Recht Waffen führen zu dürfen. Zwar wurden sie im Jahr 3198, nachdem Nebucadnezar Jerusalem eingenommen, und den Tempel zerstört hatte, mit dem jüdischen Volke in die Gefangenschaft geführt. Allein im Jahre 3468, als Cyrus Babylon eingenommen hatte, setzte er sie wieder in alle ihre Recht ein, und da er die Tugend Serubabels belohnen wollte, so erlaubte er ihm nach der heiligen Stadt mit den Israeliten zurück zu kehren, um den Tempel wieder aufzubauen. Um ihm ein Zeichen seiner Achtung zu geben, speiste er mit ihm vor seiner Abreise, und gab ihm den Kuss des Friedens, nannte ihn seinen Freund und Bruder, und begegnete ihm als einen solchen, indem er ihn mit Ehre und Wohlthaten überhäufte. Es giebt noch andere Gründe der Freyheit, da aber die Erklärung davon hier zu weitläuftig würde, so begnüge ich mich sie in meiner Geschichte der Maurerey auseinander zu setzen.
8) Das Licht, nach dem die Maurer streben, rührt von jenem heiligen Feuer her, welches vom Himmel herab auf den Altar kam, den Tag als Aaron und seine Söhne eingeweiht wurden. Die Christen setzten drey Lichter auf ihre Altäre, um die dreyfache Wesenheit des Schöpfers dadurch zu bezeichnen, und in der Folge erleuchtet man die Tempel damit, um die Unermesslichkeit des höchsten Wesens anzudeuten. Als die katholische Religion diesen Gebrauch den Juden abnahm, so erklärte sie in ihren heiligen Gesängen, dass sie dadurch den Gott des Lichts, nicht aber das Feuer selbst verehrte. Die Magier der alten Perser erkannten einen höchsten Gott und Schöpfer der Welt, allein sie nahmen zugleich zwey gleich ewige Wesen an; das eine war Urheber des Guten, und wurde durch das Licht, das andere als Urheber des Bösen aber durch die Finsterniss vorgestellt.
9) In vielen Logen und in allen Katechismen steht statt dieser symbolischen und wahren Antwort, „weil man während dem Tempelbau Salomonis weder eine Schlag noch irgend ein Geräusch hörte u. s. w.“ Man darf sich daher nicht wundern, wenn die Profanen, so dieses Gewäsch lesen, (und es ist bekannt) nach dieser Stelle die Maurer für unsinnige Leute halten. Ich wenigstens kann nicht begreifen, wie man vergessen konnte, dass die alten Maurer alle ihr Haab und Gut gemeinschaftlich hergaben, um Reisende und Unglückliche zu unterstützen.
10) In eben den angeführten Katechismen lässt man statt der angegebenen Antwort den Bruder sagen: „es sey um die Profanen abzuhalten.“
11) In manchen Logen wird hier der Eid wiederholt, allein dies ist kein allgemeines Gesetz, sondern hängt blos von der Willkühr des Grosmeisters ab. Jeder gute Maurer muss daher den Eid sowohl, als die heiligen Wirte, Zeichen und den Gang im Gedächtniss behalten, weil diese Dinge nie gedruckt werden dürfen.
12) So muss der Lehrling eigentlich antworten; man sehe hierüber die Anmerkung bey dem heiligen Wort der Gesellen.
12) Einige G. M. lassen keine Frauenzimmer Handschuh mehr austheilen. So gering auch diese Aufmerksamkeit ist, die man Wesen erweist, die mit uns die Freuden und Leiden des Lebens theilen müssen, so gereicht sie der Maurerey dennoch zur Ehre. Ich berufe mich hierüber auf zärtliche Ehegatten; da indessen nicht alle Menschen gleich denken, so können diejenigen, so keine beleidigte Delikatesse darinn sehen, keine mehr auszutheilen, dies Wort Frauenzimmer sowohl, als die Frage und Antwort überlesen, die mit Allegationsstrichen bezeichnet sind.
13) Da die alten Ritter ihre Neueingeweihten nicht allein in der Moral und Religion, sondern in allen dem Menschengeschlecht nützlichen Dingen unterrichteten, so verglichen sie die Menschen mit einem rohen Stein und sagten, dass ihre Gesinnungen beynahe immer von den ersten Eindrücken, die sie erhielten, abhiengen, so wie die gute oder bessere Form des Steins von der Arbeit des Künstlers abhängt. Dies ist der wahre Grund, warum der rohe Stein das Sinnbild des Lehrlings seyn muss.