Traktat: Stichwort Diskretion

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Stichwort »Diskretion«

Freimaurer und das »Verschwiegenheitsgelübde«

[pm] Das legendäre freimaurerische »Verschwiegenheitsgelübde« beflügelt seit Jahrhunderten die Phantasie von Verschwörungstheoretikern. Dabei ist es längst ein offenes Geheimnis, dass die freimaurerischen Rituale mittlerweile - neben vielen verleumderischen – in jeder guten Uni-Bibliothek zu finden sind. Warum also halten ernstzunehmende Brüder noch heute an der vermeintlichen »Geheimniskrämerei« fest?

Dass Brüder mit ihrer Aufnahme in den Bund noch heute Verschwiegenheit gegenüber Außenstehenden geloben, hat eine lange Tradition. Bei den Dombauhütten des Mittelalters wollte man lukratives Fachwissen vor der Konkurrenz hüten. Als man nach dem Ende des Kathedralen-Baubooms auch intellektuelle Fördermitglieder annahm, sicherte das Verschwiegenheitsgelübde den gefahrlosen Austausch über seinerzeit revolutionäre Ideen. Und weil damit Freimaurer als Aufklärer und Humanisten in konservativen Kreisen unter Beschuss gerieten, gaben die Brüder auch keine Namen von Mitgliedern preis. Heute ist der wesentliche Sinn des Verschwiegenheitsgelübdes ein anderer: Unsere Rituale stammen aus längst vergangenen Zeiten, sind jahrhundertealt. Wer sich nicht auskennt, dem werden unsere teils sogar jahrtausendealten Symbole überhaupt nichts sagen oder vielleicht befremdlich wirken. So, wie es Dan Brown treffend in seinem Freimaurer-Roman »Das verlorene Symbol« seinen Protagonisten Prof. Robert Langdon vor Studenten sagen lässt: »Wir alle fürchten uns vor dem, was wir nicht verstehen. Bleiben sie unvoreingenommen.« 

Deshalb halten die Vereinigten Großlogen auch in Zeiten verstärkter und notwendiger Öffentlichkeitsarbeit immer noch an einem Mindestmaß von »Privatssphäre« fest. Unsere Versammlungsräume können zwar schon seit 1988 Außenstehenden gezeigt werden, allerdings ohne erklärungsbedürftige Ausstattungsgegenstände. Zudem sollen Brüder die Zusammenkünfte weiterhin ohne das störende Blitzen von Fotoapparaten oder Kamerateams erleben können. Logen sollen auch in Zeiten permanenter Beobachtung und Zurschaustellung von Äußerlichkeiten ein Refugium, ein Rückzugsraum zur Besinnung auf innere Werte bleiben.

Brüder können sich über die Grenzen sinnvoller Öffentlichkeitsarbeit mit einer Stellungnahme und einem erläuternden Essay der Vereinigten Großlogen von Deutschland im »internen Bereich« unter http://service.freimaurer.org informieren. Die Zugangsdaten sind den einschlägigen freimaurerischen Medien zu entnehmen.

Tipp für außenstehende Interessenten: Obwohl die freimaurerischen Rituale längst in guten Bibliotheken zu finden sind, wird ernstzunehmenden Interessenten von guten Logen immer noch von all zu viel Recherche abgeraten. Das Ritual kann seine beeindruckende Wirkung nur entfalten, wenn es unvoreingenommen und vorurteilsfrei erlebt wird. Überdies läuft man bei der Recherche Gefahr, auf eine der zahlreichen kursierenden Ritualschilderungen hereinzufallen, die lediglich zur Verleumdung der Freimaurerei erdacht und die Welt gesetzt wurden.