Lied der Lehrjungen
Lied der Lehrjungen
Bearbeitung: Roland Müller
Lied der Lehrjungen.
Erste Strophe.
Ihr der Freimäurerey
Gesellen, und ihr Brüder,
Geniesset ohn Verdruß
Die Freuden dieses Lebens:
Nehmt das bestrichne GIas,
Und weiset jetzt mit dem gedritten Zeichen,
Daß wir in holder Einigkeit
Der Brüder Wohlseyn trinken.
Die Welt giebt sich viel Müh,
Zu wissen unsre Werke:
Doch soll der Neider Schaar
Nichts desto klüger werden.
Sie sind umsonst bemüht
Auf unsere Geheimniß einzudringen,
Ja sie erfahren nicht einmal,
Wie wir als Brüder trinken.
Der unsre Wörter sucht,
Sich unsrer Zeichen rühmet,
Ist aus der Thoren Zahl,
Den dörffen wir nichts achten.
Er will mit frechem Zahn
Den Mond in seinem hohen Lauf verhindern.
Wir selber wüssten nichts darvon
Wenn wir nicht Brüder waren.
Man sahe jederzeit
wie Fürsten und Monarchen,
Und Grosse ohne Zahl
Aus den berühmt'sten Ländern
Die Waffen abgelegt,
Nur daß ein Schurzfell ihre Lenden schmücke,
Und wie sie sichs zum Ruhm gedacht
Wenn man sie Brüder nennte.
Die Vorwelt zeuget selbst
Daß alles sehr vernünftig,
Daß alles trefflich gut
Gerecht und Ehrenswürdig
Was jemals in der Zunft
Gerechter Brüder ward in acht genommen.
Drum trinken wir auf aller Wohl
Und lären unsre Gläser.
Aufl füget Hand an Hand,
Und halt euch steif zusammen,
Und dankt des Schicksals Schluß
Der uns so treu vereinigt,
Und glaubet für gewiß,
Man trinke durch alle Theile der Erden
Nie würdiger, als mit dem Wunsch,
Daß unsre Brüder leben.
Bey dieser letzten Strophe sagt man dreymal die kleine Wiederholung.
Sehet hierunten die Fortsetzung.
Fortsetzung des Liedes der Lehrjungen
Durch den Bruder *****
Ihr dieser edlen Zunft
Gesellen und ihr Brüder,
Beweißt in unserm Lied,
Den Geist, der uns befeuert.
Wir brauchen in der Lust
Auch selbst das Winkelmaas der strengen Tugend,
Die Kunst zu zäumen die Begierd
Giebt uns den Bruder-Titel.
Mit Blumen ausgeschmückt
Bringt hier die Weisheit wieder
Die Anmuth die man sah
Zun Zeiten der Astreen.
Der frische Necktarsaft,
Um den sich oft so grimme Krieg' entzünden,
Wird hier des Friedens edle Quell,
Da man als Brüder trinket.
Wir wissen trotz dem Neid
Allein die seltne Mittel,
Des Lebens Süssigkeit
Von Reu befreyt zu kosten.
Doch wird des Pöbels Schaar
Vergebens nach so grossen Gütern streben:
Wir selber wüßten nichts davon,
Wenn wir nicht Brüder wären.
Der fremden Fürwitz will
Der Mäurer Werke wissen.
Nein, ihrem schwachem Blick
Soll es niemal gelingen.
Sie nehmen eitle Müh
Die Tieffe der Geheimniß zu ergründen,
Doch sie erfahren nicht einmal
Wie wir als Brüder trinken.
Wenn ungefehr Verdruß
Uns Unruh machen sollte,
So laden wir geschwind
Dawieder die Gewehre
Und mit dem grösten Feur,
Das besser glänzt als der Canonen Blitze,
Verjagt man den Verdruß von hier
Den Feind getreuer Brüder:
Auf trinket allzugleich
Dem sanften Geist zu ehren,
Der also für das Wohl
Der freyen Mäurer wachet.
Halt eure Glaser gleich
Und gebt so denn mit dem gedritten Zeichen,
Ein Sinnebild der Einigkeit,
Die unter Brüdern herrschet.
Auf füget Hand an Hand,
Und halt euch steif zusammen,
Und dankt des Himmels Huld,
Der uns so treu verbunden.
Es müß' die Einigkeit,
Die unsere geheimen Lehren krönet,
Der Wollust zärtlichen Genuß
Mit dieser Zunft verbinden.
Man wiederholet diese zwey Verse dreymal.