Janusz Korczak
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Janusz Korczak
Janusz Korczak war Freimaurer
Er wurde 1926 aufgenommen, in die Loge "Gwiazda Morza" i.O. Warschau, zu deutsch "Stern des Meeres" oder "Meeresstern". Diese Loge gehörte der Großloge "Le Droit Humain" an.
Nachstehendes: Quelle: Wikipedia
Janusz Korczak, eigentlich Henryk Goldszmit (* 22. Juli 1878 oder 1879 in Warschau; † nach dem 5. August 1942 vermutlich im Vernichtungslager Treblinka), war ein polnischer Arzt, Kinderbuchautor und bedeutender Pädagoge. Bekannt wurde er vor allem durch seinen Einsatz für Kinder. So begleitete er die Kinder seines Waisenhauses beim Abtransport in ein Vernichtungslager, obwohl das auch für ihn selbst den Tod bedeutete.
Leben
Goldszmit wuchs als erstes Kind von Cecilia, geborene Gębicka, und Józef Goldszmit mit einer jüngeren Schwester Anna in Warschau auf. Die wohlhabende Anwaltsfamilie Goldszmit galt als assimiliert und lebte im Einfluss der jüdischen Aufklärungsbewegung Haskala. Erst in Zeiten des wachsenden Antisemitismus begann Henryk, sich mit seiner jüdischen Abstammung zu beschäftigen.
Die Schuljahre absolvierte Goldszmit in einem Humanistischen Gymnasium in Warschau, wo er Latein, Deutsch, Französisch und Altgriechisch lernte; Unterrichtssprache war Russisch, da Warschau aufgrund der Teilungen Polens des 18. Jahrhunderts Bestandteil des Russischen Reichs war. 1896 verschlechterte sich mit der Erkrankung und dem Tod seines Vaters in einem Nervenkrankenhaus die finanzielle Situation der Familie dramatisch, so dass der junge Henryk mit Nachhilfestunden den Lebensunterhalt mitfinanzieren musste. Im selben Jahr gewann er als Gymnasiast einen Nachwuchspreis für seinen ersten Roman Der Gordische Knoten.
Karriere
Goldszmit studierte von 1898 bis 1904 Medizin an der Kaiserlichen Universität Warschau, blieb aber nebenher schriftstellerisch tätig, so gewann er 1899 unter dem Pseudonym Janusz Korczak mit einem Drama einen literarischen Wettbewerb. Eigentlich Janasz Korczak – nach der Titelfigur von Kraszewskis Roman Janasz Korczak und die schöne Schwertfegerin genannt – wurde der Name durch einen Druckfehler zu Janusz Korczak, welchen dieser dann beibehielt. 1901 erschien die Erzählung Kinder der Straße, in welcher er das erste Mal das Schicksal von Straßenkindern literarisch verarbeitet. Die ersten Romane machten ihn so bekannt, dass er zum Modearzt avancierte.
Nach seiner Promotion als Facharzt für Pädiatrie erhielt er eine Anstellung an einer Warschauer Kinderklinik (1904–1911). Seine Tätigkeit dort wurde 1904/1905 unterbrochen, als er im Russisch-Japanischen Krieg als Feldarzt dienen musste, sowie während zweier Auslandsaufenthalte zur Fortbildung (ein Jahr in Berlin sowie ein halbes Jahr in Paris).
Engagement für Kinder
Korczaks Waisenhaus Dom Sierot in der Krochmalna Straße in Warschau, ca. 1935 Die zusätzlichen Einnahmen seiner schriftstellerischen Arbeiten sollten seinem ärztlichen und sozialen Engagement für arme und verwahrloste Kinder zugutekommen. Mehrfach fuhr er als unbezahlter Betreuer mit zu den Sommerkolonien – durch Spenden finanzierte Sommerferienlager für Kinder des städtischen Proletariats. Als er dann 1911 die Leitung eines nach seinen Plänen neu errichteten jüdischen Waisenhauses angeboten bekam, gab er den Arztberuf auf und sagte zu.
Dom Sierot (polnisch Waisenhaus) wurde sein Lebensinhalt. Getragen von der jüdischen Gesellschaft Hilfe für die Waisen, nahm das Haus jüdische Kinder bis zum Alter von 14 Jahren auf. Goldszmit erhielt den pädagogischen Spielraum, um seine auf prinzipiellen Kinderrechten fußenden Ideen umzusetzen und nach neuen Wegen zu suchen, beispielsweise bei der Umsetzung eines Kinderrepublik-Modells. Als er nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs erneut als Divisionsarzt der russischen Armee einberufen wurde, führte seine Mitarbeiterin Stefania Wilczyńska (genannt Stefa) die Arbeit im Dom Sierot weiter.
Aber Goldszmit blieb weiterhin pädagogisch tätig: Zum einen schrieb er mit Wie man ein Kind lieben soll sein wichtigstes pädagogisches Werk, zum anderen betreute er während seiner Stationierung bei Kiew mehrere Waisenhäuser ärztlich, wobei er Maryna Falska kennenlernte, die dort ein Internat für polnische Kinder leitete.
Der darauffolgende Zeitabschnitt – nach der Rückkehr aus dem Krieg und der Normalisierung des täglichen Lebens im wieder zur Hauptstadt des eigenständigen polnischen Staates gewordenen Warschau – lässt sich als Korczaks Blütezeit bezeichnen. Neben seiner Tätigkeit am Dom Sierot übernahm er 1919, zusammen mit Maryna Falska, auch die Leitung des Waisenhauses Nasz Dom (Unser Haus), das, zuerst in Pruszków bei Warschau untergebracht, 1928 in den Warschauer Villenvorort Bielany umziehen konnte.
Diesem war zwei Jahre lang auch eine Alternativschule angegliedert. Außerdem war er am Institut für Sonderpädagogik als Dozent tätig, ab 1926 als Sachverständiger für Erziehungsfragen beim Bezirksgericht sowie 1926 bis 1930 als Redakteur der Kinderzeitung Mały Przegląd (Kleine Rundschau). Er schrieb zahlreiche Bücher, in denen er – weitaus häufiger in Kinderbüchern und Erzählungen als in pädagogischen Schriften – seine Erfahrungen und Ideen beschrieb. Schließlich wurde er in den Jahren 1935/36 auch Mitarbeiter des polnischen Rundfunks, als er, allerdings nicht unter seinem Namen, sondern lediglich als „Alter Doktor“, vor dem Mikrofon mit Kindern und über Kinder plauderte.
Tätigkeit im Warschauer Ghetto
Im Zusammenhang mit dem offenen Antisemitismus, der sich in der Gesellschaft ausbreitete, beschäftigte sich Korczak Mitte der 1930er Jahre mit dem Zionismus, reiste zweimal (1934 und 1936) nach Palästina und erwog die Emigration, die er letztlich aber verwarf.
Im September 1939 begann mit dem Polenfeldzug in Europa der Zweite Weltkrieg. Entsprechend der antisemitischen Ideologie des Nationalsozialismus setzten damit eine massive Unterdrückung, Entrechtung und Verfolgung der Juden ein, die im Holocaust, dem beispiellosen Völkermord an ihnen, münden sollten. Nach dem Befehl zur Umsiedlung der gesamten jüdischen Bevölkerung Warschaus in das Warschauer Ghetto im Oktober 1940 musste auch das Dom Sierot umziehen, da das Gebäude knapp außerhalb des vorgegebenen Stadtviertels lag.
Trotz der unsäglichen Bedingungen im Ghetto fand Korczak in den letzten Monaten noch die Energie zu schriftlichen Notizen. Sein Pamiętnik, der gerettet werden konnte und 1958 von Igor Newerly erstmals veröffentlicht wurde, ist eine Mischung aus Lebenserinnerung, tagebuchartigen Beschreibungen der Gegenwart im Ghetto sowie Zukunftsvisionen und Traumdeutungen.
Deportation und Tod
Im August 1942 wurden im Rahmen der Aktionen zur so genannten „Endlösung der Judenfrage“ die etwa 200 Kinder des Waisenhauses von der SS zum Abtransport in das Vernichtungslager Treblinka abgeholt. Obwohl Korczak wusste, dass dies den Tod bedeutete, wollte er die Kinder nicht im Stich lassen und bestand ebenso wie seine Mitarbeiterin Stefania Wilczyńska darauf mitzufahren. Der Komponist und Pianist Władysław Szpilman wurde Augenzeuge des Abtransports und beschreibt die Szene in seinen Memoiren:
„Eines Tages, um den 5. August […] wurde ich zufällig Zeuge des Abmarsches von Janusz Korczak und seinen Waisen aus dem Ghetto. Für jenen Morgen war die ‚Evakuierung‘ des jüdischen Waisenhauses, dessen Leiter Janusz Korczak war, befohlen worden; er selbst hatte die Möglichkeit, sich zu retten, und nur mit Mühe brachte er die Deutschen dazu, daß sie ihm erlaubten, die Kinder zu begleiten. Lange Jahre seines Lebens hatte er mit Kindern verbracht und auch jetzt, auf dem letzten Weg, wollte er sie nicht allein lassen. Er wollte es ihnen leichter machen. Sie würden aufs Land fahren, ein Grund zur Freude, erklärte er den Waisenkindern.
Endlich könnten sie die abscheulichen, stickigen Mauern gegen Wiesen eintauschen, auf denen Blumen wüchsen, gegen Bäche, in denen man würde baden können, gegen Wälder, wo es so viele Beeren und Pilze gäbe. Er ordnete an, sich festtäglich zu kleiden und so hübsch herausgeputzt, in fröhlicher Stimmung, traten sie paarweise auf dem Hof an. Die kleine Kolonne führte ein SS-Mann an, der als Deutscher Kinder liebte, selbst solche, die er in Kürze ins Jenseits befördern würde. Besonders gefiel ihm ein zwölfjähriger Junge, ein Geiger, der sein Instrument unter dem Arm trug. Er befahl ihm, an die Spitze des Kinderzuges vorzutreten und zu spielen – und so setzen sie sich in Bewegung. Als ich ihnen an der Gęsia-Straße begegnete, sangen die Kinder, strahlend, im Chor, der kleine Musikant spielte ihnen auf und Korczak trug zwei der Kleinsten, die ebenfalls lächelten, auf dem Arm und erzählte ihnen etwas Lustiges. Bestimmt hat der ‚Alte Doktor‘ noch in der Gaskammer, als das Zyklon schon die kindlichen Kehlen würgte und in den Herzen der Waisen Angst an die Stelle von Freude und Hoffnung trat, mit letzter Anstrengung geflüstert: ‚Nichts, das ist nichts, Kinder‘ um wenigstens seinen kleinen Zöglingen den Schrecken des Übergangs vom Leben in den Tod zu ersparen.“
Sein genaues Todesdatum ist unbekannt. Korczaks Tagebuchaufzeichnungen enden mit dem 5. August 1942.