Johann Heinrich Belcker
Johann Heinrich Belcker
Bearbeitung: Roland Müller
„Das Glück unverheyrathet zu seyn“
Der Entdeckte Und von allen seinen Geheimnissen Entblösste Freymaurer.
Strasburg: Johann Heinrich Belcker 1745 (frz. 1744)
Vergleiche dazu viel ausführlicher:
Der verrathene Orden der Freymäurer, und das offenbarte Geheimniss der Mopsgesellschaft. Amsterdam/ Berlin/ Frankfurt, Leipzig: Arkstee und Merkus 1745.
<poem> Seiten 9-10
Unter den Stücken, mit welchen die Freymaurer ihre Gesellschafft erheben, ist auch von ihnen gezehlet, daß das Frauenzimmer nicht darein kan aufgenommen werden, da aber dieses bey den meisten Orden der Welt beobachtet wird, so glaubet man, daß diese Ausschliessung dem Frauenzimmer keine Schand, und den Freymaureren keine grosse Ehre bringe; Doch kan sich das Frauenzimmer bald darmit trösten, daß wann gleich der Ehestand von den Freymaurern weder gelobet noch recommandiret wird, sie dennoch gantz keine Hässer davon sind.
Seiten 20-21
Bei der Tafelloge:
Wann sie trinken, so stehen sie alle auf und trinken, sitzen auch nicht wieder nieder, biß daß die Gesundheit getruncken ist, und obschon das Frauenzimmer von der Gesellschafft ausgeschlossen, so sind dennoch die Freymaurer grosse Verehrer dieses schönen Geschlechts, dann wann einer angenommen wird, so reichet man ihme ein paar Handschuh für seine Ehefrau, hat er aber das Glück unverheyrathet zu seyn, so gibt man ihm ein paar Handschuhe für seine Liebste, auch bey den Mahlzeiten trinket man auf ihre Gesundheit, übrigens ist es nicht üblich bey den Gesellschafften der Freymaurer viel von dem Frauenzimmer zu reden, weil bekannt, dass dergleichen Gespräche leichtlich die Einbildungs-Krafft von jungen Leuten erhitzen, und dardurch dann oft unordentliche Gespräche auf die Bahn gebracht werden.
Seite 29
Nach einem weiteren feierlichen Versprechen:
So nun auch diese Ceremonie vorbey, so entblösset man ihme die Brust, um zu sehen, ob er nicht etwann eine Weibs-Person seye, obschon auch vielleicht solche könten gefunden, die eben in diesem Stuck von den Manns-Persohnen nicht unterscheiden.
[In: Der verrathene Orden der Freymäurer, 1745, 41, heisst es: Alsdenn entblösset man ihm den Busen, um zu sehen, ob es kein Frauenzimmer ist, das sich vorstellet; und ob es gleich Frauenspersonen giebet, die in diesem Stücke nicht viel besser versehen sind als die Männer, so ist man doch mit dieser leichten Besichtigung zufrieden.]
Seite 30
Nach abgelegtem diesem Eyd, präsentiret man dem neuen Freymaurer das Buch der heiligen Evangelien zu küssen, und so bald er solches gethan, so schencket man ihme einen Schurtz und ein paar Handschuh für seine Eheliebste, oder wann er keine hat, für das Frauenzimmer, welches ihme das angenehmste ist …
Seiten 34-36
Nachdeme nun alle diese Ceremonien vorbey, und der Neuangenommene den Eyd abgelegt …Da wird ihme wieder das Schurzfell angebotten mit zwey paar Handschuh, eins für ihne, und das andere für seine Liebste; und so dieses geschehen, so sagt der zweyte Wachthalter zu ihme: Wir geben euch diese Handschuh, als unserem Bruder, und sehet, da ist ein paar für euere Freundin; das Frauenzimmer glaubet, wir seyen ihre Feinde, weit gefehlt, wir sind ihnen mit gröster Ergebenheit zugethan, und ihr könnet ihnen mit diesem beweisen, dass wir gern und oft an sie gedenken.
Nachdeme auch diese Ceremonie zu Ende … fahrt der Grossmeister fort und sagt: So beobachtet und haltet die nachfolgenden Stücke: 1.) Dass ihr der Gesellschaft wollet treu und Glauben leisten, in allen Orten, in allen Umständen, Zufällen und Gelegenheiten, auch den armen Brüdern hilfreiche Hand bieten, wo sie in Noht sind, oder sie solche von euch begehren. 2.) Und weil der Orden der Freymaurer von Edelleuten bestehet, die sich nach ihrem Stand gebührend halten sollen, so versprechet ihr euch so zu betragen, daß die Gesellschafft niemal keine Unehr oder Schande von euch haben solle … 3. ) Und weil ihr bisher noch nicht verheyrahtet seyd, so ist euch erlaubt solches zu thun, wann ihr es gut und nohtwendig findet, doch aber thut ihr besser, daß ihr allein bleibet, in welchem Fall aber ihr euch behutsam aufführen sollet.
<poem>