„…hier trifft Amors Bogen nicht“
„…hier trifft Amors Bogen nicht“
Ausarbeitung Roland Müller
Aus:
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen, in Zwey Büchern. Kopenhagen und Leipzig 1776, 102-105
(mit den Initialen „E. H.“)
Eine ganz andere Version von „Schlegel“, S. 180-181.
Ebenfalls in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. Danzig: Brückner 1784, 13-14
(mit dem Titel: „Lehr-Lied“)
Versuch einer vollstændigen Samlung Freimaurer-Lieder zum Gebrauch der Loge Ferdinand zum Felsen in Hamburg. 1790. 53-55.
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. Berlin: Maurer 1801, 22-23.
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg. 1804, 22-23.
Um die zwei letzten Strophen gekürzt in:
Freymaurer-Lieder zum Gebrauch für die Mitglieder der gerechten und gesetzmäßigen Loge Charlotte zu den drey Sternen. 1786, 9-11
(mit Chor und der Angabe „Eckhof“)
Sammlung auserlesener Freymaurer Lieder. 1790, 127-129
(mit Chor und der Angabe „Eckhof“).
Sammlung Maurerischer Lieder zum Gebrauch der zum Sprengel der Provinzial-Loge von Niedersachsen gehörigen Logen. Hamburg: Hamann, 1823, 86-87.
Noch vollständig zitiert unter „Proben freimaurerischer Poesie“ in:
Dietrich von Oertzen: Was treiben die Freimauer?
Zweite Aufl. Gütersloh: Bertelsmann 1882, 97-98.
Nach dem französischen Liede:
La lanterne à la main etc.
(von Abbé Fréron, ca. 1743)
„…hier trifft Amors Bogen nicht“
- Bey der hellsten Mittagssonne
- Nahm Diogenes ein Licht,
- Schlich damit aus seiner Tonne,
- Suchte Menschen fand sie nicht;
- Denn er sah bey seinem Licht
- Fast den Wald vor Bäumen nicht.
- Bringt den grämlich steifen Alten,
- Bringt ihn in die Loge her.
- Wisch' aus dem Gesicht die Falten,
- Alter! sey doch freundlicher!
- Was du suchst, und in Athen
- Nicht gefunden, sollst du sehn.
- Sehn, wie beym bescheidnen Becher
- Plato sich und Epikur
- Hier vereint, und muntre Zecher,
- Weisheit lehren und Natur.
- Schöner reitzet die Natur,
- Zeigt die Weisheit uns die Spur.
- Mädchen zwar, damit Cythere
- Und der kleine Bösewicht,
- Amor, unsre Ruh nicht störe,
- Findst du in der Loge nicht.
- Unsre Logen sind zu dicht:
- Hier trifft Amors Bogen nicht.
- Doch die Schönen zu verehren,
- Bleibet unsre süßste [ab 1786: eine süsse] Pflicht:
- Ohne sie, die Schwestern, wären
- Wir und unsre Väter nicht.
- Süßer Liebe froher Scherz
- Adelt auch der Weisen Herz.
- Glücklich, wen nach frohem Schmause,
- Wenn sich unsre Loge schließt,
- Seine Maurerin zu Hause
- Mit verliebter Sehnsucht küßt!
- Glücklich, wem die schönste Nacht,
- Hymen so entgegen lacht.
[Seit 1790 für die letzten zwei Zeilen:]
- Heil dem, dessen Loos es ist,
- daß ein treues Weib ihn küßt.
- Hymen muß ihm seinen Segen,
- Seinen besten Segen weyhn;
- Bald lach ihm ein Sohn entgegen,
- Werth ein Maurer einst zu seyn;
- Und mit freudigem Gesicht
- Seh der Jüngling hier das Licht.
Eine leicht veränderte Version
Aus:
Lieder zum Gebrauch der unter der Constitution der Großen Loge zu Hamburg vereinigten Logen. 1823, 257-258.
- Bey der hell‘sten Mittagssonne
- Nahm Diogenes ein Licht,
- Schlich damit aus seiner Tonne,
- Suchte Menschen fand sie nicht;
- Denn er sah bei seinem Licht
- Fast den Wald vor Bäumen nicht.
- Bringt den grämlich düstern Alten,
- Bringt den Finstern zu uns her!
- Fort mit dem Gesicht voll Falten,
- Alter sey doch freundlicher!
- Was du suchst, und in Athen
- Nicht gefunden, sollst du sehn:
- Sehn, wie bei‘m bescheid‘nen Becher
- Plato sich und Epikur
- Hier vereint; und muntre Zecher
- Weisheit lehren und Natur.
- Schöner reizet die Natur,
- Zeigt die Weisheit uns die Spur.
- Mädchen zwar, damit Cythere
- Und der schlaue Bösewicht,
- Amor, uns‘re Ruh‘ nicht störe,
- Siehst du bei dem Mahle nicht.
- Strengerm Ruf gehorchen wir,
- Nichts gilt Amors Herrschaft hier.
- Doch die Schönen zu verehren,
- Bleibet uns eine süße Pflicht!
- Ohne sie, die Schwestern, wären
- Wir und uns‘re Väter nicht.
- Süßer Liebe froher Scherz
- Adelt auch der Weisen Herz.
- Glücklich, wen nach frohem Schmause,
- Von verjüngter Lust begrüßt,
- Seine Maurerinn zu Hause
- Liebend in die Arme schließt.
- Heil ihm, dem ein treues Herz
- Nahe bleibt in Freud‘ und Schmerz!
- Hymen mög‘ ihm seinen Segen,
- Seinen besten Segen weih’n!
- Bald lach‘ ihm ein Sohn entgegen,
- Werth, ein Maurer einst zu seyn!
- Und mit fröhlichem Gesicht
- Seh‘ der Jüngling einst das Licht!
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