Allsehendes Auge

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Kirche Rellingen. Strichätzung nach der Natur von Jens Rusch während eines Symposions mit den Norddeutschen Realisten entstanden.

Allsehendes Auge oder auch Auge der Vorsehung

Ölgemälde von Jens Rusch

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

im Dreieck, umgeben von einem Strahlenkranz (frz. delta lumineux, engl. all-seeing eye), das in vielen Logen über dem Stuhl des Meisters leuchtet, spielt als aus kirchlichen Gebräuchen übernommenes Symbol vielfach im Meistergrad, vor allem aber in den das esoterische Moment besonders betonenden Systemen eine Rolle. Es ist ein Symbol, das den Menschen an die alle Geheimnisse durchdringende ewige Wachsamkeit Gottes mahnen soll.

Auge der Vorsehung

Quelle: Allgemeines Handbuch der Freimaurerei, Band 1, herausgegeben von Hermann Theodor Schletter,Moritz Alexander Zille

Ein Auge im Dreieck, ward im Mittelalter über Kreuze der Kirchen und über die Hochaltare gesetzt. Dieses Auge der Vorsehung findet sich auch noch in den Logen verschiedener Systeme, zugleich als maurerisches Sinnbild.

The All-Seeing Eye

Quelle: Encyclopedia of Freemasonry, Band 3 von Albert Gallatin Mackey, Harry LeRoy Haywood; übersetzt von H. Thorandt

Dr. Mackey interpretierte in seiner Zeit (um 1870) das „Allsehende Auge“ als ein Symbol für die Allwissenheit Gottes, und hatte so die Unterstüztung der freimaurerischen Studierenden seiner Generation.

Das Allsehende Auge mag die göttliche Allmächtigkeit angeben, kann aber auch eine oder mehrere der anderen fünf oder sechs Wahrheiten oder Ideen symbolisieren. Es kann ursprünglich auch für die Sonne gestanden haben, wenn sie im Morgengrauen aufgeht – diese Deutung wurde von Shakespeare und vielen anderen Schriftstellern verwendet.


Auge der Vorsehung

Quelle: Wikipedia "Auge der Vorsehung"


Das Auge der Vorsehung erscheint auch als Teil der Freimaurersymbolik und wurde aus kirchlichen Gebräuchen übernommen. In vielen Logen leuchtet es im „Osten“ über dem Stuhl des Meisters und spielt vielfach im Meistergrad, besonders in den Systemen, die den esoterischen Aspekt betonen, eine Rolle. Häufig hat das freimaurerische Auge der Vorsehung einen halben Strahlenkranz unterhalb des Auges – oftmals sind die untersten Strahlen dabei nach unten verlängert.

Das offene Auge symbolisiert die sich stets enthüllende Wahrheit, fordert zu Weisheit auf und appelliert an das Gewissen. Über die Kausalität als Ursache-Wirkung-Prinzip repräsentiert es das Gute, welches das Böse stellt, um es zu besiegen. Insbesondere christliche Freimaurerlogen verwenden ein Bibelzitat (Joh 1,1 EU), um auf den mehrdeutigen Begriff des Logos hinzuweisen, der mit dem Allmächtigen Baumeister aller Welten gleichgesetzt wird und in erster Linie das Vernunftprinzip des Weltalls repräsentiert. Ebenso wird das Auge daher auch durch ein „G“ ersetzt, dessen Deutung ebenso vielfältig ist.

Das Auge ist häufig von einem Dreieck umschlossen. Es ist das Zeichen des Feuers und der aufklärenden Wissenschaft und dient der Messung der größten Distanzen, aber auch der Trinität im Christentum. Dabei wird das Dreieck hier als Bezug zur freimaurerischen Zahl drei in der Numerologie verstanden.

Die erste offizielle freimaurerische Erwähnung des Symbols Auge der Vorsehung erfolgte 1772 in der Schrift Illustrations of Masonry von William Preston (1742–1818).


Illuminatenorden

Heutige Verschwörungstheoretiker bringen das Symbol mit Geheimgesellschaften in Verbindung, speziell mit dem 1776 vom Ingolstädter Professor Adam Weishaupt gegründeten bayerischen Illuminatenorden.

Ein Zusammenhang zwischen dem Siegel der Vereinigten Staaten und den Illuminaten lässt sich nicht nachweisen. Bis zu ihrem Verbot 1784 durch den bayerischen Kurfürst Karl Theodor umfasste der Illuminatenorden maximal 2500 Mitglieder und rekrutierte diese meistens aus deutschen Freimaurerlogen. Viele wurden verhaftet, alles unter dem Vorwand, sie wären „notorische Freidenker“. Unter dem Freimaurer Johann Joachim Christoph Bode fand 1785 die Ordenstätigkeit in der Weimarer Minervalkirche ihr Ende.