Traktat: Kunst und Freimaurerei

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Der Philosoph Hans Georg Gadamer hat folgendes zur Parallele von Freimaurerei und Kunst geschrieben: „Im Kunstwerk stellt sich dem Zuschauer die Wahrheit von Dasein und Welt dar und wird von ihm selbst als Wahrheit anerkannt. Im Kunstwerk wird ausgelassen, hervorgehoben, übertrieben, ans Licht gebracht, was sich sonst verhüllt und entzieht. Was wir am Dargestellten wiedererkennen, lässt uns mehr von dem uns bereits Bekannten entdecken, als wir vorher wussten. Die Vertrautheit, mit der das Kunstwerk uns anrührt ist zugleich auf rätselhafte Weise Erschütterung und Einsturz des Gewöhnten. Das Werk sagt uns: „Das bist Du!“

Das „Das bist Du“ kann man auch als das „Erkenne Dich selbst“ interpretieren und schon sind wir sehr dicht an dem, was die Freimaurerei bedeuten kann. Müssen wir uns der Aufgabe des Erkennens nicht mit dem Kopf und Verstand nähern? Schiller sagte dazu: „Der Weg muss durch das Herz geöffnet werden.“ Und damit hat er Recht, denn der Kopf kann die Wahrheit nur selten erkennen. Viel mehr ist er unser Hilfsinstrument, um das, was wir mit Herz und Bauch wahrgenommen haben, auch zu verstehen und darüber sprechen zu können. Die Kunst ist ein Werkzeug, das den Weg über Auge, Bauch und Herz nehmen kann und den Verstand nicht wirklich braucht.

Genau das ist es, was der Freimaurer im Ritual erlebt. Es gibt keine Lehre, und keine Glaubenssätze, sondern Symbolik, die sich dem Suchenden anbietet auf dem Weg zu dem „Erkenne Dich selbst“.

Warum beschäftigen wir uns als Logen mit der Kunst? Nun zuerst einmal sind wir der Kunst sehr immer schon gewogen, denn nicht umsonst nennen wir unsere Arbeit „die königliche Kunst“. Auch wenn wir als Freimaurer wohl zu bescheiden sind, uns selbst Künstler zu nennen. Viel mehr sind wir Lehrlinge, die egal in welchem Grad wir uns befinden am Leben, an der Kunst und anderen Dingen lernen, ein Leben lang.

Als Freimaurer geht es uns um das eigene Wachstum, die Vervollkommnung unseres Geistes und die Schulung der Wahrnehmungsfähigkeit. Die Kunst hilft uns dabei genauso, wie unsere eigenen Symbole es tun. Sie löst in uns etwas aus, regt uns an, über Dinge nachzudenken und schafft damit die Projektionsfläche für unseren Charakter und unseren Geist.

Die Freimaurerei steht auch für Werte: Für Freiheit und für Toleranz. Nicht jeder Freimauer ist auch Kunstkenner und auch gibt es sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, was Kunst ist und was nicht. Daher ist manches povokative Werk durchaus in der Lage auch innerhalb der Freimaurer zu polarisieren.

Genau das ist es was Gadamer uns mit seinen eben zitierten Worten sagen wollte. Ob wir nun in Verzückung ob der Schönheit geraten, ob wir verwirrt sind aufgrund der Konfrontation mit Neuem oder auch wenn wir so etwas wie Abscheu empfinden vor der Hässlichkeit einer künstlerischen Position, jedesmal sind wir angerührt und etwas in uns resoniert mit dem Kunstwerk. Sei es das Innere selbst oder auch der verdrängte Schatten. Wenn es so etwas wie einen Qualitätsbegriff in der Kunst gibt, dann ist es vielleicht die Kraft, mit der das Werk uns vermag anzurühren, auf welche Weise auch immer.

Manche Künstler arbeiten bewußt mit der „Nichtperfektion“ und mit dem Fehler. Solche Spekulationen sind auch den Freimaurern nicht fremd, denn seine Aufgabe ist es, die Menschen ums ich herum zu verstehen und sich selbst immer näher zu kommen.

Jeder von uns, der schon ein paar Jahre gelebt hat, wird bestätigen können, dass das Leben oft andere Wege eingenommen hat, als geplant und dass gerade die kleinen Spuren und Narben dieser Veränderungen unserem Leben entscheidende Impulse gegeben haben und uns als Persönlichkeit entscheidend geprägt haben.

Dieser bewußte Umgang mit dem Fehler, der als solcher gar kein Fehler ist, sondern nur ein Schritt im Leben, ist in gewisser Weise prägend für das Werk von Matthias Ruthenberg, genauso, wie es die Wiederholung gilt oder auch die Verwendung der immer wieder gleichen Stilmittel. Stück für Stück immer ein wenig weiter zu dem was im Herzen vorformuliert wurde und ans Licht der Welt dringen soll. So wie sich das künstlerische Werk entwickelt, so entwickelt sich auch der Freimaurer auf seinem Weg als Bruder in der Kette. Für uns Freimaurer ist dieser Weg des Künstlers gut nachvollziehbar, denn auch wir gehen jeden Tag Schritte im profanen Leb en, die uns nicht immer ans gedachte Ziel aber immer einen Schritt weiter auf unserem freimaurerischen Weg führen.

Offensichtlich ist die Qualität eines Kunstwerks eine sehr individuelle Sache. Und doch werden Bücher darüber geschrieben und öffentliche Dispute darüber abgehalten, welche Qualität ein Kunstwerk hat. Zugegebenermaßen war die Präsenz in der öffentlichen Debatte schon einmal größer und viele Diskussionen finden heute nur im erlauchten Kreise der Kunstszene statt aber dennoch schafft es die Kunst immer noch zu polarisieren.

Das was den einen in Begeisterung versetzt, erzeugt beim anderen Unbehagen. Manches, was den einen Betrachter sprachlos zurücklässt, sei es vor Begeisterung oder Verwirrung, das erzeugt beim anderen nur Gleichgültigkeit. Nun gleich vorweg: Ich meine: Man darf es bewerten aber egal ob ich Kunstprofessor, Journalist oder Bauarbeiter bin, jedem ist es gestattet, ein Kunstwerk zu bewerten und jedes Urteil ist es wert gehört zu werden. Denn die Auseinandersetzung mit dem Werk als solches ist immer ein Gewinn für die Kunst. Es ist das Gefühl von Wärme, dass man beim betrachten einer Skulptur von Rodin bekommt. Es ist der Augenblick wo Handwerk zum Kunstwerk transzendiert. Es ist immer wieder eine Freude in den Monaten und Jahren nach der Verleihung des Preises zu sehen, wie sich der Künstler weiter entwickelt. sagte einst Mahatma Gandhi

Jedes Mal sind wir berührt worden und etwas in uns reagiert mit dem Kunstwerk - Sei es das Innere selbst oder auch der verdrängte Schatten. Genau diese Individualität macht die besondere Kraft des Freimaurerischen Wegs, wie auch der Kunst aus. Und ohne den Wert unserer Auszeichnung überschätzen zu wollen so ist er wie jede Auszeichnung auf alle Fälle ein weiterer und manchmal auch ein wichtiger Baustein zu einer erfolgreichen Karriere.

Kann man Kunst überhaupt bewerten? Was ist ein gutes Kunstwerk und was nicht? Welche Kriterien darf man ansetzen und gibt es tatsächlich so etwas wie Objektivität in der Kunst?

Ich glaube an den Wert von Kunst für das Individuum und für die Gesellschaft. Kunst schafft Auseinandersetzung, sie regt an zur Reflektion. Sie ist aber auch Abbild von Seelenzuständen und manchmal schafft sie es, so etwas wie ein Gefühl von Göttlichkeit zu transportieren. Es ist dieses tiefe Gefühl, dass man beim Betrachten der Mona Lisa empfindet oder aber beim Hören einer Symphonie von Mozart oder Beethoven oder in meinem Fall auch bei einem Gitarrensolo von David Gilmour.

Es sind diese Augenblicke, die man im Konzertsaal ergriffen ist von dem Moment, wo das Orchester oder die Band gemeinsam etwas neues schafft, dass über die bloße Addition der Einzelbeiträge hinaus geht.

Der Weg zur Erkenntnis muss durch das Herz geöffnet werden, denn der Kopf kann die Wahrheit nicht wirklich erkennen. Viel mehr ist er unser Hilfsinstrument, um das, was wir mit Herz und Bauch wahrgenommen haben, auch zu verstehen und darüber sprechen zu können. Die Kunst ist ein Werkzeug, das den Weg über Auge, Bauch und Herz nehmen kann und den Verstand nicht wirklich braucht.

Ob wir nun in Verzückung ob der Schönheit geraten, ob wir verwirrt sind aufgrund der Konfrontation mit Neuem oder auch wenn wir mit Unverständnis auf eine künstlerische Position, reagieren, Wie aber findet man ein Werk, dass diese Dinge auslösen kann?

Wenn es so etwas wie einen Qualitätsbegriff in der Kunst gibt, dann ist es für mich die Kraft, mit der das Werk uns vermag anzurühren, auf welche Weise auch immer.

Genau das ist es, was der Freimaurer im Ritual erlebt. Es gibt keine Lehre, und keine Glaubenssätze, sondern Symbolik, die sich dem Suchenden anbietet auf dem Weg zu dem „Erkenne Dich selbst“. Wir finden in der Kunst viele Parallelen zur Freimaurerischen Symbolik. Wir diskutieren nicht über sie, sondern wir erleben sie und zwar jeder auf seine Weise.

Heute haben viele Menschen gar keinen Zugang mehr zur Kunst und der Wert von Kunst wird von Generation zu Generation mehr in Frage gestellt. deshalb ist es wichtiger denn je, dass wir junge Künstler unterstützen. Unser Ziel ist es aber nicht nur, den Künstler und damit die Kunst zu stärken. Wir wollen auch, die Rezipienten mit der Kunst zu erreichen. Dazu gehören natürlich in erster Linie unsere Brüder aber auch darüber hinaus hoffen wir, Menschen die Freude und den Wert an der Kunst vermitteln zu können, die bislang vielleicht noch nicht den Zugang dazu hatten.

Als Freimaurer arbeiten wir nicht am Bild sondern am rauen Stein. Das bedeutet, dass wir an uns arbeiten, uns ausrichten an den anderen Brüdern in der Loge aber auch an allen anderen Menschen, mit denen wir zu tun haben, denn wir haben das Ziel, ein passender und wertvoller Baustein unserer Bruderkette aber auch der Gesellschaft an sich zu sein.

Dabei folgen wir keiner eindeutigen Philosophie, wir sind keine Religion und wir sind auch keine politische Partei. Unsere Richtschnur ist maximal der, den wir den „großen Baumeister aller Welten“ nennen und die moralisch-ethischen Maßstäbe die wir für richtig erachten und von denen wir glauben dass sie für die Welt von großer Bedeutung sind. So arbeitet der Freimaurer im außen wie im innen. Wir sind wohltätig und helfen wo Not ist aber das was uns am meisten beschäftigt ist die Arbeit an uns selbst, denn nur wer an sich selber arbeitet anstatt an anderen, der kann zu echter Erkenntnis kommen, sich in die Waage bringen, die Elemente in sich ausgleichen und vor allem sein Ego beherrschen. „Du musst die Veränderung sein, die du in der Welt sehen willst.“ Und in einem bekannten Lied heißt es „Dieser Weg wird kein leichter sein.“!

Die Arbeit am rauen Stein erfordert Ausdauer und Geduld, so wie es sicher auch der Weg eines Künstlers erfordert. Über viele Jahre sucht der Künstler nach seiner Form.