Traktat: 240 Jahre Freimaurerei in Stade
BR. THOMAS STUWE DISTRIKTSMEISTER 300 Jahre Freimaurerei 240 Jahre Freimaurerei in Stade Informationen, Geschichten und Gerüchte
Vortrag: ”300 Jahre Freimaurerei - Die erste Loge in Deutschland“ Öffentliche Veranstaltung der Freimaurerloge „Friederike zur Unsterblichkeit“ i. Or. Stade Freitag, den 10. November 2017 Seminarturnhalle Stade
- Es gilt das gesprochene Wort -
10.11.2017
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Von Benjamin Franklin, einst US-Präsident und zugleich Freimaurer, stammt:
”Drei Leute können ein Geheimnis nur für sich behalten, wenn zwei von Ihnen tot sind.“
Unter anderen werden Freimaurerlogen durchaus weiterals Geheimbund betrachtet.
Freimaurerei ist trotz Bemühungen um Information und Aufklärung für viele eine große Unbekannte. Freimaurerische Werte treten in den Hintergrund. Dafür tragen zu einem großen Teil wir Freimaurer selbst die Verantwortung, denn zu lange haben wir über uns und unseren Bund geschwiegen.
Heute treten Freimaurer an die Öffentlichkeit, informieren und suchen das Gespräch.
Prima dass die Stader Loge öffentlich und angemessen sowohl in Form wie Inhalt einlädt. Ich ahne, welcher zu bewältigender Kraftakt und auch Zutrauen sich hinter dem heutigen Abend verbirgt. Kompliment dafür.
Verehrte Gäste der Loge ”Friederike zur Unsterblichkeit”, liebe Damen der Logenmitglieder, welche wir Freimaurer ”Schwestern” nennen und selbstverständlich: lieber Freimaurer,
ich bedanke mich für die freundliche Einladung hier sprechen zu dürfen.
Mein Thema ”300 Jahre Freimaurerei – (und) die älteste Loge in Deutschland” bietet mir die zugleich Chance auch zum Aspekt des Geheimnisses meine Gedanken auszusprechen.
Vorab: Es gibt bei uns immer nur Interpretationen durch jeden einzelnen von uns. Das gilt auch für mich. Sie hören allein mein Verständnis. Selbst der Großmeister, Bundesvorsitzende, hat kein Vorrecht zur Meinungshoheit. Haben die Freimaurer die Macht?
Für die einen regieren sie die Welt. Für die anderen handelt es sich nur um einen Club alternder Herren - und heute auch Damen - die sich treffen, um sich auszutauschen und zu tafeln.
Warum genau tritt man den Freimaurern bei?
Von außen gesehen machen Freimaurertreffen einen seltsamen Eindruck: Wie können Männer und Frauen obskure Rituale verfolgen, kindische Gesten in Aufmachungen machen, die sie niemals wagen würden, auf der Straße zu tragen, und eine Symbolsprache erlernen, die unsere Gesellschaften seit langer Zeit vergessen haben. Wozu das alles ?
Ich bin sehr an Ihren Fragen, Standpunkten Meinungen und mindestens genau so an Ihren Anregungen interessiert.
Ich bin immer gern in Stade. Keine Floskel des Gastes. Allein meine Spaziergänge vom Bahnhof zum Logenhaus haben mir das schöne Stade ein bißchen näher werden lassen.
300 Jahre weltweite Maurerei und davon sage und schreibe auch 240 Jahre hier in Stade.
Am geschichtsträchtigen 8. Mai hatte der Ex-Bundestagspräsident Prof. Lammert im Hamburger Rathaus zu uns gesprochen. Sein Markenzeichen ist es, historische Bezüge herzustellen und zu erinnern.
Unser Gastgeber, die Loge, hat sich mit dem heutigen 10. November ebenfalls ein markantes Datum ausgewählt:
• Heute, im Jahr 1483, wurde Martin Luther geboren. Wir gedenken des 500. Jahres der Reformation in diesem Jahr • 1759: Geburtstag Friedrich Schillers. Sein Text zu van Beethovens „Freude schöner Götterfunken“ ist – angepaßt durch einen Freimaurer – heute die Europa-Hymne • 1799 endet die Französische Revolution. Stichwort Aufklärung • Und der Leipziger Verleger Reclam bringt 1867 den ersten Band seiner Universal-Bibliothek mit Faust 1. Teil des Freimaurers Goethe auf den Markt • 1953 wurde der Leichnam des Freimaurers Kemal Atatürks wird in das Mausoleum Ankaras überführt • Und am 10. November 2015 verstarb Altbundeskanzler Helmut Schmidt, dem wir dankbar sind, dass er den Stresemann-Preises deutscher Freimaurer Anfang des Jahres angenommen hatte.
„Die Ehrfurcht vor der Vergangenheit und die Verantwortung gegenüber der Zukunft geben fürs Leben die richtige Haltung.“
Mit dieser Geisteshaltung Dietrich Bonhoeffers darf ich Ihnen als Distriktsmeister – Landesvorsitzender -, von Hamburg und eben auch Stade, einen historischen Hintergrund zur Entwicklung des Freimaurertums anbieten.
Kurz zu meinem eigenen Aufgabenverständnis:Nach Innen bin ich hoffentlich die verbindende Klammer und Servicestation und nach Außen möglicherweise das erste Gesicht.
Der Distrikt selbst gehört der Großloge der ”Alten Freien und Angenommen Maurer von Deutschland” an und bietet gegenwärtig die Vielfalt von 20 Lagen mit 771 Mitgliedern.
Aus welchem Grund beschäftigen wir uns überhaupt mit einem 300 Jahre zurück liegendem Ereignis?
Am 24. Juni 1717 schlossen sich zu London und Westminister vier Logen zur weltweit ersten Großlogen zusammen.
Historisch gewiss vertretbar sich zu erinnern. Und es ist zusätzlich auch angemessen lautet mein Standpunkt, denn wenige Jahre nach London wurde bereits 20 Jahre später - 1737 – in Hamburg die erste und damit älteste Loge Deutschlands ”Absalom zu den drey Nesseln” gegründet. Diese Loge arbeitet auch heute noch an unseren Idealen.
Hier im Norden steht die Wiege der deutschen Maurerei.
Soweit der historische Hintergrund.
Inhaltlich haben wir uns entschlossen zu feiern, weil
"Freimaurerei nichts Willkürliches ist, nichts Entbehrliches, sondern etwas Notwendiges, das im Wesen des Menschen und der bürgerlichen Gesellschaft begründet ist."
So hat es der Dichter und Freimaurer Gotthold Ephraim Lessing ausgedrückt.
In der Verfassung der Freimaurer, den sogenannten „Alten Pflichten“ aus dem Jahre 1723, sie bilden gleichsam das Grundgesetz der regulären Freimaurerei - und sind übrigens seit dem unverändert gültig - heißt es:
„Der Maurer ist ein friedliebender Bürger des Staates, wo er auch wohne oder arbeite. Er darf sich nie in einen Aufstand oder eine Verschwörung gegen den Frieden oder das Wohl seiner Nation verwickeln lassen.“
Wir Freimaurer bekennen uns zur Demokratie und offenen Gesetzgebung.
Und damit Sie noch ein wenig mehr vom freimaurerischen Selbstverständnis kennenlernen, etwas aus der Aufnahme in die Weltbruderkette: „Ich gelobe bei meiner Ehre und meinem Gewissen: mich der Humanität aus vollem Herzen und mit ganzer Kraft zu widmen; demgemäß meine Pflichten gegenüber meiner Familie, meiner Gemeinde, meinem Land und der Gemeinschaft aller Menschen gewissenhaft zu erfüllen.”
Wir dürfen nicht ganz unbescheiden feststellen, dass einige Ziele der Freimaurer, wie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, zumindest teilweise in Erfüllung gegangen sind.
Über Freimaurerei ist unendlich viel geschrieben worden. Das Freimaurertum ist seit der Zeit Friedrichs des Großen Bestandteil unserer Geschichte und unser Kultur.
In Stichworten möchte ich Ihnen Überblick über unsere Geschichte geben. Das mir gestellte Thema verlangt es. Und Sie haben Anspruch darauf.
Die früheste bezeugte Existenz eines Freimaurers stammt aus dem 15.Jahrhundert. In der Melrose Abtei in Schottland findet sich eine Inschrift, mit der der Werkmaurer John Morrow den Schutz des Johannes für sein Bauwerk erbittet. Die früheste bezeugte Aufnahme eines Freimaurers ist die eines Mannes namens Elias Ashmole im Jahre 1646.
Logen sind Bruderschaften. Bruderschaften gibt es vermutlich, solange es überhaupt Menschen auf der Welt gibt. Bruderschaften und Gilden sind die Vorläufer der Sozialversicherung und des Versicherungswesens überhaupt.
Wir datieren das Jahr 1717 als den Beginn der modernen Freimaurerei (vs. ”Die Welt”). Denn
– Johanni, am 24. Juni 1717 gründeten vier Logen In England die weltweit erste Großloge. Darauf führen sich alle Logen und alle Freimaurer zurück.
– 1723 wurde die erste gemeinsame Verfassung niedergeschrieben. Sie ist immer noch gültig!
– 1737 wurde die Loge d’Hambourg gegründet, die sich ab 1740 Absalom nannte. Sie ist die älteste Loge Deutschlands.
– 1738, also ein Jahr danach, wurde der preußische Kronprinz aufgenommen, der spätere Friedrich der Große.
– 1934 mussten die Logen geschlossen werden. - Nach dem Kriege wurden sie in Westdeutschland wieder eröffnet. Nach der Wende auch wieder in den neuen Bundesländern. Die Nazis verboten uns. Liessen die Bauarbeiter das Logenhaus nicht nur Abtragen, sondern auf der Suche nach besagtem Geheimnis auch jeden Stein Zweiteilen. Der folgende Unrechtstaat blieb dabei und versagte Logen-gründungen.
Eine Leitfunktion nimmt bis heute die ”United Grandlodge of England” ein. Demokratisch beauftragt, wahrt sie unsere Interessen.
Ich finde es bemerkenswert, dass es keine verbindliche Definition für das Freimaurertum über alle Zeiten, über alle Regionen und über alle Kulturen hinweg gibt.
Das macht unseren Bund vielschichtig, ist er doch stets die Summe der in der jeweiligen Zeit aktiven Logenbrüder.
Diese Nichtfixierung, ohne dabei in Beliebigkeit zu verfallen, ist vielleicht der Grund, dass es uns solange gibt und unter kleiner Einschränkung: fast allen Umständen.
Auf der anderern Seite macht uns diese Unbestimmtheit schwerer begreifbar.
Zudem haben wir in Zeiten des Verbotes und der Verfolgung selbst darauf geachtet, keine unnötigen Angriffsflächen zu bieten und lieber als diskrete Gesellschaft aufzutreten.
Wenn in einer Gemeinschaft manches anders ist als in der Öffentlichkeit rundherum, so kann es durchaus auch sinnvoll sein, jene Tatsache nicht hinaus zu posaunen. Nicht provokant zu wirken und dadurch die Obrigkeit - einst Staat und Klerus - womöglich zu Gegenmaßnahmen bis hin zu einem Verbot heraus zu fordern.
Diese Zeiten sind in Europa weitgehend vorbei. Jedenfalls können wir hier in Hamburg unbedingt offen reden und handeln.
Trotzdem halten wir uns etwas zurück. So haben wir uns die Einübung des Grundsatzes der Verschwiegenheit auferlegt. Ich finde - in einer hier und da mehr als geschwätzigen Gesellschaft – ist ein das ein feiner Kontrapunkt. Und er schafft für uns untereinander besonderes Vertrauen. Zum ”Woher” – von eben - gehört meines Erachtens auch das ”Wohin?”
Daher ein Versuch der Erklärung was das Freimaurertum ausmacht:
Wir bekennen uns zur Menschenwürde, Brüderlichkeit, Toleranz, Friedensliebe, sozialer Gerechtigkeit, Freiheit und Selbstbestimmung der Menschen und treten dafür auch ein.
Wir Logenbrüder arbeiten sinnbildlich am rauhen Stein. Das bedeutet für uns, an uns selbst und unseren hoffentlich eigenständig erkannten Unvollkommenheiten zu arbeiten. Nicht an Anderen, geschweige denn Nichtmitgliedern. Wunsch ist es verändert nach Außen zu wirken.
Dabei geht es stets um die ”Kunst des Lebens” im Diesseits.
Wir stehen also für Brüderlichkeit, Toleranz, Humanität.
Wer ist denn dagegen? Deshalb was sind wir nicht?
• Wir werben keine Mitglieder. Wir nehmen SUCHENDE auf. Aus eigenem Antrieb sich Interessierde • Freimaurertum ist kein schöngeistiger Verein • Maurerei ist weder Religion noch Konfession und auch kein religiöser Orden. Gleichwohl können Brüder diesen angehören oder eben auch nicht. Ich zum Beispiel. Dabei mit Sympathien • Es handelt sich auch um keine philantrophische Institution, erhebt aber die Pflicht zur Wohltätigkeit. Wir unterhalten beziehungsweise fördern karitiative Einrichtungen • Wir sind keine erfolgsorientierte Gesellschaft • Wir zwingen niemanden zu einer bestimmten Überzeugung, weder religiösen noch einer weltlichen • Unseren Mitgliedern werden keine geschäftlichen oder politischen Vorteile vermittelt. Es ist sogar verpönt • Logen bieten kein Forum für streitbare, tagesbezogene Diskussionen über Religion und Politik. Gleichwohl ist der aufgeschlossene Diskurs unser wichtig. • Wir sind keine Geheimgesellschaft, verheimlichen weder unsere Existenz noch Ziele
Freimaurerische „Geheimnisse“ sind allenfalls Heimlichkeiten. Wir schützen unsere Erkennungszeichen. Das sind die Zeichen der Mitgliedschaft und des erreichten Grades, mit denen wir uns beim Besuch fremder Logen ausweisen können. Ganz ohne Pass und ohne Foto. Es gibt den Begriff der Einübungsethik. Ich finde ihn sehr passend Wir schützen unsere Versammlungen. Sie sind -wie andere private Vereine es auch halten - nur Mitgliedern zugänglich.
Idee, Inhalt der Maurerei, Satzung und Organisation sind einsehbar und offen nachvollziehbar. Logen sind meist eingetrage Vereine, sie sind im Internet präsent, stehen im Telefonbuch und ihre Logenhäuser sind nach meinem Wunsch Stätten der Begegnung.
Genau das geschieht in diesen überschaubaren Gemeinschaften die Logen genannt werden. Vergleichbar den Bundesländern führen sich diese Logen organisatorisch in sogenannten ”Distrikten” zusammen.
Ich möchte noch einmal auf das Jahr 1723 und die Formulierung der ”Alten Pflichten”, unserer Verfassung zurück kommen. Darin heißt es:
„Der Maurer ist verpflichtet, dem Sittengesetz zu gehorchen, und wenn er die Kunst recht versteht, wird er weder ein engstirniger Gottesleugner, noch ein bindungsloser Freigeist sein. In alten Zeiten waren die Maurer in jedem Lande zwar verpflichtet, der Religion anzugehören, die in ihrem Lande oder Volke galt, heute (1723 !) jedoch hält man es für ratsamer, sie nur zu der Religion zu verpflichten, in der alle Menschen übereinstimmen, und jedem seine besonderen Überzeugungen selbst zu belassen.
Sie sollen also gute und redliche Männer sein, von Ehre und Anstand, ohne Rücksicht auf ihr Bekenntnis oder darauf, welche Überzeugungen sie sonst vertreten mögen. So wird die Freimaurerei zu einer Stätte der Einigung und zu einem Mittel, wahre Freundschaft unter Menschen zu stiften, die einander sonst ständig fremd geblieben wären.“
Ich finde die zitierte Stelle gibt einen guten Eindruck davon, dass wir das Verbindende zwischen allen Menschen suchen.
Auch diese Grundsätze sind kein freimaurerisches Geheimnis, aber vielleicht sind sie das Rezept, welches dazu geführt hat, dass unser Bund zeitlos und dauerhaft ist.
Noch einig aktuelle Zahlen für Sie:
Deutschlandweit gibt es 479 Logen mit rund 15.000 Freimaurern.
In Hamburg sind es derzeit fünf Großlogen mit 39 Logen und rund 1.400 Mitgliedern.
Hinzu kommen vier Frauen-Logen mit zusammen rund 100 Mitgliedern.
In der Chronik der hiesigen und heute freundlicherweise gastgebenden Seminarturnhalle heißt es:
”Bei dem Turnen des Männerturnvereins (der ja Stolz bis auf das Jahr 1833 zurückblicken kann) - geht es verschieden laut her. Während wir beim Turnen der ’Alten Männerriege’ absolut nicht gestört werden, schrieb die Hausmeisterfrau einst, geht es beim Turnen der jüngeren Leute recht lebhaft zu.”
Das erkenne ich irgendwie wieder. Gibt es auch bei uns und durchaus auch anders herum.
”Unerträglich wäre es, schreibt die Hausmeisterfrau, wenn die Damenriege turnt.”
Ohne eigene, kundige Erfahrungen in der femininen Freimaurerei von heute vermute ich, das sich schon damals ein liebenswürdiger Übermittelungsfehler eingeschlichen haben muss.
Flink noch ein hoffentlich anregender Ausblick für spätere Gespräche:
Professor Rolf Wernstedt, ehemaliger niedersächsischer Kultusminister und Präsident des Niedersächsischen Landtages, hat anläßlich des Festaktes zum 300jährigen Jubiläum der Freimaurer kürzlich gesagt:
Ich kann mir vorstellen, dass es Fragen gibt, zu denen es hilfreiche freimaurerische Zugänge gibt. Wünschenswert wären für ihn folgende Themen: • Könnte man nicht die unselig oberflächliche politische Diskussion um Gleichheit und Gerechtigkeit in der heutigen Zeit neu akzentuieren? • Wo bleibt der Aufschrei der aufgeklärten Freimaurer angesichts des dreisten „Sich-Breit-Machens“ von sogenannten alternativen Fakten? Kann die „Arbeit an sich selbst“ dazu helfen, die Kommunikation in Kurzkommentaren bei Twitter, Facebook und SMS-Texten als „Entfernung von sich selbst“ zu entlarven? • Und: Von welchem Grad von Untätigkeit an wird ein Bekenntnis zur Humanität zur Phrase? – Für mich der zentrale Punkt.
Diese Denkanstösse beschäftigen mich ständig.
Wie geht Ihnen das bitte? Wie sehen Sie das und uns bitte? Was erwarten Sie möglicherweise sogar von uns?
Ich habe mein Manuskript ungefragt um den Untertitel ergänzt:
”Freimaurerei - Eine Verschwörung zum Guten.”
Nehmen Sie uns einfach prüfend beim Wort.
Der gewählte Logen-Vorsitzende, der Meister vom Stuhl, beschließt die rituellen Zusammenkünfte mit einem Appell an die Mitglieder:
„Geht nun zurück in die Welt, meine Brüder, und bewährt euch als Freimaurer. Wehret dem Unrecht, wo es sich zeigt, kehrt niemals der Not und dem Elend den Rücken, seid achtsam auf euch selbst.“
(ja, auch das!)
Vielleicht ist dass ein Aufruf, mit dem sich auch Nicht-Freimaurer zum Wohle der Gesellschaft anfreunden können.
Ich freue mich auch hierzu auf den Dialog mit Ihnen.
Vielen Dank.
er kanadische Professor, Schriftsteller Robertson Davis sagte: „Wenn ein Mensch von größtmöglichem Nutzen für seine Mitgeschöpfe sein soll, setzt ihn an eine lange, einsame Aufgabe der eigenen Vervollkommnung.“
Ich darf mich Ihnen als Distriktsmeister, Landesvorsitzender, vorstellen.
Was ist meine Aufgabe? Hoffentlich bin ich Bindeglied nach Innen und erstes Gesicht nach Aussen. Jede Loge ist autonom. Was ich Ihnen erzähle sind meine Auffassungen zum Freimaurertum. Jeder Freimaurer spricht immer nur für sich. Nie für andere. Auch nicht der Großmeister.
Als Ehrenamtliche wissen hier alle wie gern und überzeugt wir für unsere jeweils gute Sache eintreten. Und auch, dass das Zeit abverlangt. Daher danke ich Ihnen auch sehr für die Großzügigkeit das ich heute Abend nicht Frau Dr. Weber verzichten muss. Sie würde mir sehr, sehr fehlen. Haben die Freimaurer die Macht?
Für die einen regieren sie die Welt. Für die anderen handelt es sich nur um einen Club alternder Herren - und heute auch Damen - die sich treffen, um sich auszutauschen und zu tafeln.
Ja, denn gibt auch rituelle Tafellogen. Ihr guter Club heißt ”Hammonia” und die Hamburghymne singen wir dabei unter anderm auch.
Wir lernen uns heute alle im 500. Jubiläumsjahr der Reformation etwas näher kennen. Und Ihr guter Club besteht bald 30 Jahre. Am 22. Mai 1989 fand die Gründung statt. Genau einen Tag vor unserem Verfassungstag. Freimaurer bekennen sich zur Demokratie und offenen Gesetzgebung.
Hinzu kommt: Sie haben mich im Jahr der 300. Wiederkehr der Gründung der ersten Großloge der Freimaurer eingeladen. Diese erfolgte am 24. Juni 1717 zu London und Westminister.
Und persönliche Beziehungen gibt es indirekt auch. Sie, Frau Assmann-Borges, schrieben mir, das Ihr Großvater Freimaurer war. Und auch einige Ehepartner Ihrem Mitglieder wären das.
Und Hamburg ist die Stadt mit der ältesten freimaurerischen Tradition in Deutschland. Hier steht die Wiege der deutschen Maurerei. Bereits 1737 wurde hier die erste Loge gegründet, und von Hamburg aus hat sich dann unsere Vereinigung zunächst nach Hannover und Berlin, weiter nach Braunschweig, Celle und Oldenburg, bald aber über ganz Deutschland ausgebreitet.
Freimaurerei ist trotz all unserer Bemühungen um Information und Aufklärung immer noch eine große Unbekannte. Freimaurerische Werte treten in den Hintergrund. Dafür tragen zu einem großen Teil wir Freimaurer selbst die Verantwortung, denn zu lange haben wir über uns und unseren Bund geschwiegen. Heute treten Freimaurer an die Öffentlichkeit, informieren und suchen das Gespräch.
"Freimaurerei nichts Willkürliches ist, nichts Entbehrliches, sondern etwas Notwendiges, das im Wesen des Menschen und der bürgerlichen Gesellschaft begründet ist."
So hat es der Dichter und Freimaurer Gotthold Ephraim Lessing ausgedrückt.
Über Freimaurerei ist unendlich viel geschrieben worden. Das Freimaurertum ist seit der Zeit Friedrichs des Großen Bestandteil unserer Geschichte und unserer Kultur.
Dabei ist bemerkenswert, das keine verbindliche Definition für das Freimaurertum über alle Zeiten, über alle Regionen und über alle Kulturen hinweg existiert. Es gibt eben nur Interpretationen durch jeden einzelnen von uns. Das macht unseren Bund vielschichtig, ist er doch stets die Summe der in der jeweiligen Zeit aktiven Logenbrüder.
Diese Nichtfixierung, ohne dabei in Beliebigkeit zu verfallen, ist vielleicht der Grund dafür, dass es uns schon solange – seit 1717 - gibt, in allen Zeiten und unter - kleine Einschränkung: fast - allen Umständen. Auf der anderern Seite macht uns diese Unbestimmtheit schwerer begreifbar.
Zudem haben wir doch in Zeiten des Verbotes und der Verfolgung auch selbst darauf geachtet, keine unnötigen Angriffsflächen zu bieten und als diskrete Gesellschaft auftreten.
Wenn in einer Gemeinschaft manches anders ist als in der Öffentlichkeit rundherum, so kann es auch durchaus sinnvoll sein, diese Tatsache nicht hinaus zu posaunen. Nicht provokant zu wirken und dadurch die Obrigkeit - einst gegenüber Staat und Klerus – und womöglich zu Gegenmaßnahmen bis hin zu einem Verbot zu nötigen.
Diese Zeiten sind in Europa weitgehend vorbei. Wir können unbedingt offen reden und handeln.
In einer offenen und zunehmend durch Transparenz geprägten Gesellschaft würden wir uns gerade durch übertriebene Geheimniskrämerei unnötig verdächtig machen, Vorurteile mangels Wissens und persönlicher Eindrücke geradezu herausfordern. Deswegen treten wir schon seit einiger Zeit auch an die Öffentlichkeit und freuen uns, wenn man uns und unser Wirken zur Kenntnis nimmt.
Aber es stimmt, wir haben uns die Einübung des Grundsatzes der Verschwiegenheit auferlegt. Ich finde - in einer hier und da durchaus geschwätzigen Gesellschaft – ist ein feiner Kontrapunkt. Untereinander schafft er für uns ein besonderes Vertrauen.
Versuch der Erklärung was macht das Freimaurertum aus?
Wir bekennen uns zur Menschenwürde, Brüderlichkeit, Toleranz, Freidensliebe, sozialer Gerechtigkeit, Freiheit und Selbstbestimmung der Menschen und treten dafür auch ein. Wir Logenbruder arbeiten sinnbildlich am rauhen Stein (d.h. an uns selbst und nicht an anderen, gar Ausstehenden) um etwas besser zu werden und so hoffentlich nach außen zu wirken.
Es gibt auch den schönen Begriff der Eiübungsethik. Ich finde ihn sehr passend.
Dabei geht es stets um die Kunst des Lebens im Diesseits.
Wir stehen also für Brüderlichkeit, Toleranz, Humanität. Wer ist denn dagegen? Wohl keiner. Deshalb was sind wir nicht?
• Wir werben keine Mitglieder, wir nehmen SUCHENDE auf • Feimaurerei ist kein schöngeistiger Verein • Es ist weder Religion noch Konfession und auch kein religiöser Orden. Gleichwohl können Brüder diesen angehören oder eben auch nicht. • Es handelt sich auch um keine philantrophische Institution, erhebt aber die Pflicht zur Wohltätigkeit (wie z.B. das Altenheim) • Wir sind keine erfolgsorientierte Gesellschaft • Wir zwingen niemanden zu einer bestimmten Überzeugung, weder religiösen noch einer weltlichen • Unseren Mitgliedern werden keine geschäftlichen oder politischen Vorteile vermittelt • Logen bieten kein Forum für streitbare, tagesbezogene Diskussionen über Religion und Politik • Wir sind keine Geheimgesellschaft, verheimlichen weder unsere Existenz noch Ziele
Wir schützen unsere Versammlungen. Sie sind, wie andere private Vereine es auch halten, nur Mitgliedern zugänglich oder –wie heute bei Ihnen – Gästen auf Einladung.
Wir schützen die Tatsache der Mitgliedschaft. Jeder soll selbst entscheiden, ob er seine Mitgliedschaft kund tut.
Inhalt, Satzung und Organisation einschließlich des Vorstandes sind einsehbar und offen nachvollziehbar. Logen sind meist eingetrage Vereine, sie sind im Internet zu finden, stehen im Telefonbuch und ihre Logenhäuser sind Stätten der Begegnung.
Was hat es mit dem vielzitierten „Geheimnis“ auf sich? Vielleicht verdeutlicht das Beispiel der Musik, wie es gemeint ist. Musik kann ”gelesen” werden, aber die Notenschrift ersetzt nicht das Gesamtkunstwerk einer Komposition durch Interpretation. Auch freimaurerische Rituale könnte man „lesen“ (Staatsbibliothek), aber auch sie erschließen sich erst durch das persönliche Erleben. Das Erleben ist das eigentliche „Geheimnis“, das man deswegen nicht „verrät“, weil jeder individuell erlebt und weil sich persönliche Stimmungen und Gefühle nur schwer vermitteln lassen.
Andere freimaurerische „Geheimnisse“ sind allenfalls Heimlichkeiten, wie die tradierten Erkennungszeichen aus der Bauhüttenwelt. Das sind die Zeichen der Mitgliedschaft und des erreichten Grades, mit denen wir uns beim Besuch fremder Logen ausweisen können. Ganz ohne Pass und ohne Foto.
Ich habe den Begriff des Grades eben verwendet.
Unsere Zusammenkünfte laufen in schönen, überlieferten Formen ab, die in ähnlicher Weise schon die Steinmetze der Dombauhütten des späten Mittelalters verwendeten.
Die damals schon in den Graden Lehrling, Geselle und Meister arbeiteten. Die genannten Formen sind auch heute noch bei wandernden Handwerksgesellen in Gebrauch, die auf eine ebenso lange Tradition zurückblicken können wie wir. Die sehr großen Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedern brauchen eine Gemeinsamkeit.
Unsere alten Formen- Rituale - sind die Gemeinsamkeit, die uns miteinander verbindet. Über die Jahrhunderte hinweg und um die ganze Welt herum.
Wie läuft eine Logenarbeit ab?
Eröffnung mit einem Wechselgespräch, Kerzen werden entzündet, eine Arbeitstafel mit Symbolen wird ausgebreitet, Vortrag, Umfrage, Schließung wiederum mit einem Wechselgespräch. - Dazwischen Musik.“
„Das freimaurerische Ritual ist eine feierlich-festliche Handlung mit einem symbolischen Ablauf, in dessen Mittelpunkt das Erlebbarmachen von inneren Zusammenhängen steht, die sich oft der strengen Logik entziehen.” Kompliziert ausgedrückt, trifft es aber ganz gut.
Eine anderer Versuch der Beschreibung lautet:
”Durch gemeinsames Einüben wirkt das Erlebnis des Rituals auf alle Teilnehmer und erzeugt einen gruppendynamischen Prozess. Dabei kann das Ritual weder praktisches noch mystisches Wissen vermitteln, es kann aber Wege aufzeigen, Wege zu sich selbst, zum Nächsten und zu ehtischen Werten. Überlieferungen aus dem Brauchtum der Steinmetzbruderschfaten, uralte Symbole und allegorische Handlungen führen zu einem Zusammenspiel von Geist und Gemüt.”
Wechselgespräche führen im Ritual auch zur gegenseitigen Bestätigung von Wirkungen und Absichten wie beispielsweise bei der Frage nach dem „Sinn unserer Arbei“. Die Ritualantwort lautet: „Geistige Entfaltung und Entwicklung einer sittlichen Lebenshaltung.“
Oder wie man das erreicht: „Durch winkelrechte Lebensführung (und) von der Sklaverei der Vorurteile befreite Gedanken.“
Es gibt den Begriff der Einübungsethik. Ich finde ihn sehr passen.
Genau das geschieht in diesen überschaubaren Gemeinschaften die Loge genannt werden. Ähnlich, nicht identisch, den Bundesländern fügen sich die Logen organisatorisch in sogenannten Distrikten zusammen.
Wir treffen uns regelmässig, zumeist wöchentlich.
Was hat der Freimaurer davon, Freimaurer zu sein?
Er hat Freunde in der Nähe, Freunde an fremden Orten, Freunde in aller Welt. Freunde, die er noch gar nicht kennt. Er erweitert seinen Gesichtskreis.
Er entwickelt die eigene Persönlichkeit zu einem positiv eingestellten, dem Leben zugewandten Menschen, der sich und die Welt in den Blick nimmt. - Und tätig ist!
Die Welt hat davon schätzungsweise 3-4 Millionen Männer, die nicht engstirnig sein wollen und sich bemühen, gute Bürger zu sein und das über Logenmitgleidschaften anstreben.
In Stichworten möchte ich Ihnen noch einen kleinen Überblick über unsere Geschichte geben.
Die früheste bezeugte Existenz eines Freimaurers stammt aus dem 15.Jahrhundert. In der Melrose Abtei in Schottland findet sich eine Inschrift, mit der der Werkmaurer John Morrow den Schutz des Johannes für sein Bauwerk erbittet. Die früheste bezeugte Aufnahme eines Freimaurers ist die eines Mannes namens Elias Ashmole im Jahre 1646.
Logen sind Bruderschaften. Bruderschaften gibt es vermutlich, solange es überhaupt Menschen auf der Welt gibt. Bruderschaften und Gilden sind die Vorläufer der Sozialversicherung und des Versicherungswesens überhaupt.
Wir datieren das Jahr 1717 als den Beginn der modernen Freimaurerei. Denn
• Johanni 1717 bildeten 4 einzelne Logen in London die erste Großloge. Darauf führen sich alle Logen und alle Freimaurer zurück. • 1723 wurde die erste gemeinsame Verfassung niedergeschrieben. Sie ist immer noch gültig. • 1737 wurde – wie erwähnt - in Hamburg die Loge d’Hambourg gegründet, die sich ab 1740 Absalom nannte und noch heute existiert. Sie ist die älteste Loge in Deutschland • 1738, also ein Jahr danach, wurde ein preußischer Kronprinz aufgenommen, der spätere Friedrich der Große. • 1800 bauten die Vereinigten Fünf Hamburgischen Logen (ein weltweit einmaliger Verbund von fünf Hamburger Bauhütten) ihr erstes Logenhaus. Auch die Vereinigten fünf Logen existieren noch heute. • 1811 gehörte Hamburg vorübergehend zum französischen Staat, und die Logen wurden aufgefordert, sich der französischen Großloge, dem Grand Orient de France, anzuschließen. Dem entgingen sie, indem sie ihre eigene Großloge, die Große Loge von Hamburg bildeten. • 1934 mussten die Logen geschlossen werden. - Nach dem Kriege wurden sie in Westdeutschland wieder eröffnet. Die zweite Dikatur auf deutschem Boden hatte keine Wiederzulassung genehmigt. Seit der Wende gibt es auch in den neuen Bundesländern ein lebendiges Logenleben. • 1949 schlossen sich die Große Loge von Hamburg und ihre deutschen Tochterlogen der Großloge names der Alten Freien und Angenommen Maurer von Deutschland an. • 1957 gelang es, sie und die neben ihr noch existierenden Großlogen in den "Vereinigten Großlogen von Deutschland - Bruderschaft der Freimaurer" zu vereinigen.
Die Vereinigten Großlogen von Deutschland sind die Vertretung aller deutschen Logen gegenüber ausländischen Großlogen und in der deutschen Öffentlichkeit.
Auf der internationalen Ebene gilt der Grundsatz: pro Staat eine Großloge. Die Beziehungen der Großlogen zueinander sind wie die Beziehungen unter Nationalstaaten geregelt. Sie basieren auf dem Prinzip der gegenseitigen Anerkennung und sind durch die Ernennung von Großvertretern verbunden. So wird die Weltbruderkette gebildet.
Eine Leitfunktion nimmt dabei die Anerkennung durch die United Grandlodge of England (UGLE) ein.
Aber es ist wirklich wie bei den diplomatischen Beziehungen: Nicht jeder erkennt jeden und zu jedem Zeitpunkt an. Immer ist irgendetwas in Bewegung. …..Baltikum, Jusgoslawien, Frankreich ….
Vielleicht fragen Sie sich, wer denn nun die Großlogen sind, die in den VGL – den Vereinigten Großlogen von Deutschland - plural - zusammengeschlossen sind. Es sind dies insgesamt fünf Großlogen:
• Großloge A.F.u.A.M. von Deutschland, auch humanitäre Freimaurerei genannt • Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland, auch Freimaurerorden genannt (hier war wohl Ihr Großvater Logenmitglied) • Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“, gegründet von Friedrich dem Großen • American Canadian Grand Lodge A.F.&A.M. • Grand Lodge of British Freemasons in Germany.
Auf die Differnzierung verzichte ich. Dabei Nichts Unterschlagen wollen, aber ich möchte Ihnen ja einen Überblick geben und Sie nicht verwirren.
Nur so viel: Amerikaner und Briten sind also auch dabei! - Sie fragen sich wahrscheinlich, woran das liegt. - Nun, das hat mit den politischen Verhältnissen der fünfziger und sechziger Jahre zu tun, als auf dem Boden der alten Bundesrepublik Deutschland alliierte Soldaten in Form der Franzosen, Briten, Amerikanern und Kanadiern stationiert waren. Darunter waren naturgemäß auch Freimaurer mit ihren Familien. Das führte zur Bildung zahlreicher Logen, vor allem in Süddeutschland.
Ich möchte nun noch mal auf das Jahr 1723 zurückkommen. In diesem Jahr gelang mit der Formulierung der Alten Pflichten ein Regelwerk, das uns bis heute als Richtschnur dient.
„Der Maurer ist verpflichtet, dem Sittengesetz zu gehorchen, und wenn er die Kunst recht versteht, wird er weder ein engstirniger Gottesleugner, noch ein bindungsloser Freigeist sein.
In alten Zeiten waren die Maurer in jedem Lande zwar verpflichtet, der Religion anzugehören, die in ihrem Lande oder Volke galt, heute (1737 !) jedoch hält man es für ratsamer, sie nur zu der Religion zu verpflichten, in der alle Menschen übereinstimmen, und jedem seine besonderen Überzeugungen selbst zu belassen. Sie sollen also gute und redliche Männer sein, von Ehre und Anstand, ohne Rücksicht auf ihr Bekenntnis oder darauf, welche Überzeugungen sie sonst vertreten mögen. So wird die Freimaurerei zu einer Stätte der Einigung und zu einem Mittel, wahre Freundschaft unter Menschen zu stiften, die einander sonst ständig fremd geblieben wären.“
Ich finde die zitierte Stelle gibt einen guten Eindruck davon, dass wir das Verbindende zwischen allen Menschen suchen.
Auch sind dies Grundsätze kein freimaurerisches Geheimnis, aber vielleicht sind sie das Rezept, welches dazu geführt hat, dass unser Bund so zeitlos und so dauerhaft ist. I
Aber auch im 21. Jahrhundert gibt es noch Staaten und Gegenden, in denen solche Aussagen als anstößig empfunden werden. - Nicht überall in der Welt sind Logen erlaubt.
Vielleicht noch vier aktuelle Zahlen:
In Hamburg gibt es z.Zt. 39 Logen mit rund 1.400 Mitgliedern.
Die Lehrart unserer Großloge – woher Sie mich heute freundlicherweise eingeladen haben bietet die Vielfalt von 20 Lagen und 771 Mitgliedern.
Auf Ihrer informativen Internetseite schreiben Sie, das Sie einer der ersten gemischten Lions-Clubs in Deutschland sind. Bei uns in Hamburg kommen 4 Logen für Frauen – zusammen etwa 100 Mitglieder.
Sie schreiben davon, das Sie auf einen Generationen-Mix Wert legen. Das könnte in unsere Fragerunde passen. Mich würde interessieren, wann und woher kommen Ihre Mitglieder zu Ihnen?
Deutschlandweit gibt es 479 Logen mit rund 15.000 Freimaurern.
Professor Rolf Wernstedt, ehemaliger niedersächsischer Kultusminister und Präsident des Niedersächsischen Landtages hat beim Festakt 300jährigen Jubiläum gesagt:
Ich kann mir vorstellen, dass es Fragen gibt, zu denen es hilfreiche freimaurerische Zugänge gibt. Wünschenswert wäre:
• Könnte man nicht die unselig oberflächliche politische Diskussion um Gleichheit und Gerechtigkeit in der heutigen Zeit neu akzentuieren? • Gibt es eine freimaurerische Haltung zu den Entwicklungen der Flüchtlings- und Migrationsthematik? Was sagen die Freimaurer zur Würde der Millionen von Flüchtlingen und den Tausenden Ertrunkenen? • Von welchem Grad von Untätigkeit an wird ein Bekenntnis zur Humanität zur Phrase? • Wo bleibt der Aufschrei der aufgeklärten Freimaurer angesichts des dreisten „Sich-Breit-Machens“ von sogenannten alternativen Fakten? Kann die „Arbeit an sich selbst“ dazu helfen, die Kommunikation in Kurzkommentaren bei Twitter, Facebook und SMS-Texten als „Entfernung von sich selbst“ zu entlarven?
Mich beschäftigen diese Denkanstösse ständig. Wie sehen Sie das bitte? Welche Themen greifen Sie auf? Und was erwarten Sie von vielleicht von uns?
Vielleicht haben Sie Freude daran, sich später – ganz freimaurerisch -eine eigene Meinung bilden, ob die Freimaurerei eine Weltverschwörung ist? Ich hoffe, Ihnen zu dieser Frage einige, wenige Anregungen gegeben zu haben. Übrigens ist es meine ”diskrete Gesellschaft” nach meiner Überzeugung: - Eine Verschwörung zum Guten.
Dazu möge unser Gespräch dienen. Ohne Sie Einvernehmen zu wollen, aber vielleicht im Sinne des Freimaurers Gotthold Ephraim Lessing: „Laut Denken mit dem Freunde.“ Oder wie es im Ritual heißt es: ”Wir begegnen uns auf der Winkelwaage - auf gleicher Ebene.”
Ihre Standpunkte und unbefangenen Fragen interessieren mich sehr und ich möchte davon in meinen Logen erzählen können.
Ihrer noblen Vereinigung wünsche ich eine prächtige Zukunft und lade Sie auch zum Gegenbesuch in das Logenhaus ein.
Herzlichen Dank für’s Zuhören.