Rezension: Hans Bankl: Mozart und seine Brüder
"Mozart und seine Brüder"
Rezension von Jens Rusch
Das Buch "Mozart und seine Brüder" ist ein nachgelassenes Werk des 2004 verstorbenen österreichischen Freimaurers Hans Bankl, es handelt sich um eine Art Tagebuch. Wie jedes Tagebuch mischt sich Kenntnisreiches mit persönlicher Einschätzung und Interpretation - und das darf es auch. Bankl hatte ein gutes Gespür für eine geschmeidige Lesbarkeit und mischte seine kulturhistorischen Ausflüge mit humorvollen Interpretationen. Davon zeugen bereits die Titelgebungen wie "Prinzen, Vogelkundler und Häuptlinge vom Stuhl" und "warum hat sich Absalom in 3 Nesseln gesetzt? "
Der Mediziner und Freimaurer Hans Bankl war nicht nur ein bedeutender Pathologe, sondern auch ein in Österreich sehr erfolgreicher Verfasser populärwissenschaftlicher Bücher. Titel wie "Im Rücken steckt das Messer" oder "Wie oft fluchte der Pharao?" landeten regelmäßig in den Bestsellerlisten.
2004 ist Hans Bankl gestorben. Nun hat seine Witwe Christa Bankl nachgelassene Schriften ihres Mannes herausgegeben. Bankl, der seit 1988 Freimaurer war, hat penibel seine Eindrücke und Gedanken niedergeschrieben, die ihm während und nach den Logenarbeiten gekommen sind: "Ist die Meistererhebung ein Reinkarnationsritus?" Und sie gehen weit über bloßes internes Vereinsgetümmel hinaus.
Sehr anschaulich fasst der Humanist Bankl zusammen, was ihm als das Wesentliche an der Bruderschaft der Freimaurer erscheint (Zitat):
"Die Freimaurerei vereinigt Menschen, die das profane Leben wegen ihrer Anschauungen und Überzeugungen trennen würde (Religion, Weltanschauung, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft). Dies ist dadurch möglich, dass die einzelnen Anschauungen und Überzeugungen unangetastet bleiben.
Es gibt keine freimaurerische Autorität, die sich anmaßt, Überzeugungen als richtig oder falsch zu beurteilen. Gedankenfreiheit, Gewissensfreiheit, Mündigkeit jedes einzelnen Menschen ist der oberste Leitsatz.
Es ist schwer verständlich, aber imponierend und faszinierend, dass jeder Bruder seine Überzeugung leben kann, ohne deshalb von einem anderen Bruder diskriminiert zu werden."
Das ist zumindest der Anspruch, den Bankl im Sinne des titelgebenden Freimaurers Wolfgang Amadeus Mozart, nach Kräften selbst gelebt hat.
Im Vorwort schreibt der Alt- und Ehrengroßmeister Michael Kraus, der auch als Obmann des Museumsvereins Schloss Rosenau fungiert:
"Es ist eine sehr schöne, wenn nicht sogar glückliche Fügung, dass dieses Buch unseres verewigten Freundes Hans Bankl gerade im jahr 2009 herauskommt. Die Großloge von Österreich feiert in diesem jahr ihr 225. Bestehen, und aus diesem Anlass haben wir im Freimaurermuseum Schloss Rosenau bei Zwettl eine Sonderausstellung mit dem Titel >>... unsere Bausteine sind die Menschen<< gestaltet. Hier werden das erste mal Persönlichkeiten Österreichs aus diesen Jahrhunderten präsentiert, die alle Freimaurer waren. Das Buch "Mozart und seine Brüder" passt somit großartig zu diesem Anlass.
Es mag eine österreichische Eigenart sein, aber ich neige dazu, "Quattuor Coronati" (Seite 54) als ein Indiz für ein nicht freimaurerisch kundiges Lektorat zu werten.
Aufrüttelnd der Schlußakkord der Witwe Christa Bankl, eine wohl berechtigte Abrechnung mit den österreichischen Logenbrüdern Bankls (Seite 190):
"Ohne jemandem nahetreten zu wollen, fallen mir auch unwillkürlich die letzten traurigen Wochen meines mannes ein: Er hatte einen Abschiedsbrief verfasst, mit Bleistift geschrieben, mehr Kraft hatte er nicht mehr. Mein Mann wartete und hoffte auf ein Zeichen oder eine Antwort.- Nichts!
Nur nach seinem Tod fanden sich Beileidswünsche auf dem Anrufbeantworter. ich habe danach weder von seiner Loge noch von einem der Brüder je wieder etwas gehört. Sehr wohl erhielt ich von deutschen Logen Trost. So mischen sich in meine Gedanken über die Freimaurer dann und wann auch ein wenig zwiespältige Gefühle..."
Wenige Zeilen zuvor erinnerte Sie sich jedoch: "Meine Erlebnisse bei vielen Freimaurerfesten, an denen ich meinen Mann begleiten durfte, sind mir noch in bester Erinnerung, gehörten doch die Brüder zu den höflichsten, kultiviertesten Menschen, denen ich je begegnet bin."
Man darf also keine enzyklopädischen Ansprüche haben, wenn man zu diesem Buch greift. Aber es macht kurzweilige Freude, es zu lesen und man spürt ein wenig von der Beseeltheit des Autors, der ein herzlicheres Feedback seiner Logenbrüder erhofft und wohl auch verdient gehabt hätte.
"Mozart und seine Brüder", ist erschienen beim Seifert Verlag / Wien.
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