Zur unverbrüchlichen Einigkeit
Wir sind eine junge Bruderschaft. Nicht was das Alter unserer Johannisloge mit ihren 192 Logenlenzen angeht. Auch nicht mit Blick auf das Alter unserer Logenmitglieder - der älteste Bruder ist 85, der jüngste 31 Jahre alt. Wir sind eine junge Bruderschaft, weil unsere Brüder offen, neugierig, gradlinig sind und wir trotz der großen Altersspanne und der unterschiedlichen Berufe - Straßenbauer, Schlachtermeister, Kaufmann, Künstler, Jurist - unkompliziert und vertraut miteinander umgehen. Hier können Fragen nach dem Sinn des Lebens gestellt und Ideen frei formuliert werden. Das halten wir für einen großen Vorteil unserer Loge.
Einen weiteren Vorteil sehen wir darin, daß wir keine zu große Loge sind. Einen Vorteil, weil man den Bruder schneller und besser kennenlernt. Die Anonymität bleibt deshalb draußen vor der Tür. Für viele Brüder ist diese Gemeinschaft jenseits von Alltagshektik, Konkurrenz und Prestige ein zweites Zuhause; manche hier entstandenen Freundschaften haben zu gemeinsamen Hobbys und Freizeitaktivitäten geführt. Wenn wir also auch eine nicht so große Loge sind und bleiben wollen, so ist doch für neue Brüder immer noch Platz. Wichtiger als jung oder alt, groß oder klein, reich oder nicht, sind uns die Prinzipien der Freimaurerei, die uns verbinden: Achtung vor dem Mitmenschen, Brüderlichkeit, Gleichheit, Toleranz, Vernunft.
Wir Freimaurer streben nicht danach, andere Menschen zu ändern, sondern uns selbst zu verbessern. Das bedeutet, daß wir uns selbst, unser Denken und Handeln, ethisch hinterfragen. Und jeder soll daraus seine eigenen Schlüsse für sich und sein Verhalten gegenüber den Mitmenschen ziehen. Bei unseren Treffen (zweimal monatlich, mittwochs um 20 Uhr), deren ritueller Ablauf festgelegt ist und die wir "Arbeit" nennen, verdeutlichen wir uns unser Sein und unsere Situation anhand von Symbolen, die aus den Arbeitsgeräten des traditionellen Bauhandwerks entnommen sind, also beispielsweise Winkelmaß und Zirkel. Meist hält ein Bruder eine Rede über seine Erfahrungen und Gedanken zu Fragen von allgemeinem Interesse.
Nur religiöse Streitfragen und Parteipolitik werden bei uns nicht diskutiert; und wer bei uns einen verschwörerischen Geheimbund sucht, ist an der falschen Adresse. Daß unsere "Arbeiten" nicht öffentlich sind, hat nichts mit Geheimniskrämerei, sondern mit einer Vertraulichkeit zu tun, wie sie auch bei Mitgliederversammlungen von Vereinen oder Dienstbesprechungen im Betrieb gewahrt wird.
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