Gormogonen
Gormogonen
Quelle: Lennhoff, Posner, Binder
(engl. Antient Noble Order of the Gormogons), ein im Herbst 1724 in London aufgetauchter sogenannter Orden, der sich in Zeitungsmeldungen in offenen Gegensatz zur Freimaurerei stellte. Hinter der Gründung, die in der zweiten Auflage von "Grand Mystery of the Freemasons Discover'd" (Oktober 1724) unter dem Pseudonym "Verus Commodus" eingehend beschrieben wurde, waren stuartistische Einflüsse bemerkbar, die sich gegen das regierende Haus "die Usurpatoren" richteten. Beteiligt war der Herzog Philipp Von Wharton (s. d.), der geistreiche, aber zügellose Tory, der den englischen Freimaurern als Großmeister der Großloge 1722 bis 1728 manche böse Stunde bereitet hat. Der Orden behauptete aus den Urzeiten Chinas zu stammen. Unter Heranziehung einer grotesken persischen Dynastiegeschichte, die sich für den Kenner ohne weiteres auf die englisch en dynastischen Verhältnisse übertragen ließ wurde versucht, dem Königshaus Schwierigkeiten zu bereiten und das Freimaurertum zu verunglimpfen. Der Orden hatte, wie wohl eindeutig feststeht, politische Tendenzen, die von den Stuarts oder Jakobiten ausgingen und an denen auch Jesuiten beteiligt gewesen sein sollen. Die Verbindung Whartons ("Mandarin Hang Chi" nannte er sich in einem Brief über die Gormogonen an den Herausgeber des Blattes "Plain Dealer") mit dem Orden zeigt deutlich, wohin er zielte. Mit der Abreise Whartons aus England verlor der Orden seinen persönlichen Rückhalt und schlief gegen 1731 ein.
Von Hogarth (s. d.) stammt das satyrische Kupfer "The Mystery of Masonry, brought to Light by the Gormogons". Dr. Höfig (Parchim) glaubte die Bedeutung des Namens gefunden zu haben, indem er ihn aus dem lateinischen Germanus und dem griechischen Zeitworte gignomai (geboren werden) ableitet. Diesem erstaunlichen und so vollkommenen zusammenhanglos auftretenden Namer Gormogonen = "Deutschbürtige" stimmt auch Ferdinand Runkel (Geschichte der deutsehen Freimaurer I, 359) zu. Man vergleiche den Text der Briefe des Verus Commodus (s. d.) mit diesem Deutungsversuch, um die Haltlosigkeit dieser philologischen Haarspalterei zu verstehen. Es ist viel zweckmäßiger, auf die Deutung ganz zu verzichten, als Deutungen anzuführen, die weder philologisch noch historisch einen Sinn ergeben.