Wilhelm Molly

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Geboren 1863 in Wetzlar.

Eröffnete in Preußisch Moresnet eine Hausarztpraxis.

Unter der Bevölkerung hatte Doktor Molly sich schnell einen Namen gemacht, da er zu sehr kulanten Preisen seine Patienten behandelte. Als er dann auch noch eine drohende Cholera-Epidemie zurückdrängen konnte, war seine steigende Popularität nicht mehr aufzuhalten. Eine Ernennung zum Betriebsarzt der Vieille Montagne ließ auch nicht länger auf sich warten.

Man kann behaupten, dass die Geschichte von Neutral-Moresnet ohne Doktor Molly eine ganze Anzahl interessanter Aspekte nicht gehabt hätte.

So war Doktor Molly der Gründer der Kelmiser Verkehrs-Anstalt. Es war nicht diese Vereinigung, die so besonders war, sondern vielmehr waren es die durch dieser Anstalt ausgegebenen Briefmarken, wodurch Doktor Molly und seine Freunde ihre Unabhängigkeitsvorhaben zum Ausdruck bringen wollten. Möglicherweise waren sie beeinflusst durch die in mehreren deutschen Städten arbeitenden Postdienste. Als dann jedoch die beiden Kommissare durch den Bürgermeister über diese Aktivitäten informiert wurden, wurde sofort eine Verbotsverordnung erlassen. Die Kommissare hatten ihr Verbot begründet mit der Tatsache, dass in Neutral-Moresnet noch immer das Französische Recht galt. Dieses Französische Gesetz von 1711 sah vor, dass der Postdienst ein Staatsmonopol bleiben musste. Aber die Ausgabe dieser Briefmarken ist nur eine Lappalie verglichen mit dem Versuch von Doktor Molly, Neutral-Moresnet zu einem Esperantostaat „Amikejo“ umzutaufen.

Im Jahre 1906 war Doktor Molly mit dem französischen Professor Gustave Roy in Verbindung getreten. Gustave Roy und Doktor Molly, beide eingefleischte Esperantisten, beschlossen, an der Errichtung eines Esperantostaates zu arbeiten. Und welches Gebiet bot sich für ein solches Vorhaben besser an als das neutrale Gebiet von Neutral-Moresnet?

Im Jahre 1908 wurde im Schützenlokal eine große Propagandaversammlung organisiert. Die ganze Bevölkerung wurde zusammen getrommelt und in dem geschmückten Saal wurden schwungvolle Reden gehalten zur Errichtung eines Esperantofreistaates „Amikejo“ (= Ort der großen Freundschaft). Während dieser Versammlung wurde durch die Bergmannskapelle der von Willy Huppermann komponierte „Amikejo-Marsch“ aufgeführt, welcher gleichzeitig als Volkslied dienen sollte.

Nach dieser Versammlung berichteten viele internationale Zeitungen über die mögliche Gründung eines Esperantostaates. Ebenfalls wurde auf dem vierten Esperantokongress in Dresden beschlossen, Den Haag als mögliche Weltzentrale fallen zu lassen und stattdessen sich für Neutral-Moresnet zu entscheiden.